kontemporäre Regionalbezüge - hui oder pfui?

Skar

Dr. Spiele
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Ihr kennt das. Der Münster-Tatort, der regionale Krimiroman oder Quellenbücher zu bestimmten Regionen.

Gerade bei kontemporären Settings oder solchen, die auf kontemporäre Verhältnisse Bezug nehmen (zB Shadowrun) gibt es häufig Quellenbücher zu bestimmten Regionen und Städten.

Seht ihr das als besondere Chance an? Kaufen das mehr Leute, eben weil sie ihre Ortskenntnisse im Spiel verwerten können (und dadurch vielleicht eine höhere Bindung an das Spiel aufgebaut wird)? Oder brechen diese Kunden auf der anderen Seite bei den nichtregionalen Kunden wieder weg?

Und wäre es eine besondere Chance diese Regionalbezüge nicht erst in Folgeprodukten (hier: Quellenbücher) zu schaffen, sondern direkt als Ausgangsprodukt? Sagen wir ein Rhein-Ruhr-Rollenspiel (fantastisch/nichtmundan versteht sich).
 
AW: kontemporäre Regionalbezüge - hui oder pfui?

Bei "Rhein-Ruhr-Rollenspiel" kommt mir irgenwie Degensys hoch.


Das deutsche Call of Cthulhu geht doch in die Richtung. Die Quellenbände unterscheiden sich deutlich von ihren Chaotisem Vettern, und Regionales Collorid wird da in einem Maß in die Abenteuer eingebunden wie in keinem Anderen Spiel.
Ob sich jetzt ein besondere "Regionaler Einschlag" auf der Regelebene bemerkbar machen würde halte ich für fraglich.
Es sei denn es kommt ein Spiel raus bei denen Kölner Charaktere einen Bonus gegen Düsseldorfer Charaktere bekommen... DAS würde ich dann auch spielen !
 
AW: kontemporäre Regionalbezüge - hui oder pfui?

Bei "Rhein-Ruhr-Rollenspiel" kommt mir irgenwie Degensys hoch.
Rhein-Ruhr hab ich nur erwähnt, weil das das größte deutsche Ballungsgebiet ist.

Wie gesagt Romane und Fernsehfilme nutzen das, um mehr Absatz zu finden. Möglicherweise könnte das ein Spiel (Rollenspiel) ja auch.
 
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Die Frage ist da glaube ich, wie regional darf es denn sein um noch rentabel zu sein. Zu enge Grenzen verkleinern auch den potentiellen Käuferkreis. Die Münster Krimis funktionieren nicht alleine so gut weil sie in Münster spielen sondern weil es gute Krimis mit einer schönen Stadt als Kulisse sind. Klar, für Münsteraner sind sie was besonderes, aber die allein gäben eine zu geringe Einschaltquote.

Cthulhu ist in Deutschland immer ein besonderer Fall gewesen, daher das Quellenbuch zu Land und Hauptstadt sowie etliche Abenteuer.´Die Sachen mit noch engeren regionalen Bezügen werden aber praktisch nur in einzelnen Abenteuern oder in der CW auftauchen, für den großen Markt sind sie zu speziell.
Für Shadowrun sehe ich das eigentlich ganz ähnlich. Einige Schwerpunktregionen in Deutschland sind beschrieben, der Rest wäre wenig rentabel.
 
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Ein Sourcebook über eine Stadt/Ort/Land mit kontemporären Bezügen nennt sich Stadt- oder Reiseführer. ;)

Neben den von Tobrise angesprochenen Problemem sehe ich noch weitere.
Was soll in so einem Regionalband alles stehen? Wie willst du damit ein ganzes Buch füllen? Was steht darin, was man nicht in einem Reiseführer findet. Für Urban Fantasy im Ruhrgebiet brauche ich einen Reise- oder Städteführer, ein Buch mit lokalen Legenden, Sagen, etc. (oder entsprechende Internetrecherchen) sowie ein Rollenspielsystem.

