AW: Rollenspiel übersetzen und dann? Wie sieht es mit den Lizenzen aus?
Hat eine Einzelperson in der Regel einen solch großen Geldetat zur freien Verfügung?
So groß ist der Etat nicht. 1000 Exemplare eines Romans kann man durchaus für unter 5000 Euro gedruckt bekommen. Wir reden hier also nicht von horrenden Summen, sondern durchaus von Summen die etwa denen eines Neuwagens entsprechen.
Und für solche Neueinführungen sollte man immer etwas kleinere Stückzahlen nehmen. Immerhin kostet die Lagerung auch Geld.
Das wirkliche Problem bei der Sache dürfte jedoch nicht die Lizens sein. Einen Selbstverlag zu gründen und Lizensen zu kaufen dürfte weniger das Problem sein als die Produkte in den Laden zu bekommen. Buchhandlungen, egal ob es normale Buchhandlungen oder die Büchersektion eines Rollenspielladens ist, haben das Problem des Platzbedarfs. Es gibt zu diesem Zweck extra Vertreter die für Provisionen Buchhandlungen ansteuern und dort versuchen die Bücher in die Auslage zu bekommen. Sicher kann man das auch selbst machen, aber es gehört viel Klinkenputzen dazu ein Buch in den Handel zu bekommen. Und gerade dort, selbst wenn die Lizens kein Problem sein sollte, dürfte der Flaschenhals sein. Denn Buchhandlungen haben bestimmte Vertreter bei denen sie einkaufen und sie kaufen auch nur Zeug ein wenn es sich lohnt. D.h. man muss sie Überzeugen das sich das Produkt überhaupt verkauft und kein Ladenhüter ist.
Gerade von neuen Sachen nehmen sie selten mehr als 2-3 Bücher. Lieber bestellt die Handlung nach als das sie selbst auf dem Lager sitzt.
Als Noname an die Vertreter heranzutreten und diese zu überzeugen sich für die eigenen Bücher einzusetzen ist schwer genug. Dann noch die Buchhandlungen einzeln davon zu Überzeugen als Noname das ganze auch in den Laden zu stellen ist noch schwerer.
Und natürlich gehört dazu eine gute Aufmachung des Übersetzen Materials. Wir reden hier immernoch über Rollenspiele, und nicht über warme Semmel. Die meisten Sachen die große Rollenspielverlage nicht übersetzen sind Dinge die diese Verlage als schwer verkäuflich ansehen. Also hat man schon mal mit dem Ausgangsmaterial wohl schlechten Stand. Eine gute Verpackung muss deshalb her und auch wennd er Druck allein nicht viel kostet... die Arbeitsstunden für Layout, Redakteur (vernachlässigbar bei einer Übersetzung), Lektor (jemand der die Übersetzung auf Fehler in der Übersetzten Sprache untersucht) und Zweitübersetzer (Gewöhnlich sollte man für ne ordentliche Übersetzung zwei Übersetzer haben - und einen extra Lektor) sind nicht zu unterschätzen. Vielleicht braucht man noch einen Illustrator/-in um neues Artwork hinzuziehen (letzteres bin ich mir nicht sicher, ob Artwork des Originals in der Lizens drin ist.. aber ich gehe mal davon aus das der Künstler nochmal entlohnt werden muss für die Nutzung des Artworks aus dem Original).
Das ganze muss möglichst Professionell sein, denn sonst bekommt man das Zeug nicht in den Handel. Kein Buchhändler nimmt Bücher aus dem Regal für ein Buch das vor Rechtschreibfehlern und Grammatiksalat nur so strotzt oder eine schlechte Bindung besitzt... oder nur fließtext auf weißem Papier ist.
Händler davon zu überzeugen das sie lieber dein Buch im Regal stehen haben als das Buch von jemand anderem ist ein nicht zu unterschätzendes Thema. Ein Buch ist kein Fall von "Wenn du es schreibst, werden sie kommen". Betteln ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn du kein Bigplayer bist.