Spannungsbogen?

AW: Spannungsbogen?

Eine bessere gedankliche Gliederung meiner Sandbox.
Ich weiß nicht, was DU unter Sandbox verstehst, aber der Begriff "Sandbox" positioniert sich im Rollenspiel-Umfeld so ziemlich als das genauer GEGENTEIL von dem, was man mit einem Spannungsbogen (d.h. einem BEWUSST gestalteten Spannungsverlauf über eine Spielsitzung, ein Szenario, eine Kampagne) erreichen möchte.

Erläutere doch bitte, wie Dir beim Vorbereiten einer Sandbox-Kampagne die Beschäftigung mit Spannungsbögen helfen soll.
 
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Humanistische Bildung?

Das was ich da vorgestellt hatte ist nichts weiter als das klassische Drama in 5 Akten, leicht verändert, um im Rollenspiel Sinn zu machen. Hm, schlagmichtot, griechisch, oder?

Literaturempfehlungen hab ich dafür leider keine.

Ja nun, im Deutschunterricht durchgekaut habe ich das auch mal, das ist aber schon ein paar Jahre her. :p
 
AW: Spannungsbogen?

Ich weiß nicht, was DU unter Sandbox verstehst, aber der Begriff "Sandbox" positioniert sich im Rollenspiel-Umfeld so ziemlich als das genauer GEGENTEIL von dem, was man mit einem Spannungsbogen (d.h. einem BEWUSST gestalteten Spannungsverlauf über eine Spielsitzung, ein Szenario, eine Kampagne) erreichen möchte.

Erläutere doch bitte, wie Dir beim Vorbereiten einer Sandbox-Kampagne die Beschäftigung mit Spannungsbögen helfen soll.
Das Labyrinth bauen die Spieler, aber wie sollen sie die Grundfläche dessen betreten können, wenn ich als SL
ihnen einen Einstieg bieten will, der möglichst organisch wirkt?

Was es mir helfen könnte: Aus einem Abenteuerende den Anfang eines neuen Abenteuers zu knüpfen, wenn/falls meine momentanen Spieler die Fährte nicht von sich aus aufnehmen, was sie ja bisher immer taten, aber ich schon mal Gruppen hatte, die einen gewissen, festen Einstieg ins Abenteuer brauchten, weil sie ansonsten keine Idee hatten, sich ins Abenteuer einzufinden, da sie der Meinung waren, ich würde das DSA-mässig durchplanen und sie dann quasi auf die Schienen setzen.

Tacheles: Es gibt momentan kein Problem, aber wenn ich weiss, wie ein klassischer Bogen aussieht, kann ich mir Optionen zurechtlegen, und dann wird die Improvisation leichter, wenn ich grob abschätzen kann, wie ich zusätzlich noch Spannungselemente einbringen kann, und wenn ja, an grob welcher Stelle.

Zu wirr, oder ergibt das für euch Sinn?
:koppzu:
 
AW: Spannungsbogen?

Tacheles: Es gibt momentan kein Problem, aber wenn ich weiss, wie ein klassischer Bogen aussieht, kann ich mir Optionen zurechtlegen, und dann wird die Improvisation leichter, wenn ich grob abschätzen kann, wie ich zusätzlich noch Spannungselemente einbringen kann, und wenn ja, an grob welcher Stelle.

Du brauchst einen Spannungsbogen, um zu merken wann die Spielrunde gerade an Schwung verliert?

Oder glaubst du, dass ein Spannungsbogen dir dabei helfen wird zu entscheiden wie du deine Runde etwas ankurbeln kannst?
 
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Scheinbar willst du vor allem, und auch im laufenden Spiel, nach Möglichkeit noch mehr Spannung aufbauen. Die Punkte I und II will ich mir daher sparen, die solltest du als guter Spielleiter (tm) bzw. in einer funktionierenden Gruppe sowieso hinkriegen, da es sich hierbei vor allem um den Aufbau von Immersionseffekten handelt (Identifkation mit Charakteren und Setting). Die Punkte III, IV und V sind die eigentlichen Spannungsmacher, und hierbei vor allem die IV.

Ohne mich jetzt weiter an den blöden römischen Ziffern langzuhangeln, kurz und bündig: Spannungsaufbau (universel ;)): Verzögerung des Höhepunktes. Wobei gilt: Nicht zu lange, aber auch nicht zu kurz. Die Kunst ist das richtige Maß. Die Mittel der Verzögerung sind vielfältig und sollten auch passen.

Damit wird auch grob die von dir gefragte Stelle klar. Nämlich immer genau dann, wenn du der Meinung bist, daß das Spiel sich zu einem Höhepunkt hin entwickelt (egal ob entstanden durch Spieleraktion oder durch Fortlauf eines von dir kontrollierten Handlungsstranges), mußt du versuchen das Erreichen dieses Punktes zu verzögern, wenn du weitere Spannung aufbauen willst.

