Marvel Marvel's Jessica Jones

Das ständige "Kilgrave hat das gemacht", " Wir sind alle Opfer von KG", "Ich muß ihn aufhalten/töten", halt das ganze Schwarz-Weiß-Gedöhns sind doch ziemlich infantil und typisch für den Comicbereich.
Kleiner Tip:
Schau bei Serien am besten alle Folgen an - dann siehst du vielleicht auch die Folge, wo Kilgrave Menschen das Leben rettet, wo er als Kind schmerzhaften Behandlungen unterzogen wird, die schon beim Zusehen weh tun und hörst seine Jammer-Monologe, die so erbärmlich um Zuneigung flehen, dass man schon fast ernsthaft Mitleid mit dem Kerl bekommen könnte.

Kilgrave war für mich alles andere als ein klassischer Schwarz-Weiß-Bösewicht.
Das war ein verstörtes Kind, das völlig daran zu Grunde gegangen ist, einerseits jederzeit alles zu bekommen, andererseits jedoch niemals echte Zuneigung - weil alle (verständlicherweise) nur Angst und Hass für diesen rücksichtlosen, übermächtigen Egoisten übrig hatten.
 
Sicherlich kann man in jedem Stück die Opfer immer wieder auf's neue zeigen - muß man aber nicht
In der Geschichte selber wird - ironischerweise - der Name Kilgrave angeprangert: "Wer nennt sich denn so?" Die Frage ist vielmehr auch, wieviel Psychopathen überhaupt ihren Namen ändern. Welche Opfer nennen ihren Peiniger bei ihrem Namen?

Auch überlegenswert ist die ganz comictypische Behauptung, daß man Menschen nur genug weh tun müsse, um aus ihnen Bestien zu machen. Das ist natürlich völlig der Fantasy entsprungen. Echte Soziopathen - wie KG einer sein soll - haben ihre Veranlagung lange bevor sie sie einsetzen.

Es ist natürlich schwierig, eine interessante Story zu weben, wenn der Ansatz alleine schon konstruiert ist.

Hinzu kommt dann noch das Umfeld des Marveluniversums, wo dann eine Schwester sofort erkennt, daß jemand "einer von denen ist" - sprich ein Superheld, Mutant, Übermensch.

Ich kann den Vorsprechern nur sagen, diese Geschichte funktioniert ohne die Superkräfte nicht und letztere machen sie auch nicht wirklich interessanter. Man wartet vergeblich auf einen Kräfteshowdown, für den man bei einem Superheldencomic bezahlt. Stattdessen bekommt man minutenlanges Gejammere von vergewaltigten Leuten, alle halten sich für Opfer, dem Autor fällt auch nicht eine echte Ursache oder Lösung für die Probleme der Leute ein. Dieser Fakt macht vielleicht aus Jessica Jones das Besondere, wenn da nicht noch andere "Antiheldencomics" viel abgründigere, buntere Höllen aufgezeigt hätten; wenn ich an einen Ermittler denke, fällt mir natürlich sofort Rorschach ein und der kommt sogar ohne echte Superkräfte aus.

Also nein, ich habe nichts gegen einen saftigen Comic, halte jedoch nichts von der Diskussion, daß mit "Jessica Jones" Marvel einen ernst zu nehmenden Thriller abliefert. Ganz im Gegenteil. Indem man das versucht hat, rangiert man plötzlich im unteren Mittelfeld der Kriminalreißer
 
Was ist denn an der Geschichte "komplex"?
Opfer einer Vergewaltigung beschließt anderen Leuten zu helfen und sich an seinem Widersacher zu rächen. Wo ist der Twist?
 
Zuletzt bearbeitet:
Kein Plan. Hab's noch nicht gesehen. Du scheinst Hintergrundgeschichte bei Bösewichten platt zu finden, willst aber gleichzeitig auch keinen schwarz-weiß Bullshit. Das hab ich kommentiert.
 
