Der November rückt näher. Und mit ihm auch der Silent-Reapers-Zyklus.
Daher wird es Zeit, euch mit ein paar Informationen rund um die Silent Repers als Einheit und den Hintergrund ihrer Entstehung zu versorgen.
Anfangen möchte ich heute mit der Entstehung.
Bevor ich mit den Reapers angefangen habe, hatte ich ein etwas anderes Konzept vor Augen. Das hatte ich auch bereits bei Ulisses eingereicht, aber leider war der Terminplan für Romane voll und daher kein Platz. Ich war aber nicht vergessen, halt nur hinten eingereiht.
Im April fiel mir dann aber auf, dass wir eine längere Durstrecke zwischen zwei Romanen haben, was ich etwas schade fand. Also wendete ich mich erneut an Michael Mingers, diesmal mit dem Konzept einer E-Book Reihe, die im monatlichen Rhythmus erscheinen und damit regelmäßig frisches BattleTech-Material produzieren würde. Da ich Michaels Vorliebe für Gefechtsrüstungen teile, kam mein Konzept auch gleich mit einer Söldnereinheit daher, deren Fokus auf eben diesen liegen sollte.
Nachdem ich ihn also bereits für die Idee begeistert hatte, musste das Konzept noch mit dem Vertrieb abgesprochen werden, die recht zügig grünes Licht gaben. Also machten wir uns an die grobe Planung. Um ausreichend Gefechtsrüstungetechnologie verfügbar zu haben bot sich entweder der Bürgerkrieg oder der Jihad an. Bis in die Republik-Ära wollten wir beide nicht vorstoßen.
Die Wahl fiel also auf den Jihad, da er, neben einer Menge Technologie, romantechnisch bislang noch komplett unerschlossen war und das während ihm herrschende Chaos ideal war, um die Geschichte zu erzählen, die ich erzählen wollte.
Jetzt mussten noch ein Name und ein Logo für die Söldnereinheit her, bevor es losgehen konnte.
Vor Jahren hatte ich, damals noch in Berlin, mit meiner BattleTech Gruppe ein kleines Söldner-RPG laufen. Die Einheit nannte sich McFairly’s Red Reapers und hatte eigentlich so gar nichts mit der Einheit gemein, die ich hier erschaffen wollte. Aber mir gefiel der Name, da der Reaper ins Konzept passte. Red Reapers ging aber nicht, da es nicht passend genug war und ich auch nicht komplett von der alten Runde klauen wollte.
Was konnte also davor, das die neue Einheit gut beschreiben würde? Mit ihrem Fokus auf Kommandoeinsätze und der Tatsache, dass sie dabei meist unbemerkt operierten war auch diese Wahl am Ende ganz einfach und die Silent Reapers waren geboren.
Nächste Woche gibt es dann wieder einen regulären Wochenrückblick, die Woche drauf mehr Informationen zu den Reapers. Jetzt wisst ihr zwar, wie sie entstanden sind, aber euch fehlt ja noch immer das Hintergrundwissen zur Einheit selbst. Das folgt dann in 14 Tagen.
Bis dahin hier noch ein kleiner Auszug aus dem 1. Kapitel. Viel Spaß.
Kapitel 1
Capra City, Capra
Präfektur Kaznejoy, Galedon Militärdistrikt, Draconis-Kombinat
23. Februar 3066
„Was soll das heißen, du hast das Ziel verloren?“, schrie Anori McFaris in ihr Mikrofon.
In der Enge des Helms ihrer Gefechtsrüstung hallte ihr Schrei laut genug wieder, um ihr Schmerzen in die Ohren zu treiben. Sie war froh, dass der Helm den Schall nicht nach außen dringen ließ und ihre Position damit verborgen blieb.
„Das heißt, dass ich die Verbindung zu unserer Wanze verloren habe“, gab Peter Brantling über Funk in unbändiger Ruhe zurück, er ließ sich von Anoris Ausbruch – wie so oft zuvor – nicht beeindrucken. „Gib mir einen Moment, um die Verbindung wiederherzustellen.“
Sie wollte mit dem Fuß auf und ab wippen, um ihrer Ungeduld Luft zu machen, musste sich aber zügeln. Ihre siebenhundertfünfzig Kilo schwere Gefechtsrüstung würde dabei zu viel Lärm verursachen. Und es würde keinen guten Eindruck auf die drei anderen Mitglieder ihrer Einheit machen, die hinter ihr standen.
