Lesen/Handwerksarbeiten/etc. während des Spielens

K

Kaffeebecher

Guest
Erkläre das bitte näher, ich hab da jetzt ein falsches Bild im Kopf (glaub ich).
Da der Beschreibungs-Thread abgleitet.
http://www.blutschwerter.de/f91-run...-macht-eine-gute-beschreibung-aus-seite4.html

In einer Runde waren es Kettenhemdringe und diesmal war es Stricken, wobei ich mir von 2 der 4 Spieler anhören durfte, dass es sie nerve und mir ging es auch auf den Senkel.
Man spricht den SC an - Blick nach unten und es wird gestrickt. Es wird zwar geantwortet, aber es irritiert, weil ich im ersten Moment nicht weiß, ob es ankommt.
Man beschreibt eine Situation - Blick nach unten und es wird gestrickt. Ich weiß erstmal nicht, ob die Beschreibung ankommt und richtig verstanden wurde. Nachfragen kommen dann auch selten.

Solche Dinge, wie auch das Lesen eines Buches während des Spiels (mäßiges Blättern im Regelwerk kann ich noch eher mit leben, weil es zum Spiel gehört und so eventuelle Fragen an mich, die ich vielleicht auch erst nachschlagen muss, im Vorfeld beantwortet werden.) irritieren mich als SL, genauso wie ich in einer Unterhaltung irritiert bin, bei der die andere Person gebannt auf den Fernseher starrt.

Als SL und somit derjenige, der die meiste Arbeit und die größte Verantwortung hat (meist ist es der SL, der die Runde plant und organisiert), sehe ich es als Pflicht und Schuldigkeit des Spielers an, dass ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit habe, wenn Szenen gespielt werden, in denen sein SC anwesend ist. Jemand, der am Tisch liest und sonstige Handwerksarbeiten nachgeht, kann gar nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit dem SL schenken. Vielmehr zeigt er sogar durch ein solch unhöfliches Verhalten Desinteresse, weil das Buch oder seine Handwerksarbeit eher seines Blickes würdig ist als sein Gesprächspartner.

Wobei es nicht mal der Blick sein muss. Es reicht schon, den Oberkörper in Richtung des Gesprächspartners zu drehen und eine nachdenkliche Haltung anzunehmen (Hand ans Kinn - wie beim Nachdenken, Blick ins Leere). Aber Körper und Blick auf die Handarbeit oder Buch zu richten und nur etwas zu nicken, halte ich und 50% der Spieler meiner Runde für respektlos.
 
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Also mit Malen komm ich klar. Machen ja auch viele Leute beim Telefonieren und schränkt die Aufmerksamkeit wohl nicht maßgeblich ein. Zudem geht es ja in der Regel um Charakterzeichnungen.

Ich brauche also nicht unbedingt den Blick der Mitspieler auf mir. Wir spielen zudem in recht großer Runde (SL +7) und lange (auch schon mal 15 bis 3 Uhr). Wenn da mal einer wegpennt (wir arbeiten hart und sind nunmal alte Säcke), wird stumpf weitergespielt. :)
 
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Solange es um Dinge geht, die direkt mit dem eigenen Charakter zu tun haben (Charakter zeichnen, irgendetwas neu berechnen / nachschlagen) und der jeweilige Spieler momentan nicht aktiv ins Spielgeschehen eingreifen muss - kein Problem. Aber die im Eingangsbeitrag erwähnten Beispiele sollten nicht stattfinden.
 
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Als Spieler bin ich dazu übergegangen, alles Relevante für meinen Charakter rauszuschreiben, so ich Zugriff auf die Systembücher habe. Ich blättere zwar gerne in Regelwerken (besonders wenn ich sie zu Hause nur als PDF habe), aber mich stört es selbst, wenn ich Dinge nachschlagen muss und nicht gleich weiß, wo sie stehen.
Kampfregeln überlasse ich normalerweise dem Spielleiter - ich vergess die eh immer. Gerade sowas wie Shadowrun 3. Es sei denn, mein Charakter hat im Kampf die Möglichkeit, auf ne Spezialregel zurückzugreifen, da greift dann aber wieder das obige, zumindest in der Ausführung dass Buch und Seite auf dem Charakterblatt vermerkt sind.
Ich hab kein Problem damit, wenn ein Spieler in Büchern rumblättert, solange sie erstens zum Rollenspiel gehören und zweitens er nicht grade angespielt wird.

