Kim

SeelenBlut

Devil was an angel too
Registriert
26. Januar 2004
Beiträge
2.567
Out of Character
Wieder ein Stück eines angefangenen Romans


"Ob ich schon wanderte im finsteren Tal fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich." wahrscheinlich würde der Pfarrer nie wieder aufhören zu reden, so kam es Kim wenigstens vor. Passend zu diesem Tag regnete es wie aus Kübeln, der Himmel weinte die Tränen die sie nicht los werden konnte. Noch immer hüllte sie die Trauer in ihrem eigenen Trancezustand. Neben der Trauer war da noch diese unsägliche Wut, wie gern hätte sie sich auf den eichenden Sargdeckel geworfen und geschrieen. "Du darfst mich nicht allein lassen. Du darfst einfach nicht." Es war vergebens, Granny würde sie nicht mehr hören. Ein tiefer Schluchzer schleuderte sie zurück ins Hier und Jetzt. Der Rasen unter ihren Füßen war aufgeweicht und Kims Boots schlammverkrustet, der Regen perlte von ihrer Nasenspitze wie ihre Tränen die nicht flossen .Neben ihr stand ihre Mutter, hinter ihr, ihr Vater der hinter seiner kleinen Familie aufragte wie der Fels in der Brandung, seinen Arm hatte er tröstend um die Taille seiner Frau geschlungen, die theatralisch über den Tod ihrer Schwiegermutter weinte. "Stell dich gerade hin, Kim und um Gottes Willen, hör endlich auf Kaugummi zu kauen hier wimmelt es von den Fotografen und der Presse." raunte er ihr ins Ohr während er auch seine Tochter tröstend an sich zog. Kim versteifte sich augenblicklich. Ihr Vater hatte sie noch nie in den Arm genommen, doch war Presse anwesend, wusste er sein Spielchen zu spielen. Es würde viele Wählerstimmen bringen, wenn sie sahen was er für ein treusorgender Familienvater er doch ist. Kim schloss die Augen, tief atmete sie ein und aus und spielte ernsthaft mit dem Gedanken sich einfach vor den Füßen ihres Vaters einfach zu übergeben, doch im Moment wurde der Zorn von der Trauer einfach in weiter Ferne gerückt.

Die Beerdigung nahm ihren Lauf, es wurde Mitleidbekundungen ausgesprochen und die Presse stürzte sich wie die Aasgeier auf die Milles. Eins müsste sie ihrem Vater ja lassen, er verstand sein Handwerk, vielleicht hätte er lieber Schauspieler anstatt Politiker werden sollen. Geschlossen verließ der Trauerzug den Friedhof, allerdings wäre Kim nicht Kim, wenn sie ihrer Großmutter nicht auf ihrer Weise "Auf Wiedersehen" sagen würde. Ermattet vom Chaos ihres Seelenlebens blieb sie stumm am Grab stehen, ja sollte der Regen sie doch aufweichen, ja vielleicht bekäme sie eine Lungenentzündung und starb auch. Beinahe gegen ihren Willen sah sie sich einige Tage zuvor. Selbst als sie allein am Krankenbett ihrer Granny gesessen hatte, blieben die Tränen aus. Es war das letzte Mal das sie miteinander reden sollten und Kim brachte es nicht über sich auch nur irgendetwas zu sagen. Doch Granny wusste es besser, sie wusste es immer besser. Tröstend hatte sie Kims Hand in ihre vor Gicht entstellten Hände genommen und leise geflüstert
. "Du wirst deinen Weg schon gehen. Ich liebe dich, vergiss das nie." nein, sie hatte den Satz nicht erwidern können, dich ihre Oma lächelte nur verständnisvoll, bevor der nächste Krampf sie in die Bewusstlosigkeit gezwungen hatte. Sie war nicht mehr aufgewacht. Nun stand sie hier, am Grab ihrer Granny und schluchzte trocken wie ein verletztes Tier. "Ich liebe dich auch" flüsterte sie mit ihrer ungewöhnlichen tiefen Stimme. "Kim" fuhr ihr Vater sie vom Ende des regenunterspültem Weg an. "Kommst du nun endlich?" sie drehte sich um, ohne geweint zu haben.