Was ich mir gut vorstellen könnte wäre ein Buch "Urban Fantasy Legenden quer durch Deutschland" Einzelne regionale Legenden, Sagen, Begebenheiten etc werden vorgestellt und fürs Rollenspielsystem aufbereitet. Durch die vielen Orte besteht die Chance, dass mehr Leser mit ihren jeweiligen Orten angesprochen werden und das Buch kaufen.
 
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Was soll in so einem Regionalband alles stehen? Wie willst du damit ein ganzes Buch füllen? Was steht darin, was man nicht in einem Reiseführer findet. Für Urban Fantasy im Ruhrgebiet brauche ich einen Reise- oder Städteführer, ein Buch mit lokalen Legenden, Sagen, etc. (oder entsprechende Internetrecherchen) sowie ein Rollenspielsystem.

Ich hab mal bei einem Vampire SL gespielt der Freiburg als Ort der Handlung gewählt hat. Ganz ehrlich... sicher man konnte es sich besser vorstellen.. aber es war so Lächerlich als sich der Kaufhof als Fassade einer Ventrue Verschwörung entpuppte und das "Crash" (Gothic/Metal Disco) zum Elysium mutierte. Da trifft dann die Fantasiewelt ganz hart mit der Realität zusammen und meines erachtens verliert die Fantasie in dem Punkt... oder endet zumindest so schwer deformiert das es schwer fällt sie noch anzusehen.

Sich vorzustellen wie die nette Blonde an der Bar vom Crash, damals, auf einmal eine 150 Jährige Toreador sein sollte... die Vorstellung ließ sich einfach nur mit den Erfahrungen die ich als, damaliger Stammgast, mit ihr Gemacht habe. Sicher ich wusste gleich von wem der SL sprach und hatte ein Bild vor Augen... aber mir dann vorzustellen das jemand, der etwa so viel lebenserfahrung wie man selbst hat, auf einmal ein 150 jähriger Vampir sein soll... (und zugegeber maßen ein bisschen ne Flitschbirne war), das war dann doch etwas arg abgehoben.

Ähnlich abgehoben war es diverse Lokations, in denen man unzählige Male war oder an denen man vorbei gelaufen ist... diese sich als Orte Mystischer Macht vorzustellen... naja... Nee danke.

Was ich mir gut vorstellen könnte wäre ein Buch "Urban Fantasy Legenden quer durch Deutschland" Einzelne regionale Legenden, Sagen, Begebenheiten etc werden vorgestellt und fürs Rollenspielsystem aufbereitet. Durch die vielen Orte besteht die Chance, dass mehr Leser mit ihren jeweiligen Orten angesprochen werden und das Buch kaufen.

Dann aber eher Setting unspezifisch. Vielleicht als Übergreifendes Werk bei dem man einige der Urban Fantasies und Sagengestalten die abseits der Gebrüder Grimm existieren eingeht und einige Ideen für verschiedene Settings anbietet. Vielleicht Fantasy, Horror und SF als Grundlegende Settings. Spezifischer auf das Setting anpassen kann man es im Nachhinein als SL immer noch.

Ob der Blutschink nun in der SF grundlage ein Mutant oder ein HMHVV Monster ist, spielt meines erachtens nun weniger einen großen Unterschied als vielleicht ein paar "generische" Abenteuer Ideen über den Blutschink und wie er die Umgebung in Angst und Schrecken versetzt.
 
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Ich sehe da ähnliche Probleme, wie Vision. Zuviel RL-Wissen kann da die Fiction teilweise eher behindern, statt sie zu fördern. Deshalb bevorzuge ich in kontemporären Settings auch Orte, die wenig mit meinem Erfahrungsschatz zu tun haben. Bzw. wennmman keine Wahl hat (zB Vampire Life, wofür ich ungern jedesmal ins Ausland gefahren wäre ;) ) dann definiert mal reale Orte einfach großzügig um. Nein, die Vampire hielten den wöchenlichen Domänenabend nicht im Marburger Jugendtreff ab, das war bitteschön ein Anwesen draußen auf'm Land oder irgendein anderer ... wichtiger Ort. ^^
Ich hab nicht das Bedürfnis, IP dieselben Leute zu treffen/zu erleben, wie in der echten Welt. Da wäre mir der vermeindliche Detailgrad dann doch zu hoch.
 
