Discordia
B! scheuert
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- 7. Januar 2005
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Eigentlich sollte es ein ruhiger und entspannter Abend zu Hause werden. Keinen Rummel, keine Party, kein anderes Gesicht, das er ertragen mußte und kein Blut. Enio hatte schon viel zu viele Silvester erlebt als das er diesem einzelnen Tag im Jahr noch etwas besonderes abgewinnen konnte. Was sollte er da draußen auf der Straße schon unternehmen. Anderen Leuten um den Hals fallen und ihnen ein glückliches neues Jahr wünschen... auf das seines ebenso glücklich sein soll? Pah! Die Bräuche der Sterblichen waren so albern und bedeutungslos. Niemand hatte jemals mehr Feste gefeiert als Enio zu seinen Lebzeiten. Letztendlich gab es damals für Enio fast nichts anderes als Feste und Saufgelage. Was sollte man auch anderes machen, wenn man sich jede Nacht damit beschäftigen mußte das Geld des Vaters durchzubringen? Einfach war das nicht und an die körperliche Substanz ging das sowieso. Enio war damals jedoch unerschütterlich gewesen. Er hatte nicht aufgegeben und war sogar mit Kopfschmerzen vom Tag zuvor wieder auf irgendeiner anderen Feier erschienen. Letzten Endes war das auch sein Verhängnis. Hätte er sich damals nicht mehr dem Nachtleben zugewandt als das Tageslicht genossen wäre er wahrscheinlich niemals Salgari begegnet. Dieses verdammte Arschloch!
Heute brannte kein Feuer mehr in Enio. Keine Party konnte mehr die Leidenschaft erwecken, die damals seinem Körper und seiner Seele Antrieb gegeben hatten. Also wozu sich ins Silvestergetümmel stürzen? Das einzig Gute war an solchen besonderen Tage, daß es für ein Raubtier ein leichtes war in solchen alkoholgeschwängerten Menschenansammlungen an seine Beute zu kommen. In solchen Nächten konnte selbst ein Vampir mit einem ordentlichen Zacken in der Krone nach hause schwanken. Aber Enio verspürte keinen Durst und schon überhaupt kein Verlangen sich auf irgendeine Art und Weise mit Menschen auseinander zusetzen. Deshalb hatte er sich vorgenommen in seiner Zuflucht zu bleiben, sein Handy abzustellen und endlich wieder einmal bei guter Musik ein wenig zu entspannen. Soweit der Plan.
Zugegeben... Enios Zuflucht bot nicht unbedingt einen besonders einladenden Anblick. Die drei Zimmer waren nicht sonderlich üppig eingerichtet und von Dekoration verstand der Brujah offensichtlich überhaupt nichts. Immerhin hatte sich Enio aufraffen können ein wenig Ordnung zu schaffen und damit war für ihn eigentlich schon genug für eine gemütliche Atmosphäre getan. Enio stand vor seinem CD-Regal und grübelte was wohl heute abend am besten zu seiner Stimmung passen würde. Es dauerte nicht lange und die Wahl war auf Puccinis "Tosca" gefallen. Eine der wenige Dinge, die Enio aus seinem früheren Leben geblieben sind war die Leidenschaft zur italienischen Oper und das war sicherlich das Letzte was man bei dem Turiner vermutete, wenn man sich erst einmal an seine liebevolle und sensible Art gewohnt hatte. Enio lehnte sich in seinen Sessel zurück und nahm eine bequeme Haltung ein, während bereits die ersten Klänge aus den Lautsprecherboxen erklangen. Die Handlung des Stückes spielte nur kurze Zeit vor Enios Geburt in Rom und gaben in der für die "Verismo"-Oper typische Art ein Drama wieder in der Krieg, Eifersucht, Totschlag und politische Unruhen gleichermaßen eine große Rolle spielten. Wer der italienischen Sprache mächtig war und es verstand einer Oper zu folgen, wurde bei diesem Stück in kürzester Zeit in eine thrillerähnliche, explosive Handlung gezogen und sah sich gezwungen seinen Platz nicht zu verlassen bis der letzte Ton verklungen war. Jedenfalls ging es Enio normalerweise so.
