Sklavendasein

Lethrael

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Hallo Freunde hier habe ich noch eine Geschichte für euch.
Mdbg Leth

Sklavendasein. (31.10.06)

„Wie viel ist dir eine Familie wert, Kleiner?“, fragte der Aufseher den kleinen, verheulten Sklavenjungen vor ihm.
Kleine rote Abschürfungen an den Handgelenken und an seinen Fußknöcheln verrieten dem kundigen Mann, dass er erst seit kurzem hier war.
Seine blauen Augen, klein und doch rund in dem dünnen Gesicht versuchten die Tränen zurückzuhalten, eine kleine Knubbelnase lief und schien nur für die schniefenden Hochzieher kurz innezuhalten, um so hoffentlich noch etwas von diesem köstlichen Wohlgeruch zu erhaschen.
Der Geruch, nein eher der Geschmack von gebratenem Curry, Garam Masala, purem Zimt und Liebstöckel schwebte durch den Raum, vermischte sich mit dem fordernden Geruch von scharf gebratenem rotem Fleisch, mit sanft im eigenen Saft gegarten Rehlenden, mit gedämpfter Goldbrasse auf einem zarten Gemüsebett und mit würzig, kräftigen Brühen.
Mit den besten Stücken der Schlange in saurer Traubensauce vermengte sich der intensive riechende Geschmack, schmeckender Geruch?, von frischem Brot würzig und knusprig köstlich und mit duftenden Safranreis in kleinen Silberschalen.
Der Junge konnte sich nicht entscheiden, was er zuerst festhalten sollte, den knurrend, schmerzenden Bauch, oder die schmerzende Wange, die der Haushofmeister mit einem harschen Schlag in fruchtiges rot verwandelt hatte. So lag die linke Hand auf seinem Bauch, der hüpfte und mit jedem Schluchzer erzitterte, aber auch vor Hunger laut knurrte und kollerte und mit der rechten Hand seine schmerzende Wange, die brannte und prickelte.
Grob riss der Aufseher an der mit roter Traubensauce verschmierten blauen Tunika des Sklavenkindes und zog ihn mit einem kalten Lächeln auf die Füße.
Er hob die Hand zu einem weiteren Schlag und stieß hart aus den dünnen Lippen ein: „Sag schon, Kleiner. Was gibst du für eine liebende Familie?“, hervor.
Doch der Kleine konnte nicht antworten, dafür verstand er die Frage einfach nicht, die in seinen klingelnden Ohren einfach nicht ankam.
Der Aufseher schlug ihm barsch ins Gesicht, ließ damit seine Lippe aufplatzen und schlug dafür noch einmal mit der knöchernen Rückseite zu, danach stieß er den Jungen von sich fort, damit nicht auch noch seine Tunika beschmutzt werden würde und befahl dem Jungen sich zu waschen und still zu sein.
Benommen torkelte der Kleine durch die Zimmer, nicht wissend wohin er ging und tropf, tropf Blut verlierend. Weiße Marmorfliesen wurden von roten Tropfen und durchsichtige kleinen Seen verunstaltet und dies freute den Aufseher, der diesem Haufen Elend langsam hinterher ging und auf den wütenden Ausruf des Hofmeisters wartete. Der auch bald kam, doch ganz anders als er es erwartet hätte. „Heda Aufseher was ist tut ihr hier im Zimmer der Herrin?“, erreichte sie seinen Verstand und schreckte ihn aus der Vorstellung. „Ich folge nur diesem Sklaven, Herr. Ich sah ihn draußen und folgte ihm.“, stammelte der Aufseher, wandte sich dem Hofmeister zu und senkte den Blick. Scharf blickten die Augen des Hofmeisters den Aufseher an, schickte ihn mit einem durchdringenden Blick fort und trat dann an den Jungen heran. Langsam streckte er die Hand aus, ergriff den Jungen an der Tunika und hob ihn hoch, um sein kleines Gesicht besser betrachten zu können. Verzweifelt versuchte der Junge seine Tränen fort zu wischen und sich zu beruhigen. Ein fragender Blick ereichte ihn schließlich und warme Braune Augen starrten in seine verweinten Augen. „Ruhig, Kleiner.“, murmelte der Hofmeister, legte vorsichtig den Arm um den Sklaven und trug ihn hinaus aus dem Raum der Herrin. Kurz blieb er stehen und befahl den Dienern die Räume vom Blut und den Tränen zu säubern, dann ging er weiter, schweigend und über alle Gefühle erhaben.
Der Junge spürte er konnte dem alten Herren vertrauen und schlang überraschend seine Arme um den Hals des Hofmeisters und befleckte seine weiße Tunika mit rotem Blut und durchnässte sie mit stillen Tränen. Verstohlen blickte sich der alte Herr um und schließlich nickte er verstehend. Er lenkte seinen Schritt in die Küche, wo sich schon einige andere Sklaven versammelt hatten und angespannt nach dem Jungen suchten.