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Ich spiele Rollenspiele, um mich an FREMDEN Orten, in FREMDEN Welten zu tummeln. - Ich will garantiert NICHT meine Alltagswelt (der Dunkelheit - oder - in den Schatten - oder - was auch immer....) vorgesetzt bekommen!

Was OK ist: Fremde Länder, die man im hiesigen Spiel eh nur als KLISCHEES verwendet. Ob CSI-Miami oder Portland bei Nameless Streets, ob Cardiff bei Savage Torchwood, ob jede x-beliebige Stätte mit möglichen mythologischen Artefakten bzw. Museen, in denen diese zu finden sind, bei Promythos - alles KLISCHEE-Orte! Kulissen für die Abenteuerhandlung!

Wenn es Rollenspielprodukte gibt, die in Gegenden angesiedelt sind, die ich sehr gut kenne, dann ist die Chance eher gegeben, daß ich sie NICHT MEHR GLAUBWÜRDIG GENUG empfinde, um dort noch spielen zu wollen. - Beispiel: Um Ulm herum für das deutsche Cthulhu. Ein GROTTENSCHLECHTER Band, in dem ich das "Ländle" nicht wiedererkannt habe. (So mies, als wenn ein texanischer Hinterwäldler aus "New Ulm, TX" das Buch geschrieben hätte!) - So etwas finde ich daher eher unbefriedigend.

Reizvoll sind für mich mehr EXOTISCHE, NEUE, KLISCHEE-artige Schauplätze, da Rollenspiel von Klischees lebt und NICHT von Liegenschaftskatasterauszügen der Flurbereinigungsbehörden!
 
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Ich gehe ja bekanntlich gerne etwas anders an solche Überlegungen heran und nähere mich von Seiten einer Marktbetrachtung, der das Verbreiten von Rollenspielen Spielen mit Rollenspielaspekten zugrunde liegt.

(Nein über diese Herangehensweise brauchen wir jetzt nicht zu streiten.)

Als Grundannahme hatte ich hier gesetzt, dass Rollenspiel sehr fesselnd ist und ich das bei den Neukonsumenten auch erreichen will. Zu erreichen wäre sowas zum Beispiel durch teasernde Inhalte des Spiels, die man im gesamten Alltag immer wieder problemlos gedanklich aufgreifen kann.
Damit möchte ich von vornherein dem entgegenwirken, dass man sich erst zeitlich und örtlich auf das Spiel einlassen muss, um gefesselt zu werden.

Greife ich zum Beispiel Regionalbezüge auf und lege so etwas wie die WoD oder UA - oder einfach eine höhere Vebrechensrate oder eine Art (Welt)verschwörung - darüber, dann kann der kurz geteaserte Konsument diese Ansätze beim Blick aus dem Bürofenster, in der Fahrt mit der U-Bahn oder beim Nachrichtenschauen aufnehmen und weiterspinnen, sich also weiter auf das Spiel einlassen und sich damit identifizieren.

Nehmen wir einfach mal die Verschwörungstheorien. Wenn ich sage, dass es nie eine Steuersünder-CD gegeben hat, sondern das nur ein von langer Hand geplantes Mittel der Bundesregierung war, um Steuerbetrug-Selbstanzeigen zu erreichen, dann ist das ein Inhalt, den ich sogar recht freimütig mit meinen Bürokollegen teilen könnte - im besten Fall ist das dann schon ein Multiplikator für mein Spiel.

Ich gehe ferner davon aus, dass das Bedürfnis zum Eskapismus bei einer sehr großen Zahl an Menschen vorhanden ist - bzw geweckt werden kann.

