Vampire religiöser als Sterbliche?

di-vino

Foren-Hool
Registriert
6. Mai 2004
Beiträge
2.232
Reisor hat mich da auf etwas gebracht:
reisor schrieb:
interessant für die vampire dürfte vor allem die umstellung der religion sein. v.a. ab constantin und später theodosius, wo sich das christentum immer mehr verbreitet hat.
Wieso ist das besonders interessant für Vampire?
Sind Vampire häufig besonders fromme Menschen, denen die Religion hilft, mit ihrer neuen Conditio fertig zu werden?
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

Nun die meisten haben genügend Zeit zu fragen, was dieser Sch* soll, also könnte eine gewisse Flucht in die Religion vorliegen.
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

@di - vino: ob religiös/fromm oder nicht ist da nicht so wichtig wie du vielleicht glaubst.

da hast du ca. 1000 jahre lang polytheismus und nen ganzen religionenmix (nicht nur die römischen götter, sondern je größer das reich wurde um so mehr religionen kamen ja dazu) und dann kommts mehr oder weniger über nacht, dass die vormals verfolgten oder benachteiligten die höchsten positionen im staat inne hatten.

das wäre faktisch so, als ob in deutschland plötzlich der islam zur staatsreligion werden würde (is vielleicht ein etwas blödes beispiel, weil ja eh religionsfreiheit erlaubt ist, aber mir fällt gerade kein besseres ein).


also für mich - und ich bin ein ziemlicher atheist - wäre es schon eine starke änderung als römer. es ist ja nicht nur die religion betroffen, das ganze wirkt sich ja auf die politik, aufs militär, ... aus. die direkten folgen einer religionsänderung sind ja auf dem papier ziemlich überschaubar, aber gesellschaftlich hat das in jener zeit großé auswirkungen gehabt. es hat dann schließlich ja ganze kriege darüber gegeben, ob jesus = gott war oder nicht (arianismus vs. *keine ahnung wie die anderen hießen*).

auch muss man die vollkommene wandlung des reiches bedenken. nehmen wir mal ein, dass wir einen vampir haben, welcher in etwa um 200/210 geboren wurde und dann in etwa um 230/240 zum vampir wurde. was hat der erlebt? so ab 200 beginnt ne große krise in rom die sich in etwa 50 jahre lang halten wird. bürgerkrieg, sezessionen aus dem imperium, soldatenkaiser, hyperinflation, pest, christenverfolgungen, sind mehr oder weniger allgegenwärtig. so ab 250 - insbesondere diokletian - wirds wieder besser, ab das reich wird "geteilt" - es gibt 4 kaiser, die legionen wandeln sich, es werden mehr germanen als foederaten eingesetzt. und ab 300 dann kommt konstantin und das christentum wird immer stärker.
dieser vampir hat im grunde 100 jahre lang bürgerkriege mit erlebt und gesehen wie der staat seiner geburt auseinander gebrochen ist und neugeordnet wurde. gleichzeitig dazu taucht das christentum auf, dass sich in historischer betrachtung eher als einigende kraft offenbart hat.

also ob religiös oder nicht, das christentum hat jeden beeinflußt.
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

Die Religionsgeschichte der Spätantike ist mir hier eigentlich völlig Wumpe! Dein Beitrag zu den ollen Römern (der schon suggeriert, das Christentum wäre irgendwie BESONDERS FÜR VAMPIRE interessant) hatte mich nur auf Idee gebracht. Ich will nur wissen, wie Ihr folgende Frage beantwortet.

di-vino schrieb:
Sind Vampire häufig besonders fromme Menschen, denen die Religion hilft, mit ihrer neuen Conditio fertig zu werden?
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

Hmmm Menschen denen schlimme dinge zustoßen, tendieren dazu sich etwas zu suchen, das ihnen eine Sinn und halt gibt. daher wäre es nicht verwunderlich, daß gerade jüngere Vampire einen erhöhten Prozentsatz von Gläubigen (egal an welche Religion) unter sich haben, gerade da ja plötzlich die Existenz von etwas übernatürlichem bewiesen wurde.

