Materialsammlung [RPG] TV Serie: Westworld

Teylen

Kainit
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Ich habe einmal über eine TV-Serie gebloggt und weshalb ich diese gerade aus rollenspielerischer Sicht interessant finde. Der Artikel findet sich hier: [RPG] TV Serie: Westworld

Damit man nicht immer rüber scrollen muss,.. das ganze einmal - Im Blog schaut es hübscher aus - per Copy & Paste:


Westworld Serie (links) & Film (rechts)


Aufgrund der Thematik, respektive der Umsetzung des Stoff, halte ich die Serie für Rollenspieler interessant. Über das Maß einer guten, intelligenten, spannenden Erzählung hinaus.

Worum geht es in der Serie Westworld?

Die Serie Westworld transformiert den gleichnamigen Science Fiction Thriller Westworld (1973) von Michael Crichton in eine Serie die aktuell auf HBO ausgestrahlt wird.

Die Serie greift die Idee des Films auf das es in der Zukunft der Freizeit Park „Westworld“ zahlenden Gästen eine vollständige Immersion in die Zeit des wilden Westen ermöglicht.
Dies geschieht innerhalb eines, selbst für amerikanische Verhältnisse, riesigen Areal komplett mit Gebäuden und Bewohnern gibt. Bei den Bewohnern handelt es sich um täuschend echte Androiden und auch die Tiere sind Roboter.
Die Androiden sowie Robotern folgen hierbei unterschiedlichen Storylines sowie Rollen und interagieren sowohl mit den Besuchern als auch mit den Gästen. Dabei besitzen die Gäste vollkommene Handlungsfreiheit gegenüber den Androiden, während diese kein Lebewesen, nicht einmal eine Fliege, verletzen können.
Durch den Umstand das die Androiden nicht nur äußerlich wie Menschen aussehen, sondern durchaus in der Lage sind Schmerz zu empfinden, zu Fühlen, Hoffnungen und Ängste haben, wird die Frage in wie weit sie vielleicht doch leben aufgeworfen. Was geschieht wenn einer oder mehrere der Androiden anfangen sich zu erinnern, ein Bewusstsein zu entwickeln.
Wann der, im Science Fiction Genre wahrscheinliche, und von der Vorlage suggerierte, Aufstand der Roboter anfängt. Ob er in dieser Form anfängt oder die Serie einen anderen Weg beschreitet.
Welche Motive die Betreiber des Westworld Parks haben die über das führen eines Freizeitparks hinaus gehen. Welche Motive der Schaffer des Parks verfolgt und welche die Ziele der Haupt-Entwickler hat.

Weshalb die Vorstellung in einem Rollenspiel-Blog, mit entsprechenden RPG-Tag?

Die Serie setzt das Konzept einer Verschachtelten Erzählung um. Das sowohl interessant, als auch, in dieser Form, Neu ist.

Neben dem Aspekt das man in der Serie mit Westworld, im Grunde, einem sehr umfangreichen, unternehmerischen LARP Projekt zusieht.

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Wie sieht es aus mit Spoilern?

Ich habe die ersten beiden Episoden gesehen und erinnere mich sehr dunkel an den Film. Den ich wohl vor mehr als zehn Jahren das letzte mal sah. Das heißt die Spoiler zu der Serie sollten den Rahmen der Grundprämisse sowie des Aufbaus nicht überschreiten.
Hinsichtlich des Films werde ich vor allem auf die Figur des Gunslinger eingehen welcher die Rolle des Antagonisten übernahm und auch auf dem Titelbild abgebildet ist, sowie die Grundprämisse.

Allgemein werde ich versuchen weitestgehend ohne Spoiler anzufangen und dann auf Handlungen, Charaktere oder Details einzugehen.

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Westworld – HBO 2016

Westworld – Das riesige LARP [mit automatisierten NSCs]

Der Westworld Themenpark richtet sich an reiche Personen die eine Reise dorthin buchen können und sich in diesem nach belieben vergnügen können. Kleidung, Ausrüstung wird den Besuchern gestellt, es gibt einen Einführungskurs und im Park ist die Illusion perfekt.

Die Nicht-Spieler Charaktere, das heißt Roboter verfolgen jeweils ihre eigenen Geschichten und reagieren auf entsprechende Handlungen der Spieler. Neben allgemeinen Questen wie dem nachgehen eines Banditen Problem kann man durch Interaktion, bspw. einem alten Mann helfen, auch direkt mögliche Beschäftigungen wie eine Schatzsuche erhalten. Neben der Option einfach so auszuziehen und sich selbst zu beschäftigen. In dem man ausreitet, die Landschaft erkundet, einen Salon aufsucht oder dergleichen mehr macht.