"Sie war eine so tolle Frau" später an diesem Tag fand Kim sich in dem Haus ihrer Eltern wieder. Nein, es war nicht ihr Zuhause, den ihr Herz war niemals hier. Wie oft hatte sie diesen Satz heute schon gehört? Dreitausend Male? Doch es nützte nichts. Granny war tot, nichts würde sie zurück bringen und keiner dieser Schnösel hatte sie wirklich gekannt, am wenigsten ihr Sohn der Kims Erzeuger war. Ach, was hatte er gestern und heute schon alles an Tränen vergossen. Ja, sehr medienwirksam. "Kim, du solltest auch etwas essen." sprach ihre Mutter und drückte ihr einen Teller in die Hand. Natürlich passte das schwarze Chanelkostüm unvorstellbar gut zu ihrer Mutter. Selbst auf einer Beerdigung stellte sie mit ihrem Aussehen alle in den Schatten. Ja, so war es ungeheuer Medienwirksam. "Erstick dran" zischte Kim und schleuderte den Teller im hohen Bogen zu Boden. Sofort zog sie alle Blicke auf sich und im Salon war es still, Kim drehte sich um und stürmte die Treppe hinauf. "Sie hat sehr an ihrer Großmutter gehangen" versuchte Justine die Situation zu retten, ein Teil der Gäste starrten verständnisvoll Kim hinterher, während der Rest ihre Unterhaltung wieder aufnahm.

Kim donnerte ihre Zimmertür so fest zu wie sie nur konnte, hatte zu Folge das ein Stück Holz aus der Türzarge brach. Die Trauer war vergessen, es zählte nur noch die Wut und ihr unbändiger Zorn. Warum war sie mit solchen Idioten bestraft? Ihre tiefblauen Augen flammten auf vor Zorn, als sie nun ihr Ankleidehöckerchen mit aller Wucht gegen die Wand schleuderte. Verrecken sollten sie, alle, erbärmlich. Ihre Wut war so stark, das sie beinahe zu glauben schien, sie könnte spüren wie der Zorn ihr Blut in Gift verwandelte und durch jede Vene raste und es wurde nicht weniger selbst als sie ihr Zimmer in Einzelteile zerpflückte. Irgendwann war die Erschöpfung größer als der Hass gegen sich selbst. Konnte der Tag noch schlimmer werden? Ja, er konnte als sich der altbekannte Kopfschmerz meldete und so stark wurde das vor ihren Augen bunte Lichter flackerten. Der metallene Geschmack in ihrem Mund wurde innerhalb von Sekunden so stark, dass sie ins Badezimmer stürmte um Galle zu spucken. Schnell, schnell...schnell, trieb sie sich im Geiste an, selbst als sie wieder würgen musste. Im Toilettenkasten fand sie das wonach sie gierte, nein sie hatte keine Zeit mehr zu verlieren, wenn sie sich gleich nicht zitternd und bewusstlos auf dem Boden wiederfinden wollte. Ihre Hände zitterten bereits so stark, dass sie das Plastiktütchen mit den Zähnen aufriss. So häufte sie etwas von dem weißen Pulver und schniefte es tief in die Nase, als sei es Schnupftabak. Das Spiel wiederholte sie...einmal....zweimal....dreimal. Minuten später schleppte sie sich in ihr verwüstete Zimmer zurück und ließ sich auf ihr Bett fallen. Nun war da nicht nur Zorn und Trauer, nein der Selbstekel ließ nicht lang auf sich warten und wieder kamen keine Tränen.
 
:)

Auch wenn du es nicht gerne hörst... WEITERSCHREIBEN!!

ich mag deinen Stil... aber das weißt du ja schon...
 
