[Mai 2008] Ungewöhnliche Bedürfnisse erfordern ungewöhnliche Massnahmen

Kiera McKinney

Die Dunkle Macht
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24. Mai 2007
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Langsam wurde Kiera klar, dass es Dinge gab, die man beim besten Willen nicht mit anderen Mitgliedern der ehrenwerten Kainskindergesellschaft besprechen konnte, zumindest dann, wenn es um etwas ging, was einem normalerweise nicht zustand.

Die Voodoohexe hatte zwar mit einigen Leuten gesprochen, doch geeignet erschien ihr keiner davon, ihr zu helfen, die Bibliothek des verschollenen Bokors für ihr Pantheon und ihren Glauben zu erhalten. Sie war unheimlich, sie war ein Spukhaus, sie war verflucht, das war das was zu hören war. Klar war sie das, dort hausten diverse Geister, Geister ohne Führung, vermutlich sogar ein Diab, so wie es die Beschreibung der Geschehnisse bei der Büchersuche vermuten ließen.

Kiera hatte sich vorbereitet, etliche Rituale bis auf die letzten Worte parat und würde sich aus diesem Grund zuerst einmal alleine zur Bibliothek hatte. Sie hatte einen Plan, sie würde eine Allianz mit den Loas aus Nox' Erbe schmieden, dessen Seele befreien und dafür sorgen, dass das Gebäude und der Ort nur noch für sie interessant waren. Sie wußte, dass das viele ihrer Brüder und Schwestern im Geiste auch so gemacht hatten.

Nach und nach verschwanden Pülverchen und Fläschchen und mehrere Gefässe in ihrer Tasche. Von den Tupperschüsseln und mehreren Flaschen, von denen sie die Ettiketen entfernt hatte ganz zu schweigen.

Natürlich war es nicht ganz rechtens was sie vor hatte und natürlich würde es ihrer Schwester nicht gefallen, wenn sie es alleine machte, doch darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen zumal, wenn sie in dieser Stadt auf die Idee käme zu sagen, dass ein Dämon in der Bibliothek sass, würde gleich Panik ausbrechen. Gut, es war nicht gut, ihn da zu lassen, aber es war schließlich ein fehlgeleiteter Geist, den man im Voodoo eben einen Dämon nannte. Vielleicht gab es sogar gute Dämonen, auch wenn sie keinen kannte.

Sie hielt ein ganzes Stück von der Bibliothek entfernt, nahm ihre Sachen und machte sich auf den Weg zum Eingang. Sie hatte einige Dietriche dabei und würde die Tür schon aufbekommen.

Natürlich bekam sie die Tür auf, genauer sie musste sie nicht einmal aufmachen, sie öffnete sich wie von Geisterhand von selbst als sich Kiera dieser näherte. Ob das in an der Tatsache lag, dass Akin an ihrer Seite war oder daran, dass sie einfach von dem Vater aller Ghede und Ahnengeister gezeichnet war, konnte sie nicht feststellen. Aber sie konnte ungehindert eintreten. Allerdings stellten sich ihr trotzdem im Nacken alle Härchen auf. Die Bibliothek war voll mit Geistern, guten und schlechten. Jetzt hiess es nur, die guten auf ihre Seite bringen und die schlechten zu vertreiben oder zu bannen oder wenn es verlorene Loa waren, zu befriedigen.

Die passenden Worte hatte sie gelernt, in ihrer Jackentasche hatte sie Knochenmehl, das sie nun in einem Bogen über sich und Akin warf. Für einen Moment schien der Ahnengeist in der Wirklichkeit sichtbar zu sein, dann war er wieder so unsichtbar wie eh und je für jedes mundane Auge.

Nur für das übernatürlich geschärfte Auge und Ohr war zu sehen und zu hören, wie um sie herum Geräusche und auch halbversteckte Gestalten erschienen und wisperten und teilweise sehr scheu um die Ecke blickten. Sie erkannten die Worte und sie erkannten, was sich da näherte. Die Frau hatte etwas von ihrem alten Meister, aber es war trotzdem anders, weicher und doch überlegen.

Langsam Schritt für Schritt trat Kiera ein, dass die Tür hinter ihr zuviel merkte sie kaum.

