[Mai 2008] - Alliierte und andere Unbekannte

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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Für gewöhnlich hätte die junge Tremere mit der Vermutung um die Vorlieben des Nosferatu mehr als nur ins Schwarze getroffen. Es war eine regelrechte Passion des alten Gruftschrecks plötzlich hinter irgendwelchen Leuten aufzutauchen und sie zu erschrecken. Ein theatralischer Auftritt gehörte nun einmal dazu, wenn der schwarze Mann die Bühne betrat.

Just in diesem Moment allerdings, hatte Lurker tatsächlich nichts dergleichen im Sinn gehabt. Er hatte nicht einmal daran gedacht, wie sein Auftauchen in diesem Augenblick wirken mochte. Ob sich die Andere erschrak oder ekelte bemerkte er gar nicht, da er sich ausschließlich auf das leblose Bündel in den Armen der Anderen konzentrierte. Hätte jemand sein Gesicht sehen können, wäre demjenigen aufgefallen, dass er die Seneschall mit einer seltsam intensiven Sorge ansah. Er würde einen Teufel tun, so etwas später zuzugeben, vor sich selber vielleicht sogar am allerwenigsten, aber er barg den Körper der Rosenprinzessin behutsam und presste sie fürsorglich gegen seine magere, ausgemergelte Brust, die durch die Risse seiner Kleidung hervorblitze.

Hatte die Oberhexe irgendetwas bemerkt oder gesehen, dass sie glauben ließ, dass es eine gute Wahl war die Noir mit ihm gehen zu lassen? War es überhaupt eine gute Wahl? Gab es denn eine? Viele Entscheidungen in diesen Nächten wurden nur aufgrund des Mangels an sinnvollen Alternativen gefällt, aber was würde man wohl in der Führungsetage der Camarilla eines Nachts dazu sagen, wenn man dort hörte dass der ohnehin stets verdächtige Lurker, einst als Sabbatspion angeklagt und nur freigesprochen aufgrund der dubiosen Stellung seines Clans zwischen den Sekten nicht verurteilt und vernichtet, die Herrscherin der Stadt Finstertal mit sich nahm?

Der Tremere Zwilling hatte aber schnell und hart entschieden. Vielleicht war es genau dass, was eine Führungspersönlichkeit ausmachte. Der Wille zur Entscheidung. Erst später trennte sich dann wohl die Spreu vom Weizen und unterteilte die Welt in erfolgreiche und fehlgeschlagene Entscheidungen. So oder so, die drei Frauen waren nach der Anweisung der Bluthexe bereits wieder auf dem Weg. Der Rotschopf hatte dem Nosferatu seine Last ohne auch nur ein Augenzwinkern lang zu zögern gereicht und kurz traf sich sein Blick mit dem der jungen Hexe, auch wenn diese seine Augen nur als fahle Flecken im Schatten seiner Kapuze auszumachen vermochte. Es lag eine konzentrierte Ruhe in ihren Worten. So als würde sie es als echte Hilfe und wichtigen Beitrag empfinden was Lurker hier tat.
Die leise, dankbare Stimme in seinem Innerem, die erleichtert den Strohhalm ergriff um sich aus diesem tobendem Strudel aus alptraumhaftem Wahnsinn, Schlacht und Untergang hinauszubringen, konnte sie natürlich nicht hören. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Nosferatu eine feige Tat später als Heldenmut ausgezeichnet bekäme.

Erneut griff er in das Gewebe der Wahrnehmung, machte einen Schritt zurück und drückte sich in eine Nische der Wirklichkeit. Er ließ alle um sich herum passieren, dann festigte er erneut den Griff um seine Last und machte sich, so eilig es ihm möglich war, auf den Weg.

Die Lady Noir wog leicht in seinen Armen. Er glaubte in ihrem Gesicht eine ernste Konzentration zu sehen, so als ob sie sich selbst in ihrer Ohnmacht der ganzen Welt entgegen stemmen müsste. Es schien, als suchte etwas in ihr Trost. Zumindest solange sie nicht bei Bewusstsein war und sie sich mit Lurker im Schatten der Welt aufhielt, wo niemand sie sehen konnte, konnte er zulassen, dass sie sich an ihn lehnte.

Natürlich war da aber nicht nur Fürsorge in ihm. Etwas anderes lauerte in den Ecken und Winkeln seines Verstandes. Ein Flüstern in seinem Blut, eine prickelnde Ahnung, uralte Instinkte und etwas das er nur zu gut kannte. Die Gier. Sie war immer da.
Was er hier in den Armen hielt, war nicht einfach nur eine bewusstlose Frau. Es war der Schlüssel zu allem was er immer gewollt hatte. Das mächtige Blut von Prinz Buchet lief durch ihre Venen. Er war sicher, dass es dick und köstlich war, wie Sirup. Alle seine Geheimnisse, all seine Macht trug er hier durch die Nacht. Allein der Gedanke seine Zähne in ihren glatten, makellosen Hals gleiten zu lassen und sich in ihr Fleisch zu wühlen war betäubend und verführerisch. Zwei Verfluchte würden sie sein und sie würden tanzen auf einem mächtigem Strom schweren Blutes, der einer Jahrhunderte alten Quelle entsprungen war. Sie würden sich vereinen zum Rauschen dieses Flusses und er würde alles von ihr in sich aufnehmen. Dröhnend und mit Macht würde er den letzten süffigen Tropfen ihres Blutes verschlingen und sie gleich mit sich reißen.

Ihre Haut schmeckte wie ein glatter Stein, der in der Sonne gelegen hatte. Er ertappte sich dabei, wie die Spitze seiner lila farbenen, wulstigen Zunge mit den dicken, schwarz-bläulich schimmernden Adern den Hals der Lady Noir berührte.

Es war falsch. Kanibalismus. Das Fressen einer anderen Seele. Es war eine Sache Blut zu stehlen oder jemandem das Leben zu nehmen, aber das was die Vampire einander antaten, wenn sie sich gegenseitig auffraßen, war weit mehr. Es war das Vernichten einer anderen Essenz, ohne die Chance auf Wiederkehr oder Absolution. Nicht nur für das Opfer, sondern auch für den Täter. Abgesehen davon, dass man jemanden der so etwas tat jagte und vernichtete, gab es da noch andere Konsequenzen, von denen man sich erzählte. Wenn ein Vampir einen anderen verschlang, so wurde dieser ein Teil von ihm. Es gab Geschichten, in denen der Täter zur Strafe andauernd sein Opfer vor Augen sah. Ein Gast in einem Cafe, jemand der einen in der U-Bahn anrempelte, ein immer wieder aufblitzendes Gesicht in der Menge, überall verfolgte einen plötzlich der Andere. Manche behaupteten auch, man würde die Stimme desjenigen hören, den man ausgesoffen und vereinnahmt hatte, oder noch schlimmer, einen infernalischen Chor der Stimmen aller die ein solches Schicksal erleiden musste trieb einen in den Wahnsinn. Allein der Gedanke plötzlich etwas von jemand Anderem in sich zu tragen, in seinem Verstand, in seiner Seele, war verstörend.

Dann gab es da noch die andere Möglichkeit, was man mit dem Herrscher der Stadt Finstertal tun sollte, wenn man seiner in dieser Art habhaft wurde. Er konnte ihr sein Blut einflößen. Es würde gar nicht viel nötig sein, ein paar wenige Kelche und sie wäre ihm hörig. Sie würde an seinen ausgefransten, kaputten Lippen hängen bei jedem Wort. Sie würde ihn vergöttern und wenn er es verlangte würde sie die schorfigen Geschwüre auf seinem Körper küssen. Gut möglich dass sie ihn hassen würde, aber gleichzeitig würde sie nicht umhinkommen alles für ihn zu tun. Hatte er eben noch den Plan gefasst jemanden auf den Thron zu hieven, den er durch geschickte Manipulation da hin bringen wollte, wo er ihn brauchte, tat sich ihm nun die Möglichkeit auf, einfach die Lady Noir zu seiner Sklavin zu machen. Brutal an sich zu reißen, was er wollte und sich an ihr zu rächen, stellvertretend für alle Rosenzöglinge und Königskinder, für all die eloquenten und eleganten Damen und Herren der feinen Noblesse die auf ihn und seinesgleichen herabsahen, würde sie leiden und ihn mit seinen Launen ertragen. Willig und bereit bis in alle Ewigkeit.

So wie man es ihm angetan hatte. Seine verschobenen Gesichtszüge verhärteten sich. Er erinnerte sich an einen Keller in dem er aufgewacht war. Ein kleines Mädchen war da und sie hatte sich um ihn gekümmert. Er hatte nicht gewusst warum und wie, aber sie war wichtig für ihn gewesen. Wichtig wie eine Tochter. Er hatte für sie sorgen wollen, aus tiefer, aufrichtiger Liebe, wie er geglaubt hatte. Er war bereit gewesen mit ihr durch dick und dünn zu gehen. Durch die Hölle, wenn es hätte sein müssen. In all der sinnlosen, kalten Leere die ihn jede Nacht umfing, war sie Wärme und Halt, Sinn und Grund weiterzumachen.

Bis sie ihm in jener schrecklichen Nacht erzählt hatte, was sie getan hatte, mit ihm. Sie hatte ihm von sich gegeben. Aber nicht freiwillig, aus tiefem Einverständnis, wie später bei seinem Bruder, sondern aus Eigennutz und mit der Absicht ihn zu versklaven. Später, als der Bann gebrochen war, hatte er nur Abscheu und Ekel in ihren Augen gesehen, so als würde sie einen abartigen Wurm betrachten, wenn sie ihn sah.
Das schlimmste war die Demütigung. Er hatte sich zum absolutem Idioten gemacht und es hatte sich angefühlt wie wirkliche Liebe. Zumindest hatte er das geglaubt.

Er würde so etwas nicht tun. So tief zu sinken wie sie. Niemals.

Auf ihrem Weg durch die Dunkelheit starrte er hinab in das Gesicht der jungen Frau und in Gedanken verband sich ihr Antlitz mit einer anderen, die fast noch ein Kind war. Wie schlafend hatte er auch sie heute Nacht zurücklassen müssen und sich auf den Weg gemacht und sie zu retten. Sie waren sich ähnlich.

In dieser Nacht hätte Lurker vieles tun können. Mit wenig Mühe, hätte man die Geschichtsbücher umschreiben müssen. Böse oder Gut, war im Nachhinein immer nur eine Sache der Interpretation. Aber er war nicht wie die Anderen. Stray würde wollen, dass er sich ihrem Spiel verweigerte. Er war einst selber ein Sklave und seine Tochter würde von ihm wollen, dass er Sklaven befreite und keine machte. Er sah Magdalena Buchet in seinen Armen, deren Haare im Mondschein schimmerten und dachte wie ähnlich sie seiner Tochter sah.