Hierbei ist das Erlebnis so gestaltet das den Gästen nichts passieren kann.
Das heißt während die Gäste die Androiden erschießen, verletzen, misshandeln und in allen möglichen Formen Gewalt antun dürfen, können die Androiden den Gästen nichts antun. Dadurch fehlt zwar die spielerische Herausforderung wenn ein Gast dies erwartete, dafür ist man quasi in einem Options reichen „Walking Simulator“ respektive im Gott-Modus.

Ein Unterscheidungsmerkmal zu Filmen wie Truman Show, Matrix oder Serien Wayward Pines wie besteht darin das die Gäste sich freiwillig, bewusst auf die Illusion einlassen.

Ebenso räumt Westworld den Machern des Park üppig Handlungsraum ein.
Das heißt man kann verfolgen was die technisch oder politisch Verantwortlichen über die Spieler denken.
Man erfährt wie der Wissenschaftler der den Park gestaltete sowohl über die NSCs denkt, als auch über die Gestaltung der Geschichten.
Man erhält einen Gegenpunkt durch einen Storydesigner, der eine alternative Ansicht zu den NSCs pflegt und deutlich andere Ansätze hinsichtlich der Gestaltung der Geschichte hat.

Ab einen bestimmten Punkt diskutieren sogar zwei, für das Weltendesign von Westworld verantwortliche, welche Geschichten man den Spielern mit welcher Intention anbieten mag. Ein großes Erlebnis, welches den Spieler zu Reflektion seines Charakters bringen soll, oder ein subtiles Erlebnis welche den Spieler einladen sein Wesen umzusetzen.

Hinsichtlich des LARP Erlebnis auf Spieler-Ebene werden zwei, je nach Lesart gar drei, Konzepte innerhalb des LARPs zu agieren ausführlicher vorgestellt. Von einer Person die sich auf das Setting einlässt, über jemanden der es eher zur Triebbefriedigung nutzt bis hin zu einem Spieler auf eigener Queste.

Das heißt, aus meiner Sicht, man kann bei Westworld excellent Spielern und Spielleitern beim Rollenspiel zusehen. Wobei man noch vortrefflich von einer spannenden Geschichte unterhalten wird.

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Westworld – Interaktion von verschiedenen Erzählebenen

Ein weiterer Punkt der mich bei Westworld fasziniert ist das man unterschiedlichen Erzählebenen zusehen kann wie sie miteinander interagieren.

In der Westworld Serie kann man verschiedene Sichtweisen berücksichtigen:
Da ist zunächst die Sichtweise der Androiden die innerhalb der Scheinwelt gefangen sind. Sie haben eigene Ziele, Hoffnungen, Beziehungen sind jedoch von ihrer Programmierung geprägt. Das heißt sie haben normalerweise keinen Zugriff auf vergangene Erlebnisse und es gibt Fragen die sie sich nicht stellen können (weil es zu einem Bug führt) oder stellen sollen. Ein Interessanter Aspekt ist das sie hierbei nicht nur in einer „Matrix“ gefangen sind, sondern auch keinen echten, freien Willen haben.

Da sind die Gäste, die um die Simulation Wissen und mit dieser bewusst interagieren. Ein Umstand der mitunter für den Zuschauer durchaus schwierig nachzuvollziehen ist. Das heißt wenn ein Gast ein unmenschliches oder gar bestialisches wirkt Verhalten zeigt dann sollte man sich vor Augen halten das der Gast weiß das die Androiden keine Gefühle haben. Etwas das durch die Darstellung der Androiden nicht einfacher ist. Ebenso wie das den Gast vorherige Durchläufe geprägt haben.

Darauf auf setzt die Ebene der Erzähler. Die welche die unterschiedlichen Storystränge gestalten. Das heißt die es zu verantworten haben wenn Dolores regelmäßig innerhalb ihres Storybogen, bis zum Reset, jemanden verliert. Welche dafür Sorgen das Gäste die Tips finden, anstellen an denen man mit etwas Empathie nicht schauen sollte, den Tip eben dort finden.
Die sich Gedanken darüber machen wie sie die Androiden noch realistischer gestalten, welche Art neue Storylines sein sollen und durchaus überlegen in wie weit man Gott sein kann.

Neben der Ebene der Erzähler sowie der Entwickler steht der Aspekt des eigentlichen Zweck von Westworld. Das bedeutet man hat wohl Pläne hinsichtlich des Park die über Freizeit Gestaltung hinaus gehen.

