AW: Phexgeweihte
Hasran schrieb:
So muss ein Phexgeweihter nach meiner Interpretation ständig versuchen die Grenze zwischen Verrat an der Gruppe und Dienst am Gott neuzuziehen, ebenso wie im Codex der Phexgeweihtenschaft dieser Zwiespalt bereits immanent ist.
Und hier würde ich gern widersprechen.
Loyalität und Phexgeweihte sind nicht zwei unvereinbare Aspekte. Auch Phexgeweihte können sich gegenüber ihnen vertrauten Menschen loyal verhalten und sind nicht automatisch chronische Kleptomanen. Es wird irgendwie zu schnell vergessen, dass Phex mehr Aspekte als den Diebstahl aufweist, finde ich. Natürlich kann man unerkannt jene bestehlen, mit denen man reist. Aber wo wäre der Witz? Eine Gruppe, mit der man reist und die einem vertraut, wird wohl auch den Phexgeweihten mal mit einer Nachtwache beauftragen. Wäre es so ehrenhaft, dann jene zu bestehlen, die sich auf einen verlassen? Die einem vertrauen? Klar kann es zu witzigen Situationen kommen, wenn der Zwerg in einer wichtigen Situation gegen diesen fiesen Halbdämoniden seinen versilberten Mohagoni-Armbrustbolzen selbstgefertigter Machart einsetzen will und nach wenigen Sekunden des Suchens vom Phexgeweihten belehrt wird, dass letztgenannter ihn seinem Gott opferte, aber notwendig oder sonstwie gewinnbringend ist es absolut nicht.
Ich finde, auch ein Phexgeweihter darf seine Fähigkeiten gern zum Wohle der Gruppe einsetzen, anstatt ständig mit Misstrauen konfrontiert zu werden und sich damit wegen einstmals offenkundig gewordener Illoyalität selbst zu isolieren. Spätestens wenn der Phexgeweihte einen Schwerverletzten mit dem Heilungssegen von der Schwelle des Todes zurückholt oder sonstwie seine karmalen Kräfte einsetzt, wird seine Identität ohnehin auf Dauer preisgegeben. Die Fälle, in denen das nie so war, kann man an einer Hand abzählen, aber ich kenne keinen. Schon eher, dass es nach dem ersten Abenteuer klar wurde. Phexens Wirken sollen zwar stets recht geheim wirken, aber das zählt nicht unbedingt für die zwölf Segnungen.
Wie wäre beispielsweise der Phexgeweihte als Händler, der die Gruppe begleitet. Er könnte der sein, der erworbene Objekte gewinnbringend verschachert und - vielleicht zur Missgunst der übrigen Mitspieler - einen gehörigen Obulus der Phexkirche überlässt. Ein Phexgeweihter könnte auch als Spion, Kundschafter oder Informant tätig werden und seine Heimlichkeit in diesem Sinne voll ausspielen. Phexgeweihte werden meiner Erfahrung nach viel zu oft materialistisch gespielt, so dass zu "erwerbene" Objekte zu sehr im Vordergrund stehen und nicht so sehr das "wie" des Aktanten und seine Listigkeit bei dieser Tat.
Ein Einbruch, der nur damit endet, dass dem schlafenden Grafen zwei rohe Eier in die Pantoffeln gelegt werden, und der dennoch unbemerkt vonstatten ging, ist meiner Ansicht nach nicht weniger phexgefällig und als Aufforderung zur Verhaltensänderung wesentlich geeigneter, als würde dem Grafen das halbe Schloss unter dem Hintern weggeklaut werden.
Obwohl es in solch einem großen Stil schon wieder was Witziges an sich hätte...