Nachdem es ja nun schon vor einiger Zeit kam und relativ unbeachtet wieder ging, möchte ich an der Stelle nochmal an dieses Spiel erinnern. Ich fand es nämlich überraschend gut. Mechanisch, grafisch und stimmungstechnisch. Es ist im Prinzip ein Standard- Open- World- Ballerspiel mit den üblichen Mechaniken und Missionstypen: Basen erobern, Dinge einsammeln, Dinge zerstören. Was aber recht hübsch gelungen ist, ist das Levelsystem und die Ressourcenökonomie. Die hat auch irgendwann einen breaking point, wo man mehr Geld hat, als man ausgeben kann, aber der kommt ziemlich spät und macht einen nicht zu früh zu mächtig. Auch deshalb, weil der Erwerb von Fähigkeiten meist auch an den Storyfortschritt gebunden ist. Egal wie viel Schrott (die Währung, mit der man Gegenstände und Fähigkeiten kauft) man sammelt, die Levelprogression ist an den Storyfortschritt gebunden. Die Story ist so eher mäßig. Und damit genau das, was man von einem Mad Max Spiel erwarten würde. Die Filme guckt man ja auch nicht wegen der Story, sondern wegen der Bilder und der absurden Action. Und das hat das Spiel beides reichlich. Auch durch einige schöne Mechaniken wie eine Harpune, die am Auto befestigt ist, und mit der man Dinge (z.B. Wachtürme, Räder, Fahrer) um- und abreißen kann. Oder Boomsticks, die man werfen kann (zu Fuß und vom Auto aus). Das Autokampfsystem funktioniert dabei sehr gut. Es drängt sich nicht als mechanistisches System auf, sondern ist recht flüssig in das Spielgeschehen integriert. Man hat verschiedene Waffen, die per Autolock (oder ohne... mit ist bei den hohen Geschwindigkeiten aber natürlich besser) abgefeuert werden können. Und die Wahl der Waffen bestimmt dabei durchaus den Ton des Kampfes. Was ich beispielsweise immer gern gemacht habe, war, den gegnerischen Autos mit der Harpune ein Rad abzureißen, anzuhalten und die Fahrer mit bloßen Fäusten zu vermöbeln. Das Lebenspunkte-System ist auch ganz interessant. Lebenspunkte heilen sich nicht automatisch, sondern durch das Trinken von Wasser. Wasser gibt es an verschiedenen Stellen in der Welt an Pumpen und man hat eine Wasserflasche, die man befüllen kann. So sind Lebenspunkte meistens kein Problem, können aber eins werden, wenn man zu lange keinen Brunnen findet und die Flasche alle ist. Theoretisch gibt es ein analoges System für Benzin, das war bei mir aber buchstäblich nie ein Problem. Benzin kann einem theoretisch ausgehen, ist mir aber nie passiert. Das Fußkampfsystem ist ein Arkham-mäßiges Combo-Counter-System.
Der eigentliche Star des Spiels ist natürlich die Welt, die für ein leeres Ödland erstaunlich vielseitig und interessant ist. Aber vor allem leer. Und leer bedeutet hier, konstant in Höchstgeschwindigkeit (+Turbo Boost) durch die Salzwüste zu heizen, ohne sich allzuviele Sorgen um Kollisionen zu machen. Und alleine das macht Laune. Und es gibt Sandstürme, die ziemlich cool sind.
Eins der wenigen Spiele, die ich dieser Tage noch durchgespielt habe. Da habe ich sonst oft nicht mehr die Zeit und den Nerv zu. Ein Spiel für Leute wie mich, die gerne durch interessante Landschaften streifen und Affenaufgaben erledigen (anspruchsloser Eskapismus nach Feierabend), für Leute, die Autokämpfe mögen und sicher auch für Mad Max Fans. Gibt es über den Microsoft Game Pass umsonst, ansonsten würde ich empfehlen, bei 15 - 20€ (oder natürlich weniger) zuzuschlagen.