Nein.

Wenn die Lady Noir in der nächsten Nacht wieder zu den Untoten zurückkehrte würde ihr Körper tief unter der Stadt ruhen, der aus alten Katakomben bestand. Die grob behauenen Wände wurden von uraltem, trockenem Holz gestützt. Überall waren Nischen in die Wände geschlagen. Die meisten waren leer, einige wenige enthielten kleine Haufen aus verrottetem Stoff oder Gefäße aus Messing, in denen man den Toten Gaben gereicht hatte. Grablichter erleuchteten die gruftartige Anlage. Einst hatten sich die Anhänger einer Naturreligion hier her zurück gezogen, als sie von den Christen verfolgt worden waren, die sich ihrerseits für Jahre der Verfolgung rächten. Hier gedachten sie ihrer Toten und der Vergangenheit, aber auch der Wiedergeburt und dem Neubeginn. Für die Nosferatu war es einfach nur ein Teil ihres unterirdischen Reiches. Sie hatten alle Hinweise vernichtet, wie so oft wenn sie etwas für sich vereinnahmten, und einverleibten. Dennoch, der Staub war immer noch derselbe wie vor so langer Zeit und scheinbar hatte es jemand für passend befunden sie ausgerechnet hier für den Tag zu betten.
 
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Wenn ein einzelnes Licht die endlose Dunkelheit durchbricht, wie allumfassend muss dann erst die Finsternis sein?

Plopp, … Plopp, … Plopp, …

Langsam tropfendes Wasser?

Der Gestank nach nasser Erde und Moder?

Heißt dass, … ich lebe?

Noir erhob sich und hielt sich für einen Moment den schmerzenden Kopf. Anscheinend hatte sie sich zu schnell bewegt. Um sich selbst etwas Linderung zu verschaffen, zog sie die schlanken Beine an, legte die Arme auf die Knie und dann vorsichtig den gemarterten Kopf darauf ab. So zusammengekauert genoss sie für einen Augenblick die Stille um sie herum und sammelte gleichzeitig neue Kräfte.

Dann erst unternahm sie einen weiteren Versuch sich zu orientieren. Ganz ohne Zweifel befand sie sich in einer Art Gruft. In die Wände um sie herum waren kleinere Kammern eingelassen worden, die dann mit steinernen Särgen zugestellt wurden. Anscheinend eine traditionelle Form der Totenbahrung und gleichzeitig der verzweifelte Versuch einer verlorenen Gesellschaft ihre Toten über deren Zeit hinaus überdauern zu lassen. Aber war diese Art der Bestattung wirklich so unsinnig? Dumm ja, aber ohne jeden Wert? Nicht wenige dieser Toten hatten ihr Andenken auf diese Weise bereits über Jahrhunderte hinweg überdauert. Momentan vielleicht vergessen tief unter der Erde. Mit etwas Glück aber, würde man sie irgendwann finden und als archäologische Sensation feiern.

Auch eine Art den Tod zu überdauern. Wenn auch eine ziemlich erbärmliche. Zeugte sie doch in erster Linie vor der Angst vor dem Unbekannten! Ein kleines Lächeln zauberte sich auf Noirs Gesicht. Was andere fürchteten war ein Teil ihrer selbst geworden. Langsam lehnte sie sich wieder zurück bis sie vollständig und mit ausgestreckten Gliedern am Boden lag. Dann schloss sie ihre Augen und konzentrierte sich auf die tanzenden Schatten die die Kerzen erzeugten. Nur Augenblicke später krochen kleine, tiefschwarze Flecken aus den Nischen empor und … ja wie soll man diesen Vorgang am Besten beschreiben… flossen auf die kleinen roten Döschen der Totenlichter zu und dann direkt in sie hinein. Einer zähflüssig schwarzen Flüssigkeit, ja Teer gleich, quoll dieses …Nichts über die Flamme selbst und erstickte sie bis sie verschwand. So erlosch das Licht mit langsamer Beständigkeit und wich damit der einzigen Macht im Universum, die niemals vollständig besiegt werden konnte und die den endlosen Kampf zwischen Hell und Dunkel irgendwann unweigerlich für sich entscheiden würde. Dem allumfassenden Nichts der Finsternis.

Noir empfing die Schatten wie einen Geliebten. Sie streckte die Hand aus um die erstarkende Schwärze um sich herum zärtlich zu liebkosen. Liebevoll streichelte sie durch die stetig wachsende Schwärze. Ihre Blicke wurden zärtlicher, als es jemals ein Mann an ihr hätte beobachten dürfen. Ihr Körper schmiegte sich dem Nichts um sie herum willig entgegen. Lustvoll einatmend sog sie die Dunkelheit sogar in ihre Lungen, nur um sich wenig später dem darin verborgenen Amaranth vollständig hinzugeben. Sie bäumte sich auf. Oh ja, wie sehr sie diese Macht liebte. Nichts und niemand war stärker als das Nichts. Was bedeuteten schon Götter oder Dämonen? Sie mochten Welten und Universen erschaffen haben, schrecklich oder wunderschön. Riesig oder Prachtvoll! Egal wie groß die Reiche aus Leben und Licht auch immer sein mochten, sie wurden stets umringt von einer noch wesentlich größeren Ewigkeit schier endloser Finsternis!

Ein jeder kennt diesen Teil in den Schatten und ein jeder fürchtet ihn aus tiefster Seele. Dem verborgenen Bösen das überall dort in der Nacht lauert, wohin der Blick nicht reicht. Ein jeder kennt den Schwarzen Mann der hinter der Tür des halbgeöffneten Kleiderschrankes lauert. Egal welches Kind, egal aus welchem Teil der Menschheit, jedes einzelne von ihnen hat sich im Laufe seiner Kindheit dieser fast greifbaren Bedrohung gegenüber gesehen. Irgendwann schafft es der Mensch seinen Geist vor dieser realen Bedrohung zu verschließen. Er verliert den Blick dafür aber auch nur deshalb, weil er es Zeit seines Lebens vermeidet erneut dorthin zu blicken. Ein kluges Vorgehen, denn wenn sich ein unvorbereiteter Geist diesem Abgrund auch nur ein klein wenig zu sehr nähert, wären die Folgen wohl unweigerlicher Wahnsinn!

Noir jedoch erstarkte in dieser Macht, der Schmerz in ihrem Kopf verschwand fast vollständig. So erhob sie sich ein zweites Mal und suchte nun endlich nach einem Ausgang. Voller Vertrauen ließ sie sich von den Schatten durch die Finsternis führen. Sie würden ihr den Weg zeigen, das taten sie immer…
 
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Die Schwärze hieß sie willkommen und schmiegte sich an sie, wie Samt. Hingebungsvoll umschmeichelte sie die Finsternis der Tiefe unter der Stadt. Sie schimmerte dunkel wie Rabengefieder und durch die universale Anwesenheit der Schatten fühlte man sich mit diesem Ort verbunden. Die Angst vor der Dunkelheit war nicht umsonst eine Urangst. So stark, dass die Menschen sich alle Mühe gaben sie zu verdrängen. Aber ihre Vorfahren hatte noch gewusst, warum man sich enger um das Feuer drängte wenn sie kam. Die Dunkelheit, dick wie Tinte erstickte sie alles. Wenn man nicht Teil von ihr war.

Die Schatten raunten und flüsterten, sie erhoben sich in bizarren Formen, nur um bald darauf wieder in die Masse zurück zufallen. Die Finsternis war tief und allgegenwärtig hier, daher wusste sie, dass sie unterhalb der Oberfläche sein musste. Allerdings waren ihre Grenzen nicht weit. Deutlich konnte sie es am Rande ihres Bewusstseins spüren, wo die dunklen Schatten gegen die Gestade der Welt aus Licht brandeten. Es war nicht weit und sie konnte die Richtung problemlos ausmachen. Wie auch immer sie hier hinab gelangt war, es war wohl Niemandes Absicht gewesen sie zu verwirren oder hier unten festzuhalten. Hätte sie es nicht gelöscht, hätte ihr auffallen können, dass die Lichter sie in eben jene Richtung geführt hätten, die ihr nun die Dunkelheit weisen wollte.

Der Raum mündete in einen kleinen Gang, der nach wenigen Metern an einem Loch im Boden endete. Obwohl es eigentlich nach Oben gehen sollte, musste man wohl zunächst eine Etage weiter hinab. Ein kurzer Sprung oder ein vorsichtiges klettern brachte einen in einen Korridor.

Er war mit grauen Kacheln gefliest und erstreckte sich völlig gleich in beide Richtungen. Die Wände waren staubig und alles verriet, dass hier seit einigen Jahren Ratten und kleine Insekten die einzigen Passanten sein mussten. Früher war dieser Flur aber oft genutzt worden, davon zeugte der abgenutzte Fußboden. Linoleum, dass überall Löcher hatte, wo die neuen Hausbesetzer sich hineingefressen hatten.
An den Wänden standen alte Wäsche Transport Wagen, mannshoch und aus Metall. Wie Käfige sahen sie aus. Früher hatte es hier auch Vorhänge gegeben, aber von denen waren nur Führungsschienen übrig. Beeindruckende Spinnenweben hatten deren Platz eingenommen, die voller Staub hingen und somit den Flur chaotisch unterteilten. Allein die Farbe der Fliesen, die jeden fröhlichen Gedanken absorbieren zu wollen schien, und die bauweise des Ganges, würden demjenigen der sich hier auskannte sagen, wo die Lady Noir gelandet war.

Dies waren Tunnel die zur alten Irrenanstalt der Stadt Finstertal gehörten. Hinter ihr, im Süden, führte dieser alte Korridor zur Wäscherei der Klapse. Sehr weit würde man dort wahrscheinlich nicht kommen, da die Keller der Anstalt bei dem Brand völlig verschüttet und zerstört wurden, aber unterhalb der Stadt schien es Versorgungsadern zu geben, durch die man die Klinik beliefern konnte. Wahrscheinlich würde sie, wenn sie in Richtung Norden ging, auf eine Tür oder einen anderen Zugang zu einem Parkhaus oder etwas ähnlichem führen, von wo sie wieder hinauf gelangen konnte in ihre Welt.