Aber diese Nacht nicht! Enio saß noch keine 10 Minuten in seinem Sessel als er bemerkte wie seine Gedanken abschweiften und er sich nicht richtig auf das Stück konzentrieren konnte. Das war nicht richtig. Dem Brujah gelang es normalerweise mühelos sich bei dieser Art der Unterhaltung zu entspannen und völlig in das Stück einzutauchen. Heute war sein Kopf voller Gedanken und Überlegungen was er in welcher Reihenfolge in nächster Zeit alles zu erledigen hatte. Die ersten Gespräche und Verhandlungen wegen des Hammers hatten mittlerweile begonnen und Enio war jetzt schon genervt von dem vielen Geplapper der Sterblichen. Es half nichts! Der Italiener mußte einsehen, daß er heute Nacht einfach keinen Kopf zum Abschalten und entspannen hatte. Er erhob sich und drückte die „Stop-Taste seines CD-Players. Enio blieb reglos stehen und lauschte. War da nicht eben ein Geräusch? Der Brujah drehte seinen Kopf in Richtung Tür und erstarrte erneut. Es war nichts ungewöhnliches Geräusche zu hören, die von Flur oder dem Treppenhaus stammten aber Enio hatte im Lauf der Zeit gelernt, den Lärm seiner Mitbewohner herauszufiltern und teilweise sogar bestimmten Personen zuzuordnen aber das was er gerade gehört hatte – oder sich zumindest eingebildet hatte – passte nicht zu dem was er als alltäglich bezeichnen würde. Da! Wieder das Geräusch. Diesesmal war es deutlich wahrzunehmen. Ein heller fiepender Ton mit einem unrhythmischen Poltern gefolgt von etwas das als Schaben bezeichnet werden konnte. Der Ursprung des Geräusches war unmittelbar vor Enios Tür... was die ganze Sache überhaupt nicht besser machte. Ohne weiter zu zögern ging der Brujah auf die Eingangstür zu und hatte schnell ein Messer zur Hand. Falls sich jemand hier Zutritt verschaffen wollte, würde er sein blaues Wunder erleben und das nächste Jahr ganz bestimmt nicht erleben. An der Tür angekommen verharrte Enio wieder und lauschte noch einmal. Aber Geduld war ein Prüfstein an dem Enio sich schon sehr oft abgewetzt hatte. Kurzentschlossen riß er die Tür auf und stand in kampfbereiter Pose in seiner Eingangstür, das Messer bereit für einen tödlichen Schnitt.
Enios Augen konnten im Gang nichts erkennen aber der Turiner machte reflexartig einen Satz zur Seite als etwas seinen Fußknöchel berührte. Ohne bewußt zu handeln zog Enio seine Klinge nach unten und schaffte es gerade noch rechtzeitig seinen Hieb umzuleiten als er erkannte was ihn letztendlich so erschreckt hatte. Es war diese verdammte schwarze Katze die dem Brujah schon viel zu oft über den Weg gelaufen war und es immer geschafft hatte rechtzeitig auszuweichen, wenn Enio nach ihr getreten hatte. Wer zur Hölle hat dieses verdammte Mistvieh hier hereingelassen? Und warum jammert es ausgerechnet vor meiner Tür? Es war zum ersten Mal, daß Enio der Katze im Hausgang begegnete. Bisher hatte sich das scheinbar herrenlose Tier damit zufriedengestellt ihm vor dem Haus zwischen den Füßen herumzuschleichen. Das alleine war schon eine Tatsache, die Enio von Anfang an etwas erstaunt hatte. Eigentlich war er es seit jeher gewohnt, daß Tiere einen weiten Bogen um ihn schlugen. Wahrscheinlich erkannten sie instinktiv das Raubtier in ihm und wußten um ihren Platz in der Nahrungskette. Bei Katzen verhielt es sich meistens noch extremer und der Brujah hatte sich schon oft eingebildet, daß er trotz Verdunkelung von Katzen wahrgenommen wurde. Vielleicht kein großes Wunder. Im Grunde traute er Katzen