Loggi und Horasius

Kantus

Tod & Teufel
Registriert
15. Januar 2007
Beiträge
90
Also, ich habe für eine Seite, die sich um WoW dreht, ein paar Kurzgeschichten verfasst, die ich euch natürlich nicht vorenthalten will.

Die erste:

Ein Schuss - Ein Treffer.
Noch ein Schuss.Jetzt bohrte sich schon die zweite eiserne Kugel in den Wanst des bulligen Ork-Kriegers. Doch der grüne Riese stürmte trotz seiner tiefen Wunden weiter auf Loggi zu.
"Verdammt..." murmelte er, während er seine kleine Axt in die andere Hand nahm. "Komm her, Schweinenase, meine Axt wartet!" brüllte er aus voller Kehle.
Noch 10 Schritt... noch 8 Schritt... Mit einem Schrei, der die Luft zerbarst, stürmte Loggi auf den größeren Gegner zu. Brüllend hieb der Ork mit dem Hammer nach ihm, doch Loggi konnte sich gerade noch unter dem Schlag, der alles auf seinem Weg zerbersten würde, wegducken.
Der Zwerg seinerseits legte mit der Linken zum Schuss an, die Rechte zum Passierschlag erhoben. Doch der Ork war schneller und teilte die Pistole mit einem Schlag in zwei zersplitterte Hälften. Aufgrund der Wucht des Schlages zog es Loggi noch ein Stück zur Seite.
Das würde ein ungleicher Kampf werden, dachte er, und warf den Griff der kaputten Waffe nach dem Ork, der den Hammer gerade zum Todeshieb erhoben hatte. Das improvisierte Geschoss traf den Feind sogar, doch der Ork ließ sich nicht beeindrucken und schlug mit Augen, die wie Feuer glühten, nach der kleinen Gestalt am Boden. Loggi sprang zur Seite, worauf die Erde ob des Kriegshammers erbebte.
Die linke Seite des grünen Tods war jetzt ungedeckt, und Torfmann setzte zum Hieb an. Der Ork erkannte die Finte nicht und versuchte zu parieren, worauf Loggis Axt einen Bogen beschrieb und neben dem Ork landete. Mit einer Wucht, die eines Ogers würdig war, sauste die Klinge von unten heran und versetzte dem Ork den finalen, alles entscheidenden Stoß.
Unter einem leisen Brummen kippte das Monster nach hinten um, blieb reglos liegen. Loggi ging zum bewusstlosen Mitglied der Horde, packte dessen Hammer und hieb auf den Kopf des Orks ein, bis nur noch ein blutiger Brei aus Knochen und Hirnmasse übrig war.
Mit einem Grinsen im Gesicht zückte er ein Messer, schnitzte eine weitere Kerbe in den Stiel seiner Axt und seufzte: "Zweiunddreißig..."