Wenn ich spielleite (was eher seltener vorkommt), dann sind es meist Systeme, zu denen eh niemand die Bücher hat. Die wenigsten spielen bei uns derzeit Changeling, Little Fears (first Edition) oder Plüsch, Power & Plunder. Dementsprechend hab ich meist für die Spieler die Grundregeln rausgeschrieben (wie läuft ein Kampf ab; wie würfelt man Proben; wie funktionieren Spezialproben, wenn sie jemand hat (Magie, Wum-uääh, Fear, etc.)), so dass die Bücher seltenst gebraucht werden sollten. Je nach Aufzug des Spielabends bzw. der Runde stehen die Bücher dann zur Verfügung oder nicht - allerdings nur, wenn ich den Spieler gerade nicht brauche. Wenn ich beschreibe, dann denke ich mir dabei etwas. Und dann will ich auch die Aufmerksamkeit.
Wer damit nicht klar kommt oder Grundsatzdiskussion anfangen möchte, dem kann ich nur sagen: "Da ist die Tür."

Ich selbst habe gemerkt, dass es bei gewissen Genres die Atmosphäre killt, wenn die Spieler nebenher was anderes tun, auch wenn sie grade nicht dran sind: Horrorszenarien (Cthulu/Lovecraft, Little Fears, etc.) oder Comedy (PP&P, Little Fears, etc.) hängen sehr stark von Empfindungen, äußeren Umständen oder Wortwitz bzw. spontanen Einwürfen ab - und diese leiden meist, wenn jemand nicht bei der Sache ist. Ich kenne sogar Spielleiter, gerade im Call of Cthulu Bereich, die halten die Bücher nach der Charaktererschaffung unter Verschluss, damit niemand auf die Idee kommt, doch mal nachblättern zu wollen; sollten sich wirklich Regelfragen aufwerfen, wird vom SL entschieden und gegebenenfalls später nachgelesen. Einfach damit sie die Spieler komplett in eine andere Welt entführen können. Und wer kann bei Kerzenschein schon vernünftig lesen und dann noch zuhören, wenn er die Schrift eh kaum entziffern kann?

Andererseits habe ich Systeme, die ich schon seit Jahren spiele, und in denen bestimmte Würfe traditionellerweise immer nachgeschlagen werden. Die sollte eigentlich mittlerweile jeder auswendig kennen, aber irgendwie ... und keiner notiert sich die. Aber da waren meine Spielleiter bisher immer ebenso schlau wie ihre Spieler und da es sie nicht störte, wurde das halt immer nachgeschlagen. Selbst wenn ein Spieler den Wurf richtig sagte, musste er erst verifiziert werden. Mindestens jeden zweiten Spielabend. Über Jahre hinweg. Funktioniert auch.

Sprich: Wenn der Spielleiter nix dagegen sagt, dass jemand etwas nebenher tut, oder die Bücher zur Verfügung stellt, dann ist nichts einzuwenden, solange man nicht gebraucht wird. Spricht sich der Spielleiter dagegen aus, dass sich jemand anderweitig beschäftigt, so sollte der Spieler das akzeptieren und keine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen. Zum einen hat er im Regelfall auch noch vor und nach der Spielrunde Zeit, sich das Wissen anzueignen oder zu Werken. Zum anderen schneidet er sich doch nur ins eigene Fleisch, denn er will doch spielen und nicht leiten. Und zum dritten ist es einfach der Respekt gegenüber einer Person, die für einen leitet - denn entweder hat sie sich lange vorbereitet oder saugt sich spontan etwas für einen aus den Fingern. Und wenn es Streit unter den Spielern deswegen gibt, dann liegt das letzte Wort ebenfalls beim Spielleiter.

