Ruhe (Real Life)

L

Lupus

Guest
Hier war es still. Hier war es immer still. Nur seine Schritte waren zu hören, auf den kalten, unfreundlichen Betonstufen. Es waren nicht viele Stufen, doch sie trennten die laute Stadt von diesem Reich der Ruhe, seinem Palast der Stille. Als er den Boden betrat verhallten seine Schritte langsam. Nun wurden seine Schuhsohlen vom Boden gedämpft. Vom Boden, den er sich mühselig aus dem Sperrmüll zusammen gesucht hatte. Es waren bunte Flecken von Teppichen und Tapeten. Sein Lieblingsstück hing an der Wand. Zwei Teddybären waren darauf, sie spielten Ball und lachten. Gelacht hatte er lange nicht mehr. Lachen? Das brauchte er nicht mehr. Das wollte er nicht mehr! Lachen, war ein Zeichen für ihn, das Schwäche bedeutete. Es bedeutete beeindruckbar zu sein. Er brauchte etwas. Er wusste nicht was. Er fasste in seine Hosentasche und wusste was ihm fehlte. Eine Zigarettenschachtel fühlte er. Das brauchte er also, eine Zigarette, Nikotin. Er holte die Zigarettenschachtel aus der Tasche. Ein Cent-Stück fiel ihm herunter. Es fiel auf den Boden, ohne ein Geräusch. Er wollte es aufheben, doch lies es bleiben. Es war ein Zeuge der unglaublichen Stille hier im Verliess, in dem die Ruhe, die Gelassenheit der ganzen Stadt, eingesperrt war. Und dieses Geldstück war gefallen und hatte keinen Laut von sich gegeben, denn hier war es still, hier war es immer still. Klick! Er machte die Lampe an und seine kleine Ecke wurde erhellt. Eine Ecke die still war. Still. Still wie die Fotos und Poster, die an der Wand hingen. An der kalten und unfreundlichen Wand. Und doch war sie still. Er betrachtete die Zigarettenschachtel. Ein rauchender Totenkopf war darauf abgebildet. „Black Death“ stand in Silberbuchstaben darunter. Buchstaben, die hintereinander ausgesprochen, in jedem Mund zu Tönen wurden, doch hier blieben sie stumm. Sein Zippo loderte auf. Spendete kurz Wärme. Er zog an der Zigarette. Sie brannte kurz. Er zog den Rauch in seinen Mund, in die Lunge. Er schmeckte nicht, doch befriedigte ihn. Er sah sich ein Foto an. Darauf zu sehen war ein Mädchen. Hübsches Mädchen. Sexy Mädchen. Er dachte nach wer es war. Es war seine Freundin. Er war müde, konnte sich nicht mehr konzentrieren. Er wollte sich hinlegen und schlafen. Seine Zigarette aufrauchen und dann schlafen. Dunkelheit und Stille fühlen.

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Ich weiß, das ist schon lange hier... aber ich lese grad von hinten nach vorne und möchte da auch meinen Senf dazu geben:

Mir gefällt es gut, wie du das Bild zeichnest, den Blick schweifen lässt und einfach den Moment beschreibst.
Man kann die Gedanken nachempfinden, erinnert sich vielleicht an eigene Momente der Ruhe.

Er wollte es aufheben, doch lies es bleiben.

Speziell das kommt mir bekannt vor ;)
 
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