Neun Tage.
Neun verdammte Tage.
So lange ist es schon her, seit ich das letzte mal etwas aß, dachte sich Loggi.
Und alles nur wegen diesem verfluchten Menschen. Vor ziemlich genau 9 tagen traf er einen der ihren in einer gemütlichen Taverne, fragte ihn, ob er ihm den Weg durch den Wald weißen könne. Aber diese schändliche, dreckige Mistkerl überraschte ihn in der Nacht, knüppelte ihn im Schlaf nieder und raubte ihm alles, was er hatte. Sogar seine Axt: Die Schlächterin.
"Aye, das wird er büßen!" keuchte er. Vor Hunger konnte er schon nicht mehr sprechen, ohne erschöpft und ausgehungert zu klingen.
"Oh ja, zuerst werde ich ihm die Finger brechen, schön nacheinander. Und wenn er sich vor Schmerzen windet, bekommt er meine Faust zu spüren..." Moment...! War da nicht ein Geräusch?
Da, schon wieder! Jetzt war er sich ganz sicher. Da waren Stimmen! Langsam, und trotz seiner Leibesmasse beinahe lautlos, schlich er weiter. Hier, im tiefsten Wald, war es doch relativ ungewöhnlich, wenn nicht gar unmöglich, auf ein Lebewesen abgesehen von niederem Getier zu treffen.
Ungefähr 5 Schritt weit konnte er durch die Dunkelheit sehen. Er schlich weiter... noch weiter... bis Loggi schließlich am Rand einer Lichtung stand. Dort saßen 3 Gestalten im Halbdunkel, mittlere Statur, den Umrissen nach Menschen. Und sie aßen. Er konnte nicht erkennen, was, aber sie stopften sich ohne große Unterbrechung kleine Brocken in den Mund.
Der Zwerg konnte nicht anders. Seit Minuten lief ihm das Wasser im Mund zusammen, er konnte an nichts anderes mehr denken als an die leckersten Mahlzeiten: Rehbraten in Pilzsauße, Wildschwein-Ragout, herrlich duftende Hühnerbrust...
Es reichte, seine Sinne spielten verrückt, aus seinen Mundwinkeln troff unverzüglich Speichel, und sein Magen rebellierte. Mit einem Krachen sprang er aus dem Gebüsch, warf sich zu Boden und brabbelte: "Verehrte Herren, ich bin ein einsamer Wanderer, Loggi Torfmann ist mein Name, und ich bin völlig ausgehungert! Seit 9 Tagen friste ich mein Dasein in der Wildnis, ohne auch nur einen Bissen zwischen meine kleinen Zähne gekriegt zu haben. Hättet ihr wohl ein Stück Rehfleisch für mich?"
Es kam keine Antwort, nur schallendes Lachen. Verdutzt schaute er herauf: Dort stand doch tatsächlich Asgar, der miese Gauner, der ihn so hinterhältig gelinkt hatte, mit überkreutzten Armen und SEINER Axt im Gürtel. "Sieh an, sieh an, wen haben wir denn da? Ein Zwerg auf Wanderschaft, das hat man selten.
Was meint ihr Jungs, sollten wir unseren Spaß mit ihm haben?"
Wie auf einen Befehl zogen seine Kameraden, ein großer, Dicker und ein kleiner Untersetzter, ihre Knüppel.
Entsetzt sah Loggi zu ihnen herüber. Doch dann, kam eine ihm bekannte, verhaßte Stimme in den Kopf: Töte sie. Töte sie alle, denn sonst werden sie dasselbe mit dir tun. Außerdem haben sie Essen - Und deine Waffe
Es war die Stimme des Hasses, der Unvernunft - und des Blutdurstes.
Mit müden Augen schaute er tranceartig auf. Zuerst ein wenig verunsichert, entschlossen sich die Banditen letztendlich doch zum Angriff. Schon war der Kleine bei ihm, hieb nach seinem Kopf. Mit überzwergischer Schnelligkeitsprang er ein Stück zurück, worauf die Keule an einem Baumstamm abprallte und einiges an Schwung verlor.
Jetzt sah Loggi seine Chance: Er hieb mit aller Kraft nach dem Gesicht des Angreifers, welches sich kurz darauf mit blutiger und gebrochener Nase wiederfand. Benommen taumelte er zurück, ließ die Waffe fallen und hielt sich beide Hände vors Gesicht. Als der zwerg sich nach der Waffe bückte, waren auch schon Asgar und der Koloss bei ihm und hieben gleichzeitig auf ihn ein, einer von rechts, einer von links.
Loggi ließ sich auf den Boden fallen, worauf er einen doppelten Luftzug über seinem Kopf spürte. Er packte den dicken Ast am Boden und rollte sich zur Seite. Sogleich schlug neben ihm die Schlächterin im Boden ein.Loggi nutzte die ungeschützte Flanke, hieb gegen den Arm den Asgars, der ein widerliches Knacken von sich gab.
Wutentbrannt, und mit einem lauten Brüller auf der zunge, ließ der Riese einen wahren Hagel aus Schlägen auf ihn nieder, die er aber alle parieren konnte. Mit einem gezielten Sprung hechtete er zur am Boden liegenden Axt und wollte sie aufnehmen. Doch schon war wieder der Hagere dabei, sich ohne Waffe auf ihn zu stürzen, und tatsächlich konnte er den Zwerg am Boden festnageln. Schon war der Hühne herbei und erhob die Waffe, er zielte dabei eindeutig auf Loggis Kopf. Mit einem Ächzen und unter Aufwendung seiner letzten Kraft stieß er den Dünnen Kerl von sich weg, der auch sofort den Schlag des anderen abkriegte.
Bewusstlos sank der kleine zu Boden, und nun war es für Loggi ein Leichtes, die anderen Beiden zu erledigen.

