AW: Schar aus vier Engeln
Kark001 schrieb:
Raphaelit: Sind in meinen Augen der langweiligste Orden. Schwarz / Weiß und nix dazwischen.
Interessant - meine Erfahrungen sind da wirklich VÖLLIG anders. - Das liegt vermutlich sehr stark an den Spielern und was für Spielertypen sich in welchen Runden für den Raphaeliten interessieren.
Kark001 schrieb:
Fang lieber damit an, daß die Engel in den ersten beiden Abenteuern so richtig die Guten sein dürfen (Dorf vor Traumsaat retten, Ketzerbanditen ausrotten) und dann konfrontier sie mit der negativen Seite der Kirche (Inquisition oder Beutereiter zb.).
Sei aber vorsichtig. Diese ganzen Sachen sind sehr starker Tobak für Spieler und können sehr schnell dazu führen, daß dir die Spieler "over the edge" gehen.
Dem kann ich nur beipflichten (siehe obigen Beitrag von mir mit der eiskalten Killer Schar).
Kark001 schrieb:
Was Geheimaufträge eines Engels angeht, so sind diese eigentlich recht schwer umzusetzen wenn man mal drüber nachdenkt.
Wieder eine deutlich andere Erfahrung. Es gibt Haufen von Geheimgesellschaften in den einzelnen Orden. Viele davon mit Engeln als Mitgliedern. Jede mit einer eigenen Agenda, die parallel, oder sogar entgegen, den zugeteilten Missionen Geheimaufträge an ihre Mitglieder vergeben. Das können zugesteckte kleine Informationsspeicher sein, die ein Urielit im nächsten Kloster einem Kontaktmann zuspielen soll. Das können Erkundungen sein die Ramieliten untereinander via In Zungen Reden beauftragt bekommen, mit der Auflage vom Ramielis-Orden, diese Informationen eben gerade NICHT an die anderen - unwürdigeren! Willkommen im Redux! - Orden weiterzugeben. Oder Rezept-"Malereien" der Raphaeliten enthalten Informationen gänzlich unmedizinischer Art, die übermittelt werden sollen. Oder ..., oder ..., oder ... - Die Welt der Engel steckt bis oben voller dieser Geheimbünde, geheimer Aufträge, hidden agendas, politischer Manipulation. Und die Engel sind nur Bauern auf dem Schachbrett Europas. Mehr nicht.
[/quote]Eine Schar wird zusammengestellt um als Einheit zu fungieren. Ohne ein gegenseitiges Vertrauen ist eine Schar recht schnell recht tot und das ist auch den Kirchenoberen klar. Außerdem hat jeder Michaelit in seiner Schar das Recht (und auch die Pflicht) diese Gemeinschaft zu schützen. [/quote]Das ist die offizielle Lesart. Dem pflichten auch viele bei. Das hat aber noch nie einen Machtpolitiker abgehalten, Engelsscharen in sinnlosen Schlachten zu verheizen, wenn er dadurch seinen geheimen Zielen einen Schritt näher gekommen ist. Warum nähme sonst die Kirche (bzw. ein paar offensichtliche Kriegstreiber und ein paar weniger offensichtliche Profiteure) den Krieg gegen die Britonen mit den zu erwartenden hohen Verlusten in Kauf. Schützen der Resourcen ja - solange, bis man von ihnen Gebrauch machen muß.
Kark001 schrieb:
Sobald ein Scharmitglied einen geheimen Auftrag bekommt ist er eigentlich seinem Michaeliten Rede und Antwort schuldig und der Michaelit hat auch (über rhethorisches Training und die Stimme) auch alle Mittel in der Hand den Geheimauftrag herauszukitzeln (falls er auch nur den leisesten Hauch davon mitbekommt).
Bei mir gilt - bereits während der Ausbildung - der Michaelit als Versager, der seine eigene Schar nur noch mit Der Stimme zu führen weiß. Das ist fast so sündig, wie einen Engel mit mundanen Mitteln der Operation zu heilen. - Das heißt nicht, daß nicht irgendwann mal ein Michaelit keine andere Möglichkeit mehr sieht, als die Stimme gegen seine Geschwister anzuwenden. Aber das ist immer hochdramatisch und Streßsituation pur. - Wichtig ist "falls er auch nur den leisesten Hauch davon mitbekommt". Da sind die Ramieliten eindeutig im Vorteil: in ihre Kathedrale kann der Michaelit ihnen nicht folgen und sie können dort ihre Intrigen spinnen, wie sie wollen - oder, schlimmer noch, sich von anderen aus ihrem Orden willfährig "spielen" lassen. Aber - gerade in meiner letzten Schar erlebt - auch ein geschickter Urielit kann LANGE ohne Verdacht zu erregen geheime Aufträge am Michaeliten vorbei ausführen. Hier ist es eben der Konflikt der Loyalität: wohin geht diese? Zum Orden, zur Loge, zu einzelnen Würdenträgern - oder zum Michaeliten, zu den Schargeschwistern. Das gab wirklich dramatische Szenen, als so manches ans Licht des Herrn kam. (Pure Absicht. Ich hatte mir für dieses Kapitel der Chronik die Schwächung der Schar von innen heraus vorgenommen. Die Schar sollte das erleben und sich danach wieder - und bewußter als vorher - zusammenraufen. Hat geklappt.)
