Caninus
heiliges Caninchen!
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eine [VtM-Classics]-[Team-Rezi] von Durro-Dhun
So, ich wage mich endlich daran… mit dem Clanbuch: Brujah eröffne ich die [VtM-Classics], eine Reihe von Rezensionen zu den Clansbüchern der Vampire: Die Maskerade - und Vampire: Die Alte Welt – Reihe. Hier im Forum sollten ja genügend Vampire-Fans vorhanden sein, um sich dafür zu interessieren. Bei namhaften Internetautkionsplattformen erzielen die Clansbücher jedenfalls immer noch respektable Preise und nach dem letzten oWoD-Hype, der durch den Verkauf des 20th Anniversary Regelwerkes von Vampire, dem sog. V20, getriggert wurde, werden sogar wieder alte out-of-print oWoD Artikel in PDF-Onlineshops oder als Print-on-Demand Versionen angeboten. Wer also seine Sammlung noch vervollständigen möchte, kann hier zuschlagen.
Mittlerweile haben die Werke der alten World of Darkness ja schon einige Jährchen auf dem Buckel. Nichts desto trotz möchte ich mich einer Betrachtung der mir mittlerweile lieb gewonnen Bücher nun widmen.
ERSCHEINUNGSBILD
Als Grundlage dieser Rezension dient mir die deutsche Version der Clanbuch: Brujah von Feder&Schwert aus dem Jahr 2000. Sie liegt mir wie damals für Vampire-Quellenbücher üblich als Softcover-Version vor. Das Titelbild von John van Fleet ziert ein Schrotflinten-schwingender Vampir, der wohl ganz das stereotype Bild des wilden, widerspenstigen Brujah verkörpert. Die Illustrationen im Innern des Buches sind im klassischen schwarz-weiß gehalten und fangen die düstere Stimmung der Welt der Dunkelheit treffend ein. Mit seinen knapp 100 Seiten ist der Umfang des Clanbuches nicht gerade erschlagend, aber doch ordentlich und es bietet genügend Platz, um sich der Geschichte und den Eigenarten des Clans der Philosophen eingehend zu widmen.
INHALT
Ganz im Stile der WoD beginnt auch das CB Brujah mit der klassischen Kurzgeschichte. Diese widmet sich hierbei einer nicht ganz so stereotypen Art und Weise für einen Brujah, um den Kuss zu empfangen, also seine „Vampirwerdung“. Zumindest halte ich die Geschichte für nicht ganz stereotyp. Durchaus ein interessanter Ansatz!
Anschließend gliedert sich das Clansbuch in drei Kapitel. Kapitel Eins: Jahrtausende an Konflikten widmet sich dabei einem kurzen Abriss der Geschichte der World of Darkness mit Fokus auf Clan Brujah. Diese Abhandlung ist aus der Sicht eines Mitglieds des Clans der Philosophen aufgezogen, der über die Geschichte seines eigenen Clans nachdenkt. Die Zeitspanne reicht dabei von der zweiten Stadt, über eine Betrachtung Troiles, der Teilung der Blutlinien in die heutigen und die Wahren Brujah… Selbstverständlich darf eine Erläuterung der Geschichte Karthagos und ihrer besonderen Bedeutung für den Clan nicht fehlen. Besonders gefällt mir hier das in der Reihe der Clansbücher häufig von White Wolf gewählte Stilmittel des persönlichen Blickwinkels: Dadurch ist es durchaus verständlich und sinnig, sollte es jemals im Kanon der Welt zu Unstimmigkeiten kommen – schließlich geben die Charaktere teilweise auch nur Hörensagen oder das was sie selbst für die Wahrheit halten wider J Weiter geht der Rückblick über die Vergangenheit des Clans: Das finsterte Mittelalter als Verfall der Kultur nach dem Fall Roms, das Hochmittelalter. Schön gestaltet sich auch hier die liebevolle Sammlung von einzelnen „Lorbeeren der Geschichte“, die einigen historischen Schlüsselfiguren die Existenz als Vampir zuchreiben und so die WoD stärker mit der realen Geschichte verwebt, so beispielsweise die Legende des wahren Robin Hood oder die Beteiligung eines indischen Brujahs beim Aufstand der indischen Moslems gegen die britische Besatzung. Kritisch betrachtet der Erzähler die Zusammenarbeit des Clans mit einer Gruppe umstrittener Vampire, die er als ‚seltsame Bettgenossen‘ betrachtet und wendet sich schließlich der Betrachtung des Clans in der Gegenwart zu. Für die Europäischen Brujah ist hier vor allem die ‚Heimatlosigkeit‘ durch den Fall Karthagos ein enormer Einschnitt, aber es wird ebenso auf die Verbreitung der Brujah auf den Britischen Inseln eingegangen sowie über die Klassische Betrachtung, welche Brujah wo wichtige Ämter inne haben. Gerade in der neuen Welt widerum ließen sich dagegen deutlich mehr Brujah nieder, da sie die Gelegenheit beim Schopfe packten, die Alte Welt hinter sich zu lassen und sich die Neue Welt nach ihren eigenen Idealen aufzubauen. Erneut werden Machtzentren betrachtet. Besondere Aufmerksamkeit erhält hier die Betrachtung des Wilden Westens. Ein gesondertes Unterkapitel geht auf die Geschichte und die Gründung des Anarchenfreistaates ein – näheres hierzu ist übrigens auch im Anarchen-Handbuch bzw. Guide to the Anarchs zu finden. Das letzte Unterkapitle widmet sich den Brujah in Russland.