15 Augenblicke später saß er an einem selbst geschürten Lagerfeuer, aß einen herzhaften Kochschinken, und schnitt mit einem Messer drei weitere Schnitzer in den Stiel seiner Axt. Er blickte mit leerem Blick in die prasselnden Flammen. Nun würde es nicht mehr lange dauern, und er könnte zu seiner Sippe zurückkehren.
Nach Hause.



Die Zweite Geschichte:

Almanda konnte ihr Glück kaum fassen. Sie war Mutter zweier gesunder Kinder, einer 3 Götterläufe alten Tochter, der sie den Namen Undama gab, und eines Sohnes, Horasius, im Alter von 12 Lenzen. Sie war stolz, schön und von nahezu überschwenglicher Güte. Sie lebte mit ihrer Familie in einem kleinen, aber gemütlichen Haus am Rande der Stadtmauern Stormwinds. Sie hatte alles, was sie benötigte: Einen Brunnen für sauberes Wasser, für jeden ein Zimmer und, was das wichtigste war, einen Ehemann, der sie liebte und der ihr alles gab, was sie wollte und benötigte.
Sie hatte gerade das kleine Mädchen in den Waschzuber gesetzt und fing an, sie mit einer Bürste zu säubern.
"Mama, wann kommt Papa wieder heim?"
"Bald, mein Schatz. Dein Papa ist nur schnell zum Bäcker gelaufen und holt Brot, damit wir uns heute Abend sättigen können."
Obwohl, dachte sie, so langsam wurde es dunkel draußen... Ob ihm etwas zugestoßen ist? Sie machte sich stets Sorgen über ihren Gatten, denn er war neben den Kindern das wichtigste, was sie besaß.
Schon schwang die Tür unter leisem Knärzen auf, und Muldon trat herein. Nach einem kurzem Begrüßungskuss legte er die vom Regen durchnässten Sachen ab und trat an den Zuber, und sagte zur kleinen Undama:
"Hallo, Süße!", wobei er ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange drückte.
Das Mädchen freute sich, ihren Vater wiederzusehen.
"Wo ist eigentlich Horasius? Der Bengel sollte doch schon längst wieder daheim sein?" fragte Muldon mit einem leicht zornigen Unterton.

