Regionalbände, Zeitlinien & Co.

Skar

Dr. Spiele
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Rollenspiele kommen oft mit verschiedenen Zeitlinien oder Regionalbänden daher, die sich das Setting ganz anders anfühlen lassen.

Kann man da von anderen Rollenspielen sprechen oder reicht euch da das Stammsystem als Bezeichnung aus?

Mal ein paar provokante Beispiele, wo meiner Meinung (zum Teil) schon eigene Rollenspielsysteme vorliegen. Auch wenn die Regeln dazu zum Beispiel nur im Hauptband vorliegen.

  • Vampire die Maskerade - Kinder des Lotos - Vampire Victorian Age - Vampire kindred of the ebony kingdom
  • Midgard - Midgard 1880 - Myrkgard
  • Gurps - Gurps Illuminati - Gurps Vampire die Maskerade - Gurps Cyberpunk
  • (A)D&D-Settings
 
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Midgard 1880 sollte man da lieber rausnehmen, es verwendet lediglich das Regelsystem von Midgard, spielt aber ansonsten auf der guten alten Erde um 1880. Allerdings durchsetzt mit ein wenig Jules Verne und anderen Romananleihen.

Myrkgard paßt wesentlich besser zur Fragestellung, da es ein Quellenband zu einer Schwesterwelt von Midgard ist, auf der ein wichtiges historisches Ereignis anders verlaufen ist. Als Vergleich würde sich vielleicht der Fall des Römischen Imperiums anbieten, welches auf einer Welt unterging, auf der anderen jedoch noch in voller Blüte steht. Prinzipiell handelt es sich zwar noch um dasselbe Rollenspiel, Myrkgard hat allerdings durch das noch existierende Valianische Imperium, und die Unterdrückung der anderen Länder, einen deutlich dunkleren Hintergrund als Midgard. Ich denke schon, dass sich durch diese Voraussetzungen ein anderes Spielgefühl ergibt, von einem eigenen Rollenspiel würde ich allerdings nicht sprechen.

Das beste Beispiel hast du allerdings ausgelassen: Call of Cthulhu.
Gerade für dieses System gibt es ja nun diverse Zeitlinien und unterschiedliche Settings, die durchaus das Spielgefühl verändern. Dabei sehe ich noch die geringsten Unterschiede zwischen der 1890er und der 1920er Epoche, zwischen denen zwar ein Weltkrieg liegt, der technologische Sprung allerdings noch nicht so riesig ist wie beispielsweise zu 1000AD oder Cthulhu Now. Das ist zwar alles noch Cthulhu, aber die Hintergründe unterscheiden sich doch so stark, dass man sie auf jeden Fall mit anführen sollte.
 
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Skar schrieb:
Rollenspiele kommen oft mit verschiedenen Zeitlinien oder Regionalbänden daher, die sich das Setting ganz anders anfühlen lassen.

Kann man da von anderen Rollenspielen sprechen oder reicht euch da das Stammsystem als Bezeichnung aus?

Andere Beispiel:
TORG - massive Unterschiede in Flair und Settung durch unterschiedlichen geographischen Regionen
---> ein System

AFMBE - zahllose "Genre"-Bände
---> verschiedene Spiele

D&D - zahllose Settings
---> verschiedene Spiele (wenn auch stark normiert)

Savage Worlds- mehrere Settings
---> verschiedene Spiele

Rolemaster - mehrere Settings
---> verschiedene Spiele

Bis dann, Bücherwurm
 
AW: Regionalbänder, Zeitlinien & Co.

Ist das Ganze nicht etwas mühselig? Ich meine eine wirklich befriedgende Lösung kann man doch überhaupt nicht finden.

Sylandryl
 
AW: Regionalbänder, Zeitlinien & Co.

Skar schrieb:
Kann man da von anderen Rollenspielen sprechen oder reicht euch da das Stammsystem als Bezeichnung aus?
Also bei Generika, d.h. generischen Regelsystemen ohne eingebundene Spielwelt, reicht es mir nicht aus einfach zu sagen "Ich spiele Fudge" oder "Ich spiele Savage Worlds". Hier haben wir den Fall, daß zu einem Rollenspiel eben ein Regelsystem, ein Setting und Spielende gehören (diese Diskussion hatten wir ja auch schon mehrfach).

Ist das Regelsystem gleich, sind aber die Spielwelten/Settings jeweils anders, so handelt es sich für mich um unterschiedliche Rollenspiele.

