Tanzbar

traum

Grinsekatze
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2. Oktober 2003
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Es schien als sei um mich herum alles zu einem Ganzen geworden. All das Gemurmel und die Gespräche die ich mal hier, mal dort wahrnehmen konnte hatten sich zu einer alles umgebenden Geräuschkulisse verwoben, welche sich perfekt in die stampfenden Rhythmen einfügte. Alles was ich in diesem Moment noch fühlen konnte, war die tiefe Resonanz, welche meinen Körper leicht vibrieren ließ, meine Ohren bis zum Bersten strapazierte und meine Hände die Bierflasche stärker umklammern ließ. Um mich herum war das Treiben bereits zu einer nicht mehr weg zu denkenden Mauer geworden, welche mich Umgab und mir das Gefühl gab, dass man es einfach nicht bemerken würde, wohin ich meine Augen richtete.

Wenn du gewusst hättest, wie sehr ich dich beobachte, und wie energisch meine Augen den Bewegungen deiner Arme und Beine folgten, wenn du meine Blicke wie sanfte Berührungen hättest fühlen können, vielleicht, ja vielleicht hättest du dann aufgehört dich zu bewegen. Vielleicht wäre es dir unangenehm gewesen und du hättest dir einen sicheren Ort gesucht, wo man dich nicht sehen kann. Du wärest vielleicht zu deinem Freund gelaufen, um mir zu zeigen, dass du nicht alleine hier bist. Doch hattest du überhaupt einen Freund? Warst du wirklich nicht alleine hier, an diesem Ort?

Deine geschlossenen Augen im Zusammenspiel mit den Bewegungen deiner Hüften, deine nach Wärme und Nähe ausgestreckten, und dann wieder an dich zurückgerissenen Arme, und deine zaghaften Schritte im Rhythmus der Musik. Die Kleidung an dir, die mich faszinierte, da sie ein Teil von dir zu sein schien, und jeder kleine Fetzen so gut passte als sei er nur für dich gemacht. Das wilde flackernde Licht aus den Stroboskopen ließ deine Haut in rasender Geschwindigkeit vor mir hell und dunkel werden, während deine Bewegungen eins mit der Musik wurden. In meinen Gedanken hatte ich mir vorgestellt, wie du reagieren würdest wenn ich dich jetzt in diesem Tanz begeleiten würde, hatte mir ausgemalt, wie du reagieren würdest, würdest du meine Blicke spüren.

Es waren noch so viele dort bei dir, jeder tanzte anders, jeder setzte anders seinen Schuh. Doch keine andere dort, bewegte sich so sanft wie du. Auch bei mir standen viele Menschen, und die meisten schauten zu was sich dort tat. Das Ziel ihrer Augen war nicht klar für mich, ich sah sie nur, die Augen weit gerichtet, hier und dort in meiner Nähe stehen. Doch ich wette, so wie ich, hat dich niemand tanzen sehen. Keiner der Menschen die hier neben mir stehen, haben diesen Zauber erkannt, welcher von dir ausging. Niemand von ihnen hat gesehen, wie sich deine Brust hob und senkte, und niemand hat gespürt, was ich in diesem Moment spürte.

Ich dachte diese wie Stunden wirkenden Minuten lang dass ich dir etwas sagen müsste, wenn du gehst. Ich hatte mir fest vorgenommen dir zu sagen, dass du mehr ausstrahlst als ich zu sagen im Stande bin. Gefesselt vom Schwung deiner Haare, und dem Funkeln deiner Augen, wenn du sie kurz, nur ganz kurz, geöffnet in meine Richtung gelenkt hast, wollte ich dir alles geben. Jede Minute und Sekunde meiner Zeit, wollte ich dich tanzen sehen. Warst du doch alleine hier? Oder bist du in Begleitung gewesen? Ich habe mir diese Frage ein paar tausend Mal gestellt, bevor ich ein letztes Mal meine Augen über deinen Körper wandern ließ, und das Gedränge um die Tanzfläche verließ.

Das nächste Mal werde ich dir sagen was ich in dieser Nacht empfand. Das nächste Mal, werde ich mit dir zusammen tanzen, auch wenn du es nicht bemerkst. Denn beim nächsten Mal, wenn tausend Augen dich umgeben und du dich wieder nur für dich selbst bewegst, wenn du das nächste Mal so viel ausstrahlst wie sonst keine, ruhen zwei einsame Augen auf dir, und diese sind meine. Augenblicke nur für dich, doch niemand sieht dich so wie ich.

traum, 01.03.2004
 
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