Horasius war ziemlich wütend auf John. Dieser um 2 Jahre ältere Bastard hatte es doch tatsächlich gewagt, seine Mutter als "stinkende Hure" zu bezeichnen.
"Das nimmst du sofort zurück!" brüllte Horasius ihn an. Seine Fäuste ballten sich, worauf seine Knöchel weiß wurden.
"Was? Dass ich deine Mutter als stinkende Hure bezeichnet habe?", lachte John spöttisch.
Tränen der Wut kullerten über Horasius' Wange. "Du... du verdammter Idiot!" Er wusste nichts mehr zu sagen. Die Wut vertrieb alle anderen Gedanken.
"Haha, jetzt sieh dich doch mal an! Du fängst ja schon an zu heulen!"
Es war genug! Mit einem Gemisch aus Geschrei und Geweine rannte der Junge auf John zu. Dieser machte einfach einen Schritt zur Seite und stellte ihm ein Bein. Horasius stolperte und fiel volle Länge hin. John packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich heran.
"Jetzt hör mir mal gut zu: Ich habe weitaus bessres zu tun, als mich mit einem Schwächling wie dir herumzuprügeln!" Er drückte Horasius' Gesicht in eine Pfütze, worauf ein Unterdrückter Schrei herauskam. John krallte seine Hand in die Haare des durchnässten Jungen und zog seinen Kopf wieder aus dem dreckigen Nass. Der Junge japste und spuckte ein wenig Wasser. John ließ ihn los und schritt wieder in die Stadt zurück, als wäre nichts gewesen.
"Verdammter... Bastard!" keuchte Horasius.

Als er eine halbe Stunde später nass bis auf die Haut Zuhause ankam, wartete sein Vater bereits am Küchentisch auf ihn.
"Wo bist du gewesen?"
"Ich... ich war... nirgendwo."
"Soso... Nirgendwo. Für 'Nirgendwo' bist du aber ziemlich nass, Junge."
"Jaaa... nagut: Ich war mit meinen Freunden auf der Hauptstraße, spielen"
"Aha. Und, was denkst du, wann solltest du Zuhause sein?"
Horasius blickte beschämt zu Boden. Er sagte nichts.
"Du weißt, was ich gesagt habe, was passiert wenn du nochmal deiner Mutter und mir Sorgen machen solltest."
Stumm blickte Horasius in die Leere. Dann stand sein Vater auf, nahm seinen Gürtel ab und kam auf Horasius zu...