was die Wahrnehmung anging sowieso viel mehr zu als Menschen. Die schwarze Katze nutzte den Moment als Enio etwas ratlos und verblüfft an der Türschwelle stand hemmungslos aus und versuchte sich an dem Italiener vorbei in seine Wohnung zu schleichen. Der Brujah wollte gerade nach den Tier fassen und es wieder nach draußen befördern als ihm auffiel in welchem erbärmlichen Zustand sich die Katze befand. Enio stand noch ein paar Sekunden reglos an der Tür und sah dem angeschlagene Geschöpf zu wie es langsam in seine Wohnung humpelte. Schließlich schloß er kopfschüttelnd die Tür. Ich muß total bekloppt sein. Was in Teufels Namen mache ich hier eigentlich? In einer für ihn völlig fremde Anwandlung hatte sich Enio dagegen entschieden das Vieh aus der Wohnung zu schmeißen oder sogar in einem zweifelhaften Akt der Milde ihm den Rest zu geben. Stattdessen hatte sich der Turiner dazu durchgerungen einmal einen Blick auf die Katze zu werfen um herauszufinden ob er vielleicht etwas für das kleine Wesen tun konnte. Gewiss er war kein Tierarzt und eigentlich hatte er von Tieren im Allgemeinen absolut keine Ahnung aber letztendlich hatte ein Kainskind immer eine Möglichkeit Verletzungen von sterblichen Geschöpfen zu heilen.
Enio näherte sich der Katze, die nicht sehr weit in seine Wohnung hineingegangen war, und versuchte es zunächst mit einer vorsichtigen Berührung. Das Tier unternahm keinerlei Gegenmaßnahmen als schien es zu wissen, daß der blasse Italiener ihr heute keinen Tritt verpassen wollte und hielt still. Enio brauchte nicht allzu nahe herangehen bis ihm ein beißender Geruch in die Nase stieg, der im Normalfall bei keinem Vampir ein besonders gutes Gefühl erzeugte. Schwarzpulver! Das Tier roch nach Schwefel als ob es direkt vom Schoß des Satans gesprungen war. Das Bein, das es nachzog, war im oberen Bereich offen und man konnte deutlich erkennen, daß ein kleines Stück Fleisch fehlte. Enio mußte tatsächlich ein paar Sekunden überlegen bis ihm wieder einfiel was für ein Tag heute eigentlich war und das es an Silvester ziemlich offensichtlich war was der Katze passiert sein mußte. Es war wohl etwas unglücklich in Kontakt mit einem Knallkörper gekommen oder irgend ein Idiot hatte absichtlich auf die Katze gezielt. Es würde Enio nicht mal wundern, wenn ein paar beschissene Teenies die Katze gefangen und ihr einen Kracher angebunden hätten. Menschen machten so etwas.
Mit einem Achselzucken an die Katze gerichtet wandte sich Enio in Richtung Küche. Er sah nur eine Möglichkeit ihr vielleicht zu helfen. Es mußte nach Vampire-Style ablaufen und selbst dabei war Enio im Grunde ziemlich ungeübt. Der Brujah hatte noch niemals freiwillig einem Menschen oder einem anderen Kainiten etwas von seinem Blut abgegeben. Vielleicht lag es da nahe den ersten Feldversuch bei einem Tier zu unternehmen? Enio öffnete den Kühlschrank und hoffte, daß bei den Lebensmitteln, die er natürlich nur um den Schein zu wahren in seiner Wohnung hatte, etwas brauchbares dabei war. Sein Blick wurde sofort von der Milch im Seitenregal angezogen und wanderte anschließend weiter auf das Verfallsdatum. Glück gehabt! Die Milch war noch haltbar... was man von dem Joghurt im oberen Fach mit der merkwürdig grünlichen Farbe leider nicht mehr sagen konnte. Enio machte sich eine innere Notiz. Er würde wohl nicht drumherum kommen in den nächsten Abenden seinen Kühlschrank neu zu sortieren und das Ding einmal ordentlich zu putzen.
