Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Tellurian

Ex-M0derat0r
Registriert
15. Februar 2006
Beiträge
8.934
Diesmal ausgesprochen gut anwendbar auf Rollenspiele.
fiction_rule_of_thumb.png


Übersetzung für Leute die in der Schule nicht aufgepasst haben:
Je mehr vom Autor erfundene Kunstwörter in einer Geschichte vorkommen, desto schlechter. Ausnahmen: Tolkien und Lewis Carrol, alle anderen dürfen fünf Wörter pro Geschichte haben ohne an massivem Qualitätsverlust zu leiden.

Ich habe dich im Auge, Opus Anima.
Ehrlich mal... Unnötig verschwurbelte Kunstworte (die dann am besten auch noch fünf Apostrophe drin haben) die keine Sau aussprechen kann, die aber irgendwie zum Slang der Welt gehören sollen sind einfach... meistens ziemlich peinlich.
Warum also nicht einfach existente Worte benutzen, mit denen man sich eben nicht zum Affen macht? Deutsch, Mutterficker? Du juh spiek it? (Alternativ auch welche Sprache gerade die Muttersprache der Autoren ist...)
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Das mach ma mal so fest ...

Lewis Carrol war aber auch ernsthaft geisteskrank ... :)
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Frag yeah (Wobei Frag ein kunstwort ist, das sich langsam aber sicher auch in der umgangssprache durchsetzt...)
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Frag oder Frack?
Lobo oder BSG?
Es gibt aber auch solche und solche Kunstworte...
Wobei ich Lehnworte die sich aus existenten Sprachen herleiten noch recht gut abkann.
Was nicht geht sind halt die ganzen Apostroph verseuchten komplett-kunst-gebilde...
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Ich setze zusätzlich zu Tolkien und Carroll dagegen: Burgess und Orwell.

Mit allein hier schon vier Ausnahmen wird die These meiner Meinung nach gesprengt. Bilden wir aus These und Gegenthese (Kunstworte sind eine Bereicherung und ein brauchbares Verfremdungselement in spekulativer Literatur) die Synthese: Kunstworte können eine Bereicherung spekulativer Literatur sein, wenn sie systematisch eingesetzt werden.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Lewis Caroll hat keinen sonderlich großen Wert darauf gelegt koherente Texte zu verfassen. Ansonsten könnte man sowas natürlich auch Morgenstern vorwerfen. Tolkien hingegen ist in meinen Augen eindeutig überschätzt. Wenn jeder Person drei Namen zugeordnet werden ist das einfach nur noch verwirrend für den Leser. Außerdem versuchen Legionen von Autoren wegen ihm Fantasyzyklen zu schreiben. Was dabei herauskommt wird ja am Rad der Zeit recht schön deutlich. Von daher ziehe ich generell Bücher die mit einem Band auskommen vor. Ich habe keine Probleme damit wenn Autoren verschiedene Bücher in derselben Welt ansiedeln und ein paar Verknüpfungen streuen. Aber diese ganzen sieben, zwölf- oder zwanzigteiligen Werke sind nervig und verlieren üblicherweise auf die Dauer schnell an inhaltlicher Stärke, wenn soetwas denn zu Beginn vorhanden war.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

@Koshiro:
Ich stimme zu. Aber bei Utopien sieht es IMO auch etwas anders aus.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

@ Jadeite
Kann schon sein. Aber wo ist der inhaltliche Zusammenhang mit Kunstwörtern?
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Walter Moers kann das auch sehr schön, wobei seine Wortkreationen ja meist auf solidem Deutsch basieren.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

@Koshiro
Diese ganzen Fantasyautoren knallen ihre Bücher auch immer mit solchen Kunstwörtern voll.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Der große Unterschied ist, dass Moers, Orwell u.a. Literatur verzapfen, keine Spiele.
Daher sind das auch keine Ausnahmen von dieser zutreffenden Regel.

