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Guest
Nachdem ich mal wieder einen ellenlangen (wenn auch guten!) Beitrag von Zornhau HIER beim Hofrat gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass ich durchaus von vielen langjährigen Rollenspielern immer wieder in der ein oder anderen Version zu hören bekomme: "Früher, früher da war alles besser!"
Nun stellt sich mir natürlich die Frage, wie viel ist an dieser Aussage tatsächlich dran?
Zunächst einmal gab es "früher" (wann auch immer das gewesen sein mag, ich kann da nur von den 90ern sprechen) mehr Rollenspielläden, ja sogar mehr Spielwarenläden allgemein. Dem kann ich durchaus zustimmen. Die Gründe für das Aussterben dieser Läden, vor allem ersterer alleine im Internet und Versandshops zu sehen halte ich für verkehrt, dochist das nicht Teil dieser Diskussion. War das besser?
Ich sage eindeutig JA, ein Rollenspielladen ist ein Ort, an dem man Gleichgesinnte treffen konnte (und kann), an dem man mit den diversesten Leuten Fachsimpeln kann, an dem man in die diversesten Spielbücher und sonstigen Supplements wie Miniaturen, Bodenpläne, usw reinschauen kann, ein Ort an dem man an verschiedensten Spielrunden teilnehmen kann und zu guter letzt einfach ein Ort an dem man sich als Hobbiist wohlfühlt (auch ob und in wie weit dies noch zutrift gehört nicht unbedingt hierher, wiewohl durchaus der Punkt ob dem früher so war).
Daher sei an dieser Stelle ein ganz klares und großes JA zu Rollenspielläden ausgesprochen, mit der Aufforderung: SUPPORT YOUR LOCAL DEALER! Erhaltet diese uns eigene Biosphäre, denn sie wird immer seltener.
Wie war das mit den Spielern und dem Spielfeeling an sich?
Hier möchte ich Bezug nehmen auf Zornhau's Aussage, in der er behauptet, man spielte früher unbefangen und mit der Lust auf Neues.
Wenn ich so zurückdenke an die erste Zeit, so kann ich guten Gewissens sagen: Zornhau du hast Recht! Doch schon in den Spät-90ern ging es damit rapide bergab. Das äusserte sich sowohl in der eigentlichen Spiel-Mentalität als auch in der "was der Bauer nicht kennt frisst er nicht"-Mentalität. Ich kann mich noch sehr gut an jede Menge scheele Blicke und dumme Kommentare erinnern, wenn man mal nicht WoD oder Shadowrun spielen wollte, AD&D ging noch, wenn auch nur bedingt, so zumindest meine Erfahrungen. Auch und vor allem die ebenfalls von Zornhau erwähnte Angewohnheit, die Spieler in Watte zu packen und die daraus resultierenden Verhaltensweisen von Spielern, wenn man als SL das nicht so handhabte bringen mich immer wieder auf die Palme (das nimmt in letzter Zeit mal wieder neue Höhen an).
Doch kann man das so einseitig sehen? Gab es nicht auch damals genug Unfug, sowohl seitens Spielerschaft als auch seitens SL? Und ist wirklich alles was zwischenzeitlich so passiert ist schlecht? Ich sage nein, ist es nicht. Mir persönlich kommt es nur so vor, als sei wesentlich mehr schlechte als gute Entwicklung passiert, aber nicht, dass es gar keine gute Entwicklung gegeben hätte. Oder wie seht ihr das?
Kommen wir nun zum eigentlichen Ursprungspunkt dieser ganzen Diskussion, die Frage, ob Oldschool-/Retro-Clone gut oder schlecht sind. Genau diese Frage hat Zornhaus Beitrag beim Hofrat hervorgebracht und ist somit, wenn auch indirekt, für diesen Thread hier zuständig. Ich kann für mich selbst nicht in Anspruch nehmen, die ganzen Oldshool-Sachen wirklich gespielt zu haben, daher kann ich nur in begrenztem Umfang etwas dazu sagen, ob Rollenspiele früher wirklich besser waren oder nicht. Doch für mich stellt es sich dergestalt dar, dass die früheren Rollenspiele einfach ein ganz bestimmtes Feeling geweckt haben. Man konnte beim durchblättern und lesen der Werke die Abenteuerlust, die Kreativität und den Spaß der in dem Spiel steckte und auch in den Autoren SPÜREN, ja man wurde sogar damit angesteckt. Als weiterer Bonus kam natürlich hinzu, dass es damals ganz einfach war, etwas neues zu schaffen, schließlich gab es so viele RPG nicht, vor allem nicht hier in Good old Germany. Dieses Feeling fehlt mir in vielen der heutigen, durchdesignten Rollenspiele, mögen sie grafisch noch so toll aufgemacht sein.
