Roman: Terra Incognita - Teil 2 von "Der Schwur des Sommerkönigs" (spoilerfrei)

Zornhau

Freßt NAPALM!
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Wie schon zum ersten Teil des zweibändigen Engel-Romans "Der Schwur des Sommerkönigs" auch hier weitestgehend SPOILERFREI!

(Soweit es in meinen Möglichkeiten liegt. Wer sich als Spieler nicht sicher ist, sollte IMMER zuerst seinen Spielleiter fragen.)

Zur Aufmachung:
Taschenbuch mit einer Karte der Britonischen Inseln, auf der leider nicht alle Schauplätze der Geschichte eingetragen sind. Es wäre nett gewesen, wenn hier die Orte aus dem Roman zu finden gewesen wären, statt eine allgemeine Übersichtskarte über Britannien zu finden. Wobei ich letztere für Neugierige, die das Erscheinen des Buches zum Britannien-Feldzug nicht abwarten können, ja schon ganz interessant finde.
Der "neue Stil" der aktuellen Engelpublikationen ist mir immer noch zu zerfuselt und nicht mein Fall. Was im Buch aber ganz nett ist, ist das Unterlegen der Kapitelanfänge mit dem jeweiligen Symbol der angelitischen Kirche für Kapitel um die Engelsschar bzw. die angelitischen Spione, und mit einem - nicht erklärten - Symbol für die Kapitel, wo die Britonen selbst zu Worte kommen.
Die Seitenzahlen sind wie im ersten Teil in einem unleserlichen Font gehalten, der ein Ärgernis ist. Aber nur ein kleines.

Zum Inhalt:
Die beiden separaten Handlungsstränge laufen weiterhin zeitlich parallel nebeneinander her, bis es den Autoren gelingt diese beiden miteinander durchaus plausibel zu verknüpfen. Schön. Das wirkte ganz natürlich und nicht gezwungen.
Der Handlungsstrang um die Engelsschar führt in besetzte Gebiete, Gefangenenlager und in Schlachten, wobei auch der innere Kampf in der Schar gleichrangig mit dem äußeren Geschehen beleuchtet wird. Die Urielitin, die schon im ersten Teil unser Auge in die Schar hinein war, ist auch im zweiten Teil die Person, deren Empfindungen wir aus der Innenperspektive miterleben dürfen (wozu auch ein netter "Bonus" gehör: wir dürfen eine Scriptura-Weihe miterleben).
Die Schar hat interne Spannungen, da ein neuer Charakter eingegliedert werden muß und der Michaelit alle Hände voll zu tun hat, daß ihm unter dern ganzen Kriegswirren nicht der Zusammenhalt seiner Geschwister verloren geht. Da fühlte ich mich sehr an eigene Erfahrungen als Michaeliten-Spieler erinnert.
Der andere Handlungsstrang verläuft ebenfalls in bekannter Besetzung, doch kommt hier ein wenig mehr Lokalkolorit in Gestalt diverser Britonen hinzu. Die Perspektive von George, dem Angeliten in der Diaspora, wird beibehalten. Das ist auch gut so. Denn so bekommt man als Leser die Pläne und Überlegungen des Sarieliten nur indirekt mit. Das macht manche Verhaltensweisen besonders mysteriös, da ja der uneingeweihte Mensch nicht versteht, was dieses himmlische Wesen wirklich bewegt. Für mich ein schönes Vorbild für eine Mater Ecclesia Runde: die normalen Menschen müssen Engeln förmlich mit Ehrfurcht begegnen, da sie deren Motivation und deren Entscheidungen oft überhaupt nicht begreifen können. Das kam hier gut heraus.
Die Brutalitätsschilderungen hielten sich im weitesten Verlauf der Geschichte in Grenzen. Wohl in der Wirkung so beabsichtigt, aber für mich bedenklich nahe an unserer eigenen Geschichte war jedoch die "Selektionsszene". Die hätte es nicht in der breiten Form, in der sie förmlich zelebriert wurde, gebraucht. Wir haben in Deutschland gerade dieses Jahr das Holocaust-Mahnmal eingeweiht. Wir haben dieses Jahre 60 Jahre nach Kriegsende immer noch genug Arschlöcher, die mit entsprechenden Parolen herumblöken. Da erwarte ich mir von einem deutschen Autoren-Duo mehr Gespür und mehr Respekt für die ganz und gar nicht fiktiven Opfer ähnlicher Selektionen. Das war für mich der Tiefpunkt eines ansonsten sehr erfreulich gut am Rollenspiel orientierten Romans. - Dieser Teil der Geschichte ist aber für mich typisch für die Schwächen, die man bei den Engel-Publikationen findet: die Autoren wissen nicht, wann es genug ist mit dem billigen Zurückgreifen auf Menschenverachtungsdarstellungen. Man kann andeuten, man kann einen kurzen Blick erlauben, aber das breite Zelebrieren finde ich zu billig und zu unreif.
Mir hat das den Eindruck von sehr gut auf bestenfalls gut geschmälert (ja, es war "nur" eine Szene, aber eine lange und eine breit dargebotene - das war nicht nötig, auf alle Fälle nicht in der Breite. Wie gesagt: zu billig und zu unreif. Und natürlich hat hier neben den Autoren auch das Lektorat versagt, da zu so einem Griff in die braune Masse immer ein ganzes Team gehört, daß zusammen überfordert war.)
Im weiteren Ablauf wird - zwar erträglich, aber doch nach der Tagespresse insbesondere aus dem Irak wiederum zu billig - der Widerstand der Britonen geschildert und die Handlungsstränge kreuzen sich.
Am durchaus sehr spannenden Ende vereinigen sie sich sogar, da sind dann alle "SCs" beisammen und bekommen mit, was es so mit dem Sommerkönig auf sich hat (nicht den Hintergrund, wohl aber das Offensichtliche).
Da, so hoffe ich, wird der Band zum Krieg in Britannien mehr und tiefere Informationen liefern. Neugierig macht dieser Roman auf die Hintergründe allemal.