Kark001 schrieb:
Normalerweise bekommt deshalb auch der Michaelit den Geheimaufrag, was auch bei der Machtbefugnis eines Michaeliten während seines Auftrages nicht verwunderlich ist (er ist Staatsanwalt und Richter in einer Person...vgl. Michaelitenbuch).
Stimmt. Normalerweise bekommt der Michaelit den OFFIZIELLEN Geheimauftrag, dann die Aufträge seiner Logen oder Geheimgesellschaften, dann erfährt er eventuell von dem begleitenden, aber eigentlich sabotierenden Auftrag seines ihm loyal zugetanen Ramieliten, worüber er aber nicht mit dem Gabrieliten sprechen kann, da dieser den Ramieliten eh nicht mag, so daß er dieses Geheimnis vor dem Rest der Schar verborgen halten muß. - Das kann beliebig kompliziert werden - wie alles im Leben eines Michaeliten.
Kark001 schrieb:
Mal abgesehen davon, daß die meisten Michaeliten eh eine sehr schwierige Rolle ausfüllen. Die meisten Spieler werden sich nicht ohne Murren und Knurren so einfach einem Michaeliten beugen und viel lieber versuchen ihre Grenzen ausfindig zu machen (in vollkommener Ignoranz, daß sie ein 2 jähriges Training hinter sich haben, was sie darauf gedrillt hat zu gehorchen).
Ja. Das ist auch meine Erfahrung mit neuen Engel-Spielern. Da gilt es die Grenzen auszutesten - und das führt bisweilen zu völlig zerrütteten Runden, die man nur noch abbrechen kann. Alles schon erlebt. Schwer frustend, aber verständlich.
Kark001 schrieb:
Die wenigsten Michaelitenspieler haben auch die Erfahrung und die Ausbildung eine Gruppe wirklich zu führen (wozu sie eigentlich ausgebildet sind) und sind eh auf die Unterstützung des Spielleiters angewiesen.
Stimmt. Aber dazu versuche ich in der Ausbildung der Michaeliten SEHR REALISTISCHE Engel für die "Lehr-Schar" im dritten Schlüssel darzustellen. (Meist einfach die Engel aus anderen Scharen, die ich schon mal geleitet - oder gespielt - habe.) Das gibt dem Michaeliten im "Trockenschwimmen" mal gleich einen Einblick in das, was abgehen kann. Dann ist die Ausbildungsphase zu einem gewissen Teil eine WIRKLICHE Ausbildung. - Aber es stimmt: eine schwache Führungspersönlichkeit als Spieler eines Michaeliten kann zu einer sehr schwachen, zerrissenen Schar führen. Es trifft zu: der Michaelit IST die Seele der Schar.
Kark001 schrieb:
Wenn jetzt der Spielleiter ihnen diese Unterstützung entzieht, indem er einen NSC Engel sich renitent verhalten läßt, wird der Rest der Schar diesen Beispiel schnell folgen. Adios Schargefüge.
Das ist durchaus ein Problem. Daher lasse ich die Renitenz - außer bei der Ausbildung - in Missionen mit NSC-Engeln nicht aufkommen. Das sind eventuell markante Persönlichkeiten, aber eher die "straight man"-Charaktere, die Stichwortgeber, die nicht selbst auffällig werden. Geheimaufträge machen mehr Spaß, wenn sie Spieler gegen Spieler ablaufen sollen. - Das heißt nicht, daß ich das Gruppengefüge immer absichtlich brechen will (das mit dem Urieliten war ein "Belastungstest", aber kein beabsichtigter Bruch - und ich habe sehr achtsam darauf geschaut, daß ich den Bogen nicht überspanne). Ich finde es aber eine sehr lohnende Spielerfahrung, wenn die Schar interne Spannungen hat, und wenn sie diese lösen, auflösen und zu einer neuen, bewußteren Bindung aller zueinander nutzen kann. Dann hat man eine Schar, die auch über ihre "Dienstzeit" auf Erden hinauszudenken imstande ist. - Und sie könnten es schaffen.