Beispiel: Savage Worlds ist das generische Rollenspiel. - Rippers ist ein viktorianisches Horror-Action-Setting mit settingspezifischen Zusatzregeln, die es zusammen mit der Hintergrundinformation zu einem anderen Rollenspiel machen, als z.B. 50 Fathoms, welches ein Fantasy-Piraten-Setting in einer ertrinkenden Welt ist. Erst mit einem konkreten Setting, selbst wenn man keinerlei settingspezifische Regeln, Zauber, Ausrüstung etc. hinzufügt, wird ein generisches Regelsystem wie Savage Worlds erst zu einem eigentlichen Rollenspiel. - Alle Savage Worlds Settingbände sind voneinander so unterschiedlich (in Genre und in Settingspezifika), daß man von verschiedenen Rollenspielen mit demselben Regelwerk sprechen kann.

Ist das Regelwerk gleich UND der Spielwelt-Hintergrund ebenfalls gleich, jedoch nur zu verschiedenen Zeitlinien dargeboten, dann ist es immer noch dasselbe Rollenspiel. Insbesondere, wenn es Charakteren möglich ist (wie unwahrscheinlich im Einzelfalle auch immer) zwischen diesen Zeitlinien zu wechseln.

Beispiel: Deadlands. Deadlands: The Weird West spielt in den 1870ern. Deadlands: Hell on Earth spielt in den 2090ern. Deadlands: Lost Colony spielt auf einer von der Erde des Hell on Earth Hintergrunds abgeschnittenen Kolonie in einem anderen Sonnensystem. - Es sind innerhalb dieser drei Hintergründe vor derselben fiktiven Historie auch Übergänge zwischen diesen Zeitlinien bzw. zwischen den Welten möglich. Das Regelsystem ist - bis auf kleine Unterschiede (z.B. bei Fahrzeugen, modernen Feuerwaffen, etc.) - identisch. Wenn man sagt "Ich spiele Deadlands", dann sollte man schon nachfragen, ob WW, HoE oder LC, da es nicht jedermanns Sache sein dürfte ein Endzeit-Rollenspiel vorgesetzt zu bekommen, wenn er sich einen Western erwartet. Es ist zwar für mich dasselbe Rollenspiel, aber man spielt in unterschiedlichen zeitlichen und/oder räumlichen Bereichen.

Dabei sind hier die Unterschiede fließend zu Rollenspielen, die einfach in unterschiedlichen Kulturkreisen derselben zeitlichen Einordnung in der Spielwelt das Spielen ermöglichen. So kann man in Castle Falkenstein ja auch in Nordamerika, im Ottomanischen Imperium, oder eben in Neuropa spielen. Diese "Ecken" der Spielwelt sind vor derselben fiktiven Historie, in derselben Spielwelt, aber eben in unterschiedlichen kulturellen und geographischen Räumen angeordnet. - Dabei kann man immer noch sagen "Ich spiele Castle Falkenstein". Hierbei sollte man zwar (wie ja auch bei Deadlands) erwähnen, ob man in Nordamerika oder Neuropa oder woanders spielen will, doch ist zumindest der zeitliche, der technologische Kontext derselbe.

Aber auch bei Rollenspielen, die nur eine Spielwelt, nur einen (vorgeschlagenen) Zeitpunkt des aktiven Spieles, nur ein Regelsystem darbieten, ist die Frage, wo, in welcher Kultur man denn spielen will, durchaus interessant. Z.B. kann man auf Glorantha ja in der bekannten und am stärksten durch Publikationen unterstützten Region Dragon Pass spielen, oder aber in Kralorela, in Pamaltela, in anderen Regionen, die nichts, aber auch rein garnichts mit den bekannteren Kulturen rund um den Dragon Pass zu tun haben, spielen. Das ist immer noch dasselbe Rollenspiel, aber eben nur eine andere Facette derselben Spielwelt.

Wie soll man eigentlich Rollenspiele einordnen, bei denen derselbe Hintergrund mit mehr als einem, grundverschiedenen Regelsystem "bespielt" werden kann?

Z.B. Deadlands: Deadlands Classic 1st Ed., Deadlands Classic 2nd Ed., Deadlands D20, GURPS Deadlands, Deadlands:Reloaded (für Savage Worlds).
Oder noch krasser vom Unterschied her: Engel nach Arkana-System oder Engel D20.

Sind das dann andere Rollenspiele?

Bei Engel ist das Spielgefühl schon ziemlich anders, ob man eine mit Zufallskomponente versehene Erzählkonvention wie das Arkana-System verwendet, oder ob man ein "belastbareres" Regelsystem wie D20 einsetzt. Das System kanalisiert die vom System geförderte und geforderte(!) Spielweise in andere Richtungen.