"Keine Angst, ich will euch nichts und erwarte auch, dass ihr mir nichts tun", sagte sie laut in den Raum hinein, bevor sie ein Flasche Rum aus der Tasche nahm und durch die zweite Tür, die sich ebenfalls einfach so geöffnet hatte, eintrat und einen Schluck des Rums auf den Boden spritzte.
"Ich habe euch etwas zu essen und zu trinken mitgebracht. Ihr seid doch bestimmt hungrig, nach dem euch keiner mehr sorgt und manche von euch haben mich in der letzten Zeit unterstützt, als keiner durchs Umbra kam."

Ja, das war die Art, die man nutzen musste. Zuckerbrot und Peitsche und wenn Ahnengeister und Loas eines waren, dann bestechlich und so lange man sich an die Regeln hielt, durfte man sie auch bestechen.
 
Es würde eine kurze Weile dauern bis sich in der Ferne zwischen den Bucherregalen einige Gestalten zeigten, nicht sehr deutlich und schon garnicht so präsent wie Magoo oder Akin. Sie hatten etwas verloren, waren hier eingesperrt gewesen und waren auch noch von wenig angenehmen Plagen und Elementaren traktiert worden. Sicher hatten sie den Ruf der fremden Voodoo gehört, hatten sich ihr genähert, aber auch Geister wurden durch Zacharii verschreckt zu dem da durch das Ding hinter der Tür erstarkt war, während sie Substanz verloren.

Vorsichtig, sehr vorsichtig kamen drei männliche und eine weibliche Gestalt näher, 2 der Männer nur in Lendenschurz und mit der Bewaffnung eines Kriegers des alten Dahome, der andere Mann, sah aus wie ein schwarzer Priester einer Baptistengemeinde in den Südstaaten der USA und gegen die Frau mochte selbst Magoo erblassen, wäre sie nicht so durchscheinend wie die berühmte weisse Frau, wenn man davon absah, dass die eine dunkle Schönheit in einem engen schwarzen Kleid war.

Wenn Kiera sich still verhielt und abwartete würden sie näher kommen und sich von den Gaben nehmen, allerdings nicht, ohne sich immer wieder umzuschauen, was hier geschehen war, das war nichts gewesen, was ihnen gefallen hatte. Irgendwo im Hintergrund erklangen leise Trommeln und es war, als würde der Geruch von Tabak und Rum in der Luft hängen.
 
Kiera wartete ab, bis die Geister sich an den Opfergaben gelabbt hatten und dann auch ein wenig massiver zu sehen waren. Sie hatte ausser den Speissen und Getränken noch kleine Flaschen gefüllt mit geheimnisvollen Zutaten mitgebracht, die für einen uneingeweihten einfach nur wie eine abstruse Mischung aussahen, doch für die Loa mindestens so entspannend waren, wie für einen Menschen ein Federbett und sie sich gleichzeitig darin verstecken konnten.

"Ich weiss ihr vermisst Justify, doch ich kann ihn euch nicht zurückbringen, ich kann von versuchen, ihn zu befreien, doch dazu brauche ich mehr Zeit."

Sie sah sich mit ihrem magischen Blick um, es gab hier soviel, das strahlte, es war eine andere Art, als wenn man sich in einer Tremere-Bibliothek umsah hier schienen manche Objekte gerade zu beseelt. Doch es war nicht nur das sanfte Strahlen, was von dem in den Büchern gebannten Wissen, es gab auch noch eine mehr als unangenehme Hintergrundstrahlung, die vor der sie sich mit ihrem Schutzkreis schütze und die auch die Menschen hier abhielt, das Gebäude zu betreten. Die letzten Jahre schien der alte Bokor wohl nicht mehr vom Glück beseelt gewesen zu sein, sonst hätte sich hier nicht soviel negatives angesammelt.

"Ich kann ihn nicht ersetzen, aber wenn ihr es wollt euer sicherer Hafen sein, wenn ihr das möchtet."

Es war nicht so, dass die mit den Seelenflaschen einen Loa festhalten könnte, aber er würde ihn bestimmt gerne benutzen.

Sie stellte welche der Flaschen hinter eine Bücherreihe. Es musste nicht jeder sehen, was sie da tat.
 
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