Dass es einen Nostalgiebonus gibt, will ich ja gar nicht kleinreden. Der betrifft aber nur die Nostalgiker - und um die geht es mir nicht. Das hätte ich schon im Eingangspost deutlicher machen sollen. Ich finde es nicht nett, mich deswegen dumm zu nennen, was du indirekt getan hast.
Ich habe nie OD&D gespielt und auch AD&D nur sehr kurze Zeit. AD&D war für mich damals auch ein ziemlicher Graus. Selbst die AD&D-Computerspiele fand ich grausam. Ich verbinde mit den OSR-Spielen alles andere als nostalgisches Schwelgen. Mich interessieren die Sachgründe, derer es ja gute gibt. Nach dem für mich enttäuschenden Stars without Number setze ich mich derzeit mit Lamentations of the Flame Princess auseinander, das ich ganz großartig finde. Auch als jemand, der mit DSA3 "groß geworden" ist, ganz ohne Nostalgie-Bonus. Wenn ich dann die AD&D-Klone sehe kommt da ganz natürlich die Frage auf, ob mir nicht wichtiges entgeht.
Ich sehe aber inzwischen, dass die Sachargumente wirklich eher gering sind. Das Problem ist, dass die Probleme von AD&D anscheinend nur wenig angegangen werden, also tatsächlich der Schwerpunkt eher auf Klonung liegt, als auf einer systematischen Neuentwicklung, wie es Sine Nomine Publishing oder LotFP versuchen - nur (leider?) auf einem eher basalen Niveau. Was AD&D vor allem zu machen scheint, ist, mehr mechanische Optionen zu bieten, also im Grunde ist es der Anfang der Crunchy-Bits-Geschichte. Mehr Zauber, mehr Klassen, mehr Rassen... Das ist sicher gut für Spieler, die wenig selber machen oder sich mit den gewohnten Regeln langweilen, weil sie jede Klasse 5x auf Level 10 gebracht haben.
Heute habe ich mir ACKS gekauft, konnte mich aber noch nicht richtig einlesen. Ich bin mal gespannt, wie es sich von LotFP, LabLord und LabLord mit Companion unterscheidet. Meine Hoffnung ist, vieles zur Kampagnenerstellung notfalls nach LotFP migrieren zu können, falls mich die Grundregeln nicht vom Hocker hauen. Das ist übrigens für mich einer der Sachgründe, sich mit den OSR-Spielen auseinanderzusetzen: Die leichte Konvertierbarkeit einzelner Regelelemente. Im Moment arbeite ich an einem eigenen früh-neuzeitlichen Science Fantasy-Setting und es ist so einfach, es mit LotFP umzusetzen und sich Anregungen und Material aus anderen Spielen und Supplements zu holen. Selbst Material aus gänzlich anderen Rollenspielen lässt sich leicht integrieren, ich bastle Kreaturen z.B. auch mit dem Alien-Encounter-Generator aus Traveller.