Was in Romanen cool sein kann, in der großen Masse mieser Fantasyschinken aber definitiv nicht cool ist, ist in Rollenspielen, die, auch wenn manche scheinbar davon ausgehen, was anderes sind als Romane, seltenst "stimmungsfördernd", sondern bestenfalls nervig. Insbesondere 100%ige Kunstwörter mit der Intention, Tolkiens aus einer merkwürdig konstrutivistischen Auffassung von Linguistik enstandenes Elbengedöns zu imitieren, sind albern und ihr Fehlen in einer Spielwelt macht diese nicht weniger attraktiv.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

@ Rinso
Du kannst Dir wohl zu 100% sicher sein, daß diese Regel vom Urheber auf Literatur und nicht auf Spiele gemünzt war.

@ Jadeite
Mag sein. Aber Korrelation ist nicht gleich Kausalität.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Jo. In diesem Thread ist sie aber auf Spiele gemünzt.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Angesichts der Tatsache, daß der Threadersteller selbst Carroll und Tolkien ins Spiel gebracht hat, halte ich diese Aussage für ein wenig gewagt.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Hä? Rund-um-Rollenspiele-Forum.

Diesmal ausgesprochen gut anwendbar auf Rollenspiele.

Die Ausrichtung des Themas ist also eigentlich klar auf Spiele bezogen.

Wenn man die lustige Grafik auf Romane beziehen möchte, erscheinen bestimmte Autoren wie Tolkien, Orwell und Moers (Carroll sagt mir nix) deswegen als Ausnahme, weil sie im Gegensatz zu den meisten dahergelaufenen Fantasy-Märchenonkels wissen, was sie tun. Tolkien hat sein Elbengedöns nach gewissen Regeln aufgebaut; seine Kunstsprache folgt einer Struktur. Darum wirkt sie im Kontext des Romans halbwegs "echt", jedenfalls authentisch. Ein Rollenspielautor, der sich sowas für seine Spielwelt auch wünscht, begeht oft den Fehler, Kunstworte völlig willkürlich zu erschaffen. Er vermutet, die Coolness von Tolkiens Künstwörtern würde auf ihrer Fremdartigkeit beruhen und pappt munter Konsonanten zusammen, mit ein paar beliebig eingestreuten Vokalen, auf die dann hier und da noch ein Akzent gemalt wird. Das ist dann nicht mehr cool, das ist nervig für alle, die dieses Kauderwelsch (Raidri Conchobair!) dann am Spieltisch aussprechen und sich auch noch merken sollen!
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Das Problem mit allen Wortschöpfungen (es müssen ja nicht immer NEU-Schöpfungen sein, sondern können auch aus anderen Zusammenhängen ins Rollenspiel gezogene, nicht gewöhnliche Begriffe sein) im Rollenspiel ist, daß sie sie SPRECHEN lassen müssen.

Mag ein Rollenspiel noch so tolle Romane, noch so tolle Quellenbände, noch so tolle Kurzgeschichten, noch so tolle sonstige setting-interne (oder auch regelmechanische) Begriffe auf dem Papier haben, wenn sie sich nicht sprechen lassen, wenn sie sich nicht FLÜSSIG mitten im Spielgeschehen, wo man bis über beide Ohren in der Geschichte "drin" ist, aussprechen lassen, dann taugen sie nichts.

Apostrophe, zufallsbasiert über einen Haufen Vokale und jede Menge Konsonanten verteilt, sind TODSÜNDEN jeglicher Namensfindung bzw. Wortschöpfung im Rollenspiel.

Mein S'ss'dôr (Krieger) hat das Tho'th'ťhthar (Aufnahmeritual des 'Ťhthar-Ordens) so gut bestanden, daß man ihm den Q'ad'koth (Ehrensäbel) der 'Ťhthar (Orden der rechtschaffenen und guten Krieger) zuerkannte. Somit ist er der jüngste Z'u'q-Z'uzû (Kommandeur einer Kampfgruppe), der je dem P'h'n-'Aq'qaf (Großmeister des Ordens) gedient hat.


Was im Spiel nicht aussprechbar ist, stellt eine ausgesprochen hohe Schwelle dar, es im Spiel auch tatsächlich einzubauen. Und schlimmer noch: Durch mangelnde Aussprechbarkeit kommen dann verballhornte Versionen, die man dafür wenigstens über die Zunge bringt, im Spiel auf. Und es geht NOCH schlimmer: Unfreiwillig komische Begriffe sorgen für einen Lacher am Tisch, den man in manchen Settings nicht haben will. Die gruseligsten Übermonster-Schauderschrecken verlieren ihre Schrecklichkeit, wenn man über ihren Namen oder ihre Bezeichnung ständig am Lachen ist.