Zum Schreibstil:
Wie schon der erste Teil von "Der Schwur des Sommerkönigs" liest sich auch dieser zweite Band flüssig, die Handlungsstrangwechsel sind wohl plaziert und unterstreichen die zeitliche Parallelität der Vorgänge. Die inneren Motivationen der Charaktere werden hier noch weiter herausgearbeitet, die Wechselbäder der Gefühle für den Angeliten-Agenten bzw. die Urielitin kommen gut rüber. Die Aktionsszenen und dabei auch der - vom Rollenspiel ja vertraute - konsequente Einsatz der Mächte kommt in einer Weise vor, daß man als Rollenspieler seine Freude hat (so ganz anders als die - wohl nicht mehr so ganz kanonische Hiob-Trilogie).
Wie im ersten Band - da wiederhole ich mich gerne: Alles in allem gut geschrieben, sprachlich auch gerade die Dialoge der Engel untereinander an das Alter der Charaktere auf Erden angepaßt. Gut fokussiert auf wenige, einem bald vertraut wirkende Charaktere und deren innere Zerrissenheiten - bei dem Britonischen "under cover"-Angeliten in puncto Glaubenskonflikte und bei der Urielitin in ihrer Beziehung zu ihren Schargeschwistern.
Der "Griff ins Klo" bei der Selektionsszene ist jedoch ein dicker Makel, der von mangelndem Gespür, mangelndem Respekt vor den Toten und von mangelhaftem Lektorat zeugt. So etwas trübt leider den Gesamteindruck, der - die mir schwer an die Nieren gehenden Seiten ausgenommen - eigentlich sehr gut gewesen wäre. Hier kann ich nur empfehlen mal ein paar Bücher zur aktuelleren deutschen Geschichte zu lesen und sich ein paar Werte anzuschaffen, die der Respektlosigkeit und Gefühllosigkeit ein Gewicht gegen die Lust am billigsten Schockeffekt bar jeglicher Verantwortung der Autoren verleihen können. Für diese Szene sage ich so betroffen, wie sie mich gemacht hat: Schämt Euch.
Für den Rest des Buches: Gut gemacht.