Der Brujah nahm eine kleine Schüssel aus dem Schrank und goß ein wenig Milch hinein. Danach führte er sein Handgelenk an den Mund und brachte mit seinen ausgefahrenen Fängen das Vitae und seinen mystischen Fähigkeiten zum fliesen. Enio hatte überhaupt keine Ahnung ob das Tier diesen unappetitlich aussehenden Cocktail überhaupt anrühren würde und ob sein Blut oder die Milch darin eine größere Verlockung für die Katze darstellen würde. Enio spekulierte nicht lange darüber, sondern stellte die Schüssel neben die Katze auf den Boden.
„Hier felina. Wenn du das trinkst wirst du schon bald wieder um den Block springen... und Hunde jagen.“
Heute brannte kein Feuer mehr in Enio. Keine Party konnte mehr die Leidenschaft erwecken, die damals seinem Körper und seiner Seele Antrieb gegeben hatten. Also wozu sich ins Silvestergetümmel stürzen? Das einzig Gute war an solchen besonderen Tage, daß es für ein Raubtier ein leichtes war in solchen alkoholgeschwängerten Menschenansammlungen an seine Beute zu kommen. In solchen Nächten konnte selbst ein Vampir mit einem ordentlichen Zacken in der Krone nach hause schwanken. Aber Enio verspürte keinen Durst und schon überhaupt kein Verlangen sich auf irgendeine Art und Weise mit Menschen auseinander zusetzen. Deshalb hatte er sich vorgenommen in seiner Zuflucht zu bleiben, sein Handy abzustellen und endlich wieder einmal bei guter Musik ein wenig zu entspannen. Soweit der Plan.
Zugegeben... Enios Zuflucht bot nicht unbedingt einen besonders einladenden Anblick. Die drei Zimmer waren nicht sonderlich üppig eingerichtet und von Dekoration verstand der Brujah offensichtlich überhaupt nichts. Immerhin hatte sich Enio aufraffen können ein wenig Ordnung zu schaffen und damit war für ihn eigentlich schon genug für eine gemütliche Atmosphäre getan. Enio stand vor seinem CD-Regal und grübelte was wohl heute abend am besten zu seiner Stimmung passen würde. Es dauerte nicht lange und die Wahl war auf Puccinis "Tosca" gefallen. Eine der wenige Dinge, die Enio aus seinem früheren Leben geblieben sind war die Leidenschaft zur italienischen Oper und das war sicherlich das Letzte was man bei dem Turiner vermutete, wenn man sich erst einmal an seine liebevolle und sensible Art gewohnt hatte. Enio lehnte sich in seinen Sessel zurück und nahm eine bequeme Haltung ein, während bereits die ersten Klänge aus den Lautsprecherboxen erklangen. Die Handlung des Stückes spielte nur kurze Zeit vor Enios Geburt in Rom und gaben in der für die "Verismo"-Oper typische Art ein Drama wieder in der Krieg, Eifersucht, Totschlag und politische Unruhen gleichermaßen eine große Rolle spielten. Wer der italienischen Sprache mächtig war und es verstand einer Oper zu folgen, wurde bei diesem Stück in kürzester Zeit in eine thrillerähnliche, explosive Handlung gezogen und sah sich gezwungen seinen Platz nicht zu verlassen bis der letzte Ton verklungen war. Jedenfalls ging es Enio normalerweise so.
