Rezension Torchwood - Staffel 2

Taysal

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Torchwood


Staffel 2


Als Ableger der bekannten und beliebten Serie „Doctor Who“ hat auch „Torchwood“ die Herzen einer wachsenden Fangemeinde erobert. Für die Produktion zeichnet sich die BBC Wales aus, die Erstaustrahlung der zweiten Staffel fand auf dem Kanal BBC Two statt. In Deutschland lief „Torchwood“ auf RTL2 im Verbund mit weiteren Science-Fiction-Serien.

Die erste Staffel der Serie war bereits ein Knaller, vor allem da sich „Torchwood“ vom üblichen Science-Fiction-Einheitsbrei löst und mit seinem britischen Charme zu begeistern weiß. Die Erzählweise und der Aufbau der Serie ist very british und vor allem für Westeuropäer anziehend gestaltet. Man muss sich halt auf die abstrakten Ideen einlassen können und verstehen, dass nicht alle außerirdischen Katastrophen und Merkwürdigkeiten in den USA geschehen können. Nein, denn „Torchwood“ handelt im walisischen Cardiff. Und mittels einem Raum-Zeit-Riss wird dieser Umstand auch nachvollziehbar erklärt.

In „Torchwood“ spielt der gleichnamige Geheimdienst eine wichtige Rolle, der sich um die übernatürlichen Phänomene kümmert die Britannien plagen. Die Gründung Torchwoods kann man in der Serie „Doctor Who“ übrigens miterleben, ebenso den ersten Auftritt von Captain Jack Harkness (John Barrowman). Jack ist der Dreh- und Angelpunkt der Serie und Leiter der Torchwood-Abteilung Cardiff. Er ist äußerst charismatisch, unsterblich, loyal und stammt aus der Zukunft.

Gemeinsam mit seinem Team unterschiedlicher Fachrichtungen, untersucht Jack die merkwürdigen Ereignisse die Cardiff heimsuchen. Doch Halt! Denn die zweite Staffel geht andere Wege - und das ist einfach großartig. „Torchwood“ hat keine Scheu davor ein anderes Konzept zu nutzen, um spannende Geschichten zu erzählen und den Zuschauer regelrecht an den Fernseher zu fesseln.

Die zweite Staffel schließt nahtlos an der ersten Staffel an. Dort verschwand Jack plötzlich und ließ sein Team alleine. Gwen Cooper (Eve Myles) übernahm die Führung der Einheit. Sie ist sozusagen die gute Seele der Truppe, denn nur ihr gelingt es nebenbei ein halbwegs normales Leben und eine Beziehung zu führen. Sie ist mit Rhys Williams (Kai Owen) verlobt und im Laufe der Handlung heiraten die beiden. Allerdings wird das keine ganz einfache Sache, obwohl Gwen ihrem Liebsten endlich die Wahrheit über ihren Job erzählt. Das wirkt sehr familiär und so ist auch das Konzept der zweiten Staffel.

Im Mittelpunkt stehen die Gefühle der Protagonisten. So kehrt Jack zurück und wirkt auch zufriedener, doch im Laufe der einzelnen Episoden blickt der Zuschauer tief in eine gequälte Seele und erkennt die Maske, hinter der sich Jack verbirgt. Jacks Qual wird von seinem ehemaligen Geliebten Captain John Hart (James Marsters) ausgenutzt. TV-Kenner wissen natürlich, dass es sich bei Marsters um einen exzellenten Schauspieler handelt, der vor allem in der Rolle des Spike („Buffy - Die Vampirjägerin“) große Bekanntheit erreichte. In „Torchwood“ kann er viele Facetten seines Könnens auspacken und ist der Anfang und das Ende der zweiten Staffel - und das in vielerlei Hinsicht.

Wie bereits angedeutet ist die Liebe unter Männern in „Torchwood“ an der Tagesordnung und mit Sexualität wird offen und ehrlich umgegangen. Die BBC zeigt keine falsche Scheu und auch, dass Jack mit seinem Untergebenen Ianto Jones (Gareth David-Lloyd) eine heiße Affäre am Laufen hat. Aber Jack ist kein Kostverächter und so durfte fast jeder aus dem Team Zärtlichkeiten von Jack erfahren. In Gwen selbst lodert eine unerwiderte Liebe, doch schlussendlich gibt sie Rhys den Vorzug - er ist in ihren Augen der zuverlässigere Mann - er ist da, wenn sie ihn braucht.

