Rezension Torchwood Staffel 3 - Kinder der Erde

Taysal

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Torchwood


Kinder der Erde (3. Staffel)


Mit der dritten Staffel der britischen Serie „Torchwood“ gehen die Produzenten der BBC neue Wege, um eine spannende und dramatische Geschichte zu erzählen. Die gesamte Staffel umfasst gerade einmal fünf Episoden von jeweils sechzig Minuten Länge. Im TV wurden die Folgen meistens an fünf zusammenhängenden Tagen ausgestrahlt, denn jede einzelne Folge erzählt auch einen Tag der Geschichte. Und die hat es in sich.

Die Spezialeinheit Torchwood 3 aus Cardiff musste einige schwere Schläge einstecken und betrauert noch immer den Verlust wichtiger Mitglieder. Jack (John Barrowman), Ianto (Gareth David-Lloyd) und Gwen ( Eve Miles) versuchen dennoch ihre Arbeit so gut wie möglich zu erledigen. Da bemerken sie Anzeichen, dass eine neue Bedrohung die gesamte Welt in Gefahr bringt. Die Kinder der Erde halten alle zur gleichen Zeit inne und künden anschließend davon, dass jemand kommt.

Jack und sein Team bieten der Regierung ihre Hilfe an, ahnungslos, dass sie sich damit genau in die Höhle des Löwen wagen. Denn die Regierung hat andere Pläne, will die Sünden der Vergangenheit vertuschen – mit allen Mitteln. Und so wird die geheime Zentrale Torchwoods in Cardiff zerstört und der unsterbliche Captain Jack Harkness vernichtet. Ianto Jones und Gwen Cooper können dem Anschlag nur knapp entkommen und werden fortan von Killern gejagt.

Der Einstieg in die dritte Staffel kommt ziemlich heftig daher. Da neue Figuren eingebracht werden, schreitet die Handlung zuerst ein wenig langsam voran, gewinnt aber zügig an Fahrt und ist dann unaufhaltsam. Dabei haben die Autoren und Produzenten keine Scheu vor Nachhaltigkeit und konsequenten Entscheidungen. Wichtige Charaktere sterben, ganze Gebäude werden dem Erdboden gleichgemacht und die Welt weiß um die Bedrohung der Kinder. Das verändert somit auch die Kulisse, in der die Serie spielt. Niemand dreht nach Abschluss einer Folge alles auf Anfang. Dinge die geschehen haben Auswirkungen auf zukünftige Ereignisse. Diese übergreifende und nachhaltige Handlung macht die Serie somit zu etwas Besonderem, denn niemand geht faule Kompromisse ein. Das ist atemberaubend.

Nur fünf Episoden für eine ganze Staffel sorgt dafür, dass die Handlung sehr gestrafft wird und sich vollständig auf das Wesentliche konzentriert. Das wäre zum Einen die packende Geschichte, in der brutale Außerirdische eine scheinbar unmögliche Forderung stellen. Dazu gehören auch Intrigen, Verrat und falsche Eitelkeiten, schlussendlich Angst und niedere Instinkte. „Torchwood – Kinder der Erde“ bietet eine heftige Geschichte und dazugehörige Szenen. Denn neben der zunehmenden Action, kommen auch starke und blutige Spezialeffekte vor.

Ein weiteres Element der Geschichte ist der Einblick in das Leben der Hauptfiguren. Ihre Gefühle, Motivationen und Handlungen werden nachvollziehbar erklärt. Der Zuschauer erfährt mehr von den Charakteren und es gelingt „Torchwood“ eine tiefe Verbindung zwischen Zuschauer und Charakteren herzustellen. Das steigert vor allem die Dramatik der Staffel, bis hin zu ihrer Krisis. Keiner der Charaktere kommt unbeschadet aus der Serie, einige Figuren werden in ihren Grundfesten erschüttert.

Das betrifft vor allem Jack, der strahlende Held der Serie. In „Torchwood – Kinder der Erde“ bekennt er sich zu seiner Liebe zu Ianto und lernt der Zuschauer Jacks Tochter und Enkel kennen, erfährt, warum sich seine Angehörigen von ihm distanzierten und erlebt mit, wie Jack einen Schicksalsschlag nach dem Anderen hinnehmen muss – und wie er unpopuläre Entscheidungen traf und trifft. Politische Korrektheit findet hier übrigens keine Beachtung. Die Geschichte und die Personen stehen im Vordergrund – mit allen Konsequenzen. Und so ist das Ende der Serie, der Höhepunkt der Geschichte, auch gleichzeitig der Augenblick, in dem man seinen Augen misstraut und kaum nachvollziehen kann, wie ein Held dermaßen zerstört wird, nein, sich selber dermaßen zerstört. Ist bereits der Verrat der englischen Regierung erschütternd, der Entschluss der Weltregierungen unfassbar und die Motivation der Aliens überraschend abschreckend, so ist die Auflösung des Spannungsbogens nachhaltig grausam.

Auch die darstellerische Qualität hat in der dritten Staffel angezogen. Die Schauspieler genießen eindeutig mehr Freiheit ihre Figuren zu gestalten und nutzen dies auch aus. Vor allem die Liebesbeziehung zwischen Jack und Ianto wird stark in Szene gesetzt. Dabei wird die Homosexualität zwar thematisiert, ist aber keineswegs grundlegendes Thema der Geschichte. John Barrowman und Gareth David-Lloyd spielen die gleichgeschlechtliche Liebe unterschwellig aus und stellen sie als die Normalität dar, die sie in einer modernen Gesellschaft auch ist. Damit gehen sie einen wohltuend anderen Weg als manch offene Serie, in der die Homosexualität dermaßen normal dargestellt werden will, so dass sie nur noch aufgesetzt wirkt. Auch hier steckt „Torchwood“ neue Grenzen.

Tricktechnisch bietet die Serie viele Szenen vom Feinsten, vor allem der zerstörte Körper von Jack wird eklig imposant vorgeführt. Das gilt auch für die Actionsequenzen, die pointiert eingesetzt werden. Zusammengesetzt ergibt das eine überzeugende Mischung, die einfach Spaß macht.

Die dritte Staffel der Serie kommt auf insgesamt zwei DVDs daher. Leider gibt es beim Bonusmaterial Abstriche und nur ein überschaubares Making-of. Das ist glücklicherweise sehr gelungen und informativ. Die Einblicke hinter die Kulissen sind unterhaltsam, könnten aber umfassender sein.

„Torchwood – Kinder der Erde“ ist die sehr gelungene Fortsetzung dieser außergewöhnlichen Serie und ein Garant für gute Unterhaltung. Die DVD-Box wird der Sache mehr als gerecht. Leider liegt die deutsche Tonspur nur in Dolby Digital 2.0 vor, im Englischen jedoch in Dolby Digital 5.1. Da die deutsche Synchronisation sehr gelungen ist, macht sie dieses Manko ein wenig wett. Unter dem Strich also eine klare Empfehlung!

Darsteller: John Barrowman, Eve Miles, Gareth David-Lloyd
Format: Dolby, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Stereo), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
Anzahl DVDs: 2
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Polyband & Toppic Video/WVG
Produktionsjahr: 2009
Spieldauer: 300 Minuten

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Filmbesprechungen.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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