Es ließe sich also eine gewisse inhaltliche Strategie formulieren:
* kurze wirksame Teaserinhalte
* regionale oder kontemporäre Bezüge, geeignet zum jederzeitigen gedanklichen Aufgreifen
* sozialverträgliche Thematiken zur schnellen Verbreitung nutzen (bei der Zielgruppe "Schüler" sähe das dann sicher anders aus als bei einer Zielgruppe um 30 Jahre)

Interesse darüber zu reden? :)
 
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Skar der Ansatz ist andersrum genauso gut.
Ich kann auch den Münsteraner mit Beschreibungen eines exotischen Spielortes in USA/Indien/whatever locken.
Wäre Lokalkolorit wirklich derartig wichtig, dann würde es VIEEEL mehr deutsche Serien/Filme geben anstatt der ganzen Importe.
Sicher haben die Amis mehr Geld für die Produktion (weil größerer Markt), aber wenn das hier keiner schauen wollte, dann würde man was eigenes machen.
Ich persönlich schaue VIEL VIEL VIEL lieber CSI Miami als "Spusi Nürnberg".

Sicher gibt es auch den Ansatz (der auch funktioniert!) durch Lokalkolorit Interesse zu schaffen. Allerdings wie oben bemerkt vor allem dann wenn auch wirklich unserer Welt ohne Magie, Cyberware oder Monster dargestellt wird. Desto mehr ich von diesen Fantasy Aspekten habe, desto mehr muss ich von der Vorlage abweichen (können). Die WoD hat da das größte Problem, es spielt heute, es bezieht sich auf echte Lokalitäten und siehe da die deutschen Regionalbände werden von der deutschen Community zerrissen (zu UA usw. kenne ich keine Quellenbände, aber ich schätze das ist dasselbe Problem). Shadowrun hat weniger Probleme. Es ist viel Zeit vergangen, noch existierende Örtlichkeiten können sich verändert haben und wenn wir eine neue brauchen ist das kein Problem.

Skar... kennst du das DFRPG? Würdest du wirklich in Glandorf/Münster spielen wollen? Mit deinem favorisierten Einkaufzentrum als Heimat des Red Court der sich von Gier ernährt? Mit dem Leiter des Einkaufszentrum den DU wirklich kennst, als hochrangiges Mitglied dieser unmenschlichen Organisation? Käme dir das nicht.. naja seltsam vor?
 
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Interesse darüber zu reden? :)

Also mit anderen Worten du willst das Hypothetische Beispiel aufgreifen eines Spiels das so spannend und fesselnd ist das es genau den Punkt überschreibt den andere und auch ich (sogar mit Konkretem Beispiel VtM in Freiburg) aufgegriffen haben und das sich gleichzeitig Zielgruppenübergreifend verkauft wie Geschnitten Brot und so zu sagen als Selbstläufer funktioniert?

Spielt es bei solchen Vorraussetzungen den überhaupt noch eine Rolle WO dieses Wunderwerk spielt?


Denn interessantes System + Regionaler Bezug habe ich bereits mit meinem VtM Beispiel angesprochen und ausgesagt das es einfach nicht funktioniert, weil die Fantasie einfach verliert. Eben gerade weil die Ideen teilweise zu abstrakt und abgehoben sind als das sich da groß irgendwas gewinnen lässt. Für mich als jemand der in der nähe von Freiburg wohnt und so oft in Freiburg war das er, zumindest die Innenstadt, in und auswendigt kennt... funktioniert es halt nicht wenn auf einmal im Freiburger Münster ein Kontigent von schwerbewaffneten Inquisitoren rumlaufen sollen.

Das funktioniert für mich ungefähr so wie Lasko oder diese Autobahn Cops Serie oder der Clown für mich funktioniert. Nämlich garnicht. Das wird einfach nur lächerlich wenn ich mir vorstellen muss das im Spießbürgerlichen Deutschland eine Katholische Kampfmönch Schule steht oder jeder 2te Tag riesige Explosionen mit Massenkarambolagen auf den Autobahnen statt finden.

Genauso hab ich meine lieben Probleme damit mir einen Aldi mit Maschinengewehr Nest vorzustellen, wie es z.b. fürs Deutsche Shadowrun bereits einmal aufgeführt wurde.. oder auch habe ich meine Probleme damit meine Region hier als Teil des Trollkönigreichs zu sehen. Dafür gibts hier in der Region zuviele Käffer mit Möchtegern Nazis die nur darauf warten würden das irgendeine Metarasse versucht sich breit zu machen.