Gruß

Marduk
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

Warum?:nixwissen:
Dasselbe könnte ich auch fragen.
Ich bin leider in 20 Minuten bei der Haustüre raus, deswegen werd ich dich noch bitten zwei Aspekte näher zu betrachten und deine Gedanken dazu zu formulieren: inwiefern kann der Begriff "fromm" (oder wahlweise auch "religiös" quantisiert bzw. verglichen werden? Und was würdest du machen, wenn du von heut auf morgen plötzlich quasi-unsterblich wirst, dich vom Blut der Sterblichen nähren müsstest und sich neue, dominante Instinkte in dir auftun?
Ich guck heut Abend nochmal rein und schreib dir dann, was ich eigentlich schreiben wollte.
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

Die Eingangsfrage würde ich mit ja beantworten. Ich denke, dass es für fast jeden Vampir zwingend notwendig ist, sich religiös zu positionieren - sein neuer Zustand zwingt ihn fast dazu. Dabei kann natürlich wieder Atheismus oder Agnostizismus rauskommen, trotzdem dürfte die Anzahl gläubiger Vampire Höher sein.
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

Ich würde sagen, daß der Anteil an Gläubigen (egal welcher Religion) unter vampiren höher ist als unter mundanen.
Die Verwandlung und der Schock DASS etwas übernatürliches existiert dürften da sehr polarisierend wirken.
Vor allem Vampire sind nicht wissenschaftlich erklärbar => man rettet sich in die Religion um seine
Existenz zu erklären (oder man sagt: Es kann keine Götter geben, da sie niemals so etwas wie mich
zulassen würden).
Ausserdem: Sie werden im Laufe der Zeit auch Geistern und anderem "Zeug" begegnen.
Und wenn das auch nicht mundan erklärbar ist, aber sie eine Religion finden die all
dies erklärt, dann sind die Chancen sehr gut, daß sie sich ihr zuwenden.

Daher denke ich das es polarisierend wirkt, und dazu führt, daß Vampire sich stärker den einzelnen
Glauben zuwenden (und einige wenige sehr stark in Richtung: Es gibt keine Götter polarisiert werden).
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

RyueOkami schrieb:
Vor allem Vampire sind nicht wissenschaftlich erklärbar => man rettet sich in die Religion um seine Existenz zu erklären (oder man sagt: Es kann keine Götter geben, da sie niemals so etwas wie mich zulassen würden).
DAS bezweifle ich stark, vor allem für Vampire, die seit der Aufklärung (also innerhalb der letzten 300 Jahre, also fast alle) geschaffen wurden: Der Umstand, dass man keine rationale Erklärung hat, bedeutet schließlich nicht, dass es keine gibt; der ganze Ordo Dracul fußt auf dieser Annahme.
Dennoch stimme ich Dir insoweit zu, als dass Vampire sich mit der Frage noch einmal befassen müssen und dadurch gezwungen sind, Stellung zu beziehen, was zu einem hohen Anteil gläubiger Vampire führen dürfte.
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