Die Irrenanstalt war sicherlich das nächste Gebäude gewesen, aber dennoch blieb diese Wahl fraglich. Schauerliche Geschichten wurden erzählt, seit dieses Gebäude abgebrannt war, so als fürchteten die Einwohner der Stadt, dass der Wahnsinn, den diese Mauern gefangen gehalten hatten, mit dem Qualm und der Hitze des verheerenden Feuers hinauf gestiegen war und nun wie Ascheregen auf alles in der Nähe der Ruine niederging. Niemand wollte sich in der Nähe dieses Ortes aufhalten. Man musste schon selber Wahnsinnig sein, um diesen Platz als Zufluchtsort zu wählen.

Guten Abend Frau Buchet. Wie ich sehe sind sie genesen. Wie schön.

Im flackernden Neonlicht der jämmerlich vor sich hinsterbenden Restbeleuchtung dieses Ganges konnte man einen Umriss erkennen, der auf einem altem Aktenschrank zu hocken schien, wie ein großer, schwarzer Kater. Die Stimme schrammte eine rostige Tonleiter hinauf und hinunter, eckte mehrmals an der einen oder anderen Oktave an und landete dann unrühmlich bei einem Krächzen, dass wie ein hustender, alter Rabe klang.
Man erkannte die Stimme des Nosferatu, aber etwas war anders. Nicht nur, dass er sie 'Frau Buchet' genannt hatte, anstatt sie mit ihrem Titel anzusprechen, sondern sein Tonfall hatte sich verändert. Er war lauernd und kalt. Das feine Timbre der Unsicherheit und der allgegenwärtigen Furcht, den sie von Lurker gewohnt war, fehlte. So klang das Monster also, wenn man ihm in seiner Höhle begegnete. Fern ab von allen Leuten die einen Schreien hören konnten.

Vielleicht erinnerte sich etwas das einmal sterblich gewesen war an die Tatsache, dass die Menschen niemals die Dunkelheit an sich fürchteten, sondern dass, was darin lauerte.
 
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So hingebungsvoll, wie sich Noir noch Minuten zuvor in die Schatten geschmiegt hatte, so sehr liebkosten diese jetzt sie. Als sich die Seneshall an Lurker wandte und aus der Dunkelheit heraus in den matten Lichtkegel trat, wichen die Schatten nicht etwa vor dem hellen Schein zurück, sondern schienen unbeirrt ihr Gesicht und ihren Körper zu umschmeicheln. Irgendwie hatte dieser Akt etwas zärtliches, aufrichtig natürliches. Die so entstehenden schwärzlichen Schlieren verliehen ihrem Antlitz eine besondere Art von Würde.
Es war, als würde eine zweite Person durch die Erste hindurchschimmern.

Es mag nach schlechter Erzählkunst klingen, es so zu beschreiben. Dies aber nur solange, bis man irgendwann selbst Zeuge eines solch erstaunlichen Phänomens wird. Spätestens dann erkennt man, wie gut diese Worte den Kern dieser Begebenheit treffen. Hier im Dunkeln mischte sich das Aussehen der hübschen Seneshall deutlich und unverkennbar mit den markanten Zügen der namenlosen Portugiesin. Lurker sah also sowohl die eine, als auch die andere Frau - in einer Person.

Ein freundliches unmissverständlich aufrichtiges Lächeln erschien auf dem stetig in Bewegung erscheinenden Gesicht.

„Guten Abend Lurker von den Nosferatu. Wie freundlich, dass mich der Primogen des Clans Nosferatu persönlich in seinem Reich willkommen heißt. Ich denke wir sollte unser Gespräch damit beginnen, dass ich mich bei Ihnen bedanke? Es ist wohl anzunehmen, dass ich mein Überleben allein Ihrem guten Willen verdanke. Ich spreche Ihnen also hiermit meine zutiefst und aufrichtig empfundene Dankbarkeit aus. Darf ich noch anmerken, dass mir die Wahl der Örtlichkeit, an der zu erwachen ich die Freude hatte, sehr gefallen hat?“

Sie vollführte einen vollendeten Knicks in Lurkers Richtung. Möglich, dass Dieser eine Hauch Hohn oder Spott hinter der Tat vermutete. Zu erkennen war von solchen Andeutungen jedoch nicht das Geringste. Noirs Dankbarkeit schien aus tiefstem Herzen zu kommen, was natürlich nichts heißen musste. In dem Mischwesen steckte immerhin auch eine äußerst befähigte Schauspielerin.

Jedoch!

Selbst wenn es so wäre, müsste man ihr dann nicht zumindest den Versuch aufrichtig zu erscheinen anrechnen?

Noir ließ Lurker kurz die Gelegenheit etwas zu erwidern. Dann aber unterbrach sie ihn wenn nötig und hielt stattdessen einen Monolog, der einige dringend notwendige Erklärungen enthielt. Der Nosferatu hatte es verdient, dass sie ihm reinen Wein einschenkte.

„Wie viele andere in der Stadt, werden Sie sich sicherlich fragen wer genau ich denn nun eigentlich bin und in wie weit man mir vertrauen kann. Da Sie sich die Mühe gemacht haben mich zu retten, wir wissen beide, dass Ihnen dies sicherlich nicht leicht gefallen ist, bin ich Ihnen wohl einige Erklärungen schuldig. Die will ich Ihnen gerne unterbreiten. Zuvor aber eine Frage. Wie viel wissen Sie über den Clan der Lasombra? Wenn ich recht erinnere, unterhielten Sie einstmals recht enge Kontakte zu Sabat!?“
 
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Es war eine Sache in der Dunkelheit zu leben, aber eine völlig andere derartig mit ihr zu leben. Seine Art hauste immer in der Finsternis, oder zumindest in einem gedämpftem Zwielicht. Sperrte man ein Wesen für eine Woche in ein feuchtes Loch und ließ es in absoluter Dunkelheit zurück, hatte man gute Chancen nach einigen Wochen nur noch ein sabberndes Bündel zu bergen. Ein Nosferatu würde wahrscheinlich eher anfangen sich einzurichten. Nein, ganz sicher fürchtete er den Schatten, die Nacht und die lichtlose Unterwelt nicht, aber dennoch war das, was die Noir hier zeigte etwas vollkommen anderes.

Er erkannte die merkwürdige Wandlung. Es war ein wenig so, als würde die Toreador und das Abbild der alten Lasombra gleichzeitig am selben Ort sein. Je nachdem wie sie sich bewegte, sah man mal die eine, mal die andere Person. Im Schatten erkannte man die Umrisse der schlafenden, kühlen Schönheit die er und der Sheriff unter dem Dom geborgen hatten, während der erhellte Teil ihres Gesichtes den funkensprühenden Esprit der Seneschall zeigte. Als sie jedoch anfing zu sprechen, wischte eine der Tentakeln über ihr Gesicht und plötzlich trat der Anblick Noirs in den Hintergrund nur um mit einem atemberaubendem Augenaufschlag den Blick auf die alte Lasombra freizugeben.

Dieses Ding war durchaus genauso hier unten zuhause wie er selber. Aber es war hier auch gleichzeitig so fremd, dass der Widerspruch einem mit voller Absurdität ins Gesicht schlug.
Alleine dieses Schauspiel beschäftigte die Gedanken Lurkers derartig, dass er auf ihren Dank und auf ihr Gehabe rein gar nicht reagierte. Schon begann sie mit ihrem Monolog und salbaderte geheimnisvolles über sich und dass sie ihm nun reinen Wein einschenken wollte.

Zu jeder anderen Zeit, hätte er wohl gewinselt und gebettelt, er hätte Brocken seines Fleisches aus sich herausgeschnitten und verkauft, nur um an ihre Geheimnisse zu kommen, denn sie sprach von der finalen Antwort auf so viele Fragen. Die ultimative Lösung des großen Rätsels und der Nosferatu brauchte nur noch seine Hand danach auszustrecken und sie zu pflücken wie eine überreife Frucht.

Die Lady Noir kannte ihn wohl gut, sie hatte so sehr Recht, sie wusste wonach er sich sehnte. Normalerweise. Die Lady Noir hatte keine Ahnung. Sie kannte ihn überhaupt nicht und sie irrte sich. Sie unterschätzte den einen Aspekt der wichtiger war als jedes Geheimnis, jedes Rätsel und jedes noch so wertvolle Wissen. Die Lady Noir kannte ihn nicht.

Ablehnend hob er eine seiner Hände mit den langgliederigen Fingern um ihr Einhalt zu gebieten in ihrem Redefluss. Sollte sie sich dass doch für die Bande von Wichtigtuern und Armleuchtern dort oben, in der Welt der Sterblichen aufbewahren. Sie waren hier in seiner Heimat. Hier zählte nichts von den Schatten an der Wand und dem Unsinn dem die Anderen hinterher jagten. Er winkte ab, wischte all ihren großen, aufgeblasenen Popanz und ihre nichtigen Attitüden beiseite.

Ich kenne den Clan der Hüter, ja und ich erkenne ihre Künste, wenn ich sie sehe. Ich erkenne auch eine Meisterin darin, wenn ich sie sehe und ja, ich bin mit dem Sabbat gezogen und ja, ich habe in mehr Abgründe gestarrt als die meisten anderen.

Warum sollte er groß darum herum reden. Das Kompliment an sein Gegenüber war offensichtlich und es gab nichts zu deuteln oder daran zu rütteln. Er zeigte keine Abscheu, sondern gestand ihr, völlig ohne dass es in erschreckte oder abstieß, vollen Respekt für ihre Fähigkeiten zu. Alles andere wäre dämliche Selbstverleumdung gewesen.
Lurker sprach offen und frei. Entweder war er mutig, oder er hatte einfach nichts mehr zu verlieren.

Und wissen sie was, sparen sie sich ihre Antworten. Alle sind hinter ihnen her, ich weiß, aber ihre Antworten sind so wertlos wie der Dreck hier unten. Wissen sie selber denn eigentlich genau wer sie sind? Wenn sie mir jetzt erzählen sie wären eigentlich eine ganz andere Person, oder sie sind doch die Alte...ist das nicht beides gelogen? Ich glaube nicht, dass sie es selber wirklich wissen und es ist mir im Augenblick auch egal.

Wieviel Wahrheit und Selbsterkenntnis in dem Ding vor ihm steckte würde er gleich sehen. Wenn er Recht hatte mit seiner Vermutung, dann war genau ihr merkwürdiger Zustand ihre größte Schwäche. Er war gut darin andere zu durchschauen. Manchmal bohrte sein Blick tiefer als sein eigener Verstand es erfassen konnte und lieferte ihm dann erst viel später die wirkliche Erkenntnis, was er gesehen hatte. Vielleicht hatte der kalte, alles sezierende Teil von ihm schon viel früher bemerkt was mit der Noir los war. Schon auf der Hochzeit? Oder als er in ihr Büro zitiert wurde? Wenn er Recht hatte, würde sie reagieren. Selbst eine unterdrückte Reaktion, aufgrund einer großartigen, schauspielerischen Ausbildung war eine Reaktion. Wenn er nichts zu sehen bekommen würde, sagte das beinahe genauso viel aus, als wenn sie nun in Tränen zusammenbrach und sie musste das wissen.

