Pazifismus im Rollenspiel

Madpoet

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Pazifismus im Rollenspiel

Was haltet ihr von Charakteren mit Pazifismus (Mehr oder minder Regeltechnisch festgehalten, meist als Nachteil) bzw. pazifistischen Charakteren, oder zumindest einem Realistischen Gewaltverzicht bei Normalos ?
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Das kommt wohl sehr stark auf das Setting an und wie stark der Pazifismus ausgeprägt ist. Darf sich der Charakter verteidigen, wenn er von Orks angegriffen wird? Wenn ja find ich das gut, weil es den Charakter eben dazu bringt nicht die vermeindlich einfachste Lösung zu suchen, die leider allzu oft Gewalt ist, aber sich trotzdem verteidigen kann wenn es sein muss.

Völlig gewaltlos ird aber meistens schwer, weil Kampf eben in den meisten Spielen ein wichtiges Element ist. Mein Aberrant Charakter ist Pazifist, aber sie ist auch Telepathin, was es für sie relativ leicht macht das einzuhalten. Ein Pazifist bei nem D&D Dungeoncrawl ist natürlich fehl am Platz. Da muss der SL eben vorher schauen ob es passt oder nicht. Aber im Grunde suchen viele meiner Charaktere erstmal eine gewaltlose Lösung.
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Ich mag es, wenn es auch mal Charaktere gibt die einerseits selbst nicht zur Waffe greifen, und andererseits auch den Rest der Gruppe davon abzuhalten versuchen.
Spiele es aber auch nicht über die Maßen oft. Charaktere, die aus diversen Gründen ungern Gewalt anwenden, oder andere nicht leiden sehen wollen, sind da schon häufiger als extreme Pazifisten.

In unserer Deadlandsrunde spiele ich einen pazifistischen jungen Medizinstudenten (der leider sozial sehr ungeschickt ist), der im amerikanischen Bürgerkrieg zwangsrekrutiert wurde und entsprechend ein ziemliches Problem hatte und sich glücklicherweise unserem Feldprediger anschließen und Lazarettdienste leisten konnte. Auch später im Abenteuerverlauf blieb es bei striktem Pazifismus, der Entwicklung von nicht-tödlichen Waffen und großen Krisen wenn eine dieser Waffen doch tötete, so dass er auch diese kaum noch anwendet.
Gerade ab dem Zeitpunkt, an dem die Gruppe frei und ohne den Armeehintergrund umherzog hat er sich durch seine Art schnell Feinde unter den NSCs gemacht.
Ist bei Deadlands nicht gerade einfach, aber es geht... er ist ein guter Läufer, sagen wir es so.
Und für die Gruppe macht er das wett, indem er eben kreative, auf seinem Wissen basierende Lösungswege findet, und das Team am Leben erhält.

Und bei Warhammer habe ich zumindest auch Chars, die ungern Gewalt anwenden und prinzipiell sehr freundlich und harmlos sind.
Die haben auch noch immer versucht dem Team auszureden, verletzte und kampfunfähige Gegner zu töten.

[Und nun muss ich seit 5 Minuten schon weg sein... damn xD ]

Ob das je nachdem für die Gruppe nervig sein kann: Meine Güte, wenn wir zusammen Chars bauen, dann stimmen wir das schon soweit ab, dass es einerseits Reibungsflächen gibt, aber auch nicht in übermässiges PvP ausartet. Und wir alle Spaß an den Figuren haben.
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Naja wenn es extrem ausgeübt wird, kann es schon nervig werden.
Wird bestimmt Szenarien geben, wo so was Spielbar sein könnte ( Sanitäter wie oben genannt zB ), aber in unseren Runden wäre es vermutet einfach ein nicht langlebiges Konzept.
Einfach weil er in den meisten Kampflastigen Runden Balast sein dürfte, der Schutz braucht, mit aber keinen gibt.
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Das Hängt stark vom Setting und den entsprechenden Abenteuern ab. Wenn es nur zu wenigen Kämpfen und vieles sozial abläuft ist Pazifismus nicht unbedingt ein großer Nachteil.

In Cyberpunk, das ja von Gewalt und Waffen nur so strotzt, hatte ich schon mehr oder minder zwei quasi pazifistische PCs. In einem Oneshot auf einem Con war ein PC Pazifist. Der Rest der Gruppe war ebenfalls für Cyberpunk-Verhältnisse gewollt unterbewaffnet (normale Pistole war die größte Waffe). Aus Kämpfen haben sich alle rigoros rausgehalten bzw. sind geflohen (was bei ihrer Bewaffnung die richtige Entscheidung war), aber das Abenteuer haben sie grandios ohne Schußwechsel gelöst.

