Infernal Teddy
mag Caninchen
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USA - Großmacht unterm Sternenbanner
Cthulhu Quellenband [A!-Rezi] von Infernal Teddy
Was macht ein gutes Quellenbuch aus? Reine Fakten über das beschriebene Thema? Verwendbarkeit und der Blick dafür welche Daten tatsächlich für das Rollenspiel relevant sind? Aufhänger und Abenteuerideen? Kann es ein „zu viel“ an Informationen geben? Das sind die Fragen, die mich in letzter Zeit immer häufiger beschäftigen wenn ich ein Quellenband für Cthulhu aus dem Hause Pegasus zur Hand nehme – zum Beispiel „USA – Großmacht unterm Sternenbanner“.
Rein vom äußerlichen kann man ja echt nicht meckern, da hält Pegasus definitiv ihren Standard – Hardcover, gutes Papier, Schwarz-Weiß Druck, gute Bindung, das übliche halt. Wie sieht es nun mit dem Inhalt aus? Gelingt es den Autoren wirklich, die 273 Seiten (Plus Index) mit spielrelevanten Daten zu füllen? Aufgeteilt ist das Buch in sechs große Themenkomplexe: Das Land, Gesellschaft, Leben in den Vereinigten Staaten, Mythen, Lovecraft County und Als Spielercharakter in Amerika.
Der erste Abschnitt, „Das Land“, beginnt mit einer sehr guten Übersicht über die Geschichte Amerikas von der Entdeckung durch Kolumbus bis zum ersten Weltkrieg und den Zwanziger Jahren. Dieser geschichtliche Überblick wird gefolgt von einer Zusammenfassung einiger Fakten, einer Übersicht über die Innen- und Außenpolitik der USA, und einer sehr, sehr, sehr groben Übersicht über einige der wichtigsten Städte des Landes. Dieser erste Abschnitt bietet zwar viele Fakten, aber beim lesen stellte sich mir immer wieder die Frage „Was bringt mir das für mein Spiel?“. Wann brauche ich für meine Cthulhu-Runde zu wissen wann die Russen Alaska verkauften? Oder die genauen Zusammenhänge der Isolationspolitik? Und die Kurzbeschreibungen der Städte sind so kurz das man sich den Platz auch hätte sparen können.
Der zweite Abschnitt, „Gesellschaft“, scheint da vielversprechender zu sein – hier wird die Kultur der USA in den „Roaring Twenties“ beschrieben, von Freizeitverhalten über Religion und Wirtschaft bis hin zu Kriminalität und wissenschaftlicher Fortschritt. Dieses Kapitel dürfte vor allem für Spieleleiter relevant sein, da es ihnen helfen sollte, eine authentische Darstellung dieser zeit zu ermöglichen. Vor allem für Spieler wird wohl auch der Abschnitt über Kriminalität und die Prohibition am interessantesten sein, da man ja zu dieser Zeit nicht einfach in die nächste Kneipe rennen kann, um sich Informationen zu besorgen. Abgeschlossen wird das Kapitel durch eine vierseitige Chronologie der Zwanziger in den USA.
Das „Leben in den Vereinigten Staaten“ ist das Thema des nächsten Kapitels. Hier haben sich die Autoren solche Themen vorgenommen wie Verkehrsmittel, Universitäten, Presse, Polizei und Militär und Waffen. Hier finden sich auch Preislisten und spielrelevante Daten, aber abgesehen davon findet sich hier nichts, das nicht auch im vorherigen Kapitel hätte unterbringen lassen. Für Spieler von Studenten oder Professoren vielleicht wichtig sind die Listen von Geheimbünden und Verbindungen, denen man beitreten könnte, während für Spielleiter die Entwicklung des Transportwesens und die Liste der polizeilichen Behörden interessant sein dürften.
Echten Cthulhu-Bezug findet sich erst im Kapitel „Mythos“, der mich persönlich enttäuschte. Sehr unangemessen finde ich zunächst, das hier auf die Indianer (Politisch Korrekt: „Amerikanischen Ureinwohner“) eingegangen wird, als wären sie irgendwelche seltsamen, fremden Wesen. Das man hier grob auf die Spiritualität und Mythen der Indianer eingeht ist eine Sache, aber der Rest der Beschreibung hätte definitiv im zweiten Kapitel sein müssen. Zweieinhalb Seiten widmen sich dem für Cthulhu eigentlich recht interessante Thema der okkulten Geschichte Neuenglands, der Rest dieses kurzen Kapitels wird von einer viel zu kurzen Liste von geheimnisvollen Orten aufgebraucht, wobei der größte Teil davon an einer Mi-Go-Operation geht.