Hä? Wo liegt der Widerspruch? Hintergrundgeschichten der Bösewichte in Comics sind doch meist Schwarz-weiß. Dem angehenden Schurken geschieht etwas "Böses" und er wird daraufhin "Böse". Gibt natürlich auch noch hintergrundlose "billige" Schurken
 
Auch überlegenswert ist die ganz comictypische Behauptung, daß man Menschen nur genug weh tun müsse, um aus ihnen Bestien zu machen.
alle halten sich für Opfer
Was jetzt?
Behauptet die Serie, dass alle Menschen, denen genug weh getan wird Bestien werden oder behauptet die Serie vielleicht doch nur, dass von all den Menschen in dieser Serie nur ein einziger zum Monster geworden ist, während sie gleichzeitig u.a. davon handelt, dass Jessica auch sich selbst dafür vergeben lernt, dass sie sich selbst schuldig fühlt, obwohl sie eben gerade kein Monster ist?

Hinzu kommt dann noch das Umfeld des Marveluniversums, wo dann eine Schwester sofort erkennt, daß jemand "einer von denen ist" - sprich ein Superheld, Mutant, Übermensch.
Findest du?
Im MCU ist den Menschen bekannt, dass es Menschen mit Superkräften gibt. Die Filme haben das etabliert und Agents of Shield setzt das gerade noch sehr deutlich fort, indem an allen Ecken und Enden Inhumans auftauchen, der Präsident Reden über das Problem hält, und und und...
Das fließt im nächsten Film dazu, dass globale Gesetze zur Regulierung von Superhelden eingeführt werden sollen.
In dieser Welt spielt nun Jessica Jones - Übermenschen sind DAS Thema in dieser Welt.

It's all connected.


Und den Kräfteshowdown scheinst du verschlafen zu haben - es gab einen.
Nur dass die beiden sehr verschiedene Kräfte hatten und es somit natürlich kein epischer körperlicher Zweikampf war, sondern halt eher ne Mischung aus ner Geiselverhandlung und "Kill Bill 2".
Ich fand das ein sehr gelungenes und passend bodenständiges Ende.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab bisher nur Gutes gehört, besonders im Zusammenhang damit, wie glaubwürdig in der Serie mit dem Thema Vergewaltigung umgegangen wird.
 
Was jetzt?
Behauptet die Serie, dass alle Menschen, denen genug weh getan wird Bestien werden oder behauptet die Serie vielleicht doch nur, dass von all den Menschen in dieser Serie nur ein einziger zum Monster geworden ist, während sie gleichzeitig u.a. davon handelt, dass Jessica auch sich selbst dafür vergeben lernt, dass sie sich selbst schuldig fühlt?
Nein, aber bei Comics ist es üblich, daß der Superschurke auf diese Weise entsteht.

Findest du?
Im MCU ist den Menschen bekannt, dass es Menschen mit Superkräften gibt. Die Filme haben das etabliert und Agents of Shield setzt das gerade noch sehr deutlich fort, indem an allen Ecken und Enden Inhumans auftauchen, der Präsident Reden über das Problem hält, und und und...
In dieser Welt spielt nun Jessica Jones.
It's all connected.
Mag manchmal von Vorteil sein, hier erschien es mir konstruiert

Und den Kräfteshowdown scheinst du verschlafen zu haben - es gab einen.
Nur dass die beiden sehr verschiedene Kräfte hatten und es somit natürlich kein epischer körperlicher Zweikampf war, sondern halt eher ne Mischung aus ner Geiselverhandlung und "Kill Bill 2".
Ich fand das ein sehr gelungenes und passend bodenständiges Ende.
Sagen wir mal, man hätte die Kräfte besser aufeinander abstimmen können. So gab es halt kaum Möglichkeiten, etwas mehr zu zeigen. Klar waren da die Marionetten, die Jessica aus dem Weg räumen konnte und ohne ihre Resistenz gegenüber KG hätte sie das alles garnicht zustande gebracht - also insofern schon eine "passende" Kraft. Das ein Superheld jedoch durch einen Trick die Oberhand gewinnt, ist nicht wirklich neu. Nein, ich fand es kurz und lahm.