Es gibt etwas anderes, das jetzt wichtig ist. Zacharii hat eine Caitiff in seiner Gewalt. Ihr Name ist Jenny Färber. Ich habe ihnen den Hals gerettet und nun retten sie dafür der Kleinen den Hals. Ich habe gesehen was sie an dieser Ruine abgezogen haben und wenn ich auch nicht verstehe was da passiert ist und von diesem ganzen Hokuspokus keine Ahnung habe, so bin ich doch nicht dumm. Ich weiß dass sie ihr helfen können. Das ist der Preis.

So einfach war es also. Der Grund warum sie nicht vernichtet worden war, der Grund warum ihre Welt sich noch weiter drehen würde, war so simpel und so alt. Älter noch als sie, als Zacharii oder der Zorn der Liebenden untereinander.

Danach können wir über sie reden, wer oder was sie sind, oder über die Stadt, über Zacharii, darüber was sie getan haben und warum, oder worüber immer sie wollen und es wird mir egal sein wie ehrlich sie dabei sein wollen. Aber erst danach.
 
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Ein amüsiertes Lächeln umspielte die Lippen des Mischwesens.

"Verehrtester, Sie machen es mir fast ein wenig zu einfach. Seien Sie versichert, dass es Ihrer Freundin mittlerweile wieder gut geht. Ich wette, dass sie derzeit putzmunter durch Finstertals Gassen rennt und bereits nach Ihnen sucht. Leider aber ist dies nicht mein Verdienst. Viele Ihrer Freunde haben sich um ihre Rettung verdient gemacht. Ihnen sollte mein Danke gelten, nicht mir."

Noir legte eine kurze Pause ein. Die Schatten in ihrem Gesicht flirrten ein wenig umher und machten es damit unmöglich die Lasombra hinter diesem Gesicht zu vergessen. Trotzdem erschien die Frau nicht bedrohlich, nach kurzem Zögern fuhr sie fort.

"Ich hoffe sehr, dass Sie mir trotzdem die Möglichkeit geben, mich Ihnen zu erklären. Ich weiß, dass Sie mir nicht trauen und wahrscheinlich kein Wort von dem glauben was ich sage. Dies ist auch überhaupt nicht nötig, denn der Wahrheitsgehalt meiner Worte wird sich Ihnen schon bald erschließen. Dann ist es an Ihnen und Ihren Gefährten zu entscheiden was getan werden soll. Um aber in diesem Moment die richtige Wahl zu treffen, ist es unabdingbar, dass Sie wissen wer... nein was ich bin. Was in Wirklichkeit mit mir geschah, als sich mein Geist von meinem Körper trennte und warum dies alles so wichtig ist, wenn Sie Zacharii endlich vernichten wollen."

Ein schwarzer Schatten löste sich von ihrem rechten Arm und bewegte sich wie ein zweites Körperglied zum Kinn der Frau. Dort strich sie einige Male kurz über die Haut, dann schwang er wieder hinab und verschmolz mit dem eigentlichen Körper. Es war gelinde gesagt verwirrend, wenn sich sich Noir und die Lasombra nicht gelichförmig bewegten.

Ich hoffe Sie haben sich nicht bereits über mich und mein Schicksal bei den Tremeren erkundigt. Ich traue den Hexern nicht, das habe ich nie getan. Ich war also gezwungen die Regentin mit einigen Halbwahrheiten abzuspeisen, damit sie endlich von mir ablässt. Dieses verbohrte Weib hätte mich sonst einfach nur deshalb getötet, weil es ihr nicht gelang mich und mein Wesen zu verstehen..."
 
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Für einen kurzen Moment wich alle Spannung aus dem Körper des Nosferatu. Man hätte es vorher vielleicht gar nicht bemerkt, dass er angespannt war, denn seine Physis war ein rätselhafter Alptraum, aber für einen Wimpernschlag lang, schien er regelrecht in sich zusammen zu sacken.
Er glaubte dem Ding vor sich anscheinend. Entweder war er einfach nur sehr gerne bereit die Dinge zu glauben, die er hören wollte, oder er vertraute in seine Fähigkeiten die Wahrheit zu erkennen und von der Lüge zu trennen.

Er war erleichtert. Unendlich erleichtert. Bemerkenswert war, dass er sich nicht nur übermäßig und unbändig freute, weil es Stray gut ging, sondern, und das ließ ihn kurz grübeln, dass er den Sheriff nicht hintergehen musste und ihm die Asche, hinter welcher der Koldune so dringend her war, nicht zu stehlen brauchte um mit Zacharii um seine Tochter zu feilschen. Bestimmt nur, weil Stray ihn mochte. Echte Sympathien konnte er sich nicht leisten. Enio war nicht Dimitri, sein Bruder war nicht zu ersetzen.

Soll er auch gar nicht du verbohrter Bock. Es würde völlig reichen, wenn ihr sowas wie Freunde wärt.

Was für ein rührseeliger Unsinn. Seit wann war denn die sarkastische, kleine Stimme in seinem Kopf jetzt für die kitschigen Momente im Unleben zuständig?
Er riss sich zusammen. Die Nachricht über seine Tochter hatte ihn aus der Bahn geworfen. Nur ein kurzer Moment, dann konzentrierte er sich wieder auf das Seneschall-Lasombra Ding.
Dimitri war dabei ein guter Ansatzpunkt. Sie hatte zumindest in dem Punkt recht, dass Lurker sie nicht nur alleine wegen ihres Blutes mit wildem Geschrei auf dem Scheiterhaufen verbrennen würde. Er hatte keine Angst davor, er war mit seinem Bruder in Domänen zu Gast gewesen, wo diese Hüter ähnliche Positionen besetzt hatten wie es sie in den Städten der anderen Sekte auch gab. Tatsächlich hatte er festgestellt, dass sich vieles bis in völlig absurde Details ähnelte.

In einer finsteren, gut versteckten Ecke seines Herzens war ihm eine Hüterin sogar lieber, als eine verdammte, heuchlerische Rose.

Immerhin gab sie zu, dass es gewisse Unsicherheiten gab. Sie sprach davon 'Was mit mir geschah, als sich ihr Geist vom Körper trennte'. Das klang schon eher so, als wollte sie erzählen was vor sich gegangen war und nicht, dass sie wirklich genau wusste, was geschehen war. Es war nämlich eine völlig andere Sache jemandem zu erzählen welchen Weg man genommen hatte, als jemandem zu sagen wo man sich genau befand.

Danke. Trotzdem. Natürlich, sprechen sie. Das habe ich ihnen zugesichert. Und machen sie sich keine Gedanken über das, was die Hexer denken oder sagen mögen.

Ja, war er nicht ein Nosferatu durch und durch? Anstatt einfach zu sagen ob und wieviel er mit den Tremere gesprochen hatte, wich er aus. Schließlich konnte man mit dem Wissen, ob und wieviel er mit der einen oder anderen Partei sprach, schon etwas ableiten. Nämlich wie er zu der jeweiligen Partei stand.

Immerhin zeigte sich, dass der hässliche Buckel mehr sagen konnte als die ein oder zwei Sätze die sie in ihrem Büro gewechselt hatten und dass er keinem Dogma unterlag, dass ihn aufspringen und 'Hilfe...Lasombra' kreischend aus dem Tunnel rennen ließ. Sie würden reden. Von Monster zu Monster.
 
AW: [Mai 2008] - Alliierte und andere Unbekannte

„Wenn Sie der sind für den ich Sie halte, dann brauche ich noch einmal weit ausholen um die Geschichte und der Werdegang der Lasombra zu erklären. Nur soviel. Die Namenlose, oder besser Jene, die bereits mit allen Namen gerufen wurde, entstammt einer portugiesischen Hafenstadt aus den letzten Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts. Nennen wir sie der Einfachheit halber Anônima. Ein Name, der sie wohl am Besten beschreibt.
Ihr langer Werdegang führte sie über Lissabon nach Spanien und anschließend bis hierher. Hier lernte sie Zacharii kennen und lieben und regierte an seiner Seite für Jahrzehnte die Stadt. Sie starb letztendlich unter den Klauen einer Werbestie. Dies alles dürfte Ihnen bekannt sein, nicht wahr? Dem Koldunen gelang es jedoch, ihre Seele oder besser die Substanz ihrer Persönlichkeit, einzufangen und festzuhalten. Dies tat er über eine so lange Zeit, dass die arme Frau fast daran zerbrach. Sie hatte viel Zeit zu beobachten und noch mehr nachzudenken. Sie veränderte sich und hinterfragte bald viele der Dinge, die einstmals noch so richtig erschienen waren. Der alte Tzimisce jedoch, weigerte sich sie aufzugeben. Hartnäckig erging er sich in seinen Forschungen und hätte es sogar fast einmal geschafft sie zu retten. Es gelang ihm die Seele der Salubri Julia Bakova mit der seiner Frau zu verknüpfen. Beiden Seinsformen verschmolzen zwar zu einer Art Einheit, trotzdem konnte die Gemahlin Zachariis nicht zurück in diese Welt gezwungen werden. Im Gegenteil! Beide Frauen, beide Seelen erflehten den Tod. Beide hatten die Möglichkeit ein halbwegs würdiges Leben zu führen für alle Zeit verloren und sehnten sich nur noch nach Erlösung. Außer sich vor Zorn wegen soviel Undankbarkeit raubte Zacharii der Salubri den Körper und verbannte sie unter dem Dom, wo sie über Jahrhunderte hinweg der Einsamkeit und Folter ausgesetzt war. Die Seele Anônimas hingegen, konnte sich nicht mehr lösen und war daher zu ewigen Dasein im… wie soll ich es nennen… Nichts verbannt. Die Qualen waren unbeschreiblich, aus der einstmals so großen Liebe wurde abgrundtiefer Hass!“

Das Mischwesen hatte begonnen mit zwei Stimmen zu sprechen.
Erstmals gab nicht nur allein Noir ihre Wahrheit zum Besten, sondern wurde durch den Gleichton der Lasombra in ihrer Aussage bestätigt. Wie ein dunkles Echo schwangen die Worte im Hall der Gänge nach. Es war gelinde gesagt verstörend, beide Stimmen auf diese Weise hören zu müssen.
Sie fuhr fort…

„Als Julia Bakova vor einigen Tagen starb, war Anônima endlich frei. Nur wo sollte sie hin? Was tun? Hatte sich ihre Lage wirklich verbessert? Auch ohne Fesseln war sie noch immer inmitten eines unendlich erscheinenden Reichs aus… Nichts!? Sicher, sie war nicht mehr mit der Salubri verknüpft, aber sie konnte noch immer nicht sterben. Zurück auf diese Welt und damit ins Leben konnte sie noch viel weniger. Da traf sie ziellos umherirrend auf den Geist der Toreador Noir Buchet, welche sich ebenfalls verirrt zu haben schien. In ihrer Verzweifelung und Not stürzte sich Anônima auf den Geist der Frau und vereinigte sich untrennbar nun auch mit ihr.
Seltsam bis hierher, nicht wahr?
Und es geht noch weiter!

