Ich fürchte eine allgemein gültige Antwort kann man in diesem Fall gar nicht geben.
Wie
@KoppelTrageSystem bereits angemerkt hat, hängt das vor Allem davon ab, wie Ihr in Eurer Runde spielt und welche Elemente des Pen&Paper Rollenspiels Euch besonders wichtig sind.
Würfelspiel
Betreibt Ihr es zum Beispiel vor allem als Würfelspiel, dann würde ich die Vorbereitungszeit vor allem in die Ausarbeitung von spannenden Begegnungen und Gefahren investieren, die es mit jeder Menge Fertigkeitsproben zu bewältigen gilt.
Und mir dabei vor allem Gedanken darüber machen, wie sich die ausgewählten Situtationen auch würfeltechnisch interessant umsetzen lassen.
- Wie viele Erfolge müssen die Spieler sammeln, um dem Insektenschwarm, der sie beim überqueren des Flusses überfällt den gar aus zu machen und wie zerstochen sehen sie danach aus?
- Und hat sich dabei der ein oder andere Charakter sogar mit einer richtig fiesen Krankheit - Malaria, etc. - infiziert?
- Welcher Mindestwurf ist nötig, um die wackelige Hängebrücke zu überquerqueren?
- Und was passiert, wenn einem der Charaktere der Mindestwurf nicht gelingt und er ins Wasser fällt?
- Lauern dort unten bereits Piranhas, Krokodile oder was-auch-immer und seine Gefährten sollten sich eiligst an eine Bergung machen?
- Oder treibt ihn die reißende Strömung in Richtung undurchdringlich dichtes Dickicht ab?
- Oder gar auf einen reißenden Wasserfall zu?
- Was muss der Charakter würfeln, um sich über Wasser zu halten? Und welche Konsequenzen hat ein Sturz in die Tiefen für ihn?
- Welche Proben sind sowohl für ihn als auch für die Rettungsmannschaft nötig, um sich durch das wilde Dickicht, in das er abgetrieben wurde voran zu kämpfen?
- Und wie findet man nach erfolgter Rettung wieder auf den Waldweg zurück, ohne sich komplett zu verlaufen?
Solche Dinge eben.
Erzählspiel
Liegt das Hauptaugenmerk Eurer Runde vor allem auf dem gemeinsamen Erzählen und Erleben einer spannenden Geschichte, würde ich die für die Vorbereitung zur Verfügung stehende Zeit hingegen ganz anders einsetzten.
Generell heißt es, je fluffiger Ihr spielt (je mehr Ihr eine Erzählung aus dem Spiel macht) je weniger musst du dich vorbereiten.
@KoppelTrageSystem mag mit dieser Anmerkung zwar durchaus Recht haben.
Zumal ein in Sachen Erzählspiele erfahrener SL die fesselnd farbenprächtige Schilderung eines Waldes mit Vorgabe einer handvoll Parameter auch locker aus dem Ärmel schüttelt.
Gerade einem Anfänger würde ich an dieser Stelle jedoch ganz dringend raten sich möglichst viel Zeit für die Vorbereitung zu nehmen.
Um ganz ehrlich zu sein verbringe ich persönlich auch trotz ein wenig Erfahrung einen Großteil meiner Abenteuervorbereitung damit, mir über die konkrete Inszenierung Gedanken zu machen.
Weniger damit den konkreten Handlungsverlauf bis ins letzte Detail zu planen. Für diesen sorgen die Spieler mit ihren Ideen und Handlungen später ohnehin und es wäre zumindest in meinen Augen recht schade die mögliche Vielfalt alternativer Handlungsverläufe bereits an dieser Stelle auf einen einzigen zu minimieren.
Gedanken mache ich mir stattdessen vor Allem über solche Dinge wie Welche Requisiten, Statisten, etc. benötige ich für die Erzählung? Und wie transportiere ich die anvisierte Stimmung der Szene am besten?
Dabei gehe ich durchaus auch so vor, dass ich versuche mir die konkrete vor meinem geistigen Auge vorzustellen und sie zumindest gedanklich in Worte zu fassen.
Ab und an schreibe ich solche Passagen dann sogar nieder.
Nicht um sie am Spielabend tatsächlich vorzulesen - hier erzähle ich sehr viel lieber spontan und aus dem Bauch heraus - sondern bloß um sie später nicht zu vergessen.
Beispiel
In der Beschreibung des in Deiner Frage genannten Abenteuers heißt es z.B. (in der englischsprachigen Version - die deutschsprachige liegt mir leider nicht vor)
Chult is untamed tropical wilderness: dense jungles and snaky rivers ringed by mountains, volcanoes and sheer escarpments.
Dieser Text liefert bereits eine handvoll Anhaltspunkte für die Szenengestaltung.
Eine recht nützliche Hilfe bei dem Unterfangen diese recht kompakte Darstellung in ein konkretes Szenenbild umzuwandeln liefern die Recherchemöglichkeiten des Internet.
Nicht nur Texte, sondern auch Bilder wie Photos, Illustrationen, etc. liefern hier häufig interessante Anhaltspunkte.
