Rezension Warcraft Legends 5 [B!-Rezi]

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Warcraft Legends Band 5


[B!-Rezi]


Der Abschlussband der Warcraft Legends-Reihe unterscheidet sich von den anderen vor allem dadurch, dass er nicht nur vier, sondern fünf Geschichten enthält.

"Da hat man unterm Strich eine mehr." würde Herbert Knebel dazu sagen, und hätte damit auch Recht. Leider ist das aber auch fast das einzige Gute, das man über dieses Buch sagen kann.
Die Stories im Einzelnen:

Kriegerin Durch und Durch – Teil 2
von Christie Golden und In-Bae Kim
Das Orkmädchen Draka muss (in dieser Fortsetzung der Geschichte aus Band 4) noch zwei Zutaten beschaffen, damit ihr die Stammesschamanin den begehrten Zaubertrank braut, der ihre schwächliche Konstitution verbessern und sie endlich zu einem vollwertigen Stammesmitglied machen soll: das Horn eines Talbuk und das Fell eines Grollhufs. Keine leichte Aufgabe…

Ungebrochene Kriegerin
von Grace Randolph und Erica Awano
Nachdem die Zwillingsschwestern Lieren und Loania ihre untote Mutter nicht mehr retten, sondern nur noch erlösen konnten (in der Geschichte Gespaltene Kriegerin in Band 2), wollen sie nunmehr ihrem Vater beistehen. Der ist zwar schon seit langer Zeit im Turm von Karazhan verschollen, aber die Mädchen haben die Hoffnung nicht aufgegeben, ihm doch noch beistehen zu können. Sie betreten den verfluchten Turm, müssen jedoch schnell feststellen, dass sie sich dadurch mit Gegnern angelegt haben, denen sie nicht gewachsen sind…

Der erste Wächter
von Louise Simonson und Seugh-Hui Kye
Die unkontrollierte Nutzung von Magie in der Stadt Dalaran führte dazu, dass Dimensionsrisse entstanden, durch die die Dämonen der Brennenden Legion Lordaeron bedrohen. Als eine Gruppe der mächtigsten Magier, der Rat von Tirisfal, im Kampf gegen den Dämon Kathra’natir ihren Anführer verliert, gelingt es dem Zauberlehrling Alodi, sie zu retten. Die Magier erkennen, dass Alodi über die Fähigkeit verfügt, die Magier anderer Zauberer zu bündeln und so zu verstärken. Damit ist er für sie im Kampf gegen die Dämonen von großem Wert. Aber um sich dem Rat anzuschließen muss Alodi sein bisheriges Leben aufgegeben und auch seine Verlobte Eidre…

Ein reinigendes Feuer
von Evelyn Frederickson und Ryo Kawakami
Sir Thomas gehört zu den Paladinen der Silberhand, die einen aussichtslosen Kampf gegen die Seuche von Untoten ausfechten, die die Geißel genannt wird. Der Orden der Silberhand zerbricht schließlich an den allzu großen Verlusten; aus seinen Mitgliedern formt sich der neue Orden des Scharlachroten Kreuzzugs. Die Vorgehensweise des Kreuzzugs ist allerdings extrem: Unschuldige werden vorsorglich getötet, damit sie nicht von der Geißel infiziert werden können. Als Thomas so seine Familie verliert, kostet ihn das seinen Verstand. Seine Ordensbrüder sind gezwungen, ihn hinzurichten. Aber das hält Thomas nicht auf…

Albträume
von Richard A. Knaak und Rob Ten Pas
Im Reich der Träume werden der Zwergenkönig Magni Bronzebart, der Ork-Kriegshäuptling Thrall und die menschliche Zauberin Jaina Prachtmeer mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontiert…

Ein krönender Abschluss sieht anders aus. Band 5 der Reihe kann nicht einmal das durchwachsene Niveau der Vorgängerbände halten und lädt sicher nicht dazu ein, sich mit der Welt von Warcraft intensiver zu befassen.