Zum Rollenspielbezug:
Da muß ich nichts mehr dazu sagen, oder? Was ich zum ersten Band gesagt hatte, das gilt auch hier - und fast noch stärker: nach Mater Ecclesia kann man sich sehr gut vorstellen auch mehrere Handlungsstränge - Menschen, Engel - parallel zu spielen und diese dann eventuell immer mal wieder sich kreuzen zu lassen. Mir erscheint das eine reizvolle Konstellation, wenn jeder Spieler einen Engel und einen Menschen als SC hat und im Spiele die Szenen-Übergänge zum Wechsel zwischen den SC-Gruppen führen. Wie man das macht, kann man ja z.B. hier in den beiden Bänden lesen.

Ist das Buch "spielergeeignet"?
JEIN. - Das hängt davon ab, ob der Spielleiter den Engel-Spielern den Schock, den der Sommerkönig im Buch bei der Engelsschar ausgelöst hat, als Überraschung bieten will, oder ob nicht. Falls nicht, dann kann das Buch schon an Spieler gehen. Falls doch, dann eben besser nicht.

Hoffen wir mal, daß der Invasionsband zum Britannien-Feldzug baldigst erscheint, so daß man nicht allzulange auf mehr Informationen warten muß.

Fazit:
Meine Empfehlung (trotz der obengenannten Selektionsszene). - Kaufen.
 
AW: Roman: Terra Incognita - Teil 2 von "Der Schwur des Sommerkönigs" (spoilerfrei)

Dass du Bezüge auf die nähere Gegenwart (das Dritte Reich, Irakkrieg) als unreif und billig betrachtest, ist gewiss Ansichtssache, und vielleicht sind auch einige mehr deiner Meinung. Ich persönlich finde aber, dass es wichtig war, die verdammungswürdige Grausamkeit und die absolute Unmenschlichkeit von Krieg und Fanatismus in aller Deutlichkeit herauszustellen, und das GERADE in einem Roman wie 'Der Schwur des Sommerkönigs'. In beiden Teilen der Reihe wird von mehreren angelitischen Charakteren innerhalb der Geschichte von 'heiligem' und 'gerechtem' Krieg gegen 'Heiden' und 'Ketzer' gesprochen; die Monologe des Sommerkönigs implizieren im Gegenzug, dass es 'gerecht' ist, mit grausamster Gewalt auf das Tun der Angeliten zu reagieren. Ich persönlich hätte mich geschämt, hätte man nicht in aller Deutlichkeit darauf hingewiesen, wie absolut abstoßend und verdammungswürdig das Verhalten beider Kriegsparteien in vielen Aspekten ist.

Sicher, es gibt gewiss Leute - wie dich zum Beispiel - die mir da widersprechen würden, aber ich finde, man muss manchmal hinschauen, ganz genau sehen, wie bestialisch die Dinge sind, die damals passiert sind und heute immer noch passieren. Du hast geschrieben, dass dir das, was du in dem bewussten Kapitel gelesen hast, an die Nieren ging, und das soll es auch. Krieg ist falsch, ekelhaft und böse, und ich halte es für angemessen, in der Hinrichtungsszene genau zu zeigen, welche widerlichen Dinge passieren, wenn Menschen glauben, sie hätten das Recht, (in dem Fall der britonischen Massenhinrichtung sogar unschuldige) Menschen zu ermorden, weil ihnen angeblich irgendwas das 'Recht' dazu gibt. Das Holocaust-Denkmal in Berlin erinnert an grausamste Verbrechen gegen die Menschheit; es stellt ein riesiges GRÄBERFELD dar. Dieses Denkmal 'deutet' für mich nicht nur 'an', sondern erinnert mich ganz plastisch an die unglaublichen Grausamkeiten, die zum Tode so vieler Menschen geführt haben. DAFÜR schäme ich mich. Nicht dafür, dass in diesem Kapitel des Romans deutlich gezeigt wird, wie viehisch die Angeliten mit wehrlosen Menschen umgehen.
 