Sicher, die Existenz der SteuerCD anzuzweifeln ist vielleicht etwas das man einem Arbeitskolegen unterschieben kann. Dabei dann aber am besten noch zu erwähnen das man (der Charakter) los ging und mit der Pumpgun das nächste Polizeirevier stürmte um dort Gewaltsam und mit vielen Explosionen die Beweise besorgte um diese dann vom Sendemast, zu dem man von Kampfhubschrauber verfolgt, raßte... mit Straßensperren mit Nagelstreifen und so und fliegenden Kugeln... dann bewegen wir uns bereits wieder in einen Bereich der so gesehen für ein Rollenspiel oder ein Actionfilm nicht unüblich ist, aber bisweilen doch eher ein "Passt schon" kombiniert mit einem Blick der aussagt das man wohl seine Medikamente vergessen hat zu nehmen erntet als das Leute auf einmal Lust haben da mit zu spielen.

Das ist so als ob die 3 Fragezeichen oder die Vorstattkrokodile anfangen irgendwelche Landesweiten Verschwörungen aufzudecken und gegen Multimillionen Firmen und personen in höchsten Regierungskreisen mit Geheimdiensten anzugehen. Irgendwo hörts halt mit der Plausibilität und dem was man zu akzeptieren bereit ist auf.

Bei mir war es wie gesagt bei der VtM Runde in Freiburg, denn auch wenn ich sofort wusste wie die Lokalität aussah, mir dahinter vorzustellen wie irgendwelche Superverschwörungen dort stattfinden sollten, ist mir dann doch zunehmend schwerer Gefallen, bis zu dem Punkt das es einfach das Setting zerstört. Zu wissen wieviel um Mitternacht in der Freiburger Innenstadt los ist (und da ist ne Menge los, wie ich bereits mehrfach feststellen durfte, besonders da ständig Busse vom Bertholdsbrunnen abfahren) hilft nicht gerade wenn der SL einem zu verkaufen versucht das niemand mitbekommt wie jede nach 10 Nosferatu irgendwelche Unwilligen Menschen in den Kaufhof schleppen und niemand das mitbekommt.

Genauso wie es nicht wirklich plausibel war das der Dönerladen beim Bahnhof das Fleisch der Leergesoffenen Menschen aus dem Kaufhof zu Döner verarbeitete und das obwohl selbiger Dönerladen vor 15 Jahren mal für aufsehen sorgte weil die Knoblauchsoße für die nicht Türken mit Sperma würzten. Bei so settings trifft einfach die Fantasie auf Erfahrungswerte und dabei, meiner Erfahrung nach, verliert einfach die Fantasie.
 
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Für mich würden solche "Reiseführer" auf der Ebene funktionieren, auf der auch das WoD-Armory funktioniert: Als kompakt zusammengestelltes Wissen für Rollenspieler. Ich habe keine große Lust, mich ausführlich mit Waffenkunde und Kampfsportarten zu beschäftigen. Aber wenn ich das einigermaßen plausibel in einem Buch zusammengefasst bekomme (in dem Fall sogar ohne das übliche WW-Geschwafel), dann nehme ich es doch gern.
Und ein Regionalband, in dem mir irgendwelche realen Örtlichkeiten, die ich mir aber mangels Anschauung ohnehin nicht so recht vorstellen kann (oder welcher Nichtberliner, der hier auch noch nie war, weiß schon wirklich, ich meine WIRKLICH wie der Hermannplatz aussieht), bringt mir verhältnismäßig wenig. Nur eine mehr oder weniger trockene Beschreibung eines Ortes, den ich ohnehin nicht kenne. An der Stelle ist es dann eigentlich auch egal, ob der Ort wirklich existiert oder nicht.
Was ich aber wirklich gebrauchen könnte, das wären Stadtbücher, in denen rollenspielrelevante Informationen gut zusammengefasst sind. Eine solche relevante Information ist aber nicht, ob in der Runde des Authors dieser und jener Schuppen ein Elysium ist oder ähnliches, sondern eher Informationen darüber, welche Sorte Mensch man am Wahrscheinlichsten wo findet, welche regionalen Besonderheiten es gerade in Kleinigkeiten wie Ernährung, Schulsystem o.ä. gibt. Oder welche regionalen Sagen, Bräuche, Ethnien und Dialekte es gibt. Was für Sagen und Gebräuche vielleicht auch bestimmte Ethnien mitgebracht haben könnten.
Wenn man beispielsweise in Berlin mit regionalen Mythen spielen will, dann reicht es ja nicht aus, sich die Geschichten von Rübezahl und dem Hauptmann von Köpenick anzuschauen. Man kann sicher davon ausgehen, dass sich in einem WoD-Berlin auch jüdische, türkische, arabische, persische, kurdische, japanische, schwäbische und polnische Monster tummeln.
Nur geht das dann in einen Bereich, in dem ich mich meist nicht besonders gut einlese. Da wäre mir ein Buch voller Anregungen sehr wilkommen.

