Da es einigen wohl nicht möglich ist, ob meines Entsetzen hinsichtlich der Preisgestaltung, den Inhalt meines Beitrags zu erfassen einmal die unaufgeregte Variante.
Grundlage / "Foren"
Zunächst sollte man sich betrachten was die
Handy Games ist respektive was sie dort tun.
Bei dem Unternehmen handelt es sich wohl um einen erfolgreichen Produzenten von Handyspielen. Das heißt sie haben einen
YouTube Kanal mit 29.040 Abonnenten (vgl. Ulisses Spiele 3.864). Sowie etwas über einem Dutzend Handyspiele.
Das erste Angebot von 19,90€ p.P. richtet sich an Schüler sowie Studenten und stellt quasi einen flexiblen (halber) Tag der offenen Tür (2 Stunden) dar. Das kann man wohl machen, wobei ich persönlich es ein wenig merkwürdig finde. Entspricht das Angebot doch weniger etwas handfesten, als mehr so dem Einführungsvortrag wenn man bei einer Firma anfängt. Als ich noch jung war gab es so etwas entweder kostenlos, während eines Tags der offenen Tür, oder im Rahmen einer entsprechenden Messe (IHK, Cebit etc.)
Das zweite Angebot für 99€ p.P. richtet sich an die gleiche Gruppe und ist ein "voller" Tag der offenen Tür (6 Stunden). Inklusive einer etwas ausführlicheren Firmen-Führung sowie der Möglichkeit sich am Beta-Test zu beteiligen. Für mich beginnt hierbei der Punkt wo ich ernsthaft irritiert bin. Normalerweise bezahlt man Tester in der Branche und es irritiert mich das Schüler den Einblick, der deutlich geringer ist als ein Praktikum, mit einem Hunderter bezahlen sollen.
Das dritte Angebot für 399€ p.P. richtet sich wohl an Berufseinsteiger und bietet Einblicke in das Feld inklusive dem erstellen eines Spiele-Prototypen. Hierbei verfällt - für mich - jeglicher Charm und es erweckt den Eindruck als ob man Praktikanten nun auch noch für das Praktikum bezahlen lässt.
Unter dem Strich nutzt, aus meiner Sicht, Handy Games die Verzweiflung von Berufsanfängern aus, sowie die Überforderung von Schulen, um daraus Profit zu schlagen. Die vermittelten Inhalte dürften sich andersweitig kostengünstiger, nach meiner Einschätzung, besser erarbeiten lassen. Die Idee den Tag der offenen Tür derart zu kommerzialisieren widerspricht meiner Erfahrung hinsichtlich des Berufseinsteig. Was das Training betrifft ... für 400€ bekommt man in Bezug auf viele Themen schon einen ordentlichen Kurs. Es erscheint mir auch nur seeehr bedingt als Networking-Veranstaltung geeignet.
Zum Vergleich möchte ich hierbei einmal das
SAS Forum anführen.
Hier bekommt man ein Forum mit verschiedenen Workshops sowie Vorträgen von SAS Entwicklern unterschiedlicher Firmen geboten.
Dabei kann man ausgezeichnete Kontakte zu Leuten aus verschiedenen Branchen knüpfen und es gibt einen Wissensaustausch. Die Teilnehmer werden vor Ort, über die Dauer des Forums, verpflegt und es gibt eine Abendunterhaltung. Zumindest gab es das in Belgien. Das ganze kostet für normale Teilnehmer 380€ und ist für Studenten
kostenlos. Obwohl es sich besser im Resumé macht und für das Unternehmen deutlich teurer ist.
In Bezug auf Rollenspiele ergibt es in der Form keinen Sinn weil den Unternehmen dafür die Größe fehlt und es sich kaum als Berufschancen fördernd etablieren lässt. Nicht nur auf Grund der Größe sondern auch dahingehend das Verlags-Wesen ein recht klassisches Feld ist wo man kaum mit Neuigkeiten, die sich im Rahmen eines solchen Tages/Forum geboten werden, herausgefordert wird.
Tag der offenen Tür
Aktuell ist es durchaus so das sich Verlage wie
Ulisses Spiele aber auch
Pegasus Spiele durchaus mit einem Tag der offenen Tür engagieren.
Kostenlos, als Werbung für das Unternehmen wie die Stadt als entgegenkommen an die Rollenspiel-Szene.
Ich sehe nicht was dadurch gewonnen werden sollte, wenn der Tag der offenen Tür die Teilnehmer nahezu 500€ kostet oder auch nur wenn man eine Hürde von 20€ errichtet.
Werkbesichtigungen
Wie bereits erwähnt gibt es durchaus kostenpflichtige Werkbesichtigungen.
Hier wurden bereits Brauereien erwähnt welche das Anbieten. Ich persönlich habe diese vor allem in den USA kennengelernt wo ich in der
Tabasco Fabrik sowie dem
Houston Space Center gewesen bin und
CNN hätte besichtigen können.
Die Hauptpunkte weshalb man es bezahlt sind riesige, eindrucksvolle Dinge - in Houston kann man echte Raketen ansehen und einen Mondstein streicheln. Auf Avery Island kann man den Tabasco Schaffensprozess bewundern. Bei CNN kann man wohl gucken wie eins der größten Nachrichtenunternehmen arbeiten - sowie ggf. das man Helden bei der Arbeit zu schaut - außer vielleicht die Leuts in der Tabasco Fabrik, die taten mir eher Leid - und ggf. noch Andenken mitkriegt.