AW: Roman: Terra Incognita - Teil 2 von "Der Schwur des Sommerkönigs" (spoilerfrei)

Tut Engel denn diesmal wirklich mehr als einfach nur seinen "deutschen Wurzeln" treu zu bleiben?

mfG
jdw
 
AW: Roman: Terra Incognita - Teil 2 von "Der Schwur des Sommerkönigs" (spoilerfrei)

blut_und_glas schrieb:
Tut Engel denn diesmal wirklich mehr als einfach nur seinen "deutschen Wurzeln" treu zu bleiben?
Was meinst Du mit "seinen 'deutschen Wurzeln' treu zu bleiben?

Da bitte ich um Erklärung, weil ich diese Frage nicht so recht verstehe.
 
AW: Roman: Terra Incognita - Teil 2 von "Der Schwur des Sommerkönigs" (spoilerfrei)

Ich glaube wir hatten das Thema anderenorts schon (nämlich hier), aber ich zitiere mich immer gern: :D

blut_und_glas schrieb:
Mit Drogen vollgepumpte Überkindersoldaten marschieren grimmig-freudig lächelnd in die Hochöfen. Da merkt man doch gleich aus welchem Land das Spiel kommt...

mfG
fps
 
AW: Roman: Terra Incognita - Teil 2 von "Der Schwur des Sommerkönigs" (spoilerfrei)

Ah, jetzt, ja.

Da kann ich nur sagen, daß - den Eindruck Deines Selbstzitats vorausgesetzt - keine Änderung, kein "mehr" gegenüber dem sonstigen Engel-Hintergrund vorkommt; insofern bleibt es wohl dem, was Du unter "deutschen Wurzeln" verstehen magst, treu.

Nach MEINEM Eindruck jedoch war das FÜR MICH ein Schritt über eine sensible Grenze hinaus.

Man sagt zwar "YMMV", aber ich hätte von einem deutschen Autoren-Gespann eben etwas, nein sogar DEUTLICH mehr Gespür erwartet - da ist es mir egal, ob andere die betreffende Szene gleich schlimm, weniger schlimm oder schlimmer als den Rest des Hintergrundes empfinden.

Ich kann mit den meisten Elementen des Engel-Hintergrundes leben (und spielen). Mit manchen Entgleisungen in den Ordensbücher nicht, und die kommen bei mir in den Runden auch nicht vor (außer bei schwer gestörten hilfsbedürftigen NSCs - nicht etwa als der Normalfall, als der sie dargestellt werden).

Dieses Ausblenden war mir aber im Roman nicht möglich. Im Roman hätte ich natürlich die Seiten überblättern können, wenn ich vorher gewußt hätte, wie weit und wie breit diese Szene noch ausgewalzt wird. Aber das ist ja wohl offensichtlich keine Option.

Wenn man Schrecken und Grausamkeiten des Krieges, Terror und Unterdrückungsmaßnahmen darstellen will, so hat man als Autor IMMER die WAHL, wie breit, wie intensiv, wie zynisch man das darstellen will. Es ist hier kein Dokumentarfilm, wo man einfach (oder garnicht so einfach) die Kamera draufhält und dann zeigt, was passiert ist (und selbst ein Dokumentarfilmer trifft bewußt eine Auswahl am Schneidetisch, was er zeigen will und was er lieber nicht zeigt).

Ob der Roman irgendeinen Anspruch hat, oder auch nur haben SOLLTE, Kriegsgreuel durch Zelebrieren, durch explizites breites Auswalzen der Grausamkeiten darzustellen und damit eventuell anzuprangern und die Leser (hier tatsächlich "gut deutsch") oberlehrerhaft zu belehren, ist mir sowas von egal.