Während man in normalen Serien eine Erzählungs-Ebene hat, vielleicht noch zwei, bin ich von der Gestaltung von Westworld durchaus beeindruckt. Ebenso wie ich das Gefühl habe durch das verfolgen und darüber nachdenken Dinge über Rollenspiel zu lernen.

Nicht nur das Spieler NSC die Reden halten rüde unterbrechen.
Auch Dinge wie die Frage wie stark man die NSC ausgestalten sollte. In wie weit ein aggressiver Spieler (Man in Schwarz= das Problem ist oder der Umstand das die Gewaltanwendung ihn innerhalb der Quest weiter bringt. In wie weit das Geschichten sowie Spieldesign (keine Konsequenzen) eine bestimmte Verhaltensweise erzwingt (Ausschweifungen im Bordell). Ebenso wie man eine Geschichte erzählt.

Ganz abgesehen davon das die Serie, durch die teilweise exzessive Gewalt gegenüber den Androiden, zumindest bei mir, eine unangenehme Reaktion hervorruft die mich hinterfragen lässt ob sich ältere Generationen, die bei FPS unangenehm berührt fühlen, vielleicht einen Vergleichbaren Eindruck haben.

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Ed Harris als der Mann in Schwarz

Westworld TV Serie – Fazit für Rollenspieler & TV Fans

Aufgrund der genannten Punkte ist die Serie, meines Erachtens, gerade für Rollenspieler sehr interessant.

Die einzig Einschränkung die ich bei dieser Empfehlung machen würden wäre ist das HBO typische Phänomen das es recht viel Nacktheit, Sex und Gewalt gibt. Darunter zählt auch die, bisher, sehr beiläufige wirkende Einbindung von Dingen wie Leichenschändung als auch wohl (wahrscheinlich) sexueller Gewalt.

Hinsichtlich der Gewalt besteht die Herausforderung das die Handlungen gegenüber den Androiden, zumindest bei mir, sehr hart an der Grenze dessen sind was ich „akzeptabel“ respektive „erträglich“ finde. [Wem die Replikanten in Blade Runner schon leid taten,… die Westworld Androiden sind ärmer dran]
Eine Feststellung die mich durchaus irritiert, da in der Serie Hannibal, während der ersten beiden Staffel, lediglich die Szene mit den Drogen und dem Gesicht verzehr ähnlichen viel Ekel hervor rief

Sieht man davon ab bietet Westworld ausgezeichnete Unterhaltung, einen Intelligenten Science Fiction Ansatz und eine ebenso interessante wie spannende Geschichte zum verfolgen.

Die Schauspieler leisten soweit alle überzeugende Arbeit und die Figuren sind interessant.

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Anthony Hopkins als Ford, dem Schöpfer der Androiden

Vergleich mit dem Film?

Ich erinnere mich nur sehr vage an den Film.
Hauptsächlich daran das der Gunslinger „der Böse“ war und bekämpft werden musste. Wo bei ich mir nicht sicher bin ob der Film ihm Sympathiepunkte dafür zugestand das er sich lediglich für das wiederholte erschießen rächte, respektive auf der Suche nach Persönlichkeitsrechten für sich selbst war.
Ein Unterschied zum Film ist, zumindest bisher, das es nur einen Themenpark gibt.

Ansonsten, glaube ich das auch Fans des Films gefallen an der Serie haben werden.

Mir persönlich gefällt es zu verfolgen ob „Der Mann in Schwarz“, wie ich vermute, die Rolle des „Gunslinger“ übernimmt. Würde er das wäre er kein Gast auf der Suche nach einer besonders tollen Quest, sondern ein Androide auf der Suche nach dem letzten Puzzlestück das ihn über den Status eines Androiden erhebt.

Die Sache mit dem Spannungsbogen

Manche mögen sich Fragen wo die Spannung herkommt wenn die Androiden niemanden wehtun dürfen.

Für mich zieht sich die Spannung aus mehreren Quellen:
-) Der Beobachtung der Serie aus Rollenspielersicht
-) Die Abwägung der unterschiedlichen moralischen Fragen
-) Der Frage ab wann der erste Androide ein Bewusstsein entwickelt
-) Die Frage wie sie damit zurecht kommen und wie erfolgreich für ihre Rechte kämpfen
-) Die Frage danach wie die Queste des Mann in Schwarz voranschreitet

Neben dem Umstand das die Serie allgemein phantastisch umgesetzt ist. Das heißt alleine so von der Bildgewalt.

Wo kann man die Serie sehen?

Die Serie ist in Deutschland über Sky On Demand, Sky Go und Sky Ticket abrufbar.
Neue Folgen erscheinen in Deutschland jeweils Montags, in den USA Sonntags.
 