Kurzum: Ein für mich interessanter Regionalband enthält eben die Informationen, die ich alleine, wenn überhaupt, nur mit größerem Aufwand zusammenklauben kann. Ich brauche keine fertig ausgearbeitete Stadt. Aber ich brauche Anregungen und Eigenheiten, die die Stadt zu etwas besonderem machen, dass sie von allen anderen Städten unterscheidet. Und ich brauche die Sorte Information, die zu besorgen ich selbst nicht die Idee hatte.
Solch einen Regionalband würde zumindest ich sofort kaufen.
Leider sind die meisten Regionalbände aber nur besonders teure und schlecht gemachte Reiseführer.
 
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Also mit anderen Worten du willst das Hypothetische Beispiel aufgreifen eines Spiels das so spannend und fesselnd ist das es genau den Punkt überschreibt den andere und auch ich (sogar mit Konkretem Beispiel VtM in Freiburg) aufgegriffen haben und das sich gleichzeitig Zielgruppenübergreifend verkauft wie Geschnitten Brot und so zu sagen als Selbstläufer funktioniert?

Spielt es bei solchen Vorraussetzungen den überhaupt noch eine Rolle WO dieses Wunderwerk spielt?
Weniger anzustreben wäre ja dumm. :)

Die Option die WoD(Vampire)-Schablone auf eine Stadt zu legen finde ich tatsächlich nicht verkehrt (je nach Zielgruppe). Was mich an deinem und Shadoms Beispiel stört ist aber das Aufnehmen von realen Personen. Das funktioniert meines Erachtens nämlich tatsächlich nicht. Mit Vampire als Vorlage für geheime Hintermänner und Strippenzieher, würde es aber funktionieren.

Ich habe ebenso wie du auch schon so eine Chronik gespielt und sie hat mich begeistert. Jeder konnte problemlos Spielinhalte und Pläne einbringen und damit das Spiel beflügeln, eben weil die Location bekannt waren. Und jeder Spieler konnte problemlos weitere Anregungen fürs Spiel in seinem Alltag sammeln. Ganz ohne sich zeitlich auf das Spiel einzulassen, konnte es im Hinterkopf mitexistieren.
Das zu erreichen wäre ja fast unbezahlbar... $_$
 
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Jeder konnte problemlos Spielinhalte und Pläne einbringen und damit das Spiel beflügeln, eben weil die Location bekannt waren.

Und das kannst du in anderen Spielen nicht? Ich hab mir über die Jahrzehnte hinweg ein durchaus nicht gerade kleines Allgemeinwissen für eine Menge Schrott angeeignet was ich so über die Jahre in Rollenspielen gebraucht habe.