So. Nun hoffentlich etwas umfangreicher.
Sind Vampire häufig besonders fromme Menschen, denen die Religion hilft, mit ihrer neuen Conditio fertig zu werden?
Vorweg finde ich die Frage an sich schon etwas skurril (und zu abstrakt), und ich hab sie pauschal mit „nein“ beantwortet, weil mir hier zwei Phrasen besonders ins Auge gestochen sind: „häufig“ und „besonders fromm“. Hier wäre es sicher nicht uninteressant Frömmigkeit etwas konkreter abzustecken. Partout finde ich nur eine Definition auf der Wikipedia.
Frömmigkeit bezeichnet das religiöse Verhalten eines Menschen, seine Gesinnung und sein Handeln in der Beziehung zu Gott. Der fromme Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass sein Denken und Tun den religiösen Vorschriften entsprechen.
Insbesondere der zweite Satz leuchtet hier mit einem roten Fähnchen hervor. Es stellt sich die (philosophische/theologische) Frage, inwiefern eine Kreatur, die scheinbar keine Seele mehr hat (o.B.d.A.), quasi unsterblich ist und sich vom Blut von „Gottes Geschöpfen“ ernähren muss, überhaupt nicht ständig im Konflikt mit „Denken und Tun [religiöser] Vorschriften“ steht.
Die Lancea bietet hier dogmatisch eine nicht unumstrittene Antwort, sie seien Teil von Gottes Plan. Man könnte aber auch behaupten, dass das an religiöser Verzweiflung angrenzt. Ob das nun Pustekuchen oder göttliche Wahrheit ist, ist an sich aber irrelevant – es ist ein Dogma und gemäß den unscharfen Definitionen von Frömmigkeit und Religion vermutlich hinreichend; und vor allem natürlich auch hilfreich, um die eigene untote Existenz zu rechtfertigen. Dennoch bleibt es nur ein Dogma – ob man nun alle Bundmitglieder in den „ja“-Topf werfen kann halte ich für zweifelhaft. Ich würde sogar behaupten, dass die, die vor ihrer Erzeugung christlich oder jüdisch religiös angesiedelt waren, vorrangig in diesen Bund hüpfen. Ob sie nun als „besonders fromm“ zählen oder nicht kann ich jetzt nicht beantworten.
Der Circle of the Crone ist dagegen in einer anderen, der paganistischen, Ecke angesiedelt. Da muss ich aber passen – den Orden kenn ich nicht im Detail, noch hab ich wirklich Einblick in Paganismus. Historisch gesehen dürfte es sich aber bis zur aufsteigenden Dominanz des Christentums in Europa argumentativ nicht besonders anders verhalten als bei der Lancea. Die religiöse Bindung gab es davor, und es gibt sie auch danach. Anders als die Lancea hat der Circle aber scheinbar keine besondere Bindung, um die untote Existenz an sich dogmatisch zu rechtfertigen, abgesehen davon, dass sie ein Zwischenschritt zwischen Leben und Tod seien.
Die anderen drei Bünde (und die Bundlosen) haben oberflächlich betrachtet nichts mit Religion an sich am Hut – Invictus, Ordo Dracul, Carthian Movement. Vor allem letztere sind stereotypisch eher auf der modernen Schiene und dürften überwiegend eher agnostisch, atheistisch oder bei neuen Religionen angesiedelt sein – sofern sie sich überhaupt mit der Religionsfrage an sich beschäftigen.
Abgesehen von den Bundideologien, das Argument „mir ist etwas Unmögliches passiert, nun bin ich Vorzeige-Christ/-Buddhist/-Jude/-Scientologe/-Paganist/-…“ find ich ein wenig seltsam. Es ist etwas Unbekanntes/Unmögliches passiert, was man sonst nur aus Gruselgeschichten kennt – man muss sich vom Blut der anderen ernähren und die Sonne grillt einem zu Tode. Wie man mit dem Punkt umspringt ist sicher individuell beantwortbar (aber pauschal?), prinzipiell hab ich persönlich aber Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass man nun Unterschlupf in der Religion sucht – insbesondere, wenn man vorher schon nicht religiös war. Wenn es einen Gott gibt, warum lässt er das zu? Ist man nun von der Erlösung ausgesperrt? Harrt man nun die Ewigkeiten bis zum jüngsten Gericht aus? Wenn ich mich richtig erinnere, dann hat auch die konservative Religion keine Antworten auf diesen neuen, unbekannten Zustand – mit Ausnahme der Lancea, wo man sich aber insgeheim immer noch fragen muss, ob sie sich den Kram nur ausgedacht haben oder nicht. Sünder wurden im Alten Testament noch vorwiegend anders bestraft – und im Neuen Testament war Vergebung schon fast irgendwie Gewohnheit (meine Meinung). Man kann jetzt sicher nach der Erzeugung frommer werden, aber irgendwann muss man sich auch die Frage stellen „und wo bleibt denn nun die Vergebung?“ Zudem, Vampire gibt es schon länger als Longinus. Da stellt sich schon eine gewisse kausale Frage, und es wird immer schwieriger hier handfest zu argumentieren, ob die Lancea-Doktrine überhaupt „korrekt“ ist.
Der griechische Polytheismus hatte da eher noch zumindest halbwegs (wenn auch weit ausgeholte) Parallelen, was das Konzept der ewigen Verdammnis betrifft (Sysiphus, Prometheus und Konsorten). Aber (iirc) auch nicht wirklich etwas, was wie die Faust aufs Auge passt.
Hat man sich denn nun mit einer religiösen Sichtweise abgefunden… früher oder später könnte man in seinem Requiem auch auf andere Dinge stoßen (Mages, Changelings, Werewolves, …), wo man sich fragt, ob da nicht etwas Anderes dahintersteckt.
So. Jetzt hab ich bei mir selber den roten Faden verloren, und ich muss eh schon wieder weiter. Hoffe die Ursprungsfrage hinreichend verkompliziert zu haben.
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

vielleicht sollte man auch mach darüber nachdenken das so ziemlich alle mächtigen vampire älter als 100 jahre sind und damit wahrscheinlich eine wesentlich intensivere religiöse erziehung hatten, dH instinktiv erstmal nach strohalm gott greifen.... die anderen punkte spielen aber sicher auch eine rolle...
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

allerdings werden 100 jahre unleben auch so einiges an zynismus wachsen lassen. in den letzten 100 jahren hat sich die kirche nicht gerade auf dem aufsteigenden ast aufgehalten.

