AW: Knasterfahrungen
Doch! Ist es. Genau das sind die Dinge die mich interessieren. Wie sagt mein guter alter SL immer: Es muss nicht unbedingt realistisch sein, es reicht wenn es plausibel ist. Ich habe auch von anderen Leuten im Arrest schon gehört das es vor allem sau langweilig ist. Das scheint mir auf jeden Fall schon mal ein zentrales Thema zu sein. 1 Stunde Auslauf hilft mir auch schon mal sehr weiter. Ich muss ja wissen wie lange die Chars ungefähr für eine Aktion Zeit haben. Bist du da eigentlich irgendwie kontrolliert worden oder war denen das egal wenn du noch was außer deinem Buch bei dir hattest?
Ich möchte nochmal betonen das Bundeswehr Knast ein bisschen anders ist als richtiger. Bei uns in Stetten war der Knast vorn am Torhäuschen. 8 Zellen, 4 Pro seite. ~2 Quadratmeter groß. Dazu eine Dusche. In der Zelle steht ein kleiner Tisch, darunter ein Hocker, dazu ein herunterklappbares Bett. Ich hatte damals gerade glück das eine Woche bevor ich meine Strafe absitzen sollte der Befehl erlassen wurde das dieses Bett auch nach unten geklappt bleiben kann, bis vor dieser Order musste das Bett von 08:00 bis 20:00 hochgeklappt werden. Zwischen Tisch und Bett war kein Platz und der Tisch war wirklich nur etwas breiter wie der Hocker.
Auf selbigem Tisch steht eine Bibel und die Dienstvorschrift. Eigentlich sind das die einzigen 2 Bücher die man in der Zelle lesen darf, bzw. auf die man ein "Anrecht" hat. Alle Privatgegenstände die nicht zur Dienstausrüstung gehören, auch Schreibzeug, muss in der Theorie abgegeben werden.
Bevor ich zum Haftantritt musste, musste ich zum Arzt. Dieser Arzt bescheingt dann erst einmal Hafttauglichkeit. Was dies genau bedeutet kann ich dir nicht sagen, es geht jedoch dabei um den Gesundheitszustand. Alles was dich nicht direkt in irgendein Krankenhaus einweisen würde bedeutet das man Hafttauglich ist.
Dann musste ich runter in den Stab, dort habe ich mit... ich habs vergessen was er war (ist nun fast 8 Jahre her) jedenfalls ist er dafür zuständig einen Einzuweisen. Bei dem Meldet man sich und er überstellt einen dann. Er entscheidet auch was man mit nehmen darf und was nicht.
Ich hab einfach, obwohl ich wusste das ich es nicht darf, höflich gefragt ob er was dagegen hat ob ich die Alien Triologie mitnehmen könnte (hatte ich zwar schon gelesen, war aber das größte Buch das ich hatte), und er hats gestattet.
Er ist dann mit mir zusammen zum Wachhabenden rüber gegangen, hat ihm erklärt das ich eben dieses Buch mitnehmen darf und das ich eben bist Dienstag dort verweilen soll und dann hat der Wachhabende übernommen. Er hat mir erklärt wann ich raus zum Waschen darf, das ich meine Zelle jedenmorgen um 7 sauber zu machen habe und das wenn ich Randalieren sollte er mich ruhigstellen darf. Darüber hinaus hat er mir freigestellt ob ich morgens um 6 oder abends nach dem Abendessen Duschen wollte und das es nicht optional sei, sondern das man entweder oder zu duschen hat.
Deine Wärter in diesem Knast sind die Leute die zur Wache eingeteilt sind. Oder um es zu verdeutlichen, in den ganzen Torwachen die ich selbst gestanden habe, habe ich auch einem das Essen gebracht.
In der Zeit in der Ich dort war habe ich Donnerstag und Freitag in der Zelle gegessen, aus dem Bundeswehr Essbesteck (Fresspot und so weiter), das wurde aus der Kantine für mich von einer der Wachen die zum Essen gingen mitgebracht. Samstag bis Montag waren Jäger als Torwache eingeteilt mit denen ich schon Torwache geschoben habe und da war das ganze dann relaxter. Ich bin dann ganz normal mit zwei zum Essen gegangen (die zwei waren nicht bewaffnet), was aber einfach daran lag das ich sie kannte und sie wussten das ich kein Stress mache.
Dienstag morgen bin ich in den normalen Dienst entlassen worden, so das ich effektiv den Dienstag eigentlich garnicht abgesessen habe obwohl ich es theoretisch hätte müssen.
Das Buch wurde kurz durchgeblättert und verbleib fortan in der Zelle, bzw. musste dort bleiben, denn beim Ausgang hat man "spazieren" zu gehen und nicht irgendwo zu lesen. Eine möglichkeit das Buch zu tauschen gab es auch nicht, denn in der Zelle darf nur das sein was abgesegnet war.
Ausgang wurde in Begleitung von einer Bewaffneten Escorte gemacht, die aus 2 Mann bestanden (und die mindestens so viel bock hatten wie ich). Donnerstag hatte ich kein Ausgang (weil ich erst rein kam, Freitag (feiertag) hab ich die Zwei überredet auf meine Stube zu gehen. Samstag mit den anderen die ich ja schon kannte, war keine Überredung notwendig (Es ist ein kleiner Schritt vom Schlafen während man auf Wache ist, zum Ignorieren des Befehls einen Ausgang zu machen). Sontag saß ich in der Wachstube und hab mit den anderen (und dem Wachhabenden) Video geguckt. Es regnete an diesem Tag und keiner von uns wollte raus.
Ich kann nicht behaupten das ich dieses Wochenende dort im Knast als besonders "strafend" empfand. So im Nachhinein ists ne ganz lustige Erinnerung, aber auch eine Erfahrung die mir klar macht das ich keinen Monat in so ner Zelle eingespeer werden wollte. Es ist nicht so sehr die räumlichen Dimensionen als das Wissen das man nicht weg kann, auch wenn man wollte.
Ansonsten... was kontrollen angeht... Ich wurde jedesmal von oben bis unten gefilzt, das ist Pflicht. Denn wenn ich mir irgendwas angetan hätte, wäre der Wachhabende am Arsch gewesen und entsprechend gehen die da kein Risiko ein. Auch kommen sie des öfteren um nachzusehen was man so macht.
Aus sichtweise des Wärters... (was ich auch beim Bund 2 mal machen musste) hängt das Verhalten ganz vom Verhalten des Insassen ab. Wir hatten einen der war... sagen wir mal er hatte es verdient. Der hat sich unkooperativ gezeigt, meinte er muss einen auf Starken Mann machen. Entsprechend bekam er sein Essen gebracht, durfte nur raus wenn er musste (Gefangene haben das Recht auf eine Stunde Bewegung - das ist auch nicht optional) und die Waffen waren geladen. Bei mir selbst und bei dem anderen, die kooperativ waren und sich nicht queer stellten... wars recht locker.
Bei nur ein paar Tagen hatte ich auch keine Ausbruchgedanken oder etwas derartiges. Ich wusste ja das ich nur ein verlängertes Wochenende als Disziplinarmaßnahme absitzen musste. Warum sich und anderen da stress machen?
Jedenfalls das ist so ziemlich alles woran ich mich noch erinnere... und natürlich die Langeweile.
Achso und weils mir gerade einfällt. Mit anderen Gefangenen reden war nicht. Ausgang wurde "Sepperat" gemacht und nicht im Kollektiv.
Und wiel ich es gerade sehe.... morgen um 23uhr kommt auf Kabel 1 eine Knastrepotage über ein Hochsicherheitsgefängnis.