Anbei ein Beispiel für die Stichpunktartige Vorbereitung, die ich persönlich für ein ähnliches Szenario - die Charaktere verlassen gerade die Stadt und tauchen in die Wildnis des Dschungels ein - ausgearbeitet hatte.
Das Stadttor ist gut bewacht. Die Aufmerksamkeit der Zöllner und Wachen liegt aber vorwiegend auf den ankommenden Reisenden, die Einlass in die Stad begehren.
Die Charaktere stehen auf einem Pfad aus gestampftem Lehm, der sich dem Verlauf des Flusses folgend tief in den Regenwald hinein schlängelt.
Eine handvoll Sklaven ist gerade dabei den Pfad von Unkraut und Schlingpflanzen zu befreien und scheint mahnend in Erinnerung rufen zu wollen, wie vergänglich alle von kulturschaffenden Wesen errichteten Dinge in dieser Region sind. Und wer der wahre Herrscher dieses Teils des Landes ist.
Das Blätterdach über den Charakteren ist dicht und die Kronen der von Schlingpflanzen umwucherten Urwaldriesen so ausladenend, dass sie bis weit über das Ufer reichen und das trübe Wasser des Flusses in ein gedämpftes grünliches Licht tauchen.
Der Pflanzenwuchs ist von atemberaubender Üppigkeit und Blüten, Blätter und Knospen die die Charaktere erblicken erreichen mitunter mehr als das Zehnfache der Größe, die sie aus anderen Teilen des Landes kennen.
Die Luft ist schwül und dort, wo das Dickicht über dem Fluss den Blick Richtung Quellgebiet freigibt, steigen dichte Nebelschwaden über dem Regenwald auf.
Tierlaute dringen aus beinahe jeder Richtung an des Ohr der Reisenden.
Das Zwitschern von Vöglen, das aufgeregte Fiepen und Keckern von Affen und eine ganze Reihe weiterer Laute, die sich nicht zuzuordnen wissen.
Es sind nicht mehr als 10 Meilen bis zum gesetzen Ziel, dennoch haben die Charaktere auf dem Weg mit der Hitze, der feuchten Luft und Insekten zu kämpfen.
Wie Du siehst, habe ich mich dabei vor allem auf die Einstiegsszene - den ersten Eindruck, den die Spieler von der Szenerie erhalten sozusagen - konzentriert.
Gerade an dieser Stelle feile ich selbst bei der Vorbereitung von Abenteuern gerne herum, weil ich mir hier recht sicher sein kann, dass die geplante Szene auch genau so stattfinden wird.
Alles was danach kommt liegt dann zugleich auch mit in Spielerhand.
in jedem Fall !
Und worauf sollte ich beim Vorbereiten speziell acht geben?
Begegnungstabellen
Speziell für das konkrete Abenteuer würde ich mir in jedem Fall die Tabelle "Appendix B: Random Encounters" vorab sehr genau ansehen.
Immerhin wird sie im Verlaufe des Marschs durch den Wald regelmäßig konsultiert werden.
Hier würde ich mir vorab für jede der möglichen Begegnungen vorsorglich schon einmal gründlich Gedanken machen, wie genau ich die am Spieltisch umsetzten würde, um mir nicht erst am Spielabend nach erfolgtem Zufallsbegegnungswurf flink etwas aus den Fingern saugen zu müssen.
Alternative 1
Alternativ ist es natürlich auch möglich die Zufallsbegegnungen einfach vorab auszuwürfeln (einmal je Geländeart versteht sich) und nicht erst am Spielabend.
In diesem Fall könntest Du die genauen Umstände der Begegnungen bereits bei der Vorbereitung im Detail ausarbeiten und müsstest Dich am Spielabend nicht auf Dein Improvisationstalent verlassen.
Zudem könntest Du in diesem Fall für die in der Begegnungstabelle genannten Kreaturen bereits alle nötigen spieltechnischen Werte heraussuchen und separat notieren.
Das spart am Spieltisch nicht nur ein wenig Zeit, sondern vor allem besonders wertvolle Zeit.
Gerade in spannenden Situation wie diesen, in denen schnelles Handeln erforderlich ist, kann langes Suchen in Büchern und Tabellen ein echter Stimmungskiller sein.
Haken der ganzen Sache ist natürlich, dass das Abenteuer bei bereits vorher ausgewürfelten "Zufalls"-begegnungen für Dich selbst dann nicht mehr ganz so spannend sein dürfte, wie bei der erst würfeln, wenn es soweit ist Variante.
Alternative 2
Schließlich fällt mir in Sachen Zufallsbegegnungen noch die Variante "Rosinen picken" ein.
Hier würdest Du ganz einfach komplett auf das Würfeln verzichten und Dir einfach die Begegnungen heraus suchen, die Du für die Interessen der Spieler Deiner Runde für die spannendsten hälst.
Großer Vorteil bei dieser wäre, dass Du Dir hier viel Zeit nehmen könntest, die einzelnen Begegnungen ähnlich wie in dem "Tritt durch das Stadtor" Beispiel oben sehr datailliert auszuarbeiten.