Der zweite Teil von Kriegerin Durch und Durch führt die Geschichte genau dort fort wo Teil 1 endete. Leider war die Einführung in die Story in Teil 1, die spannende Einblicke in die Mentalität der Orks eröffnete, viel interessanter als die Auflösung hier. Drakas Kampf um Anerkennung verläuft ziemlich unspektakulär und mit einer Auflösung, die jedenfalls seit dem Zauberer von Oz ein ganz alter Hut ist. Das aufgesetzt wirkende Ende, das Draka einen festen Platz in der Warcraft-Historie verleihen soll, macht es auch nicht wirklich besser. Christie Golden schreibt zwar immer noch die besten Dialoge der Serie und In-Bae Kim gehört auch zu deren besten Zeichnern, aber diese Talente werden hier leider verschwendet. Eine vertane Chance.
Eigentlich hatte ich gehofft, den nervigen Zwillingsschwestern Lieren und Loania aus Band 2 nicht noch einmal begegnen zu müssen, aber Ungebrochene Kriegerin macht diese Hoffnung leider zunichte. Zwar sind die Zeichnungen von Erica Awano deutlich runder und besser als die von Erie in der ersten Story um das ungleiche Schwesternpaar, aber die erzählte Geschichte ist immer noch genauso banal und uninteressant wie in Teil 1 (im Gegensatz zum Zeichner hat ja die Autorin nicht gewechselt). Nachdem die Schwestern ihre untote Mutter ja bereits geköpft – Entschuldigung, erlöst – haben, ist nun der Vater dran. Dessen Situation ist etwas komplizierter als die von Frau Mama, da sein Geist im Turm von Karazhan gefangen ist. Die Wesen, die den beiden im Turm begegnen, sind hierbei wenig originell, die übernatürlichen Wahrnehmungsfähigkeiten Loanias ändern sich von Szene zu Szene und das ganze Herumgehampel um Geister, die in einer Zeitschleife gefangen sind, ist auch ziemlich verwirrend. Insgesamt wäre es wohl besser gewesen, das Schicksal von Lierens und Loanias Vater im Dunkel zu lassen und sich diese Fortsetzung zu sparen.
Der erste Wächter spielt in einer Epoche, die für Kenner der Lordaeron’schen Geschichte sicherlich interessant ist, kommt es hier doch zu frühen Konflikten zwischen sterblichen Magiern einerseits und den Dämonen der brennenden Legion andererseits. Der "Schreckenslord" Kathra‘natir ist dabei aber etwas unglücklich als Oberschurke gewählt, da er weder besonders schrecklich noch dämonisch wirkt, sondern eher irgendwo zwischen Doctor Doom und einem James Bond-Schurken angesiedelt ist. Die Mitglieder des Rates von Tirisfal hingegen bleiben – mit Ausnahme des untoten Meryl – allerdings so blass, dass es kaum auffällt, dass zwischendurch einige von ihnen ins Gras beißen. Die große tragische Liebesgeschichte zwischen der Prinzessin Eidre und dem ihr versprochenen Alodi plätschert auch eher so dahin. Wenn die Geschichte etwas länger wäre und es mehr Zeit für die Darstellung der Figuren gäbe, dann wären diese dem Leser auch nicht so schrecklich gleichgültig, sodass einen ihr Schicksal vielleicht berühren würde, aber hier nimmt die Kürze der Story dieser jede emotionale Dimension. Zwar gibt es ein paar nette Zauberduelle, die wären aber sicher noch sparsamer, wenn man einen Zeichner mit ihrer Darstellung betraut hätte, der mit Details nicht ganz so sparsam umgeht wie Seung-Hui Kye.
Ein reinigendes Feuer ist die beste Geschichte des Bandes – was angesichts der Konkurrenz aber auch keine besonders große Leistung ist. Hier wird – im Gegensatz zu Der erste Wächter – eine historische Begebenheit (nämlich der Kampf gegen die Geißel und die Umwandlung des Ordens der Silberhand in den Scharlachroten Kreuzzug) in einer durchaus interessanten Weise geschildert. Dass dabei mit Sir Thomas ein einzelner Paladin in den Mittelpunkt gestellt wird, macht es etwas leichter, sich mit den Vorgängen zu identifizieren. Allerdings werden viele zentrale Begebenheiten (insbesondere die, an denen Thomas nicht beteiligt ist) nur ganz kurz angerissen, was die Entwicklung des Feldzugs nur schwer nachvollziehbar macht. Deutlich wird jedoch die verzweifelte Lage der Ritter und Paladine und die Überlegungen, die zur Entstehung der menschenverachtenden Taktiken des Scharlachroten Kreuzzugs führen, dessen Anhänger Zivilisten lieber töten als die Gefahr einzugehen, dass diese vielleicht irgendwann in Untote verwandelt werden. Thomas ist dabei kein Strahlemann mit blütenreiner Weste, sondern wird von Anfang an als religiöser Fanatiker dargestellt, der jedoch aus Liebe zu seiner Familie die Bodenhaftung nicht ganz verliert. Sein Zusammenbruch als Folge einer persönlichen Katastrophe erscheint durchaus nachvollziehbar. Die Rahmenhandlung um den Kopflosen Reiter wirkt zwar etwas aufgesetzt, verbindet die Geschichte aber immerhin mit der Gegenwart der World of Warcraft. Die Figuren wirken auf den Zeichnungen Ryo Kawakamis zwar durchweg schlaksig und sehr dünn, aber das kann ja auch an der herrschenden Hungersnot liegen. Insgesamt geht dieser Beitrag in Ordnung.
Was Richard A. Knaak allerdings dem geneigten Leser mit Albträume sagen will, bleibt eher im Dunkeln. Hier werden lediglich die Albträume dreier Figuren beleuchtet, die der Leser aus anderen Quellen (insb. den PC-Spielen) bereits kennen dürfte. Diese verarbeiten in ihren Träumen prägende Ereignisse, die der Warcraft-Fan aber alle schon kennen dürfte. Natürlich liefert die Darstellung aus dem Blickwinkel eines Beteiligten eine neue Perspektive und gerade der Traum der Magierin Jaina stellt ein nettes "Was wäre wenn…"-Szenario dar, aber insgesamt sind die geschilderten Träume – außer für passionierte Traumdeuter – doch eher belanglos.