Ungefähr 10 Jahre später:
Horasius war zu einem gutaussehenden, jungen Mann herangereift, er war in der Blüte seiner Jugend. Das Spielen mit seinen Kameraden von einst hatte er längst aufgegeben, nicht einmal mehr ihre Namen blieben in seiner Erinnerung.
Seine Blicke schweiften über das Feld. Es war auf dieser Seite menschenleer.
Im Alter von 16 Götterläufen hatte er sich an die königliche Kriegerakademie zu Stormwind eingeschrieben, woher seine Eltern das Geld hatten, war ihm stets suspekt erschienen.
Trommeln.
Dort hatte er alles gelernt, was er heute wusste. Er lernte die hohe Kunst der Arithmetik, des Schreibens, und natürlich, wie man Krieg zu führen hatte.
So wie heute.
Seine Gedanken schweiften kurz wieder ab in die Vergangenheit. Er erinnerte sich an jenen Tag zurück, an dem ihn sein Vater das erste Mal mit dem Gürtel strafte. Im Laufe der Jahre häuften sich diese "Erziehungsmaßnahmen", wie er es nannte. Dann griff er zum Alkohol, fing an, jede Stunde seines tristen Daseins zusammen mit einer Flasche billigsten Hollunderweines zu verbringen.
Das Auftreten tausender Füße gleichzeitig.
Sein Vater hatte sogar begonnen, seine eigene Frau zu schlagen. Jeden Abend hörte Horasius ihr Schluchzen, wenn sein Vater ihr mal wieder Mores lehrte. 'Du wirst mich schon wieder respektieren, du dreckiges Miststück', hatte zu ihr gesagt, als sie einmal ein wenig zu spät von der Arbeit nach Hause kam.
Erste Aufschreie hinter ihm. Er beachtete sie nicht.
Seine Schwester starb vor 8 Jahren. Lungenentzündung. Zuerst fing es mit einem harmlosen Husten an, welcher sich binnen kurzer Zeit in ein ununterbrochenes Röcheln und verzweifeltes Luftholen steigerte. Irgendwann war sie einfach nicht mehr aufgewacht. 'Das Fieber' hatte der Arzt gesagt. Das war eine der wenigen Stunden, in denen Horasius sich schutzlos und ohne Beistand gesehen hatte.
Doch heute würde er die Gefühle einfach herunterschlucken. Er würde sich voll und ganz seiner Sache hingeben, wie er es einst vor Lord Uther geschworen hatte!
Er drehte sich um. Hinter dem Hügel, auf dem er auf seinem Pferd saß, hatte sich der ganze Stolz der kleinen Reichs-Stadt Darkholt versammelt. Und er war der General dieser kleinen Streitmacht. Nicht mehr als 300 Landsknechte, Bauern und Büttel werden es gewesen sein. Nicht einmal Kavallerie gab es. Sie waren weniger als ein Drittel des Feindes.
Dann sah er den Feind. Hunderte und Aberhunderte von Skeletten, Ghulen und Zombies hatten sich zu einer einzigen, gewaltigen Schlachtreihe aufgestellt.
Traurig blickte er in die Augen derer, die heute seine Gefährten sein würden. Die pure Angst sprach aus ihren Gesichtern, die Panik aus ihren Augen.
Dann ritt er an den Trupps vorbei.
"Heute kämpfen wir! Und wir kämpfen nicht für Geld wie die Söldner, oder um unseren Blutdurst zu stillen, wie diese Grünen Bastarde. WIR, wir kämpfen für das Vaterland, für die Ehre, UND FÜR DIE FREIHEIT! Und wir werden nicht nachgeben, bis der lebende Tod uns geholt hat, oder die Maden sich an unseren Körpern satt gegessen haben, denn WIR, wir sind die wahren Schmiede dieses Landes. Nicht die hochmütigen Adligen oder die Politiker, die in diesem moment bei ihrem Weib und ihren Kindern sind! WIR SIND ES, wir ganz allein! SO FRAGE ICH EUCH, FREUNDE UND GEFÄHRTEN: WERDET IHR KÄMPFEN?"
Wie aus einem Munde ertönte ein 'JAAA', wie es nur die Stimme des Mutes sein konnte.
"VORWÄRTS!", brüllte Hosarius, der vom Pferd abgestiegen war und sich zu Fuß in die Reihen der Soldaten eingegliedert hatte. Hier würde er sterben, hier und heute. Doch wenigstens war er für die Freiheit gestorben!
Die Armee marschierte vorwärts, feurig klopften die Soldaten mit ihren Waffen auf Schilde und Rüstungen.
Auf der anderen Seite des Feldes marschierten die Untoten unbeirrt weiter. Still, als ob selbst die Vögel vor dem nackten Tod geflohen wären, durchbrach nur das rhytmische Klopfen von Metall auf Metall die Stille.
50 Schritt vor dem Heer der Willenlosen schrie Horasius aus voller Kehle:
"FÜR DIE GÖTTER!" worauf unter lautem Gebrüll die Landsknechte die Waffen erhoben und sich ihrer Angst stellten.