Was Zacharii über eine halbe Ewigkeit hinweg erfolglos versucht hatte, gelang Oliver Buchet und seinem Kumpan Lord Johardo an einem einzigen Abend. Sie fingen Noirs Geist ein und führten ihn zurück in den Körper der Toreador. Anônima war damit endlich zurück in der Welt der Lebenden, war aber nun nicht mehr allein. Die einstmals so grausame Lasombra bestand von diesem Augenblick an, aus der Summer dreier Frauen.

Als diese, nun gänzlich neue Person, eben jene die nun vor Ihnen steht, versuchte ich das schlimmste zu verhindern. Ich wusste um Buchets Vorhaben Zacharii zu erwecken, wusste auch um die Pläne des Koldunen selbst. Auch weiß ich, wie er letztlich zu vernichten ist. Aber wie das in der Stadt bekannt manchen? Was hätte ich tun können? Dem misstrauischen und arroganten Haufen Primogene gestehen, dass ich sowohl Toreador, als auch Lasombram, als auch Salubri bin? Ihnen sagen, dass die Rettung der Stadt allein darin besteht, den Prinzen zu stürzen und sich gegen die Werwölfe zu erheben? Was glauben Sie, wie lange man mir wohl zugehört hätte?“

Ein kurzes humorloses Lachen erklang.

„Ich tat also, was ich für das Beste hielt. Ich nahm mich persönlich der Vernichtung des Prinzen an, um diese Schuld keinem anderen aufbürden zu müssen. Ich flüsterte dem Sheriff Dinge ins Ohr die ihn stets auf der richtigen Fährte hielten. Ich übernahm die Macht in der Stadt um den Kreis der Kainiten im Kampf gegen Zacharii zu einen und ernannte neue Primogene die sich nach meinem Dafürhalten hauptsächlich dadurch auszeichneten, dass ihr Denken, Handeln und Sein denen der üblichen Ahnen vollkommen zugegen lief. Allen anderen Primogene, den unliebsamen gab ich das wonach sie sich schon immer gesehnt hatten, dies nur eben möglichst weit von hier entfernt. Auch sie hätte ich töten können, aber ich tat es nicht.“

Noir stockte und sah zu Lurker hinüber.

„Aber ich rede unentwegt, Sie haben sicherlich dutzende Fragen, die Ihnen auf der Seele liegen. Lassen wir uns diese erst beantworten, bevor ich damit fortfahre Ihnen zu erklären, warum all das was Sie nun wissen, so wichtig für die Zukunft der Stadt ist!“
 
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Der seltsame Zweiklang der beiden Stimmen, die eine hell und klar, wie Honig, die andere dunkel und herb wie Ebenholz vibrierte in den Steinen des Tunnels. Wenn er eine Hand an die Mauer legte, konnte er ihren Widerhall spüren. Eigentlich sollte es nicht möglich sein mit einem Kehlkopf und einem Stimmaparat zwei akustische Impulse von sich zu geben. Auch wenn es die gleichen Worte waren. Aber vermutlich war es die allgegenwärtige Dunkelheit selbst, die für sie mit sprach. Bei dem Gedanken, dass die Schatten in ihn hinein krochen und sich durch seine Ohren ihren Weg in sein Inneres suchten, schüttelte er sich kurz.

Er konnte sich sehr gut vorstellen, warum der Rat der Erstgeborenen dieses Wesen vernichtet hätte sehen wollen. Es war beängstigend und zutiefst verstörend. Solche Dinge verfolgten einen in den eigenen Träumen. Lurker konnte sich qualvoll lange Nächte vorstellen, in denen man von Alpträumen über die Dunkelheit, die abwechselnd das Gesicht von Noir und der portugiesischen Hüterin gebar, geschüttelt wurde. Wie gut dass er nicht träumte. Schon gar nicht in der Nacht.

Obwohl er sich bewusst sein musste, dass sie das was sie ihm offenbarte auch nur aus Eigennutz und Berechnung von sich gab, und weil es irgendwie in ihre Pläne passte, sog er doch jedes Wort und jede Silbe auf. Er hätte ihr mit Sicherheit Fragen stellen können bis die letzte Nacht ihrer Welt sich endgültig in das Feuer des letzten Tages der Menschheit stürzen wollte. Aber vieles davon wäre ohne Belang gewesen.
Wenn dieses Wesen vor ihm eines im Augenblick nicht dulden würde, dann wäre es wohl belangloses Gewäsch und nutzlose Fragen, die sich am Ende ohnehin nur um sich selbst drehten.

Er hätte sie zu der Salubri befragen können um deren Rolle zu verstehen, oder er hätte nach den anderen Primogenen fragen können. Nach Cat, dem Mahler, Johardo. Aber gleichzeitig hatte er mit einer gewissen Härte diese alte Zeit abgeschlossen. Es interessierte nicht mehr, was mit diesen Versagern geschehen war. Dies hier war ihre Umwälzung. Also würde er auch nicht wie ein hilfloses Kind nach dem Verbleib der Mutter fragen und stammeln.

Wenn man davon ausging, dass ihre Zeit knapp und begrenzt war, dann musste das wichtigste zu erst geklärt werden. Sein wichtigster Punkt war bereits aufgelöst worden und nun waren alle seine Ressourcen wieder frei für Möglichkeiten und Pläne. Obwohl das Wesen vor ihm uralt und sicher mächtiger war, als alles was er bislang getroffen hatte, war es nicht unfehlbar und konnte manipuliert werden. Allerdings war der Nosferatu nicht so blauäugig zu glauben, dass er die portugiesische Witwe für seine eigenen Pläne gebrauchen konnte. Sie hatte Königreiche manipuliert und mächtige Männer gebrochen, vor denen ganze Nationen gezittert hatten. Er würde sie nicht übers Ohr hauen können. Aber dennoch konnte er seine Vorteile aus ihr ziehen. Er war nie ein prächtiger Leitwolf gewesen, oder ein starker Löwe, der ein Rudel anführen konnte. Er war ein Blutegel, der sich heimlich fest saugte und voll soff, mit allem was er kriegen konnte. Eine Zecke, die sich in ihren Wirt fraß und solange von ihm lebte, bis er sie zu noch besseren Weidegründen getragen hatte und die sich dort fallen ließ. So würde es auch hier sein.

Sein Bruder Dimitri war es gewesen, der ihm die antrainierte Ehrfurcht und den Glauben in die absolute Macht und Unfehlbarkeit der Alten ausgetrieben hatte. Auch sie hatten Schwächen und Lurker kannte die von dem Wesen, dass hier vor ihm stand. Er glaubte zu wissen welche Knöpfe er nun drücken musste und welche Frage die richtige war, denn er war sich sicher, dass dies ein Test war.

Wir könnten sicher Jahrhunderte mit Fragen füllen, nicht wahr? Wer weiß wie dies hier alles endet. Möglich dass die eine oder andere dieser Fragen eines Tages gestellt werden kann. Aber im Augenblick, in diesen Nächten, geht es doch nur um eines, nicht wahr? Meine Frage ist also 'Was will Zacharii'? Und wie will er es erreichen. Ich glaube nämlich, dass uns noch mehr Budenzauber und noch ein großartiger Ritual Firlefanz nicht helfen werden. Ich habe schon vor Jahren gesehen, wie die Hexenmeister ihr Tänzchen aufgeführt haben und wir dachten, dass wir den Koldunen damit vernichtet hätten.

Obwohl der Nosferatu jederzeit neidlos zugestanden hätte, dass er von dem Brimborium der Magie und diesem ganzem mysthischem Schnickschnack rein gar nichts verstand, so wusste er doch, dass die Welt sich im Grunde nicht um diese Zauberei drehte. Die wirkliche Welt war deutlich einfacher gestrickt und nicht so kompliziert, wie einem das die Anwender solchen Mummenschanzes gerne glauben lassen wollten. Sie konnten noch so sehr über das Gefüge der Welt und die magischen Verwebungen des Gefüges von Raum und Zeit salbadern. Am Ende war die Rechnung immer viel pragmatischer, einfach weil das Leben pragmatisch war.

Hund will Knochen. Besitze den Knochen, dann besitzt du den Hund.

Ich glaube also, dass wir den alten Tzimiscen nur vernichten können, indem wir herausfinden was ihn antreibt und dies dann vernichten. Wenn es sein Glaube ist, der ihn an seine Existenz bindet, dann müssen wir dafür sorgen dass er zweifelt. Wenn es sein Wille ist, müssen wir ihn brechen. Wenn es seine Liebe ist, egal wie verdreht und pervertiert sie gewuchert ist..

Er hob seinen Kopf und nun konnte die Seneschall der Stadt die grauen, milchig trüben Augen des Anderen sehen, die sie musterten.

Dann müssen wir dafür sorgen, dass er vergibt. Aber dazu müssen wir wissen, was ihn antreibt um zu verstehen was er tun will.
 
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Lurker war der Erste, der direkt nach dem Willen des Zacharii fragte und nicht die Pläne der Seneshall in den Fordergrund stellte. Bisher drehten sich die Gedanken derer, denen sich Noir geöffnet hatte, immer nur um die möglichen Gefahren die eine Lasombra über die Stadt bringen konnte. Gepaart natürlich mit den Sorgen um die eigene Macht und die eigene Stellung. Sie sorgten sich um eventuelle Fallen der Frau und vergaßen dabei den eigentlichen Feind.
Dem alten Nosferatu aber, schienen solche Ansinnen vollkommen fremd. Er beschränkte sich auf das eigentliche Problem und verschaffte sich damit Respekt. Das Mischwesen nickte anerkennend.

