Hab gestern die erste Folge geschaut (ich binge ja prinzipiell nicht) und bin erstmal sehr angetan. Das bisher coolste (was wahrscheinlich bei den Kellerkindern dieser Welt für einiges Geweine sorgen wird): die klassische Punisher-Story ist hier nur eine... extended origin story. Die Serie spielt ein paar Monate nachdem Frank Castle seinen Rachefeldzug beendet hat. Jedes Mitglied des Kartells, das seine Familie umgebracht hat, ist tot. Rache vollendet. Und jetzt lebt Frank unter falschem Namen in New York und leidet unter der Leere und Sinnlosigkeit seiner Existenz. Die erste Folge thematisiert die Schwierigkeit (oder Unmöglichkeit), nach Kriegserlebnissen wieder in ein ziviles Leben zurückzukehren. Nicht nur für Frank, der sicher ein Extremfall ist, sondern auch für andere Veteranen. Die Folge endet (minor spoilers... naja... sehr minor) damit, dass Frank völlig zufällig in eine Situation gebracht wird, in der er wieder Knochen brechen und Kriminelle erschießen kann. Und man als Zuschauer ziemlich gut mitkriegt, dass diese Gewaltakte das Loch in Frank einigermaßen... betäuben können. Das ist was, das ich von amerikanischen Veteranen auch schon gehört habe. Dass sie vor allem deshalb immer wieder zurückkehren, weil ihnen das Leben als Zivilist leer und sinnlos erscheint. Wenn man es mal eine Zeit lang regelmäßig mit Leben-und-Tod-Situationen zu tun hat, dann erscheinen einem die Probleme des Zivillebens (und das Drama, das Zivilisten daraus machen) völlig lächerlich. Im Einsatz gibt es dann klare Fronten, reale Einsätze und einen ständigen Adrenalinrausch. Und das scheint das zu sein, was Frank hier antreibt. Und das finde ich mal eine schöne Interpretation der Figur.
Und es macht Hoffnung, dass es wie bei der ersten Daredevil-Staffel (verschiedene Konzeptionen von Recht, Gerechtigkeit und Ordnung) und Jessica Jones (Leben mit Trauma) wieder eine größere Frage gibt, die im Medium Superheldenstory behandelt wird.