Ich lese einen Roman, der in einer Science-Fantasy-Spielwelt angesiedelt ist, aus reinen Unterhaltungsmotiven. Ich will da weder von einem Autoren-Gespann mir unbekannter Qualifikation in politischer Bildungsvermittlung belehrt werden, noch in meinen Gefühlen verletzt werden.

Das Geblubber vom "sich eher dafür Schämen müssen", wenn die Darstellung der Kriegsgreuel nicht so breit erfolgt wäre, ist jedenfalls für mich eine Bankrotterklärung der Autoren bezüglich der Fähigkeit für ihr eigenes Produkt die Verantwortung zu übernehmen.

Ich könnte ja noch Verständnis dafür aufbringen, wenn man als Autor sagt, daß man ja tatsächlich belehrend aufzeigen wollte, man sich aber vielleicht etwas zu weit vorgewagt hatte und so über das Ziel hinausgeschossen ist. So etwas könnte vorkommen und so etwas kann man auch verstehen. - Sagte man aber nicht.

Solche zynische Halsstarrigkeit entlarvt sich stets selbst.


*durchatmen*

*ein*

*aus*

*ein*

*aus*

*Die innere Energie ist wie ein ruhiger Fluß.*


Doch sollte man nicht vergessen, daß es bei meiner Entrüstung nur um eine Szene in einem umfangreichen, zweibändigen Roman geht.

Die Geschichte(n) dieses Romans sind an sich gut. Sie passen besser zum Rollenspiel "Engel" als die Hiob-Trilogie und sind so, wie ich es für einen Rollenspiel-Roman erwarte: sie treffen das Spielgefühl von Engel-Runden ganz gut.

Der eine Makel ist zwar unverzeihlich, aber sollte trotzdem niemanden abhalten diese Romane zu lesen. Sie sind es wert. Sie sind im Kern gut.

Daher hier nochmals explizit: Ich empfehle beide Romane. Sie sind eigentlich ein MUSS für jeden Engel-Spielleiter, aber auch durchaus spielertauglich.
 
AW: Roman: Terra Incognita - Teil 2 von "Der Schwur des Sommerkönigs" (spoilerfrei)

Ich kann die ganze Aufregung ehrlich gesagt nicht hundertprozentig nachvollziehen. Ich verstehe nicht, wie ich mich vor der Lektüre eines Buchs oder dem Ansehen eines Films davor schützen soll, daß meine Gefühle verletzt werden.
Und darum geht es hier doch offensichtlich. Zunächst einmal steht es Zornhau natürlich frei, seine empfundene Entrüstung zu äußern. Andererseits sollte man hier in vielerlei Hinsicht nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten.
Wie schon gesagt: Es kommt immer wieder vor, daß man in einem Buch auf irgendetwas stößt, was einen fundamental stört (um nicht zu sagen regelrecht ankotzt). Wenn das passiert und ich mich doll aufrege, dann lege ich das Buch weg. So einfach ist das. Niemand zwingt mich, ein Buch zu Ende zu lesen, durch das ich mich beleidigt fühle. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um Unterhaltungsliteratur handelt (obwohl ich persönlich die Grenzziehung zwischen E- und U-Literatur oftmals für ziemlich willkürlich halte).
Gleichermaßen brauche ich mich auch von irgendeinem Text nicht belehren zu lassen. Wenn es mir zu schulmeisterlich wird oder mir der moralische Zeigefinger förmlich ins Auge piekst, seufze ich ein bißchen genervt und blättere ein paar Seiten weiter. Wenn die ganze Soße dann immer noch fad ist ... na dann klappe ich halt den Buchdeckel zu.
Im übrigen halte ich es für ein wenig engstirnig, die Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit allein Historikern zu überlassen. Der heilige Gral, dem ich dann hinterherlaufe, nennt sich Objektivität - und die gibt es meines Erachtens nach in Reinform sowieso nicht.
Ich hatte glücklicherweise schon öfter die Gelegenheit, mich mit Zeitzeugen darüber auszutauschen, wie sie das Nazi-Regime wahrgenommen haben (und bisweilen hört man da durchaus Dinge, die man eigentlich nicht hören wollte). Auch das tut weh und ehrlich gesagt tut es mehr weh, als wenn ein paar Romanautoren ihrer Phantasie mehr oder minder freien Lauf lassen.
Die Szene, an der Zornhau sich stört, ist definitv eine, über die man geteilter Meinung sein kann. Man kann sie scheiße, belanglos, zynisch oder was auch immer finden. Davon wird die Welt nicht untergehen. Immerhin hat sie es geschafft, daß jemand eine durchaus heftige Reaktion auf sie zeigt.
Fakt ist, daß die provokante Szene nun einmal da ist. Sie wird nicht weggehen. Und wir reden darüber. Also ist damit doch schon einiges erreicht.
Um noch einmal mein Argument vom Anfang dieses Posts zu wiederholen: Ich habe keinerlei Möglichkeit zu verhindern, daß mir ein Buch völlig unvermittelt an irgendeiner Stelle im Text ein Thema präsentiert, mit dem ich meine Probleme habe. Manche Leute stören sich an Gewaltdarstellungen, andere an erotischen Inhalten und wieder andere daran, daß der Umgang mit den Geschlechterrollen ihrer Meinung nach unbotmäßig ist. Der einzige Ausweg aus dieser Misere wäre, als Verlag nur noch solche Bücher zu veröffentlichen, an deren Inhalt sich kein einziger Mensch, der das Buch je in die Hände bekommt, stören wird. Leider habe ich persönlich wenig Lust solche Bücher zu lesen.
 