Aber diese Nacht nicht! Enio saß noch keine 10 Minuten in seinem Sessel als er bemerkte wie seine Gedanken abschweiften und er sich nicht richtig auf das Stück konzentrieren konnte. Das war nicht richtig. Dem Brujah gelang es normalerweise mühelos sich bei dieser Art der Unterhaltung zu entspannen und völlig in das Stück einzutauchen. Heute war sein Kopf voller Gedanken und Überlegungen was er in welcher Reihenfolge in nächster Zeit alles zu erledigen hatte. Die ersten Gespräche und Verhandlungen wegen des Hammers hatten mittlerweile begonnen und Enio war jetzt schon genervt von dem vielen Geplapper der Sterblichen. Es half nichts! Der Italiener mußte einsehen, daß er heute Nacht einfach keinen Kopf zum Abschalten und entspannen hatte. Er erhob sich und drückte die „Stop-Taste seines CD-Players. Enio blieb reglos stehen und lauschte. War da nicht eben ein Geräusch? Der Brujah drehte seinen Kopf in Richtung Tür und erstarrte erneut. Es war nichts ungewöhnliches Geräusche zu hören, die von Flur oder dem Treppenhaus stammten aber Enio hatte im Lauf der Zeit gelernt, den Lärm seiner Mitbewohner herauszufiltern und teilweise sogar bestimmten Personen zuzuordnen aber das was er gerade gehört hatte – oder sich zumindest eingebildet hatte – passte nicht zu dem was er als alltäglich bezeichnen würde. Da! Wieder das Geräusch. Diesesmal war es deutlich wahrzunehmen. Ein heller fiepender Ton mit einem unrhythmischen Poltern gefolgt von etwas das als Schaben bezeichnet werden konnte. Der Ursprung des Geräusches war unmittelbar vor Enios Tür... was die ganze Sache überhaupt nicht besser machte. Ohne weiter zu zögern ging der Brujah auf die Eingangstür zu und hatte schnell ein Messer zur Hand. Falls sich jemand hier Zutritt verschaffen wollte, würde er sein blaues Wunder erleben und das nächste Jahr ganz bestimmt nicht erleben. An der Tür angekommen verharrte Enio wieder und lauschte noch einmal. Aber Geduld war ein Prüfstein an dem Enio sich schon sehr oft abgewetzt hatte. Kurzentschlossen riß er die Tür auf und stand in kampfbereiter Pose in seiner Eingangstür, das Messer bereit für einen tödlichen Schnitt.
Enios Augen konnten im Gang nichts erkennen aber der Turiner machte reflexartig einen Satz zur Seite als etwas seinen Fußknöchel berührte. Ohne bewußt zu handeln zog Enio seine Klinge nach unten und schaffte es gerade noch rechtzeitig seinen Hieb umzuleiten als er erkannte was ihn letztendlich so erschreckt hatte. Es war diese verdammte schwarze Katze die dem Brujah schon viel zu oft über den Weg gelaufen war und es immer geschafft hatte rechtzeitig auszuweichen, wenn Enio nach ihr getreten hatte. Wer zur Hölle hat dieses verdammte Mistvieh hier hereingelassen? Und warum jammert es ausgerechnet vor meiner Tür? Es war zum ersten Mal, daß Enio der Katze im Hausgang begegnete. Bisher hatte sich das scheinbar herrenlose Tier damit zufriedengestellt ihm vor dem Haus zwischen den Füßen herumzuschleichen. Das alleine war schon eine Tatsache, die Enio von Anfang an etwas erstaunt hatte. Eigentlich war er es seit jeher gewohnt, daß Tiere einen weiten Bogen um ihn schlugen. Wahrscheinlich erkannten sie instinktiv das Raubtier in ihm und wußten um ihren Platz in der Nahrungskette. Bei Katzen verhielt es sich meistens noch extremer und der Brujah hatte sich schon oft eingebildet, daß er trotz Verdunkelung von Katzen wahrgenommen wurde. Vielleicht kein großes Wunder. Im Grunde traute er Katzen was die Wahrnehmung anging sowieso viel mehr zu als Menschen. Die schwarze Katze nutzte den Moment als Enio etwas ratlos und verblüfft an der Türschwelle stand hemmungslos aus und versuchte sich an dem Italiener vorbei in seine Wohnung zu schleichen. Der Brujah wollte gerade nach den Tier fassen und es wieder nach draußen befördern als ihm auffiel in welchem erbärmlichen Zustand sich die Katze befand. Enio stand noch ein paar Sekunden reglos an der Tür und sah dem angeschlagene Geschöpf zu wie es langsam in seine Wohnung humpelte. Schließlich schloß er kopfschüttelnd die Tür. Ich muß total bekloppt sein. Was in Teufels Namen mache ich hier eigentlich? In einer für ihn völlig fremde Anwandlung hatte sich Enio dagegen entschieden das Vieh aus der Wohnung zu schmeißen oder sogar in einem zweifelhaften Akt der Milde ihm den Rest zu geben. Stattdessen hatte sich der Turiner dazu durchgerungen einmal einen Blick auf die Katze zu werfen um herauszufinden ob er vielleicht etwas für das kleine Wesen tun konnte. Gewiss er war kein Tierarzt und eigentlich hatte er von Tieren im Allgemeinen absolut keine Ahnung aber letztendlich hatte ein Kainskind immer eine Möglichkeit Verletzungen von sterblichen Geschöpfen zu heilen.