„Anfangs war es die Liebe zu mir, die ihn antrieb. Die Weigerung sich dem Schicksal zu ergeben und meinen endgültigen Tod anzuerkennen. Verzweifelt hielt er an meiner Seele fest und versuchte mich in irgendeiner Form zu retten. Der Tod aber lässt sich nur ungern betrügen. Schon gar nicht zweimal. Zachariis Bemühungen waren also umsonst. Mit jeder Nacht in der er länger diesen hoffnungslosen Kampf ausfocht, näherte er sich dem Wahnsinn. Ein Wahnsinn, dem er schließlich verfiel. Von diesem Moment an erstarb die Liebe in unser beider Herzen. Das ewige Leben kann schreckliche Dinge mit einem anstellen, wenn man den Bezug zur Realität verliert!
Wie ich bereits erwähnte, erlitt ich damals unaussprechliche Qualen und wünschte mir nichts weiter, als den Tod. Dies erweckte das einzige Gefühl, welches in der Lage ist, auch die dicken Mauern eines schweren geistigen Schadens zu durchbrechen. Zacharii verfiel dem Hass! Er hatte demnach nichts mehr zu verlieren und wandte sich an die einzige ihm zur Verfügung stehende Macht, die sich über den Tod selbst hinwegzusetzen vermochte. Er verbündete sich mit den Mächten des Bösen selbst. Die Kirche nennt diese Wesen Teufel und den Ort aus dem sie kommen die Hölle. Manche bezeichnen sie schlicht als Dämonen, ich selbst nenne sie schlicht die Uralten. Wesen eben, die nicht nur abgrundtief böse, sondern auch so alt sind, wie das Universum selbst.“

Noir schwieg einen Moment um abzuschätzen, in wie weit der Nosferatu für derartige Dinge empfänglich war. Sollte Lurker ein religiöser Fanatiker sein, könnte das was nun folgte zu Problemen führen. Die Seneshall hielt ihn aber eher für einen pragmatischen Verstand, der wusste das es Dinge gab die sich weit außerhalb des natürlichen Seins befanden, von denen er aber auch wusste, das es kaum Worte gab, sie richtig zu beschreiben.
Kleine Schatten tanzten durch das schwache Licht der Beleuchtung. Langsam und gegen jedes physikalische Gesetz, bewegten sie sich auf den Teil der Frau zu, der die Lasombra war. Beinahe unterwürfig umschmeichelten sie ihre Fesseln und wanden sich um ihre Schenkel.

„Zachariis Ziel ist es, seinem Hass endlich Bahn zu brechen. Was dieser Mann will, wenn man bei ihm dieses Wort überhaupt noch verwenden kann, ist Rache. Blutige und gnadenlose Rache an all den Wesen, die ihn schon so lange bekämpfen. Ob sie dies nun bsichtlich taten oder nicht, ist ihm dabei völlig egal. Auch kümmern ihn weder Unschuldige noch Verbündete. Zacharii will auf Erden wandeln um durch Blut zu waten und sich an Schmerzen zu laben.
Wollen wir ihn daran hindern, müssen wir ihm das einzige nehmen, was ihn noch am Diesseits hält. Seinen Pakt mit dem Bösen! Wenn der, erlauben Sie mir die Bezeichnung, Dämon mit dem er sich verbunden hat, vernichtet wird, so fährt auch der alte Koldune umgehend zur Hölle! Dies ist der einzige Weg zum Sieg. Doch so einfach dieses Wort gesprochen ist, so schwer ist seine Umsetzung! Genau genommen, ist es eigentlich vollkommen unmöglich“

Ein langgezogenes Flüstern durchschnitt die Stille im Hintergrund. Unartikulierte Laute in einer nicht verständlichen Sprache begannen aufgeregt zu wispern. Was auch immer es war, was dort sprach, es teilte die Erregung der Seneshall.

„Wie also tötet man ein Wesen das aus den Tiefen der Hölle selbst entspringt? So etwas weiß niemand, oder sagen wir … fast niemand. Die einzige Person die sich einst eingehend mit diesem Thema befasste, sie wissen sicher längst von wem ich spreche, wurde einst von Zacharii zu sich gerufen und über Jahrhunderte hinweg gefoltert. Und damit kommen wir zu der Frage, warum er die Frau nicht einfach getötet hat. Sie sind ein kluger Mann Lurker, daher denke ich, Sie wissen auch das längst. Frau Bakova war ihm an Gerissenheit und Intelligenz weit überlegen. Sie wusste was er von ihr wollte und hat ein Pergament mit der Art und Weise des Exorzismus irgendwo hier in der Stadt versteckt. Eine halbe Ewigkeit hat Zacharii versucht, es der Salubri zu entlocken, diese aber hatte nur Hohn und Spott für ihn und ließ sich nie erweichen. Kein Pein, keine Folter konnte sie dazu bewegen, ihr Geheimnis zu verraten. Sie hat es dermaßen gut in sich verborgen, dass selbst ich Mühe hatte mich daran zu erinnern. Mittlerweile aber kenne ich den Ort….“

Sie stockte und es zeigte sich ein Anflug ehrlicher Angst. Ein Furcht die auch die Schatten weiter ergriff und sich so in dem gesamten unterirdischen Gewölbe fortzusetzen schien.

„Zacharii wird bald wissen was geschah und damit auch ahnen, dass ich nun jene bin, die das Versteck zu diesem Ritus benennen kann. Niemandem kann ich mich öffnen, denn ein normaler Geist, kann von Zacharii gelesen werden wie ein aufgeschlagenes Buch. Sie verstehen die Gefahr Lurker? Sollte uns dieses Geheimnis abhanden kommen, ist Zacharii für alle Zeiten unbesiegbar! Wie der Racheengel selbst würde er über die Stadt kommen und erst wieder verschwinden wenn sein unstillbarer Hunger nach Vergeltung gestillt werden konnte!“
 
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Manchmal wusste man nicht recht, woher das Entsetzen wirklich kam, wenn es einen packte. Es war ein beinahe körperliches Gefühl von Kälte. Seine schorfige, bleiche Haut fühlte sich an, als würden sich darauf Schlieren von Raureif bilden. Es hatte langsam begonnen, Tropfen für Tropfen war die Kälte in ihn hinein gesickert und nun betäubte sie jeden Muskel und Knochen in seinem Innerem.

Er war sich nicht sicher, ob es der Anblick des uralten Wesens vor ihm war, das so nahe am Rande des gähnenden Abgrundes der Finsternis stand, oder doch die Erkenntnis, was er getan hätte.
Sie beschrieb das, was Zacharri geworden war und getan hatte mit Ekel und Hass. Aber als Lurker sie hörte, spürte er Verständnis. Er hätte es selber getan. Um Stray zu retten. Wenn es hätte sein müssen, hätte er alle in Finstertal in das Maul der Zerstörung und des Wahnsinns geworfen. Er hatte nur für eine Nacht mit dieser Angst umgehen müssen, aber was er alleine in dieser kurzen Zeit getan hatte und was zu tun bereit gewesen wäre, ließ ihn erahnen, was der Koldune gefühlt haben mochte. Zumindest am Beginn.

Es waren jene Höllenqualen, die er sich nur zu gut vorstellen konnte, denn er hatte durch Strays Verlust wie durch ein Fenster Einsicht in einen Teil des Martyriums des Tzimsicen erhalten, und es war die plötzliche Erkenntnis, dass das Böse dem sie gegenüber standen in jedem stecken könnte, wenn man ihn nur weit genug trieb, die ihm Angst machten.

Er verstand, dass die Möglichkeit einer Vergebung zwischen seiner Frau und Zacharii beide erlösen würde, aber er konnte sich nicht vorstellen, wie man die Beiden daran erinnern sollte. Ihr Hass war nichts weiter als eine Liebe, die furchtbar entstellt und verbogen worden war. So wie er einmal aus einem Menschen entstanden war und nun nichts weiter als ein schrecklicher Zerrspiegel dieses Selbst wurde.

So wie bei Meyye und dir.

Unsinn. Das war niemals wirkliche Liebe, sondern nur die kränkliche, perverse Verhöhnung von Liebe, die in ihrem Fluch lag. Als könnte es der Fluch nicht ertragen das es gutes gab, lockte er die Verdammtenn daher mit dieser einfachen und schnellen Art Andere an sich zu Ketten, damit sie sich selber noch mehr ins Unglück stürzten, weil sie dachten, dass sie sich die Zuneigung Anderer damit sichern konnten. Nicht einmal wirkliche Liebe wollte der Fluch einem lassen.

Wir greifen also diesmal nicht den Tzimiscen selber an, sondern die Verbindung zwischen ihm und dem was ihn erhält. Dem Teufel, wenn man so will. Ich verstehe. Wenn man es nun bewerkstelligen würde, dass diese Entität, die Personifizierung, das Interesse an dem Geist Zachariis verliert, oder ihren 'Vertrag' als unwirksam entlarvt, würde sie sich dann ebenfalls lösen? Es müsste allerdings ein sehr starkes Lockmittel sein, oder ein sehr trickreicher Kniff, der dieses Ding glauben ließe, dass der Koldune es betrügen will.

Der Nosferatu war in der Tat ein sehr pragmatischer Verstand. Er schien bei Begriffen wie 'Dämon' oder 'Teufel' mit einer Art Variabel zu arbeiten. Der menschliche Verstand brauchte Gesichter und Personen um arbeiten zu können. Mit einem abstraktem Begriff wie 'dem Tod' konnten sie nicht gut umgehen. Darum erschufen sie sich Formen, in die ideelle Konzepte hinein flossen. Diese Gestalten, waren so etwas wie Gefäße, in das die Menschen Konzepte hineindenken konnten . 'Der Teufel' stand als Personifizierung für 'das Böse' parat und es gab ihn in jeder Religion und jeder Kultur der Menschen, in der einen oder anderen Form.

Dämonen waren also keine wirklichen Wesen, sondern sie wurden dazu, weil Andere sie dazu machten. Im Grunde waren sie eher Ideen, Ängst, geheime Gedanken und dunkle Gelüste, denen man ein Gesicht aufgemalt hatte.

Ich vermute allerdings, dass es sehr schwer wird, diese beiden zu trennen, da Zacharii seine Rache will und ich glaube das Wesen will Wirklichkeit werden, nicht nur ein Name und eine ungefähre Angst, sondern einen Körper und eine Existenz.

Er war ins Fabulieren gekommen. Solche Okkulten Dinge waren einmal sein Steckenpferd gewesen und er hatte viele Theorien und Geschichten hin und her gewälzt. So war er auch auf die Untoten gestoßen. Für ihn waren dies alles aber eher abstrakte Themen, ähnlich wie ein Phiolosoph nicht von 'dem Gutem' an sich sprach und es als Wesen betrachtete, sprach er von einem theoretischem Bösem, das eher eine Summe mit einem kollektivem Willen war, als ein echter Verstand.
Auf dieser Basis hatte er auch schon mit Enio Pareto diskutiert. Beide waren eher auf dem Standpunkt, dass es so etwas eine Geisterwelt oder eine spirituelle Ebene nicht so gab, wie es ein Nachbarland gab, sondern dass es vielmehr einfach die Form von demjenigem an nahm, für das man es hielt.