Warcraft Legends 5 ist ein wenig rühmlicher Abschluss einer insgesamt eher durchwachsenen Serie. Hier findet man verstärkt noch einmal all das, was auch schon an den Vorgängerbänden gestört hat: mäßige Zeichnungen, uninteressante Geschichten und Situationen, die vom Leser so viel Hintergrundwissen verlangen, dass sie sich einem Neueinsteiger in das Warcraft-Universum (der aber doch wahrscheinlich die Zielgruppe dieser Reihe darstellt) nicht erschließen. Da hatte die Schwesterserie Starcraft Frontline inhaltlich und grafisch die Nase vorn.
Selbst beinharte Warcraft-Fans sind gut damit beraten, ihr Geld besser in das neue World of Warcraft-Addon oder eine Verlängerung ihres Accounts zu investieren als in diese Bände.

Nutzen für Rollenspieler: Gering
Alle Geschichten sind so eng mit ihren Hauptfiguren verbunden, dass es wohl nur sehr schwer möglich sein dürfte, sie in Abenteuer für die eigene Kampagne umzuarbeiten. Der erste Wächter liefert immerhin einige Hintergrundinformationen über die Magokratie in Dalaran und Ein reinigendes Feuer erzählt letztlich die Entstehungsgeschichte des Scharlachroten Kreuzzugs, sodass diese Geschichten immerhin Hintergrundkenntnisse vermitteln. Da beide Stories aber in vergangenen Epochen spielen sind diese Informationen für Abenteuer, die in der Gegenwart Azeroths angesiedelt sind, auch nur bedingt nützlich.Den Artikel im Blog lesen
 
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