Das klingt jetzt vllt. nach doofer Spielleiterwillkür, aber das sollte es nicht sein, vielmehr geht es darum, als SL, die Spieler von selbst dazu zu bringen das Finale zu verschieben. D.h. sie wollen (inplay) jetzt erst mal verzögern, brauchen eine Pause, um neue Informationen einzuholen, bzw. um neu gewonne Informationen zu verabeiten. So etwas kann geschehen, weil der Gegner unerwartete Taktiken gezeigt hat, auf die man sich einstellen muß, weil alles ganz anders ist, wie man ursprünglich dachte, weil man schlicht unterlegen ist, weil man auf einmal moralische Bedenken entwickelt. Selbst ein Rückblick, also ein erzähltechnischer Kniff und eine von dir geschaffene artifizielle Pause, kann Spannung erzeugen.

Ich versuch mal ein Beispiel: Ein Kampf, die Spieler kämpfen gegen einen wichtigen Gegner und sind der Meinung, daß das Besiegen des Gegners das Abenteuer löst (war vllt. auch ursprünglich so gedacht), aber der sterbende Gegner verrät ihnen mit seinen letzten Atemzügen noch ein Geheimnis, welches auf seiner Seele lastete. Das bisherige Geplänkel wird nur ein Vorspiel, ein viel größerer Gegner entsteht im Hintergrund, der erst noch erforscht werden muß.

Hm ja. Vielleicht hat dir das ja irgendwas gebracht.
 
AW: Spannungsbogen?

Nicht wirklich. Die Analyse der eigenen Runde durch Adaption eines klassischen Spannungsbogens, wie man in der Literatur findet, auf eine Spielweise, die einem solchen aber weit entfernt ist, ist für mich im höchsten Grad unlogisch.

Halt! Keine Adaption!
Analyse, um gewisse Charakteristika, bzw. das Auftreten solcher, erkennen, und gegebenfalls fördern zu können, bei einer manchmal etwas schnarchnasigen Spielerschaft.
 
AW: Spannungsbogen?

Klingt nach nem Vorgehen, das man durchaus nutzen kann, wenn die Spieler etwas zu wenig Plotsight (tm) haben, oder eben einfach nur zu wenig Eigeninitiative.
Dann wären für dich aber doch eigendlich hauptsächlich die anfänge des Spannungsbogens (bis vllt maximal zum Mittelteil) interessant, denn irgendwann sollen ja die Spieler wieder den Verlauf der Geschichte mitlenken.
 
AW: Spannungsbogen?

Ich denke du versprichst dir da viel zu viel davon. Ein Spannungsbogen setzt auf einer ganz anderen Ebene der Abstraktion an, als die Entscheidungen, die du als Spielleiter treffen musst.

Zuerst ist ein Spannungsbogen völlig deskriptiv. Es gibt keine ürsprüngliche oder ideelle Form von der Geschichten abweichen und die man nur wieder auf das Spannungsbogenideal ausrichten muss, damit das Ganze wieder an Schwung gewinnt. Es ist eher anders herum. Eine Geschichte/Spielrunde läuft gut, ergo hat sie einen guten Spannungsbogen und dieser lässt sich mit etwas geistiger Flexibilität auf ein altbekanntes Modell übertragen. (Campbell's Hero's Journey ist da ein sehr schönes Beispiel. Es gibt so gut wie nichts, was nicht irgendwie doch Hero Journey ist.)

Wenn es dir darum geht, deine Abenteuer im Nachhinein zu analysieren und zu schauen wo man etwas verbessern könnte, dann mag die Auseinandersetzung mit einem Spannungsbogen auf den ersten Blick eine gute Idee sein. Aber die Geschichte des Abenteuers bzw. ihr dramaturgischer Ablauf ist nur ein Teil des Rollenspielerlebnisses. Und kein sonderlich vordergründiger noch dazu. Du würdest dich ja auch nicht erst mit Zellverfallslehre, Oxidationsprozessen und Luftfeuchtigkeitswerten beschäftigen, wenn du dich entscheidest ob du einen Nass- oder Trockenstaubsauger holst.

Dramaturgie und Erzähltheorien sind nicht uninteressant, aber für das Rollenspiel nur in sehr geringem Maße verwertbar. Wenn du weißt, dass es einen Spannungsbogen gibt... hast du bereits alles Wichtige aus dem Themenbereich für das Rollenspiel mitgenommen. Alles was darüber hinausgeht, ist unterhaltsam aber nutzfrei.
 
AW: Spannungsbogen?

Kann das sein, dass hier einfach zu akademisch vorgegangen wird (vielleicht gerade auch durch die Einführung des Wortes "Spannungsbogen")?

Ich seh das doch richtig:

Es soll ne offene Spielwelt sein, möglichst frei von den Möglichkeiten her und am Anfang, sowie in Durststrecken (weil manchmal "schnarchnasige Spieler") soll es möglich sein als SL zu intervenieren um was spannendes passieren zu lassen ohne ins tiefste Railroading abzurutschen oder?
 
AW: Spannungsbogen?

Ich denke, DonGnocci hätte auch so schreiben können: "Wie erkenne ich Plotaufhänger? Und wie bereite ich sie so auf, dass sie sich natürlich ins Spiel einfügen? Und das, ohne dass sich die Spieler (die leider nicht genug eigeninitiative haben) dabei plot-zlich zu sehr in eine Richtung geschoben fühlen, sondern sich stattdessen zu etwas mehr Eigeninitiative inspiriert fühlen?"
Ich nehme an, das trifft es in etwa. Auf die Art lässt man das strittige S-Wort einfach raus.
 
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