Der einzige Charakter der mir wirklich gefallen hatte und mich überraschte, war dieser Bulle. Der hätte im Showdown auftauchen sollen und nochmal einen ordentlichen Twist mitbringen können.

Ich hab bisher nur Gutes gehört, besonders im Zusammenhang damit, wie glaubwürdig in der Serie mit dem Thema Vergewaltigung umgegangen wird.
^^ kann ich so nicht nachvollziehen, da ich keine Vergewaltigungsopfer kenne. Weiß nicht, inwiefern man sich auf diese Info ernsthaft beziehen kann. Was ich bislang immer wieder bei Geschichten gelernt habe ist, daß die Scham das Leben der Opfer bestimmt - sie halt nicht alle auspacken oder sich wehren.
 
Man sollte echt nicht vergessen das die Serie auf einem Supeheldencomic beruht und kein perfekt durchdachtes Psychodrama erwarten. Und ich finde für eine Superheldenserie ist das ganze ziemlich glaubhaft umgesetzt und das sagt einer der prinzipiell mit dem Marveluniversum nicht so viel anfangen kann.
Überhaupt wie bodenständig mit dem Thema Superhelden umgegangen wird. Wie angreifbar sowohl Jessica Jones als auch Kilgrave ist trotz ihren Superpowers. Besonders cool fand ich das Kilgrave gar nicht mehr so furchterregend wirkt sobald man ihn richtig kennen lernt, weil er eigentlich nur ein trotziges Kind ist.

Kingpin aus Daredevil, der ja eigentlich gar keien Superpowers hat, wirkt viel furchteregender.
 
Man sollte echt nicht vergessen das die Serie auf einem Supeheldencomic beruht und kein perfekt durchdachtes Psychodrama erwarten. Und ich finde für eine Superheldenserie ist das ganze ziemlich glaubhaft umgesetzt und das sagt einer der prinzipiell mit dem Marveluniversum nicht so viel anfangen kann.

Genau das habe ich ungefähr auch ein paar Postings zuvor gesagt.
Es geht mir nicht um Kritik am Marveluniversum - habe viel Spaß gehabt auch wenn ich mit einigen Marvel-Ablegern so meine Problemchen habe, genau aus folgendem Grund:
Marvel unterscheidet sich für mich vor allem durch die Selbstironie. Es nimmt sich nicht ernst, ist spielerisch und lustig.
Manche Ableger sind mir zu selbstverliebt und sind deshalb ein wenig anstrengend zu konsumieren.
Jessica Jones ist jedoch nicht nur unspaßig sondern zudem langweilig.

Überhaupt wie bodenständig mit dem Thema Superhelden umgegangen wird. Wie angreifbar sowohl Jessica Jones als auch Kilgrave ist trotz ihren Superpowers. Besonders cool fand ich das Kilgrave gar nicht mehr so furchterregend wirkt sobald man ihn richtig kennen lernt, weil er eigentlich nur ein trotziges Kind ist.
Kingpin aus Daredevil, der ja eigentlich gar keien Superpowers hat, wirkt viel furchteregender.

Also Kilgrave ist nicht angreifbar. Er rennt eigentlich durch jedes Bild und beeinflußt seine ganze Umgebung.
Mir fällt gerade nicht wirklich ein, wann Jessica angreifbar war.

Beide sind emotional angegriffen - da kann ich zustimmen.
 
G
Jessica Jones ist jedoch nicht nur unspaßig sondern zudem langweilig.

Ich finds lustig und unterhaltsam aber vielleicht gerade weil ich sonst mit Marvel nur wenig anfangen kann.

