The Shadow of Yesterday [TSOY] Praktische Spielleitertipps (Sammelthread)

oliof

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Hallo,

TSoY ist in einigen Bereichen ja grundsätzlich von den weiter verbreiteten Systemen verschieden. Insofern kann ich mir vorstellen, dass es die eine oder andere Frage á la "Wie mache ich denn dann …?" kommt – auch weil mir anderswo schon entsprechende Fragen gestellt wurden.

In diesem Thema will ich solche Fragen sammeln und nach bestem Wissen und Gewissen beantworten. Um dem Anspruch der Praxis nahe zu kommen, füttert Eure Fragen bitte mit einem "so wie damals, als wir…" an.

Was es auch geben wird: Antworten, deren Tenor "für sowas ist TSoY das falsche Spiel, weil…" ist.
 
AW: (Sammelthread) praktische Spielleitertipps

ähhh.... ja?

(sinngebend editiert)
 
AW: (Sammelthread) praktische Spielleitertipps

OK, erste Frage:

Wie kann ich feststellen, ob Handlungen im erweiterten Konflikt gegenläufig oder parallel sind?

Die knappe Antwort nach den Regeln lautet: Gegenläufig sind Handlungen, deren Ergebnisse sich gegenseitig ausschließen; parallel sind sie, wenn sie unabhängig voneinander wirken.

Das klassische Beispiel für gegenläufige Handlungen ist: Zwei Fechter duellieren sich, und versuchen den anderen zu verletzen und sich gleichzeitig zu schützen. Das kann sich jeder vorstellen, ist ja auch klar.

Das klassische Beispiel für parallele Handlungen ist: Ich will Dich abstechen, während Du mich überreden willst, das sein zu lassen. Hier ist ja die Frage Warum tust Du nichts gegen den Dolch, den ich Dir in die Weichteile treibe. Die Antwort darauf ist zweigestalt: Zum einen kann es sein, dass Deine Spielfigur nunmal so ist, zum Beispiel der pazifistische Zaru-Priester von nebenan. Zum anderen kann es eine taktische Entscheidung sein – Du weißt, dass meine Dolch-Fähigkeit deutlich schlechter ist als Deine Überreden-Fähigkeit, hast aber keine Fähigkeit, Dich aktiv gegen den Dolch zur Wehr zu setzen (keine Kampffähigkeit.)
 
AW: (Sammelthread) praktische Spielleitertipps

Wenn man mit TSOY beginnt, kann es etwas schwierig erscheinen, sich zu entscheiden, ob zwei Handlungen parallel verlaufen oder gegenläufig sind.

In dem Fall gibt es einen einfachen Kniff, der das Spiel erstmal laufen läßt, bis man sich sicher ist. Dieser Kniff hat keinen Regel-Charakter, sondern soll nur die Entscheidung vereinfachen:

Variante 1: Wenn die Fähigkeiten auf der gleichen Reserve aufbauen ist die Handlung gegenläufig, sonst sind sie parallel.

Beispiele:

Lord Gerard d'Marné (Duellieren 2) kämpft gegen Parthas den Geier (Infanterie 3). Beide Fähigkeiten beruhen auf Kraft, also sind sie gegenläufig.

Lady Florancine (Verführen 2) will Lord Phillipe (Etikette 2) dazu bringen, im Gefühlstaumel Staatsgeheimnisse auszuplaudern. Verführen beruht auf Instinkt, Etikette auf Verstand, also ist die Handlung parallel – vielleicht erliegt der Lord den Avancen der Lady, aber dann hat sie sich vielleicht auch schon darauf besonnen, dass es sich nicht gezieht, einen feinen Herrn in seinem Schlafgemach auszufragen…


Doch nicht immer paßt das gut. Was ist mit zwei Kriegern, die sich ohne Rücksicht auf die eigene körperliche Unversehrtheit bekämpfen? Sollte sich Lord Phillipe nicht aufgrund seines guten Benehmens den unzüchtigen Allüren der "Lady" erwehren können? Wer so denkt, für den ist vielleicht Variante 2 besser:

Variante 2: Wenn die Fähigkeiten auf der gleichen Reserve aufbauen ist die Handlung parallel, sonst sind sie gegenläufig.

Beispiele:

Remuro und Offizier Reinaldo bekämpfen sich. Remuro will Reinaldo mit seiner Magie verwandeln (Wandlung: Instinkt), und Reinaldo will den Ratkin totschlagen (Infanterie: Kraft). Die Handlungen sind gegenläufig.

Lucida will Parthas den Geier überzeugen, dass Reinaldo sie nicht geschickt hat (Falschheit: Verstand), aber Parthas will die ganze Gruppe überzeugen, sich seiner Sache anzuschließen (Rethorik: Verstand). Die Handlungen sind parallel.


