Rollenspieltheorie Postmoderne und Rollenspiel

Agroschim

mit Nero in Disneyland.
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Dieses Thema brennt mir seit Wochen wenn nicht Monaten unter den Nägeln, endlich habe ich mal genug Zeit gefunden, mich rnsthaft damit auseinander zu setzen. Jeder hat seine eigene Herangehensweise an das Phänomen des Rollenspiels und ich mache keinen Hehl daraus, dass meine Sichtweise immer die des Rollenspiels als gespielte Erzählung war und ist. Weiterhin mache ich auch kein Geheimniss daraus, dass Mage mein Lieblingsspielist, und warum? Lasst mich mit Hasran sprechen:

Mage ist für mich postmodern und beantwortet damit die Frage nach der Metaphysik auch gerne mit: Leck mich!

Mage ist in der Tat das einzige mir bekannte Rollenspiel, in dem ich postmoderne Elemente unterbringen kann, ohne das Spiel als solches in Frage zu stellen. Das Umbra bietet mir die Möglichkeit zum endlosen Spielen mit Fantasiegebilden, -welten und zum Overkill der Symbolik. Denkt an Borges Die Bibliothek von Babel oder Tlön, kein Ort, der nicht im Umbra existieren kann. Bleiben wir bei Borges, Symbolik wie in Der Tod und der Kompass, kein Problem das umzusetzen, wenn ein Magus der Gruppe Hermetiker ist. Geheimgesellschaften und die Frage nach der endgültigen Wahrheit, Umberto Ecos Das Foucaultsche Pendel, Thomas Pynchons Die Versteigerung von No. 49, schreit das nicht gerade zu nach Mage?

Wie seht ihr das? Gibt es andere postmoderne Rollenspiele, vielleicht Unknown Armies? Interessiert euch die literarische Postmoderne überhaupt so sehr, dass ihr sie im Rollenspiel gerne umgesetzt sehen würdet?
 
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Unknown Armies macht mit Postmodernismus sogar Werbung.
 
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Ich weiß, aber in wie weit drückt sich das aus? Mage macht keine Werbung damit, hat es nie, passt aber trotzdem besser als alles andere.
 
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Unknown Armies ist Postmoderne, klar.
True Roleplaying wird wahrscheinlich auch durch seine Intertextualität postmoderne Züge tragen.

Grüße
Hasran
 
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Wie viele "Postmodern Züge" ein Spiel bietet steht und fällt eher mit dem Erzähler als mit dem Regeln, Plot und Szenario.
Klar Mage ist ein gutes Beispiel für ein "Alles Geht" Szenario und selbst die grundlegenden Paradigmen zweier Magie der selben Tradition können meilenweit auseinander Liegen ja sogar bei den eigendlich unvereinbaren Gedankenspielen der Technokratie und den Traditionen könnten am ende recht haben.
Aber das bringt einem alles nix wenn der Erzähler bei jedem Versuch einen Zauber zu wirken mit dem Taschenrecher neben einem Sitzt und verzweifelt darüber nachdenkt ob ihm diese Aktion seinen Plot sprengt ...

Ist aber Postmoderne immer gefragt ?
Ich denke nicht. Bei Mage wo das gedankenspiel an sich mehr wert ist als der Würfelvorat schon, aber in Bodenständigeren Szenarien sollte die kreative enerdie eher auf die in einem gewissen mass Nachvollziebaren dinge beschränkt bleiben, sowohl von seiten der Spieler als auch des Erzählers
 
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Nur damit es nicht untergeht: Nobilis ist postmodernes Rollenspiel...
 
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Ich weiß, aber in wie weit drückt sich das aus?

Magieschulen die 1000e Jahre altes Zeug als neu verkaufen. Der Graf von Saint-Germain beim Ski. Die mächtigste, magische Bewegung als Nachtschicht bei McDonsen.

Und ganz viele andere Dinge, die dir UA-Fans noch viel brühwarmer erzählen könnten als ich.
 
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Dieses Thema brennt mir seit Wochen wenn nicht Monaten unter den Nägeln, endlich habe ich mal genug Zeit gefunden, mich rnsthaft damit auseinander zu setzen.

Das ganze Hautproblem ist aber immer auch noch die Frage: "Was macht Postmoderne eigentlich aus?"

"Everything goes." ist zwar ein Aspekt des ganzen, aber weder der einzige, noch der wirklich unbedingt entscheidende. Ich meine ... selbst in der Kunsthistorischen Diskussion sind wir uns (zumindest an der Kunstakademie) nciht so ganz einig, was wir jetzt tatsächlich für die Postmoderne festmachen sollen. Fest steht ja eigentlich auch nur, dass sie als Zeitliches Ereigniss bereits vorbei ist. (Dank der Namensgebung.)
 
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Puh... gute Frage?
Für mich war Postmoderne bis jetzt mit dem Gedankenkonstrukt verknüpft, nicht etwas gänzlich neues zu produzieren, sondern vielmehr bereits vorhandene Dinge, Gedanken oder Modelle neu miteinander zu verknüpfen um unbedachte Variationen des bereits rationalisierten zu präsentieren...
Stimmt das überhaupt so in etwa?
 
