Ich denke der "Trick" ist es eine scheinbar einleuchtende Situation mit unvollständigen bzw interpretierbaren Worten zu beschreiben und dann darauf eine Antwort zu verlangen, nach deren Abgabe man dem Antwortenden dann aus seiner Aussage in Kombination mit einer passenden Interpretation und damit nun Präzisierung der geschilderten Situation einen Strick zu drehen.
"You pass someone in the street who is in severe need and you are able to help them at little cost to yourself. Are you morally obliged to do so?"
zeichnet nun ein entsprechendes Bild einer akuten momentanen (und zumindest in meiner bildlichen Vorstellung auch weitgehend unverschuldeten) Notlage und einem schnellen wie wirksamen Weg daraus heraus unter vernachlässigbarem Aufwand. "pass someone" suggeriert, dass dies ein lokales wie begrenztes Problem ist und auch wohl keine Alternativen bestehen - wie z.B. wenn jemand gestürzt ist oder tatsächlich die Börse verloren hat und nun die Möglichkeit braucht zu telefonieren, um sich abholen zu lassen.
Und dann zeigt der Vortragende ja ganz anschaulich, wie aus der entsprechender Erweiterung der Wortbedeutungen quasi eine Verantwortung gegenüber der gesamten Welt bzw. den selbsterklärten Weltverbesserern wird : Spenden sie für Oxfam bis zum absoluten Existenzminimum weil "little cost" jetzt mit "nicht selbst lebensgefährend" definiert wird.
Nach Minute 8:15 habe ich aber nicht weitergeschaut.
Ich denke, dass Cosmic Sceptic da vielleicht zu viel Fokus auf das Wording "Obliged" gelegt hat und zu wenig auf "Relatively little Cost".
Es ist ein Test und Charakterliche Testfragen sind in der Regel nicht so geschrieben, dass sie missinterpretiert werden sollen.
Ich persönlich würde sagen: die meisten Menschen würden "Signifikante Einschnitte in die eigene Lebensqualität" NICHT in deren Definition von "Relatively low cost" setzen.
Ich Vermute, der Punkt, den Cosmic Sceptic machen wollte ist: "Wenn man sich ernsthafte Gedanken über ein eigenes Moralisches Framework macht, dann sollte man die Prinzipien universell anwenden können. Relatively low Cost ist da nicht besonders hilfreich, da man keine klare Grenze ziehen kann."
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Die Frage nach "Töte 10 Personen um 100 zu Retten" finde ich persönlich sehr interessant.
Ich glaube, die meisten Leute würden davor zurückschrecken, da sie sich selbst die Hände schmutzig machen müssten.
Ich persönlich bin der Meinung, die 10 Personen in diesem Fall nicht zu töten (gegeben, dass es wirklich keine dritte Option gibt) ist gleichbedeutend mit die 100 Personen persönlich umzubringen.
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Das erinnert mich an den Anime Goblin Slayer wo die Helden schon "hilflose" Goblinkinder töten weil in dem Anime alle, oder so gut wie alle Goblins chaotisch böse sind.
Sehe ich das zu eng, oder macht das Goblins zu einer "minderwertigen" Rasse? Dachte eigentlich Tolkien hätte dieses moralische Problem umschifft in dem er in einem seiner Briefe schrieb Orks werden zwar böse geboren, können aber gut werden. Bei Elben ist es wohl anders herum.
Naja, vielleicht gibt es ja ein oder zwei gute Goblins in Goblin Slayer und so ist die Rasse nicht komplett wertlos. Glaub der Held hatte sogar einen Goblin als Mentor...
Sorry wenn ich hier Politik reinbringe, aber es interessiert mich so nachdem die Frage in letzter Zeit diskutiert wurde ob Rassismus gegen Orks ein Problem ist.
Ich habe bisher nur die erste Staffel gesehen. Da erschien mir die Moralische Frage bezüglich der Goblins sehr klar.
Goblins in dieser Welt scheinen von Natur aus Gewalttätig und Böse zu sein.
Wichtiger noch, Goblins brauchen müssen die Frauen anderer Rasssen entführen und als Gebärmaschinen benutzen, um Ihre eigene Rasse am Leben zu erhalten.
Goblins sind daher per Definition eine Gefahr, die ausgemerzt werden muss.
Wenn die nächsten Staffeln plötzlich gute Goblins einführen wird die Situation natürlich eine andere.
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Was Rassismus gegen Orks im Allgemeinen angeht. Ich denke, das ist ABSOLUT Settingabhängig.
In einem Setting wie Goblinslayer (Erste Staffel) oder Warhammer 40 K werden Orks Böse geboren und sind von natur aus eine Zerstörerische Kraft.
Sie sind eher mit einer Naturgewalt als mit einer fremden Kultur gleichzusetzen. Die Tatsache, dass sie Sprechen können macht dabei keinen Unterschied.
In einem Setting wie "Elder Scrolls" sieht die Sache anders aus. Orks in dem Setting sind nur eine Kultur unter vielen. Hier sehen wir auch tatsächlich Rassismus. Aber nicht nur gegen Orks. Die Dunmer in Skyrim bekommen auch einiges ab.
Und dann fällt mir da noch der Film Bright auf Netflix ein.
Hier sollen Orks offensichtlich als Platzhalter für die Probleme des Rassismus herhalten, die Schwarze Amerikaner betreffen.
Das war mir zu viel Politisches Preaching, um den Film noch zu genießen.
Wenn das Worldbuilding und die Story nur dafür konstruiert wurden, um eine Politische Message zu zeichnen, dann leiden Worldbuilding und Story sehr. Weil es offensichtlich konstruiert wirkt.
Um auf Dungeons and Dragons zurückzukommen.
Hier wird direkt im Players Handbook darauf hingewiesen, dass Orks von einer Bösen Gottheit geschaffen worden sind, um dieser Gottheit in der Welt zu dienen.
Orks werden daher böse geboren und sind auf ihrem Bereich des Alignment Charts festgesetzt.
Ebenso wie Dämonen oder Celestials.
Orks abschlachten in diesem Fall ist daher nicht nur Moralisch vertretbar sondern (wie auch in Warhammer 40K oder Goblinslayer) ein Moralischer Imperativ.
Unter diesen Umständen bedeutet: Eine Orkbedrohung unbekämpft zu lassen dass wissentliche Inkaufnehmen, dass Plünderungen, Brandschatzungen und Vergewaltigungen in den umliegenden Dörfern passieren werden.