In meiner Campaign gibt es eine Media, die kann keine Waffen richtig benutzen (keine Skillpoints in den Skills) Sie ist zwar keine Pazifistin, aber in Kämpfen macht sie sich halt anders nützlich (Verstärkung per Handy rufen, Schußwechsel filmen, Deckung gehen, etc.)
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Was haltet ihr von Charakteren mit Pazifismus (Mehr oder minder Regeltechnisch festgehalten, meist als Nachteil) bzw. pazifistischen Charakteren, oder zumindest einem Realistischen Gewaltverzicht bei Normalos ?
Kein Problem. Da es "Totschlagen und Ausrauben"-Abenteuer in meinen Settings und Kampagnen nicht gibt,
und Kämpfe durchwegs auch für die Spielercharaktere äußerst gefährlich sind, ist die Suche nach gewalt-
freien Problemlösungen sowieso die übliche Vorgehensweise. Kämpfe sind bei uns eher ein Zeichen, daß ein
Plan nicht funktioniert hat und ein problemloser Rückzug nicht möglich ist, und zur Selbstverteidigung wür-
den wohl auch die meisten Pazifisten neigen.
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Ich stehe mehr auf interessante Geschichten und intensive Stimmung. Beides leidet meist unter zu vielen Kämpfen. Insofern ist es für mich als SL absolut in Ordnung und sogar erwünscht, wenn die Spieler nicht wie die Berserker von einem Opfer zum nächsten rennen und den alten intriganten Vampir nicht nur als einen Haufen Kampfskills sehen, die man bestimmt mit ein paar Tricks unnütz machen kann um an sein mächtiges Blut zu kommen. Ich mag Charaktere die Pazifisten und/oder Feiglinge sind.
Wie bei PC-Horror-Games: Horror-Geschnetzel ist ja mal ganz lustig, aber für intensive Angstzustände braucht man ein echten Survival-Horror, wo man zitternd im Schrank kauert und sich fragt "was zum Teufel stellt dieses widerliche Ding mit dem pyramidenförmigen Metallkasten auf dem Kopf da bloß gerade mit diesem anderen widerlichen Ding, dass nur aus Beinen besteht gerade an? Eigentlich will ich es garnicht wissen. Eigentlich will ich lieber weg. Uaaaaaah!"
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Was haltet ihr von Charakteren mit Pazifismus (Mehr oder minder Regeltechnisch festgehalten, meist als Nachteil) bzw. pazifistischen Charakteren, oder zumindest einem Realistischen Gewaltverzicht bei Normalos ?

Ich erinnere mich da an eine Ki-Adeptin die eine Phobie vor Waffen hatte und sowie sie solche zu Gesicht bekam zu einem Apathischen Etwas verkam. War ganz lustig.

Aber um ehrlich zu sein... es ist mir egal, solange ich sie nicht spielen muss. Ich würde den nachteil nicht nehmen, auch wenn ich meist "Nicht Kämpfer" spiele, also Charaktere die versuchen Kämpfen aus dem Weg zu gehen, bzw. Mord sogar rund heraus ablehnen. Trotzdem würde ich sowas nie als Nachteil nehmen, denn dann müsste ich mich daran halten :)
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Ok 7 Posts sind durch und alle relativ der selben Meinung.

Ich selber habe meine gründe zu gewaltfreien Spiel (Kurzfassung: Keine Gewalt = Weniger Aufsehen erregen = Länger Leben) ja schon mal kund getan.

Ich spiele zur zeit einen Arzt und angehenden Diplomaten der mittlerweile selbst bei den Feinden der Spielercharakter als Pazifist gilt und auf diese weise mit NSCs Gespräche führen kann, die den rest der Runde schon rein Präventiv abmurksen würde.

Ich habe nicht so das Gefühl das es irgendwie schwieriger ist einen Pazifisten zu spielen, aber ich habe merklich weniger Highlights. (Na ja einen Arzt brauchen die Raufbolde schon fast jede Sitzung) Den Charakter spiel ich jetzt schon gut ein Jahr ca 2- bis 3-mal Monatlich.
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Ich finde den begriff pazifismus eher ungünstig, meint er doch eher klassisch die ANTI Kriegsbewegung bzw die Friedensbewegung. Ich würde das Wort"(absolut) Gewaltfreiheit" eher für die hier genannten Beispiele benutzen,.
Pazifismus ist die waffenfreie Konfliktausfechtung enger sogar die anwendung von tödlichen Waffen.
Die frage wäre zb ob der Pazifismus gewahrt bleibt, wenn ich zur Lösung eines Konfliktes Schlafgas benutze und dann die Bewusstlosen gefangen nehme.

Zum Rollenspiel, Ich hab mal mit einer Tsa geweihten bei DSA experimentiert(Göttin des Friedens und des Lebens). Nun hatte diese in den alten DSA Auflagen durchaus die Möglichkeit kämpfe komplett per Wunder zu unterbinden und somit die gewaltfreie Konfrontationen zu erzwingen. ich fand das Konzept aber nicht so spannend für mich und habe es irgendwann sein gelassen.
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Mit Pazifismus konnte ich nie viel anfangen, was ziemlich eindeutig auf die übliche "Problemlösung" meiner bevorzugten Roman/Film-Protagonisten zurückzuführen ist.
Ich selbst bin der Meinung, das Gewalt mit Gegengewalt beantwortet gehört und entsprechend bau ich meine Charaktere.