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Hmm das es nicht auf alles geht beschränkt bleibt ist klar, aber die restliche definition ? Ich denke mal sowas muss einem aus dem Bauch heraus klar werden oder eben nicht. Einfach "nur" ein ungewönlicher Weg ist nicht zwangsweise Postmodern... Wie Lange ist etwas eigendlich Postmodern ? Ist Mage (als vielgenantes Beispiel) immer noch Postmodern immerhin war es zwar für viele Freie Rollenspiele richtungsweisend aber es ist ja mitlerweile schon eine ganze weile eingestellt ... Es verändert sich (Wenn überhaupt) nur durch Fanprojekte, in einigen Jahren wird es vieleicht ein anderes Produckt geben dieser Art geben das die Konzepte aus Mage weiterführt.
[Es mag Leute geben die sagen das neue Mage tuhe dies ,,, Keine ahnung habe bis jetzt keine Spielrunde gefunden mit der ich es spielen konnte, hab es aber auch nicht wirklich versucht]
 
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Interessiert euch die literarische Postmoderne überhaupt so sehr, dass ihr sie im Rollenspiel gerne umgesetzt sehen würdet?
Nein. - Ich spiele zwar gerne UA, kann aber mit dem "Postmodernismus"-Gelaber überhaupt nichts anfangen. Literatur, die sich als postmodern bezeichnet oder bezeichnen läßt, läßt mich jedenfalls ziemlich kalt, weil ich mit dem Begriff "Postmoderne" nichts verbinde. Da klingelt nichts, wenn ich "postmodern" lese. Ein leeres Adjektiv, welches auch wegfallen könnte, ohne daß ich es vermissen würde.

UA mit "Postmodern Magick" ist für mich einfach nur UA mit "Magick". Mehr ist da auch nicht drin.
 
AW: Postmoderne und Rollenspiel

Nein. - Ich spiele zwar gerne UA, kann aber mit dem "Postmodernismus"-Gelaber überhaupt nichts anfangen. Literatur, die sich als postmodern bezeichnet oder bezeichnen läßt, läßt mich jedenfalls ziemlich kalt, weil ich mit dem Begriff "Postmoderne" nichts verbinde. Da klingelt nichts, wenn ich "postmodern" lese. Ein leeres Adjektiv, welches auch wegfallen könnte, ohne daß ich es vermissen würde.

UA mit "Postmodern Magick" ist für mich einfach nur UA mit "Magick". Mehr ist da auch nicht drin.

*Dem anderen alten Mann zustimm* ;) :prost:
 
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Jepp - ich auch. Außerdem würde ich dem Zornhau dafür liebend gerne Karma geben, wenn das noch ginge. Bei Rollenspielen ist für mich wesentlich entscheidender, ob sie mir gefallen und Spaß machen und nicht, ob sie "modern" "postmodern" oder gar "dadaistisch" sind ;)
(Obwohl....Dadaismus und Rollenspiel wär mal eine interessante Kombination. Würde zwar vermutlich keiner spielen wollen, aber es wäre....interessant :D)
 
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Interessiert euch die literarische Postmoderne überhaupt so sehr, dass ihr sie im Rollenspiel gerne umgesetzt sehen würdet?
Nein. Die Rollenspiellandschaft schleppt so schon zu viel prätentiöses "Hach, wie künstlerisch das doch ist"-Gehabe mit sich rum, da muss ich nicht noch mit Gewalt nachhelfen.
 
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@ Allgemeine meinung :
Hatte ich doch im meinem ersten Post zum Thema versucht zu sagen ... :S
 
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Ich denke mal sowas muss einem aus dem Bauch heraus klar werden oder eben nicht.

Genau das kann man in einer Diskussion wie dieser hier gerade eben nicht als Argument gelten lassen. Wir versuchen gerade bestimmten Rollenspielen das Sigel "Postmodern" aufzustempeln, haben aber keine klare definition zur Hand, was "Postmodern" eigentlich bedeutet? Für mich ist dort ein ganz klarer Logikfehler ...

Oder anders ausgedrückt: Wir schauen jemanden ja auch ziemlich seltsam an, wenn er ein Fahrrad vor unseren Augen mit "Automobil" betitelt. Und dort können wir ganz klare Charakteristika ausmachen, was ein Auto eigentlich ist.
 
AW: Postmoderne und Rollenspiel

Das ganze Hautproblem ist aber immer auch noch die Frage: "Was macht Postmoderne eigentlich aus?"

Für mich? Steht das nicht im ersten Beitrag?

Nein. Die Rollenspiellandschaft schleppt so schon zu viel prätentiöses "Hach, wie künstlerisch das doch ist"-Gehabe mit sich rum, da muss ich nicht noch mit Gewalt nachhelfen.

Wieso mit Gewalt? Rollenspiel ist postmodern, Punkt. Ausserdem so einen Satz vom Theoriefatzke Nummer eins zu hören klingt in meinen Ohren seltsam, heißt ARS nicht auch die Kunst der/des? Muss wohl Zufall sein :rolleyes:
 
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