Beide Varianten haben ihre Grenzen, an denen diese Zuordnung nicht sauber funktioniert. Letztlich kommt es eben darauf an, wie die Beteiligten in der offenen Phase ihre Handlungen genau beschreiben. Beim klassischen Duell ist es eine parallele Handlung, wenn einer der Spieler sagt "Wenn er mich am Bein erwischt, ist seine Hand gebunden, und ich nutze seine reduzierte Beweglichkeit, um ihn meinen Dolch in den Hals zu stecken". Heißt es aber "ich pariere seine Angriffe und warte, bis er mir eine Blöße zeigt, die ich ausnutze" ist die Handlung gegenläufig.

Auf einer rein mechanischen Ebene ist die Entscheidung für eine parallele oder gegenläufige Handlung eine taktische Option: Gehe ich das Risiko ein, verletzt zu werden, schade meinem Gegner dafür aber garantiert (außer ich versemmle meinen Wurf total – mit schlechten Werten also nochmal drüber nachdenken!) oder versuche ich, meine eigenen Verletzungen zu minimieren, und binde meinen Gegner, den ich letztendlich überwinden will (lohnt sich immer, wenn man in der passenden Fähigkeit deutlich besser ist als sein Gegenüber).

Will man dieses taktische Element beibehalten und mit den Fähigkeiten etwas flexibler sein, gibt es noch zwei weitere Varianten – Fähigkeiten machen zwar üblicherweise Schaden in der Reserve, auf der sie beruhen, aber man kann sich – wenn es besser zum Spielgeschehen passt – auch einigen, dass der Schaden in einer anderen Reserve verursacht wird.

Variante 1a: Verursachen zwei Fähigkeiten Schaden in der gleichen Reserve ist die Handlung gegenläufig; sonst ist sie parallel.

Beispiel:

Gerard d'Marné will Florancine vor versammelter Mannschaft demütigen, indem er ihr mit seinem Rapier einen blutigen Schnitt auf die Wange setzt (Duellieren: Kraft), sie will ihn mit ihren Reizen locken, sodaß er vor seinen Leuten als greiser Lüstling dasteht (Verführen: Instinkt). Beides macht Schaden in Instinkt, also ist die Handlung gegenläufig.


Variante 2a: Verursachen zwei Fähigkeiten Schaden in der gleichen Reserve ist die Handlung parallel; sonst ist sie gegenläufig.

Beispiel:

Reinaldo will Lucida dazu bringen, Remuro und Jorge zu verraten (Überzeugen: Instinkt) und benutzt dazu geschickt gewählte Halbwahrheiten, während sie mittels klar gesetzter Lügen (Falschheit: Verstand) versucht, überzeugt zu wirken. Beides macht Schaden in Verstand, also ist die Handlung parallel.


Abschließend nochmal der Klarheit wieder: Nach den Regeln hängt die Entscheidung, ob zwei Handlungen parallel oder gegenläufig sind, nicht von den Reserven ab. Eine der hier aufgeführten Varianten kann aber zu Beginn die Entscheidung erleichtern. Kommt man irgendwann an einer Situation an, in der die Variante nicht mehr paßt, entscheidet man entpsrechend.
 
AW: (Sammelthread) praktische Spielleitertipps

Wie stelle ich einen Kampf gegen eine Gruppe unterlegener Gegner(„Mooks”) dar?

Es gibt keine expliziten Regeln zur Darstellung von unterlegenen Gegnern/Kanonenfutter, die den Spielerfiguren hauptsächlich zur Darstellung ihrer kämpferischen Überlegenheit dienen, oder dem Spielleiter die Möglichkeit geben, über einen (ungefährlichen) Kampf. Allerdings ist eine Menge Gegner zum „abstreichen” nicht ohne weiteres mit den einfachen Konfliktregeln vereinbar – hier entscheidet ja ein Wurf über den Ausgang eines Kampfes.

Wer trotzdem Mooks haben will, hat folgende Möglichkeiten:

  • Mooks als Spielleiterfigur: Mit etwas Abstraktionsvermögen kann man eine Gruppe von Gegnern als eine gemeinsam handelnde Einheit sehen, und sie dann auch als solche mechanisch abbilden.
  • Mooks als einzelne Spielleiterfiguren: Natürlich kann man jede einzelne Person einzeln ausarbeiten und die normalen Regeln für gegenseitige Unterstützung verwenden; dann hat man es aber nicht mehr mit gesichtslosen, unwürdigen Gegnern zu tun. Regeltechnisch die sauberste Variante, aber nicht im Geiste des Spiels…
  • Gabe der Schergen: Einem mächtigen Gegner, der zahllose Ninja-Schergen auf die Gruppe hetzt, könnte man eine Gabe der Schergen auf den Leib schneidern. Die müßte aber noch verfasst werden
  • Viele Reserven: Eine Deutung der Reserven könnte eine unglaubliche Menge von Lakaien sein, die sich für den Schurken aufopfern. Bietet sich aber nur an, wenn die Schergen in Form von Leibwachen und direkten Bediensteten auftreten. Wobei eine Kombination mit einer hypothetischen Gabe der Schergen durchaus interessant sein kann.
 
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