Ich fand den Film (mit Yul Brynner) für seine Zeit gar nicht mal so schlecht, spannend sowie sehenswert ist er allemal.
RPG-technisch könnte ich mir schon vorstellen sowas in meine CP2020 als Mini-Kampagne einzubauen. Oder eigenständig als Survival-Szenario (mit begrenzten Ressourcen), wenn mehr als ein Androide außer Kontrolle geraten.

Gab übrigens noch zwei Fortsetzungen, den Film "Futureworld -Das Land von übermorgen" und die Mini-Serie "Beyond Westworld".
 
Zuletzt bearbeitet:
Was für mich da mehr den Hauptaspekt ausmachen würde aus rollenspielerischer Sicht:
Wo beginnt eine künstliche, sich ihrer selbst bewusste Lebensform? Mit welchem Recht quält man sie? Wie begegnet man ihnen nach ihrer Emanzipation? Was, wenn sie moralisch und menschlich viel besser dastehen als reale Menschen? Und was, wenn sie demgegenüber genauso ticken wie Menschen, und Rache an der Menschheit wollen, Auge für Auge?

Solche Themen sind bei uns in SciFi Settings recht deutlich aufgekommen, fand ich sehr spannend.
 
Hm, der Aspekt ist natürlich interessant.
Wobei ich die Serie nichtmal unbedingt als Setting sehe, weil dafür hat es ein bis zwei Ebenen zu viel. Respektive wäre es mir zu Meta ^^;
 
Ich weiß auch nicht ob ich es als reines Setting bespielen wollen würde... möglich, an sich mag ich es, so viele Ebenen zu beackern. Kann aber schnell zu anstrengend für die Gruppe werden, und kommt auch drauf an ob alle auf sowas Bock haben.
Aber ansonsten würde ich es wahrscheinlich als einen von vielen Konflikten bzw. eine philosophisch-ethische Fragestellung unter vielen einbauen.

Ein bisschen wie den Erstkontakt mit einer Alien-Spezies in einer SciFi Runde letztens:
Crew liegt in Kryostase, Chars erwachen nach und nach und stellen fest, dass irgendwas komisch ist.
Am Ende Feststellung, dass eine fremdartige Spezies an Bord ist, unsere Datenbanken ausliest, und uns erforscht.
Und die Gruppe steht am Ende vor der Frage: Angreifen? Reden? Mit den Schiffswaffensystemen bedrohen? Oder ihnen klar machen, dass Menschen nicht grundsätzlich so kriegslüstern sind, wie die Datenbanken sie dastehen lassen. Das war sehr tricky, weil man immer vor dem Problem stand, abwägen zu müssen wie "menschlich" das Gegenüber an dem Punkt agiert.
Ist die Spezies friedfertig, oder wird man uns als potentielle Bedrohung attackieren? Kann der Erstkontakt friedlich verlaufen?
An anderer Stelle haben wir versehentlich eine sehr mächtige KI freigelassen. Upps. Nichts was wir kennen wäre fähig diese KI zu stoppen, sollte sie beschließen dass die Menschheit stört. Bis jetzt geht noch alles gut, weil besagte KI hohe moralische Standards hat, und ihr Leute an Schlüsselpositionen der Gesellschaft offen und kooperativ gegenübertreten. Aber dass das so gut weiterläuft ist nicht gesagt.

Bei den künstlichen Lebensformen aus Westworld würde es mir wahrscheinlich vor allem darum gehen, wie die Gruppe damit konfrontiert wird, dass diese Roboter eben doch sehr viel mehr fühlen als geplant.
Sich erinnern können, auch wenn das nicht vorgesehen war.
Wie reagieren die Charaktere darauf, jemanden zu retten, der sich dann später als künstlich herausstellt und als geflohenes Experiment gesucht wird? Liefern sie "es" aus? Lassen sie sich in Gespräche verwickeln? Schaffen sie es, dem Android zu sagen, dass er nur eine Maschine ist, die eine Formatierung braucht damit sie wieder richtig läuft?
Wie gehen sie damit um, sollte irgendwann später rauskommen, dass auch einer aus der Gruppe künstlich ist, ohne es zu wissen? Ist der dann auf einmal weniger wert?
Sowas hatten wir auch schon, ist echt...interessant. ^^

Ich gebs zu, wir haben irre viel Spaß an genau solchen Themenbereichen, die nicht die Hauptsache der Runde sind, aber doch immer wieder mal thematisiert werden, und ganz gut sind um immer mal wieder Salz in Wunden zu streuen. :D
 
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