Der Küchenmeister schrie und tobte, ließ seinen großen Löffel durch die Luft zischen und schlug den Sklaven ein ums andere mal auf den Rücken. „Wo ist er? Sucht weiter!“, schrie er gerade als der Hofmeister in die Küche kam und ohne ihn zu beachten mit leiser Stimme sprach er nur ein Wort: „Genug.“ Alle in der Küche hörten diese dumpfe gealterte Stimme und starrten den Hofmeister an. „Hinaus mit euch Sklaven, geht sofort.“, schrie der Küchenmeister schrill und alle Sklaven beeilten sich diesem Befehl nachzukommen.
Endlich begann der Hofmeister mit einem ruhigen Plauderton zu sprechen: „Also Kulidos du hast ihn verloren, dabei war er die ganze Zeit im Haus. Einer der Aufseher war bei ihm und hat ihn so zugerichtet, kannst du mir sagen was das sollte? Kannst du mir sagen wer ihm das erlaubt hat?“
Der Küchenmeister lächelte gespielt und begann mit leiser Stimme zu erwidern: „Kannst du mir sagen was dich das angeht, Hireius?“
Hireius setzte sich auf die Küchenbank, schob einen Teller beiseite und setzte das Kind auf dem Tisch vor sich hin, hielt seine Arme fest und ihn damit aufrecht. „Weist du eigentlich nichts, aber du weist auch, dass mein Herr, dein Herr mir bestimmte Freiheiten eingeräumt hat. Ich soll darauf achten, dass die Sklaven nicht so schwer geschlagen werden, dass sie nicht mehr arbeiten können.“, murmelte der Hofmeister wieder und zwang mit einem unwiderstehlichen Griff den Kopf des Kindes in die Höhe, damit sich der Küchenmeister ein Bild von den Verletzungen machen konnte. Danach hub er wieder monoton zu sprechen an: „Und nun sage mir kann dieser Junge noch als Tafeldiener arbeiten, hm? Nein, kann er nicht, sein schönes Gesicht ist verunstaltet, dabei wollte ich ihn heute Abend noch einmal einsetzen, weil der Herr Gefallen an ihm gefunden hat. Zwar hat er eine schwere Servierplatte fallen gelassen, aber der Herr fand ihn als Krugträger bezaubernd und jetzt sage mir wie soll ich ihn mit so einem Gesicht wieder in die Halle schicken?“
Der Küchenmeister schien immer kleiner zu werden und stammelte leise ein verzeih mir, aber der Hofmeister funkelte noch immer drohend, bis ein Bote in die Küche kam und das Schweigen mit dem Befehl des Herren brach, dass der Junge nun mit dem Wein kommen sollte.
Der Hofmeister zuckte mit den Schultern, besah sich nochmals den Jungen, nahm in auf den Arm und trug ihn zusammen mit der Karaffe Wein hinauf in den Saal, ohne sich noch weiter um den zeternden Küchenmeister zu kümmern. Auf dem Weg hin zum Saal sprach er dem Jungen leise tröstende Worte ins Ohr und versuchte ihn wieder soweit zu beruhigen, dass er den Wein zu seinem Herren tragen könne.
Doch es half nichts, er behielt den Jungen auf dem Arm und ging zusammen mit ihm und der Karaffe zu der Liege seines Herren, der den Jungen mit großen Augen ansah und den Hofmeister missbilligend anfunkelte. „Hireius, sage mir was ist geschehen? Wieso weint der Junge und blutet? Ich wollte ihn heute zumindest fröhlich und gesund sehen.“, donnerte der Herr und betrachtete den in sich zusammenzuckenden Jungen.
Der Hofmeister setzte den Jungen vor sich auf den Teppich, warf sich zu Boden und begann mit der Erzählung des heutigen Tages des Jungen.
„Ich sehe du hast ihn den ganzen Tag beobachtet, hm. Gut Hireius, du sagst er hätte heute nichts zu essen bekommen, dann kümmere dich darum und behalte ihn ab heute in deiner Obhut. Hinfort.“, bestimmte der Herr und entließ die beiden.
Der Hofmeister verbeugte sich, nahm den Jungen wieder auf den Arm, wandte sich ab und begann zu lächeln…
 
AW: Sklavendasein

Benommen torkelte der Kleine durch die Zimmer, nicht wissend wohin er ging und tropf, tropf Blut verlierend.
Gefällt mir sehr gut... vielleicht hätte ich selbst das tropf, tropf etwas abgehoben... evtl als kusives tropf, tropf ?

Schön finde ich, dass dieses Mal die Beschreibung der Essensgerüche und -düfte viel plastischer geworden ist. (undl du hast's vor meiner Kritik ersten geschrieben )

Abgesehen davon, dass die Geschichte zumindest mir unter die Haut geht und eine dichte, intensive Atmosphäre webt, gefällt mir vor allem der einleitende Satz „Wie viel ist dir eine Familie wert, Kleiner?“.
Denn ganz offensichtlich könnte da ein brutal-schlagender Aufseher im Kern wesentlich milder gewesen sein, als man ihm zutraut?

Nur so ein Gedanke...

Gefällt :)

LG,
Durro
 
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