Bei Deadlands ist das Spielgefühl von Deadlands "Classic" gegenüber Deadlands:Reloaded schon in sensiblen Bereichen deutlich unterschiedlich. Hier merkt man das "Zurechtbiegen" eines ursprünglich auf die Besonderheiten des Spielwelthintergrundes angepaßten Regelwerks auf die "Konfektionsgrößen", die ein generischeres Regelsystem an Freiheitsgraden erlaubt.

Ich empfinde Deadlands Classic und Deadlands:Reloaded als andere Rollenspiele vor demselben Hintergrund. Ich kann bestimmte Geschichten in dem einen besser (nach meinen eigenen "gefühlten" Qualitätskriterien) umsetzen, als in dem anderen. Ich bin derzeit jedoch froh beide zur Verfügung zu haben, eben WEIL ich insbesondere Massenkeilereien, die ich einfach zu gerne mag, nicht in vertretbarem Zeitaufwand in Deadlands Classic umsetzen kann.

Bei Engel ist das ähnlich. Ich WILL in der Regel die "schwebende" Spielweise des Arkana-"Systems". Aber ich will auch für manche Geschichten (insbesondere für rein menschliche Charaktere) eine Spielweise mit mehr Details und mehr Detailregelungen (mehr Crunch), weil ich das passender finde für diesen Blickwinkel auf die Welt der Engel. - Sind dann also Engel D20 und Engel Arkana-System zwei verschiedene Rollenspiele vor demselben Hintergrund? Jein. Tendenz zum Ja, aber...

Zurück zur ursprünglichen Fragestellung:
Skar schrieb:
Kann man da von anderen Rollenspielen sprechen oder reicht euch da das Stammsystem als Bezeichnung aus?
Ja, man kann. Man muß aber nicht. Das "Stammsystem" reicht in manchen Fällen aus, in anderen nicht. - Je nachdem, was ich eigentlich wissen will.

Fazit: Kommt darauf an.
 
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tobrise schrieb:
Dabei sehe ich noch die geringsten Unterschiede zwischen der 1890er und der 1920er Epoche, zwischen denen zwar ein Weltkrieg liegt, der technologische Sprung allerdings noch nicht so riesig ist wie beispielsweise zu 1000AD oder Cthulhu Now.

*mööp* Sie sind raus. Die Technik mag keinen Sprung gemacht haben, aber wenn man in Deutschland spielt, sind die gesellschaftlichen Unterscheide imens.
 
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Das stimmt natürlich! Wenn man das Ganze auf die einzelnen Regionen herunterbricht sind die Unterschiede immens. Auch wenn man dieselben Zeitlinien betrachtet gibt es ja schon gewaltige gesellschaftliche Unterschiede zwischen dem Kaiserreich Deutschland und den USA um 1890. Vom Spielgefühl er würde ich diese Auswirkungen aber nicht für so gravierend halten.
 
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Ich schon, grade bei Cthulhu, einem Spiel, bei dem es echt nicht auf Gadgets und Spielzeug ankommt.
 
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Hm, Star Wars. Rise of the Empira-Era (wobei man das Republik-Thema jahrtausendeweit zurück-spielen kann), Rebellion-Era und die sog. New Jedi Order-Era.

Prinzipiell dürfte sich das Spielgefühl von Machtfülle und Jedi-Präsenz zu tyrannischer Diktatur mit wenig Hoffnung und Machtnutzer-Armut zur Bedrohung von außen durch unbekannte Gegner/Technologie wandeln. Ich bevorzuge Old Republic (ein dummer Begriff, der ja erst durch die New Republic Sinn macht, war sie doch vorher einfach "nur" die Republik), da hier sehr viel mit Nutzern und Bedrohungen durch Dunkle-Seite-Nutzern möglich ist. New Jedi Order hab ich leider noch nicht gelesen, und "Classic Star Wars" muß ich vom Feeling her nicht unbedingt anführen, oder?
 
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Duncan Farewell schrieb:
Ich bevorzuge Old Republic (ein dummer Begriff, der ja erst durch die New Republic Sinn macht, war sie doch vorher einfach "nur" die Republik), da hier sehr viel mit Nutzern und Bedrohungen durch Dunkle-Seite-Nutzern möglich ist. New Jedi Order hab ich leider noch nicht gelesen, und "Classic Star Wars" muß ich vom Feeling her nicht unbedingt anführen, oder?

Ist der NJO-Settingband überhaupt noch erhälltlich?
 
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Orakel schrieb:
Ist der NJO-Settingband überhaupt noch erhälltlich?

Hab ich in div. Rollenspielläden querbeet (letztes Jahr Games-In München, dieses Jahr UltraComix Nürnberg und letzthin in Auenland Dortmund glaub ich) noch gesehen. Ansonsten: günstig bei ebay.
 
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