AW: Regeln defekt - was jetzt?
- eine Regel bildet nicht ab, was die Gruppe möchte. => Wird das KONKRET zum Problem, oder ist es eine minderwichtige "Ruckeligkeit" im Regelsystem, mit der man aber spielen kann, auch wenn man weiß, daß das System an dieser Stelle ein "Schlagloch" hat? - Was könnte es denn da überhaupt für ECHTE Probleme geben, wenn eine Regel etwas nicht abbildet, was die Gruppe möchte?
- eine Regel für einen eigens gesetzten Schwerpunktfaktor existiert nicht. => Wer hat diesen "Schwerpunktfaktor" denn gesetzt? Die Gruppe? - Dann ist das der Fall oben. - Der Regelautor? Woher will man denn WISSEN, daß der Autor das als "Schwerpunktfaktor" gesetzt hat, wenn er doch keine Regel dafür geschrieben hat? - Ist es denn TATSÄCHLICH ein "Schwerpunktfaktor" des vorliegenden Rollenspiels, oder hat - siehe ersten Listenpunkt - die Gruppe eventuell einfach ein für sie ungeeignetes Spielsystem, und möchte eigentlich etwas ganz anderes spielen, nur nicht das, wozu das vorliegende Rollenspiel gedacht ist?
- eine Regel ist der Gruppe nicht genau genug bzw zu genau. => Das ist doch eine Teilmenge des ersten Listenpunktes (wie auch schon der zweite Listenpunkt!). Daher: Siehe oben.
Diese Liste stellt KEINE UNTERSCHIEDLICHEN Punkte dar, sondern nur genau EINEN: Die Gruppe ist in irgendeiner Weise mit einer Regel im Regelsystem des verwendeten Rollenspiels unzufrieden.
Eine Hausregelung liegt daher nahe.
Nur, wenn die Punkte, die eine Unzufriedenheit ausgelöst haben, überhaupt im Spiel auftauchen und nicht nur von Dauermeckerern aufgrund der "Papierform" geäußert wurden. - Gerade bei Regelsystemen mit gewöhnungsbedürftigen Mechanismen (z.B. Savage Worlds) wird von manchen Personen gerne gleich zu Anfang herumgemeckert, werden mehr Details eingefordert oder andere Mechanismen, die aus der "Was der Bauer nicht kennt, ..."-Mentalität kommen, aber nicht nur KEINE Hausregel als Lösung dieses "Problems" erfordern, sondern einfach nur das Erlernen des Regelsystems "by the book".
Ist die Gruppe unzufrieden, muß es nämlich noch lange nicht am Regelsystem liegen, sondern eventuell auch daran, wie die Regeln der Gruppe präsentiert wurden (man lese mal im Tanelorn-Forum die QUALEN, die ein dortiger Viel-Poster mit seinen Spielern in puncto Savage Worlds schildert, durch - diese liegen NICHT am Regelsystem und sind auch nicht per Hausregeln behebbar, sondern sie liegen einzig auf der sozialen Ebene der Beteiligten). - Soziale, gruppendynamische Konstellationen, die Probleme im Spiel aufwerfen, werden gerne im Rahmen des Prozesses der "Übertragung" nicht als Konflikt zwischen den Spielenden, sondern als Konflikt mit dem Regelsystem dargelegt. Das ist ein Vermeiden des sich dem eigentlichen und vermutlich unangenehmen Konflikt Stellens und wälzt die sozialen Probleme auf das Regelwerk ab. So etwas kann KEINE Hausregel beheben. Jedoch sieht man gerade in Foren sehr oft solche "Regelprobleme" geschildert, wo man schon auf den ersten Blick erkennt, daß nicht die Regeln hier das Problem sind, sondern die MENSCHEN, die einen nicht ausgetragenen Konflikt miteinander haben.
Eine Hausregel ist eben nur dann den Aufwand wert, wenn es tatsächlich ein PROBLEM mit dem REGELSYSTEM gibt, nicht etwa ein "Bauchgefühlsunwohlsein" oder eine Abneigung oder etwas anderes, nicht mit dem Regelsystem und der Regelmechanik Verbundenes.
Und eine Hausregel ist den Aufwand nur wert, wenn im Spielverlauf dieser potentiell zu ändernde Regelbestandteil oder diese Regellücke OFT vorkommt. - Ansonsten helfen für einmalige Umsetzungsfragen die klassischen Ad-Hoc-Regelungen, für die man sowieso ja den Spielleiter hat.
Was ist, wenn der vermeintliche "Regeldefekt" eigentlich ein Settingdefekt ist? - Eine haarsträubend unstimmige Settingfluff-Passage, die Erwartungen weckt, die aber weder im Setting noch im Regelwerk später erfüllt werden. - Settings lassen sich nicht so einfach per Hausregeln "geradebiegen", wenn erst einmal nicht erfüllbare Erwartungen geweckt wurden.
Was ist, wenn der vermeintliche "Regeldefekt" nur aufgrund Unerfahrenheit, mangelnder Lesefähigkeit des Spielleiters, mißverstandenen Passagen, und generell fehlender Erfahrung und Souveränität im Umgang mit den Regeln als "Defekt" wahrgenommen wird? - Hier bekommt man eine klassische Ausgangssituation für "Verschlimmbesserungen".
Oder ist das eine Chance (positiv)
"Chance" ist nicht das Gegenteil von "Problem" oder ein Alternative zu "Problem", sondern Manager-Dummschwätz-Neusprech.