Von so geschichten wie "Wie baue ich eine Steinklinge mit Primitiven Werkzeugen" über "Wie jage ich einen Wal wenn ich nur Pfeil und Bogen und ein Kanu habe" bis hin zu so tollen Infos wie "Um wieviel Uhr macht der H&M in der 5th Avenue in New York City zu" oder "Was genau ist ein Blast Master und ist das Ding wirklich besser als ein Feuerzeug?" Und das deckt nur ein sehr kleines Feld der Dinge ab... da kommt noch mal hinzu wie es in diversen Spielwelten aussieht und welches Machtverhältnis zwischen Nationen irgendwelcher Fantasystaaten herrscht. Oder so tolle sachen wie: "Kümmel hilft bei Magenkrämpfen" und "Lavendel funktioniert als Betäubungsmittel"

Du brauchst kein Regionale Setting um dich ins Spiel einzubringen, denn genauso wie ein Regionale Setting musst du dich auch bei Fantastischen Settings erstmal mit der Materie beschäftigen. Das einzige was mir ein Regionales Setting abnimmt ist die Notwendigkeit mich in das Setting hinein zu lesen, weil ich mich in den Jahren zuvor bereits mit den Locations bekannt zu machen.

Aber ein Regionales Setting bringt eben Erfahrungswerte mit sich die ich im Rollenspiel nicht haben will. Wenn das Elysium im Crash in Freiburg ist dann hab ich in meinem Geistigen Auge das Bild einer Kneipe bei der man mit den Fußen auf dem Boden Klebt, die Stickig und Muffig ist und generell an manchen Abenden so voll ist das es kaum auszuhalten ist, weil die Ventilationsanlage einfach scheiße ist. Wenn das Eylsium in irgendeiner fiktiven Gothic Disko ist, dann hat das ding Stil. Ist elegant und entspricht meinen Standards für Treffpunkte von 200 Jahre alter, Machthungriger Snobs die sich nur mit der Creme de la creme abgeben und in die auch mal ein Polizeichef oder ein Bürgermeister kommt, ohne das Sakrotanspray auspacken zu wollen.

So ähnlich gings mir übrigens auch wenns im die Ruhr Rock hallen in Dortmund ginge. Ich war zwar nur einmal in meinem Leben dort, aber es war mit eine der Versifftesten Diskos in der ich je war... inklusive überschwemmung vor dem Damenklo mit Tampons die in der Lache lapaola sangen. Derartige Erinnerungen treffen halt sehr hart mit der Fantasie zusammen. Wenn ich nie im Crash gewesen bin und nur weiß das es eine Kellerdisco ist in der Gothic und Metall gespielt wird, dann hab ich da ein anderes Bild vor Augen... ich kann mir da sogar Samt und Seide rein hängen. Wenn mir das ein Spielleiter übers Crash erzählen würde, würde ich mir der Bauch vor lachen weh tun, weil ich die Klientell kenne die dort hin geht (oder ging... ich war schon gut 6 Jahre nicht mehr dort).

Weniger anzustreben wäre ja dumm. :)

Und sicher wäre ein solch Utopisches Werk anzustreben dumm... aber wie gesagt... so ein Wert ist Utopisch. Deine Chance ein solches Werk zu bekommen ist in einer Fantasywelt die voller Klischees und Stereotypen ist, die jeder kennt, ist wesentlich größer als die chance ein solches Werk zu bekommen in dem du auf irgendeine Region anspielst und das ganze am besten noch im hier und jetzt stattfinden lässt... oder noch besser, es so versaust wie Shadowrun (Und ich mag Shadowrun) in dem du versuchst zu extrapolieren wie es in 50 Jahren sein wird und dann Handies 1 Kilogramm wiegen und der durchschnittliche Computer weniger kann als das Iphone schon heute kann, aber dafür fast ne viertel Million der härtesten Währung der Welt kostet. Es ist einfach witzlos wenn die Technologische Entwicklung der Realität das Science Fiction in nichtmal 10 Jahren so weit überholt hat das selbst neuere Editionen des Regelwerks kaum noch gleich ziehen können, einfach weils nicht länger plausibel ist die Technologie einen Quanten Sprung machen zu lassen um überhaupt mal den Mindeststandard der Realität zu erreichen.

Ganz ohne sich zeitlich auf das Spiel einzulassen, konnte es im Hinterkopf mitexistieren.