Das ganze kann man in der Regel für unter $25 besichtigen, wenn man einen CityPass nimmt teils für unter $20, CNN kostet in der teuersten Variante $15.
Was meines Erachtens ein mittelgroßes Handyspiele Unternehmen um Meilen schlägt, gerade wenn man berücksichtigt das man sowohl in der Tabasco Fabrik als auch im SpaceCenter länger bleiben kann. Ein recht kleiner Verlag im Rollenspielbereich vergleicht sich damit nicht ansatzweise, meines Erachtens. Das ist als würde man CNN sehen wollen und bekäme dann das The Atlanta Journal-Constitution. Nett aber komplett an jeden Erwartungen vorbei und außerhalb des Preis-/Leistung verhältnis.
Fachtagungen / Wissens-Konferenzen / Workshops
Diese gibt es im Rollenspiel Bereich durchaus, zumindest was LARP angeht.
Man hat hier
Knutepunkt,
Living Games Conference,
Ropecon,
Larp Design Conference oder auch
Mittelpunkt bzw.
LARPcom.
Es gibt da auch koordinierte Unterrichts-Veranstaltungen wie
Larpwriter Summerschool. Was nur ein Bruchteil der Veranstaltungen sind.
Die Veranstaltung umfassen in der Regel mehr als einen Tag, bieten den Teilnehmern Essen wie Unterkunft und das mitunter für deutlich unter den 100€ welche Handy Games für ihre 6-Stunden Aktion veranschlagt. Bei den Deutschen liegt Mittelpunkt bei etwa 50€ sowie die LARPcom bei etwa 85€ - inklusive Bett und grundlegender Verpflegung.
Das ganze hat den Bonus nicht nur an einen Verlag gebunden zu sein.
Luxus Conventions
Aktuell gibt es in Deutschland zwei größere Luxus Conventions die anstehen.
Das
Kaiser Raul Konvent von Ulisses Spiele sowie
World of Darkness Berlin von White Wolf / PDA.
Das Kaiser Raul Konvent erstreckt sich über drei Tage und bietet den Gästen ein Zimmer in einem vier Sterne Hotel sowie Rundumverpflegung.
Hierfür muss der Teilnehmer für den Luxus eines Einzelzimmer 329€ bezahlen. Das heißt knapp 109,70€ pro Tag. Das ganze findet in der Rhein/Main Metropole Frankfurt statt.
Das World of Darkness Berlin erstreckt sich über vier Tage und Gäste müssen sich sowohl selbst unterbringen als auch verpflegen.
Wenn man nur den Grundpreis nimmt bezahlt man 150€ für die Eintrittskarte, wenn man beide LARPs plus Party dazu nimmt 320€. Das ganze findet in der Haupstadt Deutschlands statt.
Womit man bei beiden Veranstaltungen weniger bezahlt als beim zweiten Angebot von Handy Games und wesentlich weniger als bei anderen Vorstellungen.
Urlaub
Ich habe, wie bereits erwähnt, eine Amerika Reise gemacht mit Aufenthalt in Houston.
Dort habe ich,
wegen einer Concierge Empfehlung, versehentlich
in einem Luxus Restaurant gegessen, im Hotel geschlafen und
war am Tag drauf zum Space Center der NASA. Wenn ich versuche das ganze aus meinen Reisekosten rauszurechnen komme ich auf etwa $250 [$120 Hotel, $100 Essen, $30 NASA] und habe dafür echt geschlemmt, Raumschiffe & Raketen gesehen, den Mond bekrabbelt und noch eine echt fette Ladung Kunst zu sehen bekommen. Auf ggf. $300 wenn ich betrachte was ich so aus dem Space Center an Merchandise / Geschenken schleppte.
Wenn ich das mit zwei Tagen Waldems für 500€ vergleiche, dann würde ich dem Reiseveranstalter der mir Waldems empfiehlt für unredlich halten.
Für den Betrag könnte ich mir ein Luxus-Wochenende in einer beliebigen europäischen Stadt machen - inklusive Anreise.
Fazit
Basierend darauf entbehrt es für mich jeglicher, vernünftig zu erschließender Grundlage einen Preis in den Raum zu stellen der hinsichtlich des Vergleich gegen jedes andere Angebot abfällt. Wobei, der Argumentation nach, nicht etwa die Schaffung eines attraktiven Angebot und Unterhaltung für Rollenspieler im Vordergrund steht, sondern der überhöhte Preis. Es passt noch nicht einmal als Luxus Urlaub.
Im Angesichts der bestehenden Angebote im Rollenspiel Bereich scheint mir der Ansatz auch bestehenden Bemühungen von Rollenspielern sowie Verlagen im Weg zu stehen.
Das heißt es ist meines Erachtens, angesichts des Engagment, der Veranstaltungen und den Angebot, gegenüber den Personen moralisch verwerflich, offenbar inspiriert von einer imho nicht ganz angemessenen Aktion von Handy Games, dort ohne sich mal informiert zu haben nachzukarren. Mit einem Angebot gegenüber dem die Aktion von Handy Games verblasst.
Das mit einem bewusst überzogenen Preis dann versucht wird eine Akzeptanz für andere, halt etwas kleinere, Wucherpreise zu schaffen halte ich für noch verwerflicher.
Ebenso den Zug zu versuchen mit dem Verweis auf nicht genannte Conventions, das heißt Rauchbomben, zu arbeiten.