Sekunden später prallten die beiden Heere aufeinander.
Horasius selbst erschlug mit einem Hieb seines Schwertes einen Ghul, doch kaum war dieser zu Boden gegangen trat schon der nächste Gegner an seine Stelle.
Zu seiner Linken focht gerade ein Junge, vielleicht 15, mit einem Skellet. Ohne auch nur einen Kratzer angerichtet zu haben, starb der Knabe mit aufgeschnittenem Leib.
Rechts neben ihm kämpfte ein älterer Mann mit 3 Untoten gleichzeitig, und er schaffte es sogar, zwei der Zombies in die Niederhöllen fahren zu lassen. Doch mit einem Schlag des Hammers, den der verbliene Leichnam trug, ging der Mann bewusstlos zu Boden.
Es war ein jämmerliches Gemetzel.
Beihnahe die Hälfte der menschlichen Armee war bereits getötet, zerstückelt und aufgeschlitzt worden, als die Armee der Toten sich nicht mehr bewegte.
Vor Horasius teilte sich der Feind, und durch den so entstandenen Gang trat eine Gestalt.
Sie war schaurig anzusehen, denn überall an dem blutroten Gewand hingen Schädel, Knochen und abgetrennte Finger. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, konnte man nur erahnen, dass diese Gestalt ein Mensch war. In der Linken hielten seine knochigen, dürren Finger ein Buch umklammert.
Nun erhob der Magier die Rechte zum Himmel.
Er sprach Worte in einer Sprache, die Horasius völlig unbekannt war, ihm aber bei jedem Satzteil den Schrecken durch den Körper fahren ließ.
Niemand, weder Untoter noch Lebender, rührte sich.
Plötzlich fuhren aus den Fingern des Alten grüne Schleier, bahnten sih ihren Weg zwischen die Toten.
Als der Beschwörer sein ketzerisches Ritual beendet hatte, herrschte Stille. Niemand wagte es, ein Wort zu sprechen. Wie versteinert stand Horasius da, als der Leichnam des eben verstorbenen Jungen unter Zuckungen wand. Die Augen weit aufgerissen, erhob sich der Junge.
Dasselbe geschah überall zwischen den Reihen der Menschen, und Horasius konnte die Schreie seiner verängstigten Kameraden hören.
Da löste sich die Starre, in der sich die Verbliebenen befanden.
Brüllend hackte sich Horasius seinen Weg durch die Untoten, die sich immer noch nicht wehrten, auf den Nekromanten zu. Wenige Schritte von diesem entfernt kam wieder Bewegung in den unheiligen Mob. Horasius sah sich von Hunderten von Untoten umzingelt, die ihn aus ihren Toten Augen anstarrten. Der Totenbeschwörer grinste, als seine Hand auf den General der Menschen zeigte. Unverständliche Worte murmelnd, flog ein Strahl schwarzer Energie durch Horasius.
Schreiend und wimmelnd ging er zu Boden.
Um ihn herum wurde es dunkel.

Als er wieder erwachte, fand er sich in einem gemütlichen Himmelbett wieder. Die weiche Daunendecke streichelte seinen in Bandagen gehüllten Körper, und der sinnliche Duft von Geruchskerzen drang ihm in die Nase.
"So bist du also aufgewacht."
Erschrocken blickte sich Horasius um, und erst jetzt sah er den jungen Mann, der neben seinem Nachtlager auf einem Stuhl saß.
"Wo... wo bin ich?", stammelte Horasius.
"In Stormwind, in einem Haus der Heilung."
Horasius rieb sich verschlafen die Augen.
"Und wie bin ich hierhergekommen?"
"Ich habe dich hierhergeholt. Zehn Untote hatten sich über dich gebeugt, um dich in ihre Reihen aufzunehmen. Da habe ich dich mit Magie hierhergeholt."
"Was? Ihr... Ihr habt mich hergeholt? Mit Magie? Was ist mit meinen Männern? Haben sie überlebt?"
Verbittert blickte der Fremde zu Boden. "Kein einziger konnte dem Leben im Tode entkommen. Um gleich deine nächste Frage zu beantworten: Mein Name ist Farwin, Farwin der Widerspänstige."
Verdutzt schaute Horasius Farwin in die Augen.
"Warum habt ihr das getan?"
"Nun, sagen wir es einmal so: Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann. Wem könnte ich schon besser vertrauen, der in meiner Schuld steht? Außerdem kenne ich dich, Horasius, vielleicht besser als du selbst. Doch nun solltest du schlafen, du bist noch zu unausgeruht."
"Nein, ich muss..."
Mit einer Geste Farwins fiel Horasius in einen tiefen, festen Schlaf.


So, das war's fürs erste... Über Lob/Kritik/Anregungen würde ich mich sehr freuen!

Mfg, Kantus
 
Zurück
Oben Unten