AW: Spannungsbogen?
Scheinbar willst du vor allem, und auch im laufenden Spiel, nach Möglichkeit noch mehr Spannung aufbauen. Die Punkte I und II will ich mir daher sparen, die solltest du als guter Spielleiter (tm) bzw. in einer funktionierenden Gruppe sowieso hinkriegen, da es sich hierbei vor allem um den Aufbau von Immersionseffekten handelt (Identifkation mit Charakteren und Setting). Die Punkte III, IV und V sind die eigentlichen Spannungsmacher, und hierbei vor allem die IV.
Ohne mich jetzt weiter an den blöden römischen Ziffern langzuhangeln, kurz und bündig: Spannungsaufbau (universel
):
Verzögerung des Höhepunktes. Wobei gilt: Nicht zu lange, aber auch nicht zu kurz. Die Kunst ist das richtige Maß. Die Mittel der Verzögerung sind vielfältig und sollten auch passen.
Damit wird auch grob die von dir gefragte Stelle klar. Nämlich immer genau dann, wenn du der Meinung bist, daß das Spiel sich zu einem Höhepunkt hin entwickelt (egal ob entstanden durch Spieleraktion oder durch Fortlauf eines von dir kontrollierten Handlungsstranges), mußt du versuchen das Erreichen dieses Punktes zu verzögern, wenn du weitere Spannung aufbauen willst.
Das klingt jetzt vllt. nach doofer Spielleiterwillkür, aber das sollte es nicht sein, vielmehr geht es darum, als SL, die Spieler von selbst dazu zu bringen das Finale zu verschieben. D.h. sie wollen (inplay) jetzt erst mal verzögern, brauchen eine Pause, um neue Informationen einzuholen, bzw. um neu gewonne Informationen zu verabeiten. So etwas kann geschehen, weil der Gegner unerwartete Taktiken gezeigt hat, auf die man sich einstellen muß, weil alles ganz anders ist, wie man ursprünglich dachte, weil man schlicht unterlegen ist, weil man auf einmal moralische Bedenken entwickelt. Selbst ein Rückblick, also ein erzähltechnischer Kniff und eine von dir geschaffene artifizielle Pause, kann Spannung erzeugen.
Ich versuch mal ein Beispiel: Ein Kampf, die Spieler kämpfen gegen einen wichtigen Gegner und sind der Meinung, daß das Besiegen des Gegners das Abenteuer löst (war vllt. auch ursprünglich so gedacht), aber der sterbende Gegner verrät ihnen mit seinen letzten Atemzügen noch ein Geheimnis, welches auf seiner Seele lastete. Das bisherige Geplänkel wird nur ein Vorspiel, ein viel größerer Gegner entsteht im Hintergrund, der erst noch erforscht werden muß.
Hm ja. Vielleicht hat dir das ja irgendwas gebracht.