Unerwiderte oder tragische Liebschaften dominieren die zweite Staffel erheblich, was auch Toshiko Sato (Naoko Mori) erfahren muss. In der Folge „Bis zum letzten Mann“ hat sie sich ausgerechnet in einen Kerl aus der Vergangenheit verliebt, der nur einmal im Jahr aufgetaut wird. Das diese Liebe keine Zukunft hat wird schnell deutlich und nimmt den Zuschauer mit auf eine Achterbahn der Gefühle. Doch der Zuschauer weiß auch, dass die gute Toshiko ein Auge auf ihren Kollegen Dr. Owen Harper (Burn Gorman) geworfen hat. Der hat ebenfalls sein Probleme, ist dem Tode näher als dem Leben. Owen ist vollkommen ahnungslos was Toshikos Gefühle für ihn angeht und schlussendlich wird er ziemlich früh in der Staffel erschossen.

Das geschieht in der Folge „Nebenwirkungen“. Zu viel der Handlung verraten? Keineswegs! Denn „Torchwood“ geht andere Wege. Jack kann Owen nicht ziehen lassen und greift zu einem drastischen Mittel. Owen kehrt zurück ins Leben - falls man es ein Leben nennen kann. Und somit nimmt die Handlung eine weitere überraschende Wendung. Doch schlussendlich ... was soll man dazu sagen? Schlussendlich wird deutlich, dass „Torchwood“ keine Scheu davor hat die meisten der Hauptdarsteller sterben zu lassen, die Welt radikal zu verändern und neue Wege einzuschlagen. In anderen Serien suchen die Autoren stets einen Kniff, um auf Anfang zurückzukehren. „Torchwood“ zieht aber stets weiter. Dramatisch, hart, kompromisslos und - vor allem - auch gnadenlos.

Die darstellerische Leistung der Schauspieler ist über alle Zweifel erhaben. Sie setzen die dramatische Handlung der Serie um und hauchen den Rollen Leben ein. Das geschieht mit einer unglaublich starken Ausstrahlung, die einen sofort packt. Vor allem Eve Myles und John Barrowman überzeugen auf ganzer Linie. Beide sind Äußerlich anziehend und besitzen eine einnehmende Persönlichkeit, die auch über den Bildschirm hinaus transportiert wird. Die Dreharbeiten haben Spaß gemacht und das sieht man der Besetzung an. Mimik und Gestik sind wunderbar, oft kommen die Figuren ohne ein Wort aus, vermitteln trotz allem die Situation und ihr Gefühlsleben. Das ist große Schauspielkunst, die hier auf hohem Niveau gezeigt wird.

Auch die deutsche Synchronisation ist gelungen. Das liegt an den gut gewählten Sprechern, die den Charakter der Figuren unterstreichen und ins Deutsche transportieren. Einzig schlecht an der deutschen Tonspur ist die Tatsache, dass hier nur Dolby Digital 2.0 geboten wird. Die Englische Tonspur kommt mit einem satten Dolby Digital 5.1 daher, was einfach erstklassig aus den Boxen dringt. Schade, dass der deutsche Zuschauer da ein wenig das Nachsehen hat. Aber das ist nur ein kleines Übel, über das hinweggesehen werden kann.

„Torchwood - Staffel 2“ ist eine Steigerung der Serie. Packend, spannend, emotional und aktionsgeladen. Dreizehn Folgen sorgen für erstklassige Unterhaltung und keine der Episoden hat eine Schwäche. Glanzlichter sind natürlich die zusammenhängenden Folgen, aber auch alle anderen Geschichten sind sehr unterhaltsam. Gewürzt mit britischem Humor (die Anspielung auf „Star Wars“ ist einfach herrlich) bekommt man eine hervorragende Serie geboten.

Die Aufmachung in der DVD-Box aus dem Hause Polyband wird der Serie sehr gerecht. Vor allem das Bonusmaterial macht Laune und präsentiert informative Blicke hinter die Kulisse. Das gilt auch im Bereich Sound und Musik. Einfach wunderbar und einen Blick wert. Für Fans von Captain Jack gibt es passendes Zusatzmaterial, in dem die Rolle detailliert unter die Lupe genommen wird. Das ist vor allem für Leute wichtig die keine Ahnung von „Doctor Who“ haben, aber dennoch mehr über diese außergewöhnliche Figur des Captain Jack Harkness wissen möchten.

Zusammengenommen und abschließend bleibt eigentlich nur eine Wertung übrig: Erstklassig!

GB 2008
Regisseure: Ashley Way, Colin Teague, Andy Goddard, Jonathan Fox Basset Mark Everest
Komponist: Murray Gold, Ben Foster
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Englisch
Bildseitenformat: 16:9
Umfang: 4 DVDs
FSK: 16
Polyband & Toppic Video/WVG, 25. September 2009
Spieldauer: 650 Minuten
13 Folgen a ca. 45 min
Extras: “Das Leben und Sterben des Captain Jack”, Deleted Scenes, Outtakes

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Filmbesprechungen.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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