Verzeihung...ich gerate ins Theoretische und rede Unsinn. Was sie sagen ist: Es gibt eine Möglichkeit, eine symbolische Handlung, das was sie Ritual nennen, um die Verbindung zu lösen. Sehe ich das richtig? Und nun müssen wir einen Weg finden, wie wir alle Anderen dazu bekommen daran mitzuarbeiten, weil wir Hilfe dabei brauchen.

Hatte der bucklige, kleine Hässling gerade 'wir' gesagt?
 
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Sie hatte es vernommen, aber Noir ließ mit keiner Regung erkennen, wie sie gefühlsmäßig zu den Worten stand. Sie blieb sachlich oder besser gesagt, so rätselhaft und verwirrend wie auch in den Minuten zuvor.

„Exakt! Das was Zacharii am Leben erhält, das was ihn mit einer schier unergründlichem Macht ausstattet, muss von ihm getrennt werden. Sicherlich könnte man beide Wesenheiten auch einfach in Misskredit zueinander bringen, ich bezweifele jedoch das es jemanden gibt, der in der Lage wäre mit diesem …Wesen zu verhandeln ohne sich selbst daran zu verlieren. Dem personifizierten Böse ist man so ohne weiteres nicht gewachsen. Es würde einen verschlingen, bevor man auch nur die Ansätze seines Angebotes formulieren könnte. Dazu kommt, dass ich fürchte, dass dieser Dämon keinen wirklichen Vorteil aus dieser Verbindung ziehen will. Sein einziges Anliegen liegt darin, das er sich an dem Leid und an dem Chaos ergötzt, welches aus seinem Handeln resultiert.“

Noir ließ eine kurze Pause folgen und wartete, bis das Echo ihrer zweiten Stimme ebenfalls langsam in den weiten Gängen verhallte.

„Wie so oft resultieren daraus zweierlei Dinge! Zum einen werden wir den Dämon selbst nicht schaden können, dafür hält er sich zu bedeckt. Zum anderen aber, bringt uns dies in die vorteilhafte Lage, ihn leichter von Zacharii trennen zu können. Das Ritual, oder nennen wir es vielleicht besser den vokalisierten Schneidbrenner, mit dem man die beiden Wesenheiten wieder voneinander trennt, ist außerordentlich kompliziert. Ich habe Teile der Seele der Salubri Bakova in mir und weiß nicht einmal, ob ich selbst in der Lage wäre, es fehlerfrei zu vollenden. Ein einzige, verschwindend kleine Unregelmäßigkeit reicht und wir haben unsere einzige Trumpfkarte verspielt. Wenn uns das nicht gelingt, hat Zacharii gewonnen! Es bleibt nur ein Versuch!“

Die nächsten Worte sprach allein die schattenartige Lasombra. Noir schwieg indes.

„Das Problem, dem ich mich gegenüber sehe ist, dass niemand mir ernsthaft vertrauen wird. Ich bin das Resultat aus drei Wesen, untrennbar miteinander ermischt zu einer vollends neuen Persönlichkeit! Sowohl die Guten, als auch die schlechten Seiten dieser drei Frauen haben sich zu etwas vollkommen Neuem verbunden. Zu dem was du nun hier siehst. Ich selbst würde mir nicht über den Weg trauen, wenn ich einer der Verantwortlichen hier in der Stadt wäre. Und doch bin ich die Einzige, die uns alle zu retten vermag. Ist es nicht ein Hohn?“

Sie seufzte.

„Manchmal bin ich so unendlich Müde, verstehen Sie? Manchmal überkommen mich Zweifel. Wozu soll ich mich noch all den Erniedrigungen aussetzen? Ich habe über mehr als ein Jahrhundert hinweg, nichts mehr ersehnt als den Tod. Alle drei Seelen in mir, haben jede für sich, über eine halbe Ewigkeit sich nichts mehr gewünscht als endlich sterben zu dürfen! Warum also die Stadt retten? Soll sie untergehen und mich mit sich reißen. Ich ersehen die Stille….“

Noir fiel wieder ein und übernahm das Gespräch.

„Nein! Wir… ich… bin ein Kämpfer! Was auch immer nötig ist, um Zacharii endlich zur Hölle zu schicken, ich werde es tun. Demütigungen, Hass, Abneigung und Misstrauen, alles soll mir recht sein, wenn nur dieser Bastard endlich seine verdiente Strafe bekommt. Anschließend sehen wir weiter… Aber zurück zum Problem. Verzeiht meine Ausschweifungen Lurker, es ist nicht leicht aus drei Teilen zu bestehen. Ich fühle mich wie ein geleimter Tonkrug und neige dazu mich in verwirrenden Monologen zu verlieren. Sie sagten ‚wir’. Heißt das, ich darf auf Ihre Unterstützung hoffen?“
 
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Es begann als ein Schaben. Als würden zwei Metallscheiben gegeneinander reiben, die eigentlich durch eine schmierende Schicht aus Öl voneinander getrennt sein sollten. Es kam abgehakt und in knappen Intervallen, als würde die Gestalt des Nosferatu etwas hervor zu würgen versuchen. Schließlich wurde aus dem Stoßweisen Krächzen ein zusammenhängendes Kreischen, als hätte sich eine alte Säge versucht durch verbogenes, altes Metall zu fräsen und dabei eine besonders widerstandsfähige Stelle gefunden, an der es nun wie besessen sägte. Es klang schrill und entnervend. Lurker lachte. Der Nosferatu war offensichtlich nicht ganz dicht.

Ob ich ihnen helfe? Was habe ich denn für eine Wahl? Selbst wenn ich aus der Stadt flöhe, wie lange mag es dauern, bis dieses Ding mir folgt? Wenn es nicht aufgehalten wird, hier und jetzt, wenn wir alle fliehen, dann wird es anstelle von Feinden als erstes auf Verbündete stoßen und es wird seine Macht mehren. Wer weiß schon, was aus dem Koldunen noch alles werden mag, wenn wir ihn nicht stoppen. Hier, bevor er sich ausbreiten kann?

Der Nosferatu schüttelte den Kopf, als hätte Noir einen besonders gelungenen Scherz gemacht. Er hatte damals gekämpft, weil sie es bereits nicht mehr aus der Stadt geschafft hätten. Dazu war die Zeit damals zu knapp. Sie hätten beim ersten Anzeichen fliehen sollen.
Wie alle Dinge die ihm hier zu stießen, war seine Reaktion aus Notwendigkeit geboren. Sicher war es seine verfluchte Neugierde, gepaart mit Finstertals einzigartiger Eigenschaft Ärger anzuziehen wie frischer Dung die Fliegen, die ihn immer wieder in solche absurden Situationen brachte, aber es war stets die schlichte Notwendigkeit, die ihn wieder herausholte.

Die Lasombra mochte sich wundern, dass der Nosferatu nicht schreiend weggelaufen war, oder sie sofort als Feind beschimpft hatte, sie mochte es sogar für Mut halten, aber es war nicht sein besonderer Mut gewesen, der Lurker damals in diesen Keller hatte hinabsteigen lassen um den Eindringling in seine Domäne zu stellen. Hätte er damals gewusst, dass er zu einem Fleischformer hinabstieg, zu einem Unhold, er hätte sicherlich dankend abgelehnt und die Geißel informiert, anstatt selber eine Konfrontation zu suchen.

Wir werden Pareto ins Boot holen und dann werden wir kämpfen. Sie mögen sich fragen warum und wo der Sinn des ganzen ist, aber das hier ist unsere Heimat. So einfach ist das. Da wäre nur noch eine Sache, eine persönliche Kleinigkeit, die nicht wirklich wichtig ist, aber ich wüsste es gerne. Einfach nur für mich.

Ein wölfisches Grinsen blitze aus der Dunkelheit der Kapuze aus. Wie Krater und grobe Felsen lagen die schadhaften Zahnreihen des Verborgenen übereinander. Jetzt, wo eine Entscheidung gefallen war, hatte die Furcht deutlich weniger Macht über ihn.

Ich verstehe die meisten taktischen Entscheidungen, die sie getroffen haben. Die Primogene, die kleine Gangrel macht am wenigsten Ärger wenn man sie beschäftigt hält und Verantwortung für die Ihren hält sie wohl am besten beschäftigt. Ich verstehe das mit dem Sheriff, eine Wahl die sich als die beste für die Stadt herausgestellt hat. Nur meine Ernennung, was ich in diesem Spiel verloren habe, das ist mir nicht klar. Ich dachte zuerst, dass ich einfach als einziger übrig war. Sie wussten aber, dass es uns nicht wirklich schert, daher gab es keine Notwendigkeit die Verborgenen mit einzubeziehen. Man hätte sich auch einfach so an uns wenden können, ohne ein politisches Amt. Die Ernennung war also nicht nötig. Ich habe ihren Grund lange nicht verstanden und bin mir auch jetzt nicht sicher...aber ich vermute...

Sie konnte eindeutig Amüsement in seiner Stimme vibrieren hören. Zumindest diesen Teil der Geschehnisse, schien Lurker für einen köstlichen Scherz zu halten.

Da haben sie improvisiert, nicht wahr? Wir befinden uns mittlerweile außerhalb des eigentlichen Planes. Wir sind auf hoher See, glaube ich. Darum macht es keinen wirklichen Sinn. Sie haben lediglich gehofft, dass es Sinn ergeben würde.

Darauf, dass sie ihn mal duzte, mal siezte, und sogar in noch ältere Höflichkeitsformen rutschte ging er nicht weiter ein. Sie hatte es selber gesagt, sie war aus den Scherben vieler Personen zusammengesetzt worden und ihr Leim war noch nicht recht trocken.
 
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„Nicht ganz. Sie sind der Verbindungspunkt zu all jenen, die man gemeinhin als Außenseiter betitelt. Ich bin über Ihre Vergangenheit informiert, Lurker. Sie können mit Anhängern des Sabbat genauso gut, wie mit all den anderen Ausgegrenzten. Natürlich fußt vieles davon meinerseits auf Vermutungen, aber ich hatte, ..nein ich habe die Hoffnung, dass ich über Sie auch an diese Wesen herankomme. Ich bin anderes, wie Sie sicher schon bemerkt haben. Mir liegt viel daran jedem Kainiten der Stadt das Gefühl zu geben, gebraucht zu sein. Niemand versteht die Bedeutung des Wortes Einsamkeit besser als ich, vielleicht mag ich es deshalb nicht wenn jemandem– warum auch immer – das Gefühl vermittelt wird, nicht dazu zu gehören.“

Für einen verstörenden Augenblick schien Noir vollkommen in den Schatten zu verschwinden, dann aber zogen sich die dunklen Schlieren wieder zurück und ließen ihr ebenmäßiges Antlitz erkennen. Auch bei ihr war nun ein mildes Lächeln zu erkennen.