Nachschlag:
Ich gehe davon aus, dass entsprechend dann die "Downtime" für einen Spieler möglichst gering ist. Wenn der Spielleiter sich 3/4 des Abends nur mit 1-2 Spielern beschäftigt und der Rest in die Röhre guckt, ist das im Regelfall kein guter Spielabend und kein guter Spiel- bzw. Leitstil.
 
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Möchte nur kurz einschieben, dass das natürlich beidseitig gelten sollte.
Auch als Spieler würde ich vom SL erwarten, dass er nicht nebenbei einen Origami-Kranich faltet während ich beschreibe, was mein SC macht. Allerdings hat der SL während einer Spielsitzung meist den mit Abstand stressigsten Job und er ist der Organisator, weshalb ich das eher unter "verbesserungswürdige Organisation" einordnen und nach der Sitzung ansprechen würde.

Als Spieler während der Sitzung etwas anderes zu tun finde ich einfach unhöflich. Wenn es in der Runde abgesprochen (bzw. allgemein so üblich) ist, ist es natürlich etwas anderes.
 
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störts mich sag ichs.

Ganz ehrlich, das meiste solcher probleme lässt sich doch letztlich mit etwas kommunikation und Grundrespekt lösen.
Für mich als SL gilt aber auch, dass ich sowas meist als störend empfinde, ich zeichnen aber abgewinnen kann dass es dann in den leerphasen nicht zu dummen kommentaren einlädt ;)
 
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Ich finde das generell nicht in Ordnung.
Es gibt drei Gründe für sowas:

1. Der Spieler hat nichts zu tun im Augenblick.
2. Der Spieler ist generell gelangweilt.
3. Was er nebenbei tut ist wichtiger als das Rollenspiel

2 und 3 heißen für mich, dass ein Gespräch angesagt ist. Entweder ist der Spielstil zu schlecht/anders für den Spieler oder er kann sich einfach nicht in die Runde einfügen. Wenn man das nicht lösen kann sollte er diese Runde verlassen.
1 würde das gleiche bedeuten, aber noch mehr den Verdacht darauf legen, dass der SL Mist baut oder schon vorher Kommunikationsprobleme da waren (SC Charakter passt nicht in die Runde oder so). Auch dann muss was geändert werden.

So etwas ist für mich immer ein Zeichen, dass entweder beim Spieler oder SL oder allgemein in der Runde was im argen ist. Manchmal fällts auch mir schwer, aber ansprechen sollte man es auf jedenfall.
 
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Zum Multitasking nochmal:

Bis zu nem gewissen Grad ist jeder Multitaskingfähig. Niemand spricht einem die Fähigkeit ab.
Allerdings ist es einfach so, dass die Verarbeitungsfähigkeit immer mehr leidet, je mehr Dinge man gleichzeitig tut (siehe Autofahren und Telefonieren) oder je intensiver man sich mit einer Sache beschäftigt (nachlesen einer Stelle in einem Fremdsprachigen Buch, wenn man einen Passus richtig verstehen will vs. Zuhören auf der Muttersprache). Da die meisten Menschen eher optisch als akustisch veranlagt sind, zieht das den Schluss nahe, dass im Zweifelsfall die Aufmerksamkeit unbewusst mehr beim buch liegt als beim Zuhören.
Rein aus diesem Schluss ist es einfach bei manchen Systemen ... ich sag mal "unvorteilhaft", weniger aufmerksam zuzuhören, da dort Gefühle nicht transportiert werden: Eingängigstes Beispiel ist und bleibt hier sicherlich der komplette Horrorbereich, der komplett nur darauf aufbaut, dass die Spieler den Horror, das mulmige Gefühl nachempfinden können.