Enio näherte sich der Katze, die nicht sehr weit in seine Wohnung hineingegangen war, und versuchte es zunächst mit einer vorsichtigen Berührung. Das Tier unternahm keinerlei Gegenmaßnahmen als schien es zu wissen, daß der blasse Italiener ihr heute keinen Tritt verpassen wollte und hielt still. Enio brauchte nicht allzu nahe herangehen bis ihm ein beißender Geruch in die Nase stieg, der im Normalfall bei keinem Vampir ein besonders gutes Gefühl erzeugte. Schwarzpulver! Das Tier roch nach Schwefel als ob es direkt vom Schoß des Satans gesprungen war. Das Bein, das es nachzog, war im oberen Bereich offen und man konnte deutlich erkennen, daß ein kleines Stück Fleisch fehlte. Enio mußte tatsächlich ein paar Sekunden überlegen bis ihm wieder einfiel was für ein Tag heute eigentlich war und das es an Silvester ziemlich offensichtlich war was der Katze passiert sein mußte. Es war wohl etwas unglücklich in Kontakt mit einem Knallkörper gekommen oder irgend ein Idiot hatte absichtlich auf die Katze gezielt. Es würde Enio nicht mal wundern, wenn ein paar beschissene Teenies die Katze gefangen und ihr einen Kracher angebunden hätten. Menschen machten so etwas.
Mit einem Achselzucken an die Katze gerichtet wandte sich Enio in Richtung Küche. Er sah nur eine Möglichkeit ihr vielleicht zu helfen. Es mußte nach Vampire-Style ablaufen und selbst dabei war Enio im Grunde ziemlich ungeübt. Der Brujah hatte noch niemals freiwillig einem Menschen oder einem anderen Kainiten etwas von seinem Blut abgegeben. Vielleicht lag es da nahe den ersten Feldversuch bei einem Tier zu unternehmen? Enio öffnete den Kühlschrank und hoffte, daß bei den Lebensmitteln, die er natürlich nur um den Schein zu wahren in seiner Wohnung hatte, etwas brauchbares dabei war. Sein Blick wurde sofort von der Milch im Seitenregal angezogen und wanderte anschließend weiter auf das Verfallsdatum. Glück gehabt! Die Milch war noch haltbar... was man von dem Joghurt im oberen Fach mit der merkwürdig grünlichen Farbe leider nicht mehr sagen konnte. Enio machte sich eine innere Notiz. Er würde wohl nicht drumherum kommen in den nächsten Abenden seinen Kühlschrank neu zu sortieren und das Ding einmal ordentlich zu putzen.
Der Brujah nahm eine kleine Schüssel aus dem Schrank und goß ein wenig Milch hinein. Danach führte er sein Handgelenk an den Mund und brachte mit seinen ausgefahrenen Fängen das Vitae und seinen mystischen Fähigkeiten zum fliesen. Enio hatte überhaupt keine Ahnung ob das Tier diesen unappetitlich aussehenden Cocktail überhaupt anrühren würde und ob sein Blut oder die Milch darin eine größere Verlockung für die Katze darstellen würde. Enio spekulierte nicht lange darüber, sondern stellte die Schüssel neben die Katze auf den Boden.
„Hier felina. Wenn du das trinkst wirst du schon bald wieder um den Block springen... und Hunde jagen.“