Doch wie sieht es mit den Regeln an sich aus? Ich sage, natürlich begrenzt durch meine nur geringen Erfahrungen im eigentlichen Spiel, die Regeln früher waren ziemlich löchrig und bedurften vielerorts Interpretation, Reperatur oder gar Hinzuerfinden durch den SL. Auch war vieles festgefahren, was einmal irgendwo auf eine bestimmte Art gehandhabt wurde, wurde auch in den meisten anderen Spielen so gehandhabt (über Klassen- und Stufensysteme zu streiten halte ich allerdings hier für verfehlt, diese hatten und haben teilweise noch immer ihre Berechtigung!).
Heute gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichsten Rollenspielen mit einer schier erschlagenden Vielfalt an Regelkonstrukten. Natürlich ist auch hier viel (subjektiver aber auch teilweise objektiver) Mist zu finden, doch hat diese Unzahl auch Vorteile. Noch nie war es so einfach, ein Regelsystem zu finden, das auf die eigenen Vorlieben und/oder die Vorlieben der Gruppe genau passt. Auch viele neue Ideen und Regelumsetzungen ermöglichen teilweise ganz andere Spielgefühle und herangehensweisen an Spielsituationen. Von daher muss ich sagen, die Rollenspiele früher waren nicht wirklich besser, sie wurden nur mit mehr Liebe gemacht. Und das spürt(e) man.
Zu guter Letzt stellt sich natürlich noch die Frage, wie viel von dem Rumgeseiere und Geheule von wegen "früher war alles besser" einfach nur durch die beschönigende Wirkung der Zeit zustande kommt. Denn letztenendes sind es doch nur die schönen Erinnerungen, die uns permanent und unverändert erhalten bleiben. Oder wie seht ihr das?
Nun stellt sich mir natürlich die Frage, wie viel ist an dieser Aussage tatsächlich dran?
Zunächst einmal gab es "früher" (wann auch immer das gewesen sein mag, ich kann da nur von den 90ern sprechen) mehr Rollenspielläden, ja sogar mehr Spielwarenläden allgemein. Dem kann ich durchaus zustimmen. Die Gründe für das Aussterben dieser Läden, vor allem ersterer alleine im Internet und Versandshops zu sehen halte ich für verkehrt, dochist das nicht Teil dieser Diskussion. War das besser?
Ich sage eindeutig JA, ein Rollenspielladen ist ein Ort, an dem man Gleichgesinnte treffen konnte (und kann), an dem man mit den diversesten Leuten Fachsimpeln kann, an dem man in die diversesten Spielbücher und sonstigen Supplements wie Miniaturen, Bodenpläne, usw reinschauen kann, ein Ort an dem man an verschiedensten Spielrunden teilnehmen kann und zu guter letzt einfach ein Ort an dem man sich als Hobbiist wohlfühlt (auch ob und in wie weit dies noch zutrift gehört nicht unbedingt hierher, wiewohl durchaus der Punkt ob dem früher so war).
Daher sei an dieser Stelle ein ganz klares und großes JA zu Rollenspielläden ausgesprochen, mit der Aufforderung: SUPPORT YOUR LOCAL DEALER! Erhaltet diese uns eigene Biosphäre, denn sie wird immer seltener.
Wie war das mit den Spielern und dem Spielfeeling an sich?
Hier möchte ich Bezug nehmen auf Zornhau's Aussage, in der er behauptet, man spielte früher unbefangen und mit der Lust auf Neues.