Ansonsten sag ich einfach, dass Nachlesen, Zeichnen, Notizen machen von mir aus auch Häkeln in Downtimes ok ist, so der Spielleiter es nicht unterbindet (egal, ob es den Sl oder die anderen Spieler stört) - denn jeder hat irgendwann mal Momente, wo er einfach nix zu tun hat. Der Spieler sollte dann aber aber in der Lage sein, sofort zu reagieren, wenn er angesprochen wird. Ein "Moment, ich les' das grade fertig" ist imho (!) unangebracht.
Und ja, im Umkehrschluss sollte ein Spielleiter auch Interesse an Beschreibungen seiner Spieler zeigen, bzw. nicht während einer Inplay-Konfrontation das Regelbuch zücken, um irgendwas situations-unrelevantes nachzulesen, seine Strümpfe stopfen oder den nächsten Kuchen backen.
 
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Der Multitasker hat also Spaß und macht nebenbei etwas anderes?
Das ist einfach nur unhöflich.
Ich würde das ansprechen und sagen, dass ich das nicht gut finde.
Wenn er dann weitermacht weise ich den Weg zur Tür.
 
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Ah, ok ich hatte nach der ursprünglichen Formulierung was obszöneres vor Augen :)

Aber sich ein Kettenhemd basteln und stricken am Spieltisch is so unverschämt, das ist ja fast schon wieder cool.
Mit was wäre er/sie denn beim nächsten mal gekommen? Sich nebenbei ein Schwert zu schmieden?
 
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Wenn es in der Runde abgesprochen (bzw. allgemein so üblich) ist, ist es natürlich etwas anderes.

Bei uns ist das so mehr oder weniger der Fall.

Stricken/Häkeln find' ich beispielsweise in unserer Runde nicht so schlimm, weil die Spielerin, die es macht, trotzdem aufmerksam ist. Auch lesen macht mir generell nichts aus, wenn die Leute gerade nicht in die Szene involviert ist. Wenn es allerdings um eine Schlüsselszene oder ähnliches geht und die Beschreibung relativ wichtig ist, dann bitte ich auch um Aufmerksamkeit und erwarte, dass die Bücher kurz mal beiseite gelegt werden.

Einschlafen irritiert mich auch. Passiert gerne mal, wenn's spät bzw. früh wird. Wir sind ja alle keine 17 Jahre jung mehr, und ich hab' dafür generell schon Verständnis, aber das liegt eben auch hauptsächlich an der langjährigen Freundschaft und den Beziehungen zueinander. Bei anderen Menschen würde das vermutlich auf mich wirken, als ginge jemand einfach auf's Klo, während ich mit ihm/ihr rede.
 
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Also in unseren Runden ist es fast normal, dass während des RP's Warhammer 40k oder andere Figuren bemalt werden.
In Schlüsselszenen hört man aber dennoch auf wenn nötig :) Bei Einschlafen wenns nur gelegentlich ist - (man wird ja meist vl. 1x im Monat bei wöchentlichen Treffen noch vor 24 uhr am Tisch pennen) - wird er mitgeschleift. Schläft jemand nonstop und erwartet mitgenommen zu werden nö ^^ da wird der Char wo abgestellt und erwirkt auch keine EP durch "anwesenheit per schlafen" - viele dachten in runden dass wenn sie schlafen sie keinen schaden bekommen und dennoch ep :)
 
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Ah, ok ich hatte nach der ursprünglichen Formulierung was obszöneres vor Augen :)

Damit kann ich auch dienen:
Es ist schon einige Zeit her, da war ich in einer DSA-Runde, bei der eine Spielerin masturbiert hat im Wohnzimmer auf der Couch. Zum Glück unter der Decke, sonst wäre ich nicht bloß kurzsichtig, sondern blind.
 
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:ROFLMAO:

Vor allem DSA Spielerin ... da wärst du vermutlich blind und taub geworden. ;)
 
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Dieses Thema und die darin geschilderten Erfahrungen liefern wieder ein hervorragendes, werbewirksames Bild von Rollenspielern lassen mich vor Freude im Dreieck springen, daß ich anscheinend das Glück hatte, normale Menschen anzutreffen, mit denen ich mein Hobby betreiben kann. Ganz davon abgesehen, daß hier eine Menge Vorurteile, die ich gegen Rollenspieler hege, bestätigt wurden.

Und nun kann die Diskussion eröffnet werden, was "normal" bei Menschen ist.
 
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