Sie alle vier trugen stark modifizierte Gray Death Scout Suits. Sie hatten die Sprungreichweite des Originals beschnitten, um im Austausch verbesserte Tarnkappenpanzerung und ein leichtes Maschinengewehr einzubauen. An der Hüfte trug jeder von ihnen eine schallgedämpfte Pistole. Anori hatte sich zusätzlich ein Minolta 9000 Scharfschützengewehr über den Rücken geschlungen. Das Logo der Silent Reapers, ein namensgebender Reaper mit einer Sense in der rechten Hand und mit dem erhobenem Zeigefinger der linken vor dem Mund, der zur Ruhe anhielt, prangte auf den vier Rüstungen. Dort, wo sich die Herzen der Söldner befanden. „Silent Reapers“ war auf ein Pergament unter dem Reaper graviert.
Sie glaubte nicht, dass sie das Gewehr brauchen würde, aber sie hatte, aus reiner Gewohnheit, trotzdem mitgenommen. Man konnte ja nie wissen.
„Sir? Wie lange sollen wir warten?“, kam Sakumoto Miyus Stimme über Funk.
Sakumoto war ihre Stellvertreterin in ihrer kleinen Einheit. Privat waren die beiden ein Paar, aber während eines Einsatzes bestand Sakumoto auf Förmlichkeit.
„Wenn Brantling das Ziel in zwei Minuten nicht gefunden hat, gehen wir wie geplant vor“, war ihre Antwort.
Zwar war es späte Nacht und sie standen in einer dunklen Seitengasse, aber sie wollte nicht riskieren durch einen dummen Zufall entdeckt zu werden. Das würde entweder bedeuten, dass ihre Mission gescheitert wäre oder dass sie einen Zivilisten töten mussten, der vielleicht nur betrunken war und einen stillen Ort zum Pinkeln gesucht hatte. Beide Aussichten fand sie wenig erbaulich.
Zu ihrer Beruhigung meldete Peter sich lange vor Ablauf ihrer gesetzten Frist.
„Ich habe mich in das Kamerasystem von Capra City gehackt und das Ziel gefunden. Ihr habt bestenfalls zehn Minuten, bevor sie mich bemerken und rausschmeißen. Ihr solltet euch beeilen!“
An der rechten Seiten von Anoris HUD tauchte ein kleines Kamerabild auf und zeigte Yves Jaunechose, wie er im Gras an einem Fluss entlangwanderte.
Dass ihr Ziel denselben Vornamen hatte, wie einer ihrer 'Mechkrieger hatte zu einer Reihe schlechter Witze innerhalb der Reapers geführt.
Läuft er barfuß?
Ein Blick auf die vier Leibwächter, die den, in weiße Roben gekleideten, fünfzigjährigen Mann mit zwei Metern Abstand umringten bestätigte ihren Verdacht. Einer von ihnen hielt die Schuhe von Jaunechose in den Händen. Sie konnte es auf dem dunklen Bild schwer erkennen, hatte aber den Eindruck, dass die Schuhe tropften. Das würde erklären, warum sie den Kontakt zur Wanze verloren hatten.
Wenn die Schuhe, aus irgendeinem Grund, derart nass geworden waren, dass sie tropften, dann wäre die Wanze, die Lucas Hammilton in ihnen versteckt hatte, womöglich beschädigt worden.
Lucas hatte sich am Vorabend in das Fitnessstudio geschlichen, das ihr Ziel regelmäßig besuchte und die Ortungswanze im Schuh angebracht, als Jaunechose Badminton gespielt hatte. Die absolute und normalerweise unerschütterlich immer gleiche Routine des Mannes kam ihnen sehr entgegen.
Hat er die Wanze entdeckt oder warum hat er die Schuhe nass gemacht?
Sie öffnete eine Verbindung zu Peter.
„Gibt es Anzeichen dafür, dass die Leibwächter Verstärkungen angefordert haben?“
„Nein. In ihrer Basis ist alles ruhig.“
„Danke.“
Dann schaltete sie zurück zu einer Verbindung mit ihrer Einheit.
„Zeit auszurücken. Denkt daran: Wir brauchen Jaunechose lebendig“, sie wartete einen Moment bevor sie hinzufügte: „Aber nicht unverletzt.“
Die vier Söldner setzten sich in Bewegung und sprinteten über die Straßen, die sie von ihrem Ziel trennten. Ihr ursprünglicher Plan war gewesen, den Mann aus dem großen Bürogebäude zu entführen, dass ihrer Warteposition gegenüber lag, aber da Jaunechose seinen normalen Ablauf geändert hatte, war das nicht mehr länger eine Option. Am nächsten Tag musste die nächste Phase ihres Einsatzes beginnen. Wenn sie den Präzentor nicht zuvor in ihre Gewalt bekamen, wäre ihr Auftrag gescheitert. Es hieß also: jetzt oder nie.
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