Also Kilgrave ist nicht angreifbar. Er rennt eigentlich durch jedes Bild und beeinflußt seine ganze Umgebung.
Mir fällt gerade nicht wirklich ein, wann Jessica angreifbar war.

Beide sind emotional angegriffen - da kann ich zustimmen.

Zu Kilgrave: Der ist auf jeden Fall mal physisch angreifbar. Er lebt ja auch in totaler Paranoia und mehr oder weniger versteckt. Hat sogar eine Securityfirma angeheuert die ihn im Notfall beschützen soll. Und emotional ist er auch leicht anzugreifen.
Vor Jessica hat er sowieso Angst weil er weiß das er sie nicht direkt kontrollieren kann.

Zu Jessica: Sie will ja kein Superheld sein und hat deshalb keinerlei Kampftraining. Mit der Überzahl an normal menschlichen Gegnern wird sie nicht fertig. Auch gegen den Cap America Cop kommt sie nicht an wenn der seine Adrenalinpille einwirft.

Und alle sind der ganz normalen Justiz unterworfen, das wird in der Serie immer wieder deutlich.
Auch Luke meinet das sie jetzt die Gangster vermöbeln könnten sie dann aber ärger mit Polizei und Gesetz bekommen. Auch luke oder Jessica könnten nicht einfach mit ihren Superkräften aus einem Gefängnis entkommen.

das hat mir besonders gefallen an der Serie, diese Bodenständigkeit. Diese Charaktere haben zwar außergewöhnliche Kräfte aber im großen und ganzen sind auch sie nur Menschen mit ihren Grenzen.
In den Marvel Kinofilmen kommt da immer ein ganz anderes feeling auf.
 
Ich kenne keine Superheldenepisode, wo nicht eine Schwäche des Helden vom Schurken ausgenutzt wird und es gerade darum geht, daß sie sich eben nicht auf ihre Kräfte besinnen, sondern halt oft zB. auf die Teamfähigkeit, um den Gegner zu bezwingen. JJ ist da keine Ausnahme.

Was JJ vielleicht ein wenig anders macht, daß sie sich selber nicht als Heldin sieht, eher keine Lust darauf hat.
Hancock ist im mindesten genauso "lustig"
Unvergessen auch die englische Serie "Misfits" - zumindest die ersten beiden Staffeln

Im Grunde wären da soviele wirklich witzige Ansätze vorstellbar, wie eine Art punkige "Mary Poppins" oder eine "Supermam"
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich mußte teilweise Pausen machen, weil ich desinteressiert war, wie es weiter gehen würde. Rangiert für mich etwa auf dem Niveau der mittelmässigen Serie "The Following", die ebenso einen soziopathischen Manipulator in den Mittelpunkt stellt. Der macht das ohne Superkraft über die Kenntnis der Bedürfnisse bestimmter Menschenschläge. Auch dieser Antiheld versucht sein Gegenüber so zu manipulieren, seinem Weg zu folgen - wesentlich spannender, aber leider teilweise schwer nachvollziehbar, überzogen und quatschig
 
Man will halt mitklönen. Sind ja alle so begeistert gewesen, kann das nur auf den "gotta catch em all"-Hype zurückführen. Mit anderen Worten: Wenn Du Marvel kennen willst, was dazu sagen willst, dann mußt Du alles schauen, lesen, etc. In gewisser Weise stimmt das auch, weil der Spaß den man durch das einzelne Marvel-Produkt erhält schon Mehrwert durch die anderen erhält, aber der Wert des Produktes selber scheint mir teilweise doch geradezu darauf hinaus zu laufen, die anderen zu "crossadvertisen", sprich Werbung für andere Marvelprodukte zu machen.

Das sollte man sich mal durch den Kopf gehen lassen, ob das wirklich so hochwertig ist oder uns nur durch billige Marketing-Tricks binden möchte.
 
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