Wenn ich so zurückdenke an die erste Zeit, so kann ich guten Gewissens sagen: Zornhau du hast Recht! Doch schon in den Spät-90ern ging es damit rapide bergab. Das äusserte sich sowohl in der eigentlichen Spiel-Mentalität als auch in der "was der Bauer nicht kennt frisst er nicht"-Mentalität. Ich kann mich noch sehr gut an jede Menge scheele Blicke und dumme Kommentare erinnern, wenn man mal nicht WoD oder Shadowrun spielen wollte, AD&D ging noch, wenn auch nur bedingt, so zumindest meine Erfahrungen. Auch und vor allem die ebenfalls von Zornhau erwähnte Angewohnheit, die Spieler in Watte zu packen und die daraus resultierenden Verhaltensweisen von Spielern, wenn man als SL das nicht so handhabte bringen mich immer wieder auf die Palme (das nimmt in letzter Zeit mal wieder neue Höhen an).
Doch kann man das so einseitig sehen? Gab es nicht auch damals genug Unfug, sowohl seitens Spielerschaft als auch seitens SL? Und ist wirklich alles was zwischenzeitlich so passiert ist schlecht? Ich sage nein, ist es nicht. Mir persönlich kommt es nur so vor, als sei wesentlich mehr schlechte als gute Entwicklung passiert, aber nicht, dass es gar keine gute Entwicklung gegeben hätte. Oder wie seht ihr das?
Kommen wir nun zum eigentlichen Ursprungspunkt dieser ganzen Diskussion, die Frage, ob Oldschool-/Retro-Clone gut oder schlecht sind. Genau diese Frage hat Zornhaus Beitrag beim Hofrat hervorgebracht und ist somit, wenn auch indirekt, für diesen Thread hier zuständig. Ich kann für mich selbst nicht in Anspruch nehmen, die ganzen Oldshool-Sachen wirklich gespielt zu haben, daher kann ich nur in begrenztem Umfang etwas dazu sagen, ob Rollenspiele früher wirklich besser waren oder nicht. Doch für mich stellt es sich dergestalt dar, dass die früheren Rollenspiele einfach ein ganz bestimmtes Feeling geweckt haben. Man konnte beim durchblättern und lesen der Werke die Abenteuerlust, die Kreativität und den Spaß der in dem Spiel steckte und auch in den Autoren SPÜREN, ja man wurde sogar damit angesteckt. Als weiterer Bonus kam natürlich hinzu, dass es damals ganz einfach war, etwas neues zu schaffen, schließlich gab es so viele RPG nicht, vor allem nicht hier in Good old Germany. Dieses Feeling fehlt mir in vielen der heutigen, durchdesignten Rollenspiele, mögen sie grafisch noch so toll aufgemacht sein.
Doch wie sieht es mit den Regeln an sich aus? Ich sage, natürlich begrenzt durch meine nur geringen Erfahrungen im eigentlichen Spiel, die Regeln früher waren ziemlich löchrig und bedurften vielerorts Interpretation, Reperatur oder gar Hinzuerfinden durch den SL. Auch war vieles festgefahren, was einmal irgendwo auf eine bestimmte Art gehandhabt wurde, wurde auch in den meisten anderen Spielen so gehandhabt (über Klassen- und Stufensysteme zu streiten halte ich allerdings hier für verfehlt, diese hatten und haben teilweise noch immer ihre Berechtigung!).
Heute gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichsten Rollenspielen mit einer schier erschlagenden Vielfalt an Regelkonstrukten. Natürlich ist auch hier viel (subjektiver aber auch teilweise objektiver) Mist zu finden, doch hat diese Unzahl auch Vorteile. Noch nie war es so einfach, ein Regelsystem zu finden, das auf die eigenen Vorlieben und/oder die Vorlieben der Gruppe genau passt. Auch viele neue Ideen und Regelumsetzungen ermöglichen teilweise ganz andere Spielgefühle und herangehensweisen an Spielsituationen. Von daher muss ich sagen, die Rollenspiele früher waren nicht wirklich besser, sie wurden nur mit mehr Liebe gemacht. Und das spürt(e) man.
Zu guter Letzt stellt sich natürlich noch die Frage, wie viel von dem Rumgeseiere und Geheule von wegen "früher war alles besser" einfach nur durch die beschönigende Wirkung der Zeit zustande kommt. Denn letztenendes sind es doch nur die schönen Erinnerungen, die uns permanent und unverändert erhalten bleiben. Oder wie seht ihr das?