Bisher sind mir auch wenig(einstellige Zahl in ca. 10 Jahren) gut gespielte Pazifisten in Erinnerung geblieben, dafür aber etwa 10mal so viele Arschkrampen, die nur den kämpfenden Spielern die Ohren vollheulen und das Abenteuer ruinieren wollten.

Möglich, das meine Ansichten da subjektiv gefärbt sind.
Ich hab lange Zeit gesagt, "Pazifist ist ein Synonym für Feigling", ein Bekannter und etwas Literatur haben das zu "Ich versteh euch immer noch nicht, aber konsequente Pazifisten haben zumindest meinen Respekt" entschärft.
Da ich die meisten Rollenspieler(vor allem auf Cons) im RL nicht soo gut kenne, geht bei Pazifismus auf Charaktersheets trotzdem erstmal der Arschkrampen-Alarm los.

Beispiel Arschkrampe:
Tsa-geweihter Schelm
Mein Charakter:
Rondra-Geweihter, Donnerer

1. Kampf: Tsa's Regenbogen -> vorbei und nach Abklingen eine OOC-Warnung, mir auch meinen Spass zu lassen.
2. Kampf: dämliche Schelmenmagie, u.a. Nackedei auf meinen Gegner -> erstmal Schwert fallen lassen und waffenlos weitergemacht, was ich nicht gut konnte.
Als die Gruppe in Sicherheit war, erstmal Schelm vermöbelt -> alles RAW ausgewürfelt.
Der Meister und die Restgruppe(IIRC Magier, Krieger und Streuner) fanden es unterhaltsam, der Schelmenspieler nicht -> Abenteuer beendet, seither nix mehr von ihm gehört.

Ziemlich das selbe könnte ich über Mechwarrior 2nd Ed., Star Wars D6(Gedankenkontroll-Jedi "Pazifist") und diverse One-Shots erzählen.

Erfolgreich fand ich dagegen die Version "Paci Fist" z.B. in L5R, ein Heimin(Mönch), der dank Aikido trotz Pazifist nicht wehrlos war und es überlebt hat meinen Samurai am Töten seines Duellgegners zu hindern(Ja, falsches Setting für Milde und zivilen Ungehorsam. Aber der Spieler des Mönchs ist RL-Pazifist und hat meine Meinung über Pazifisten positiv beeinflusst).
 
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Man soll ja auch keine "Hippy Nerf Blümschen Kender" entwerfen wenn man einen Pazifist konzipiert.
 
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Pazifismus hat so viel mit "ich tu niemandem je was" zu tun, wie Vegetarismus mit "ich ernähre mich nur von Gras und Wasser".
 
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Stimmt. immer diese Extrembeispiele die am Thema eigentlich total vorbeigehen:rolleyes:.

Die gehören in den "bescheurtes Charakterkonzept"-Thread;)
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

Pazifismus hat so viel mit "ich tu niemandem je was" zu tun, wie Vegetarismus mit "ich ernähre mich nur von Gras und Wasser".

"Was sagen sie da? Sie wehren sich? Weil sie ja in Notwehr sind? Ätsch! Das ist aber falsch! Durften sie nicht sagen! Richtig ist die Antwort nämlich die: Ich werfe meine Waffe weg und dann bitte ich die Herren mit der Vergewaltigung doch aufzuhören."

- Saint (Darf machen was er will - im Rahmen der freiheitlich demokratischen Grundordnung, versteht sich)
 
AW: Pazifismus im Rollenspiel

"Was sagen sie da? Sie wehren sich? Weil sie ja in Notwehr sind? Ätsch! Das ist aber falsch! Durften sie nicht sagen! Richtig ist die Antwort nämlich die: Ich werfe meine Waffe weg und dann bitte ich die Herren mit der Vergewaltigung doch aufzuhören."

Ich bin so froh, euren Wehrdienst nicht machen zu müssen. :D
 
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Pazifisten, also Kriegsgegner würde ich schon mal spielen. Auch Verzicht auf physische Gewalt oder tödliche Gewalt kann man spielen.
BEIDES KOMBINIERT würde ich NIIIIIIE spielen. Das ist die typische ich nerve den Rest der Gruppe bis sie den Char umbringen Kombo. Diese Leute verhindern ja das der Rest der Gruppe Spaß hat.
 
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Äh ... einen Charakter, der tödliche Gewalt ablehnt, aber kein Kriegsgegner ist,
kann ich mir gerade nicht so recht vorstellen ... :nixwissen:
 
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Äh ... einen Charakter, der tödliche Gewalt ablehnt aber kein Kriegsgegner ist, kann ich mir gerade nicht so recht vorstellen

Kriege werden dann nur noch mit Softair Pistolen und den überdimensionalen Wattestäbchen aus American Gladiator ausgefochten ;)
 
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Äh ... einen Charakter, der tödliche Gewalt ablehnt, aber kein Kriegsgegner ist,
kann ich mir gerade nicht so recht vorstellen ... :nixwissen:
Nun ich schon! Denn es ist ein Unterschied ob man selbst tödliche Gewalt nicht anwendet oder ob man andere daran hindert.

Du würdest doch nur ungern ein Schwein schlachten, trotzdem isst du 'ne Currywurst.
 
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