stetiger wissenschaftlicher fortschritt, 2 weltkriege, konsequentes "auf stur schalten" in fragen wie abtreibung, verhütung, homosexualität, + unzählige pädophilen skandale usw... haben dem ganzen image ziemlich geschadet.

nehmen wir mal an, dass man vor 100 jahren geboren wurde und vor ca. 70 jahren embraced wurde. ==> in diesem zeitrahmen dürfte schnell eine desillusionierung hinsichtlich gott eintreten, oder zumindest eine erkenntnis, dass gott evtl. exisitiert aber nicht viel zum positiven für die welt leistet. dies wird dann zur erkenntnis führen, dass man sich selbst helfen muss.

man sagt dann zwar noch "oh gott, was zur hölle tun die denn?", aber eher aus gewohnheit, nicht weil man wirklich auf einen brennenden dornbusch hofft.

... meine meinung dazu
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

@reisor: Eher im Gegenteil würde ich sagen. So alte Vampire schauen sich eher die Menschheit an und schütteln denKopf über so viel Unglauben und Verkommenheit. Die Bergrüßen die Konkrete und Alterhgebrachte Haltung der Kirche.
Abtreibung? Verhütung? Kein Wunder dass es Vampire geben muss um die Schäfchen zurück zum Hirten zu treiben. Aber da es anscheinend immer schlimmer wird müssen wohl härtere Methoden ran....
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

wie bei so vielen sachen, wird es wohl auch da zu keiner uniformen bewegung kommen. der eine wird ja sagen, der andere nein ... mit nem haufen stimmen dazwischen die sagen "weiß nicht" ^^
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

Moin Moin

Es wurde schon grob angerissen - viele wenden sich dem Glauben zu, um Erklärungen zu finden. In der heutigen Zeit würde ich nun nicht unbedingt sagen, dass deswegen mehr Vampire sich einem Glauben zuwenden, als Menschen. Sicherlich ist ihr Zustand mit dem bekannten Wissensstand nicht zu erklären. Doch behaupte ich mal, dass Genforscher, oder Biologen, eine Möglichkeit kennen, warum Untote in ihrer Welt existieren. Daher bin ich der Meinung, dass der Zustand von einem Vampir nicht gleich eine gewisse Affinität zu einem Glauben bezwingt. Jedenfalls nicht mehr(und auch nicht wneiger), als bei Menschen.

Bestes Beispiel:
Stellt euch mal vor, ihr wart gestern noch ein Mensch und seid heute Vampir.
wer wird von euch gleich zu Frommen Wesen und wer nicht?
 
AW: Vampire religiöser als Sterbliche?

Richtig, die Vampirische Existenz wird nicht zwangsläufig zur Religion führen.
Allerdings wird sie Fragen aufwerfen, Fragen, die nach einer Antwort drängen. Die im Weltbild, das der jeweilige Vampir zu Lebzeiten hatte, verankerten Antworten bzw. Methoden zur Antwortfindung werden nun verstärkt genutzt werden.
Ich kann mir also gut vorstellen, dass bereits zu Lebzeiten vorhandene Neigungen und Anschauungen in polarisierter Form zutage treten. Ein nicht allzu kirchenferner Mensch wird zu einem frommen Vampir, ein Mensch aus der esoterischen Ecke wird sehr wahrscheinlich hier die Antwort suchen und dann je nach konkreter Vorprägung beim Ordo oder beim Zirkel landen. Wem zu Lebzeiten die Sinnfrage tendentiell egal war, dem wird sie nun völlig egal sein; er wird dann vll. im Invictus eine Karriere ohne moralische Schranken durchziehen. Ebenfalls beim Ordo könnte ein entsprechender naturwissenschaftlich geprägter Mensch landen: er hatte bisher ein Mittel gegen AIDS im Reagenzglas gesucht, nun sucht er ein Mittel gegen Vampiritis ... im gleichen Reagenzglas ("Scheiße, ich kann den Erreger nicht isolieren ... es muss irgendein Retrovirus sein ...")
 
Zurück
Oben Unten