Und solche Wort-Stacheldrahtverhaue sind damit nämlich auch nicht "stimmungsfördernd", sondern IM GEGENTEIL stimmungstötend, da man ständig ob der Zungenbrecher oder unklaren und krampfigen Aussprechweise bzw. -versuche aus jeglicher noch so intensiven Stimmung herausgerissen wird.

Ist das schon bei Namen von NSCs oder Orten eine SCHWERE SÜNDE, so handelt es sich bei Namen von SC-Rassen, Zaubern, und - am Schlimmsten - sonstigen Regeltechnik-Begriffen, die man STÄNDIG im Mund zu führen gezwungen ist, wenn man das Spiel überhaupt spielen möchte, um ganz klare TODSÜNDEN (denn sie TÖTEN den Spielfluß und das Spielvergnügen).

Warum "S'ss'dôr" als Bezeichnung für einen Archetyp, Charakterklasse, Vorteil, Beruf, Karriere, Kampfschule nehmen, wenn es sich in allen Belangen um einen Krieger handelt? - Krieger versteht man. Auch Ordenskrieger. Oder Recht-und-Ordnung-Ordenskrieger (in Fantasy-Rollenspielen gemeinhin als Paladin bezeichnet).

AUSSPRECHBARKEIT ist einfach eine Grundvoraussetzung für JEDE Wortschöpfung im Rollenspiel.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Die Ausrichtung des Themas ist also eigentlich klar auf Spiele bezogen.
Wenn man sich das so gedacht hat, fehlt da irgendwie ein wenig der Zusammenhang mit dem, was sich der XKCD-Mensch dabei gedacht hat.

Er vermutet, die Coolness von Tolkiens Künstwörtern würde auf ihrer Fremdartigkeit beruhen und pappt munter Konsonanten zusammen, mit ein paar beliebig eingestreuten Vokalen, auf die dann hier und da noch ein Akzent gemalt wird. Das ist dann nicht mehr cool, das ist nervig für alle, die dieses Kauderwelsch (Raidri Conchobair!) dann am Spieltisch aussprechen und sich auch noch merken sollen!
Sehr schlechtes Beispiel.

P.S.: Überhaupt, das muß (oder vielmehr mußte) man DSA lassen - die Namensgebung und das Aufspüren der Quellen waren oft sehr erheiternd und teilweise sogar lehrreich.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

Ahjo.
Und inwiefern macht das Wissen, dass es mal einen Ruaidrí mac Tairrdelbach Ua Conchobair gegeben hat, den Namen besser geeignet für ein Spiel? Er resultiert trotzdem noch aus dem verhängnisvollen Trugschluss fremdartiger Name = cooler Name.
 
AW: Mal wieder eine ausgesprochen wahre Feststellung von XKCD

OffTopic
Naja, die Kreativität der Autoren von klassischen Fantasywelten wie Aventurien, Midgard und den Forgotten Realms ist wieder ein Thema für sich. Aber wenn man ohnehin Kreaturen wie Hydren und Minotauren übernimmt kann man natürlich auch gleich anfangen Personen, Götter und Landstriche zu übernehmen. Wobei die Namensübereinstummungen zwischen Midgard und DSA schon lustig sind. Andererseits weiß man da zumindest halbwegs wie man es ausspricht, abesehen vielleicht vom Erainnkram.


Generell ist die Benennung von Personen aber auch nicht unbedingt das Thema hier sondern es geht mehr um die Verwendung von Kunstwörtern für vollkommen alltägliche Dinge. Das ist ein wenig vergleichbar mit der Weigerung von bestimmten Fansubbern japanische Begriffe zu übersetzen weil sie der abstrusen Vorstellung folgen bestimmte japanische Wörter hätten kein adäquates englisches Äquivalent (und damit sind keine Sachen wie Ninja oder Samurai gemeint sondern Wörter wie 'Keikaku' was nichts anderes bedeutet als 'Plan').
Gewissermaßen ist sowas bei Rollenspielen primär ein Sympton von IndieRPGs und Heartbreakern. Danjerous Journeys soll in dem Bereich besonders schlimm sein.
 
Zurück
Oben Unten