„Übrigens! Sie haben mich missverstanden Lurker. Meine Frage um Unterstützung beruhte auf der Grundlage, dass ich Sie bitten wollte mit mir gegen Zacharii zu agieren. Wenn ich die Aussagen und Gesten der Tremere zu Grunde lege, hatte ich eher das Gefühl, als wolle die Stadt den Kampf lieber ohne meine Unterstützung durchstehen. Ein Plan der sicherlich erfolgreich sein könnte. Ich fürchte jedoch, dass es den Erfolg maßgeblich erschweren könnte. Nur ich weiß wo der Leichnam Zachariis zu finden ist und nur ich bin in der Lage, das Vermächtnis der Salubri zu lesen. Vergessen Sie nicht, dass ich mit ihrer Seele verschmolzen bin und daher auch all ihre Erinnerungen mein Eigen nenne.“
 
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Die Lady Noir, Rächer der Rechtlosen und Verstoßenen? Sie wollte also die Ballkönigin sein, auch für die 'Außenseiter'? Wusste sie denn nicht, dass die Freaks und Ausgestoßenen überhaupt nicht zum Abschlussball gingen? Immerhin schien sie es aufrichtig zu meinen. Sie wirkte so ehrlich und so einnehmend, dass man ihr beinahe sofort abnehmen wollte, dass sie jedes Weihnachten die Suppenküche leiten und Scharenweise Nosferatu Babys küssen wollte. Das Bemerkenswerte war allerdings, dass es Lurker völlig egal war, ob sie diese Nummer nur abzog um ihn, oder diejenigen die mit ihm im Untergrund hausten, für sich zu gewinnen, oder ob sie es tatsächlich von ganzem Herzen gut meinte. Am Ende waren es doch immer egoistische Ambitionen, die die Leute lenkten.

Für den Nosferatu gab es nur zwei Sorten dieser Vertreter. Diejenigen die meinten etwas 'gutes' tun zu müssen und diejenigen die solche wie ihn einfach nur einluden und 'Freund' heißen wollten, weil sie sich einen Vorteil erhofften. Die letzteren waren ihm dabei wohl sogar noch lieber als die ersteren, denn die waren wenigstens einigermaßen ehrlich mit ihren Motiven.
Die sogenannten Wohltäter hatten meistens nichts anderes im Sinn, als das eigene Ego zu streicheln. Sie wollten nicht wirklich jemandem helfen, sondern sich nur für einen Moment gut fühlen indem sie den 'Unterprivilegierten' halfen.

Darum war es ihm auf einerlei welcher Fraktion diese Person nun angehören wollte. Für seine Pläne war es nicht von belang. Dennoch, oder gerade deswegen, wuchs das schadhafte, obszön weit gefasste Grinsen des Verborgenen erneut in die Breite. Beinahe verschwörerisch lehnte er sich ein Stück nach vorne.

Aber meine Liebe...Sie sehen dass völlig falsch. Es wird wohl die Rosenprinzessin sein, die da aus ihnen spricht. Sie sind doch jetzt eine von uns.

Von seinen Worten tropfte Hohn, aber war es nicht die Wahrheit? War sie nicht selber eine der 'Ausgestoßenen'? Sie tanzte noch in den großen Sälen der hohen Clans, sicher. Sie führte noch deren Alltag fort und bekleidete noch deren Ränge. Aber wenn ihre Maske fiel, wenn sich offenbarte wer oder was sie eigentlich war, spätestens dann würde sie hier her gehören. zu den ausgegrenzten, den unbeliebten und hässlichen. Denen vor denen man sich ekelte. Zu den Verborgenen.

Und ja, ich werde ihnen helfen. Was ich meinte ist, dass wir doch sicher soviel Unterstützung wie möglich haben wollen, oder? Was die Hexer planen oder tun ist nicht von belang. Die Leute trauen den Hexern nicht. Sie fürchten und hassen sie. Solange die Ventrue diesen Hutständer als Vorbeter ihres Knabenchors ins Rennen schicken, werden sich die Leute an jemanden wenden der ihnen die Entscheidungen abzunehmen bereit ist. Dieser Mann ist Pareto, darum sprach ich von ihm. Sie würden einer Lasombra niemals folgen und auch keiner Kanalratte. Aber sie werden dem Sheriff folgen und der wiederum hört praktischerweise auf den kleinen, nützlichen Nosferatu, der sich bereits so oft, so mutig gezeigt hat und nicht soviel schwatzt, wie die meisten Anderen, sondern der so ein angenehmer Mann der Tat und weniger des Wortes ist.

Ja, es fügte sich zusammen, dass die Bande die er zu dem Italiener geknüpft hatte sich als so nützlich erweisen würden. Was für ein Zufall, nicht war? Das ausgerechnet der Befehl der Seneschall es war, der die Beiden so zusammengeschweißt hatte, weil sie miteinander arbeiten mussten und dass ausgerechnet ihr Befehl es war, der dafür gesorgt hatte, dass Lurker in Feindesland geschlichen war, was sicher für einen Brujah etwas beeindruckendes war, was das Vertrauen festigte.
Der Nosfertau hatte also schon an so etwas gearbeitet. Wie passend.

Was für ein glücklicher...Zufall. Nicht wahr?

Oder?
 
AW: [Mai 2008] - Alliierte und andere Unbekannte

„Sie meinen also auch, dass der einzige Weg zum Erfolg über den Sheriff führt? Ich bin selbst bereits zu diesem Schluss gekommen. Der Mann hat eine erstaunlichen Wirkung auf andere Kainiten und vermag es vom Ventrue bis hin zum Nosferatu jeden zu vereinen.“

Noir nickte, der schwarze Schatten um sie herum nicht.
Wieder erschien der Körper der Seneshall halb mit der Dunkelheit zu verschwimmen und halb im fahlen Licht der Neonröhren zu erstrahlen.
Ein anerkennendes Lächeln umspielte die schwirrenden Lippen. Lurker verstand seinen Job geradezu vorzüglich.

„Ich danke Ihnen für Ihr Angebot mich zu unterstützen. Unter Berücksichtigung des beängstigenden Zeitmangels unter dem wir stehen, ist Ihre Hilfe mehr als willkommen! Sollte es Ihnen möglich sein, so reden Sie vor der Sitzung mit Pareto. Ich gedenke mich während der Primogensitzung zu offenbaren. Es ist an der Zeit die Karten aufzudecken. Für alle weiteren Schritte gegen Zacharii brauche ich mein gesamtes Können und da werde ich meine einschüchternde Trialität nicht länger zu verbergen vermögen. Es wäre hilfreich, wenn der Sheriff bereits ein wenig über die Hintergründe weiß, wenn ich mit meiner Rede beginne. Nichts wäre destruktiver, als ein weiterer Streit über Sinn und Unsinn von Macht und Wahrheit!“
 
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Er hatte sich im Laufe des Gesprächs daran gewöhnt, eine erträgliche Mischung aus Wegsehen und Hinsehen zu finden. Gerade so oft zu dem Ding hinüberschauen, dass es noch in einem höflichem Verhältnis für ein Gespräch stand, aber auch nicht öfters. Die sichtbaren Divergenzen der verschmolzenen Persönlichkeiten waren nicht nur einfach bizarr anzusehen, sie erinnerten ihn auch verstörend an seine eigenen kleinen Probleme mit der Dichte seiner Person in dieser Realität und wodurch sich die eigene Existenz am Ende definierte. Wie tröstlich war es da, wenn man die rotierenden Gedanken mit etwas anderem beschäftigen konnte.

Man braucht Anführer um die Anderen zu kontrollieren. Nur einem Anführer mit natürlicher Autorität folgt man freiwillig und nur mit dieser Freiwilligkeit gewinnt man Stabilität. Wenn die Leute Pareto wollen, dann sollen sie ihn bekommen. Ich werde dem Sheriff eine wilde Geschichte erzählen, darüber, dass sie den Geist der Lasombra in einer Art spirituellen Zwischenwelt gefunden haben und dann so etwas ähnliches passiert ist, wie beim körperlichen Austrinken eines anderen Vampirs. Sie haben völlig Recht, wir müssen ihn vorbereiten und dafür sorgen, dass er das richtige sagt und tut. Den Tremere wird niemand folgen wollen, daher werden sie murren und sich dann anschließen.

Die Gestalt stemmte sich ein wenig in die Höhe und glitt dann von dem kleinem Aktenschrank auf dem sie hockte hinab. Als der Nosferatu auf dem Boden gelandet war und sich aufrichtete, sah es als, als würde sich ein riesiger, schwarzer Käfer auseinander falten. Dann machte er tatsächlich eine einladende Handbewegung in Richtung des Tunnels.

Ich bringe sie noch zur Kunstakademie, Frau Seneschall und mache mich dann von dort aus auf zum Sheriff.

Manche Dinge gehörten sich einfach. Der Herr brachte die Dame sicher nach Hause, auch wenn der Herr ein missgestaltetes, blutsaufendes Monstrum und die Dame eine dämonische Schatten Diva war. Es mochte Lurker an den nötigen Regeln der Etikette unter Untoten mangeln, aber die Sitten mit denen er einmal aufgewachsen war, die hatte nicht einmal sein Tod auswischen können. Er verzichtete jedoch darauf, ihr den Arm zum einhaken anzubieten. Er konnte sich kaum vorstellen, dass die Lady Noir näher als nötig an ihn heran wollte.
Immerhin, hatte er sie wieder mit ihrem Titel angesprochen.
 
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Die Seneshall registrierte es mit Wohlwollen.

Schweigend begleitete sie den Nosferatu durch die verschlungenen Wege bis zur Akademie. Irgendwann auf dem Weg dorthin verschwand das Schattenwesen aus der Wahrnehmung. Ohne das Lurker hätte sagen können wann, war Noir plötzlich einfach nur wieder Noir. Es war, als wären die Schatten irgendwann mit dem Rest des Dunkels verschmolzen und zurück gelassen worden.

Bevor sie sich wieder an die Oberfläche begab, wandte sie sich ein letztes Mal an den Nosferatu.

"Vielen Dank für alles Lurker. Es ist gut zu wissen, das es noch tolerante Geister unter unseres Gleichen gibt. Hoffen wir, dass wir Erfolg haben. Bis nachher dann!"
 
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