„Lovecraft County“ ist eine Zusammenfassung der – nur zum Teil fiktiven - Gegend um Arkham, Lovecrafts erfundenen Universitätsstadt. Der größte Teil dieser fünfzehn Seiten besteht aus einer Liste der bekanntesten Geschichten, die in dieser Gegend angesiedelt wurden, danach folgt eine Beschreibung der entscheidenden Ortschaften dieser Region, wobei diese Beschreibungen wieder zu Knapp sind, um dem Spielleiter wirklich nutzen zu können. Der letzte Abschnitt des Buches, „Als Spielercharakter in Amerika“, bietet einige Hilfestellungen und Anregungen für einige beliebteren Berufe des Regelwerks, und eine Liste von historischen Personen, denen Spielercharaktere begegnen könnten, und die als „Berater“ auftauchen könnten. Abgeschlossen wird das Buch durch einen Index, der zwar ausführlich ist, aber viel Platz verschwendet.
Fazit:
Ist „USA – Großmacht unterm Sternenbanner“ ein gutes Quellenbuch? Das kommt drauf an, was man unter einem guten Quellenbuch versteht. Für mich persönlich fehlen hier wirklich spielrelevante Texte – hier findet man zwar viele Fakten, aber wie ich diese Fakten im Rollenspiel umsetzen soll, welchen Nutzen sie für das Spiel haben wird nicht erklärt. Auch fehlen mir hier deutlich Aufhänger oder Abenteuerideen und Anregungen. Ich kann dieses Buch guten Gewissens eigentlich nur denen Empfehlen, die entweder keine gute Bücherei in der Nähe haben, oder die keine Lust haben sich ein wenig Mühe zu machen. Allen anderen rate ich dazu, sich ein gutes Buch über die Stadt zu suchen, in der sie spielen wollen, Wikipedia zu bemühen, und vielleicht noch in ein Buch über amerikanische Geschichte rein zuschauen. Das Kapitel über „Lovecraft County“ indessen ist ein Witz – hier würde ich zum amerikanischen Quellenbuch raten, oder einfach zum lesen der Geschichten von Lovecraft.Den Artikel im Blog lesen
Cthulhu Quellenband [A!-Rezi] von Infernal Teddy
Was macht ein gutes Quellenbuch aus? Reine Fakten über das beschriebene Thema? Verwendbarkeit und der Blick dafür welche Daten tatsächlich für das Rollenspiel relevant sind? Aufhänger und Abenteuerideen? Kann es ein „zu viel“ an Informationen geben? Das sind die Fragen, die mich in letzter Zeit immer häufiger beschäftigen wenn ich ein Quellenband für Cthulhu aus dem Hause Pegasus zur Hand nehme – zum Beispiel „USA – Großmacht unterm Sternenbanner“.
Rein vom äußerlichen kann man ja echt nicht meckern, da hält Pegasus definitiv ihren Standard – Hardcover, gutes Papier, Schwarz-Weiß Druck, gute Bindung, das übliche halt. Wie sieht es nun mit dem Inhalt aus? Gelingt es den Autoren wirklich, die 273 Seiten (Plus Index) mit spielrelevanten Daten zu füllen? Aufgeteilt ist das Buch in sechs große Themenkomplexe: Das Land, Gesellschaft, Leben in den Vereinigten Staaten, Mythen, Lovecraft County und Als Spielercharakter in Amerika.
Der erste Abschnitt, „Das Land“, beginnt mit einer sehr guten Übersicht über die Geschichte Amerikas von der Entdeckung durch Kolumbus bis zum ersten Weltkrieg und den Zwanziger Jahren. Dieser geschichtliche Überblick wird gefolgt von einer Zusammenfassung einiger Fakten, einer Übersicht über die Innen- und Außenpolitik der USA, und einer sehr, sehr, sehr groben Übersicht über einige der wichtigsten Städte des Landes. Dieser erste Abschnitt bietet zwar viele Fakten, aber beim lesen stellte sich mir immer wieder die Frage „Was bringt mir das für mein Spiel?“. Wann brauche ich für meine Cthulhu-Runde zu wissen wann die Russen Alaska verkauften? Oder die genauen Zusammenhänge der Isolationspolitik? Und die Kurzbeschreibungen der Städte sind so kurz das man sich den Platz auch hätte sparen können.