AW: Roman: Terra Incognita - Teil 2 von "Der Schwur des Sommerkönigs" (spoilerfrei)

so nach dem ich das Buch gelesen habe, muss ich sagen, ich fand es sehr schön... die Spannung innerhalb der Schar, genauso das Schlusswort des Sommerkönigs oder dei ENtwicklung der Beziehung zwischen George und Joel. Klar aus meiner Sicht nicht gerade für Spielerhände geeignet, aber trotzdem sehr schön...

gibt es schon ein Tatooschemata vom Sommerkönig? oder kommt noch eines raus?
 
AW: Roman: Terra Incognita - Teil 2 von "Der Schwur des Sommerkönigs" (spoilerfrei)

man muss manchmal hinschauen, ganz genau sehen, wie bestialisch die Dinge sind, die damals passiert sind und heute immer noch passieren

ich habe den roman zwar noch nicht gelesen aber jetzt weiß ich teilweise immerhin, was mich erwartet. um gerade diese erwartung geht es, denke ich, bei der kurzen diskussion um die von Zornhau genannte szene. bei einem solchen thema möchte ich selbst entscheiden wann und wie ich "genau hinschaue". das tue ich, keine frage, aber wenn man in einem "fantasy"-roman unvermittelt dazu "gezwungen" wird, mag das durchaus schockierend sein.

gibt es denn den roman schon in den läden? ich habe letzte woche zuletzt nachgefragt, da war das buch noch nicht da.
 
AW: Roman: Terra Incognita - Teil 2 von "Der Schwur des Sommerkönigs" (spoilerfrei)

gerade fertig gelesen...
... aber ich werde wohl noch ein wenig zeit brauchen, um meinen senf dem thread-thema entsprechend spoilerfrei formuliert zu haben.

eine frage aber zum thema "spielergeeignet?" (ich würds meiner ramielitenspielerin so gern' in die hand drücken): denkt ihr nicht, dass einige dinge im buch so eindeutig beschrieben sind, dass man unweigerlich auch auf den hintergrund schließen kann? ich würde sagen, dass das auch den sommerkönig betrifft, denn das "offensichtliche" ist schon sehr eindeutig. oder verwirrt der letzte kursive abschnitt wieder ausreichend?
 
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