Kapitel Zwei: Unleben bei den Brujah widmet sich den Gebräuchen und allnächtlichen Riten des Clans der Philosophen. Wieder werden hier keine reinen Metaplot-Fakten zusammengetragen, statt dessen wird sich erneut einer subjektiven Sichtweise eines Ingame-Charakter bedient: Des Brujah Horace Wyndham Kaplan, der 1871 den Kuss von Marcus Teague empfing. Ein Auszug seiner Notizbücher gewährt Einblick in seine Ansichten über seinen Clan. Demnach unterteilt er seine Clansgeschwister in Idealisten und Ikonoklasten. Letztere stellen hierbei als so ziemlich die rebellischsten Brujah dar, die man sich clichéhaft vorstellen kann. Die Idealisten hingegen scheinen die eher analytischen oder intellektuellen Brujah zu sein. Weiter geht Kaplan auf zwei Eigenarten des Clans der Philosophen ein, Suaden und Raves: Bei Suaden handelt es sich um Zusammenkünfte der Brujah, bei denen sie sich in hitzigen Diskussionen ergehen und messen. Raves hingegen sind rauschende Feste und Parties auf denen Brujah sich ihrem wortwörtlichen Blutdurst hingeben.
Abseits der Betrachtung der ‚klassischen‘ Burjah widmet sich der Auszug aus Kaplans Tagebüchern auch den antitribu sowie den Wahren Brujah sowie deren Beziehung zum Hauptclan. Anschleßend geht er auf der Verständnis und die Interpretation der Traditionen der Maskerade, auf die Ämter und Clans innerhalb der Camarilla bei Clan Brujah ein und erläutert diese.
Abschließend enthält das Kapitel spielmechanische Ergänzungen, wie weitere Hintergründe, neue hochstufige (Stufe °°°°° °+) und kombinierte Disziplinen und eine knappe Seite neuer Vorzüge und Schwächen.
Wie bei allen Clansbüchern üblich, wird auch im Kapitel Drei: Die Reihen des Mobs eine Sammlung von Beispielcharakteren vorgegeben, die alle als Startcharaktere konzipiert wurden. Die Charaktere sind dabei sowohl mit VtM-Regeln als auch mit den LARP Regeln „Theater der Dunkelheit Gesetze der Nacht“ aufgeführt.
Gut gefällt hierbei, dass White Wolf versucht hat, über mögliche Chlichés hinweg eine breite Palette verschiedener Konzepte zu sammeln: Vom obligatorischen Schläger/Boxer über den gebildeten, distinguierten Südstaatler, eine DJane oder einen gealterten Vorstadtsherriff bietet sich wirklich ein vielfältiges Spektrum, das Spielern und Spielleitern gleichermaßen sowohl als ‚Fertig-Buffet‘ als auch als Inspiration dienen kann. Abgerundet wird dieses letzte Kapitel mit einem Beispiel-mono-Brujah Klüngel sowie einigen berühmten/berüchtigten, wichtigen Brujah NSCs wie etwa Smiling Jack
Die letzten Seiten des Buches bildet ein ausführlicherer Charakterbogen als der im Grundregelwerk aufgeführte. Er ist vierseitig gestaltet und direkt auf Clan Brujah zugeschnitten.
FAZITDas Clansbuch: Brujah hat noch immer nichts von seiner Faszination auf mich eingebüßt. Es bietet einen tieferen Einblick in die Ingame-Geschichte des Clans der Philosophen und beschreibt glaubhaft, wie sich die dichtenden Krieger von einst in einen Haufen Anarchischer Punks gewandelt haben – aber eben auch die Ausnahmen, die heute noch immer Idealisten sein. Als Quellenbuch für das Vampire: Die Maskerade Spiel kann ich das Buch jedenfalls nur wärmstens empfehlen und es bietet eine durchaus unterhaltsame Lektüre, nicht nur für Spielleiter.
Ich hoffe jedenfalls, diese Rezension hat Euren Geschmack getroffen. Bei Gelegenheit folgt dann die nächste [VtM-Classics] Rezi hier im A!
Euer DurroDen Artikel im Blog lesen