Der zweite Abschnitt, „Gesellschaft“, scheint da vielversprechender zu sein – hier wird die Kultur der USA in den „Roaring Twenties“ beschrieben, von Freizeitverhalten über Religion und Wirtschaft bis hin zu Kriminalität und wissenschaftlicher Fortschritt. Dieses Kapitel dürfte vor allem für Spieleleiter relevant sein, da es ihnen helfen sollte, eine authentische Darstellung dieser zeit zu ermöglichen. Vor allem für Spieler wird wohl auch der Abschnitt über Kriminalität und die Prohibition am interessantesten sein, da man ja zu dieser Zeit nicht einfach in die nächste Kneipe rennen kann, um sich Informationen zu besorgen. Abgeschlossen wird das Kapitel durch eine vierseitige Chronologie der Zwanziger in den USA.
Das „Leben in den Vereinigten Staaten“ ist das Thema des nächsten Kapitels. Hier haben sich die Autoren solche Themen vorgenommen wie Verkehrsmittel, Universitäten, Presse, Polizei und Militär und Waffen. Hier finden sich auch Preislisten und spielrelevante Daten, aber abgesehen davon findet sich hier nichts, das nicht auch im vorherigen Kapitel hätte unterbringen lassen. Für Spieler von Studenten oder Professoren vielleicht wichtig sind die Listen von Geheimbünden und Verbindungen, denen man beitreten könnte, während für Spielleiter die Entwicklung des Transportwesens und die Liste der polizeilichen Behörden interessant sein dürften.
Echten Cthulhu-Bezug findet sich erst im Kapitel „Mythos“, der mich persönlich enttäuschte. Sehr unangemessen finde ich zunächst, das hier auf die Indianer (Politisch Korrekt: „Amerikanischen Ureinwohner“) eingegangen wird, als wären sie irgendwelche seltsamen, fremden Wesen. Das man hier grob auf die Spiritualität und Mythen der Indianer eingeht ist eine Sache, aber der Rest der Beschreibung hätte definitiv im zweiten Kapitel sein müssen. Zweieinhalb Seiten widmen sich dem für Cthulhu eigentlich recht interessante Thema der okkulten Geschichte Neuenglands, der Rest dieses kurzen Kapitels wird von einer viel zu kurzen Liste von geheimnisvollen Orten aufgebraucht, wobei der größte Teil davon an einer Mi-Go-Operation geht.
„Lovecraft County“ ist eine Zusammenfassung der – nur zum Teil fiktiven - Gegend um Arkham, Lovecrafts erfundenen Universitätsstadt. Der größte Teil dieser fünfzehn Seiten besteht aus einer Liste der bekanntesten Geschichten, die in dieser Gegend angesiedelt wurden, danach folgt eine Beschreibung der entscheidenden Ortschaften dieser Region, wobei diese Beschreibungen wieder zu Knapp sind, um dem Spielleiter wirklich nutzen zu können. Der letzte Abschnitt des Buches, „Als Spielercharakter in Amerika“, bietet einige Hilfestellungen und Anregungen für einige beliebteren Berufe des Regelwerks, und eine Liste von historischen Personen, denen Spielercharaktere begegnen könnten, und die als „Berater“ auftauchen könnten. Abgeschlossen wird das Buch durch einen Index, der zwar ausführlich ist, aber viel Platz verschwendet.
Fazit:
Ist „USA – Großmacht unterm Sternenbanner“ ein gutes Quellenbuch? Das kommt drauf an, was man unter einem guten Quellenbuch versteht. Für mich persönlich fehlen hier wirklich spielrelevante Texte – hier findet man zwar viele Fakten, aber wie ich diese Fakten im Rollenspiel umsetzen soll, welchen Nutzen sie für das Spiel haben wird nicht erklärt. Auch fehlen mir hier deutlich Aufhänger oder Abenteuerideen und Anregungen. Ich kann dieses Buch guten Gewissens eigentlich nur denen Empfehlen, die entweder keine gute Bücherei in der Nähe haben, oder die keine Lust haben sich ein wenig Mühe zu machen. Allen anderen rate ich dazu, sich ein gutes Buch über die Stadt zu suchen, in der sie spielen wollen, Wikipedia zu bemühen, und vielleicht noch in ein Buch über amerikanische Geschichte rein zuschauen. Das Kapitel über „Lovecraft County“ indessen ist ein Witz – hier würde ich zum amerikanischen Quellenbuch raten, oder einfach zum lesen der Geschichten von Lovecraft.Den Artikel im Blog lesen