Nichts für Ungut aber jemand der sich nicht Zeitlich auf ein Spiel einlassen will ist falsch in diesem Hobby. Das ist etwa so als ob man meint man wolle Modellbau betreiben aber ohne den "bau" Teil des Hobbies.
 
AW: kontemporäre Regionalbezüge - hui oder pfui?

Nichts für Ungut aber jemand der sich nicht Zeitlich auf ein Spiel einlassen will ist falsch in diesem Hobby. Das ist etwa so als ob man meint man wolle Modellbau betreiben aber ohne den "bau" Teil des Hobbies.
Ganz schön viele partizipieren nicht an unserem Hobby. Viel mehr als die, die es tun.

Ich glaube aber an viele Aspekte aus dem Rollenspiel (bin aber selbst mit denen nicht verheiratet - sondern nur mit der Fiktion), daher suche ich ja Möglichkeiten auf anderem Wege Anhänger dafür zu finden.

Eine SMS hat 160 Zeichen, eine durchschnittliche Facebookmeldung wahrscheinlich 100. Die Aufmerksamkeitsrate sinkt. Keiner (Hyperbel) will 400-Seiten-Wälzer. Es gibt einfach Veränderungen, auf die man Rücksicht nehmen kann oder nicht.
Ich schweife ab, aber "Wer keine Zeit in das Hobby investieren will, ist darin falsch" sagst du. Ich stimme dem sogar zu, aber nur wegen des Modalverbs "wollen". Mit einem "müssen" würde ich dem Satz nicht zustimmen. Daher mein hoher Anspruch an die Teaserwirkung der Produkte. Man soll den Klappentext lesen und schon "wollen".
Keinen geringeren Anspruch habe ich.
 
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Nicht im hier und jetzt, wie bei Vampire dies der Fall ist. Aber bei einer guten Mischung aus Veränderung und altgebliebenen finde ich es ganz in Ordnung.
 
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Nicht im hier und jetzt, wie bei Vampire dies der Fall ist. Aber bei einer guten Mischung aus Veränderung und altgebliebenen finde ich es ganz in Ordnung.
Vampire gabs ja auch schon. :)

Es muss teaserfähig sein und das Potenzial haben sich quasi viral zu verbreiten. "Auf der Welt gibt es nur 100.000 Individuen, der Rest sind nur Statisten." Aus sowas lässt sich in meinen Augen problemlos etwas machen.
 
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Denn interessantes System + Regionaler Bezug habe ich bereits mit meinem VtM Beispiel angesprochen und ausgesagt das es einfach nicht funktioniert, weil die Fantasie einfach verliert.

Einspruch, Euer Ehren!

Ich leite derzeit eine VtM-Chronik über München in München - und es ist klasse. Die historischen Bezüge machen Spaß und man bekommt einen ganz anderen Bezug zur Stadt.

Ich denke es kommt da stark auf die Chronik/Kampagne an. Wenn man das große Action-Trash-Abenteuer spielt, wo in der Dorfdisse der fiese Obermotz wohnt, sich Werwölfe und Vampire im Stadtpark die Köpfe abreißen und der Sabbat in Omas Gartenhäuschen kleine Kinder frittiert, dann kann wird diese Chronik natürlich in eine weit entfernte Parallelwelt ausgelagert - nennen wir sie mal "Amerika".

Wenn man die bekannte Stadt, jedoch als solche übernimmt und lediglich durch ihre andere dunkle Seite ergänzt (das Gotham zu Metropolis), die aber eben keinen so offensichtlichen Widerspruch darstellt, klappt das ganz gut.

Edit:
Übrigens klappt das auch sehr gut mit den real-historischen Personen, bspw Heriette Adelheid von Savoyen, Xaver Josef von Unertl und (also den sollte man jetzt kennen) Hans Scholl.
Man sollte sich nur ein klein wenig Mühe beim recherchieren geben... ich hab schon so manchen Schlossführer mit Klugscheißerwissen über Heriette Adelheid von Savoyen beeindrucken können.
 
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