Out of Character
Selber Charakter; Handlung aus dem Zusammenhang gerissen.



Ruhe. Himmlische Ruhe.

Herrlich erschöpft hatte es sich Kim auf der vorderen Veranda gemütlich gemacht. Natürlich würde sie es niemals zugeben. Aber die typischen "Schwangerschaftskrankheiten" meldeten sich so langsam an. Sie könnte schlafen, stundenlang und wenn sie dann in ihrem Bett lag und darauf wartete, dass der Schlaf doch endlich kommen sollte, dann.....dann kam die Sehnsucht. Ob diese Summer eigentlich wusste was sie hier gutes in die Wege geleitet hatte? Nachdenklich schickte sie ihre Blicke umher. Was für eine malerische Landschaft. Der Frühling stand vor der Tür, alles erblühte und es duftete so frisch nach klarer "Luft". Die Nächte hier in den Bergen waren noch so richtig kalt, aber so sternenklare Nächte hatte sie noch nirgendwo sonst gesehen. Manchmal war es ihr, als müsste sie nur eine Hand ausstrecken um sich einen Stern zu greifen. Aber nein,- eigentlich hatte sie schon einen Stern auf Erden.

Still in sich hinein lächelnd, schlang sie die Beine auf die Brüstung der Veranda, ihre Hand ruhte auf ihrem Bauch. Ja, sie konnte sich von der Geste nicht lossagen so wie sie es vorhatte. Es ging einfach nicht. Ihr Kind. Ihr gemeinsames Kind. Es war wirklich da und ab und an flatterte es in ihrem Bauch. Eine Berührung wie von Seide auf der Haut. Ihr Kind. Kim lachte just indem Moment, einfach nur um des Lachens Willen und sah auf ihre Hand hinab. Der Ring brach das Licht in allen möglichen Facetten. Was Joel wohl gerade machte? Ob er wohl auch an sie dachte? So wie sie immer und stets an ihn dachte? Nicht mehr lang und sie wäre Kim Dumônt. Kim Joely Dumônt. Ja, an den Namen konnte sie sich gewöhnen. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf und holte sich selbst ins Hier und Jetzt zurück. Mit einer beiläufigen Geste nahm sie den Block zur Hand und setzte zum Schreiben an. Schließlich wollte sie heute noch etwas geschafft kriegen.

"Wunderschön" schoss es Jacquin durch den Kopf. Eine Szene wie aus einem Gemälde und das junge Mädchen sah so glücklich aus, dass er nicht anders konnte als einfach noch einen Moment auf den bloßen Stufen, die hoch zur Veranda führten zu verweilen und sie an zu blicken. "Was für eine Schönheit" er schmunzelte ohne es zu bemerken, wenn so seine Arbeit hier aussah, dann würde es ihm eine Freude sein. Wie lang er wohl brauchen würde....sie....er biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Nein, erst die Arbeit dann das Vergnügen. Doch sie stand ganz bestimmt auf seiner Liste.

Kim hatte ihn nicht bemerkt, andernfalls hätte sie nicht so verträumt ins Leere geblickt. Sie kaute auf dem Ende ihres Stiftes herum und feilte an einer Formulierung, trotz der malerischen Umgebung konnte sie es nicht lassen sich Joel vors Innere Auge zu beschwören. Sie hörte auch nicht das dumpfe Geräusch, welches seine Schritte auf den Holzdielen verursachten. Zwei Meter mochten sie vielleicht trennen als Jacquin wenig Gentleman-linke seinen Koffer einfach auf den Boden plumpsen ließ. Alarmiert schreckte Kim hoch und fixierte den Fremden mit ihrem Blick. Doch irgendwas schien ihr nicht zu gefallen. Sie erbleichte zusehenst und schreckte von ihrem Stuhl auf als müsste sie vor ihm flüchten. Einen leisen Aufschrei unterdrückend presste sie ihre Finger auf ihren Mund. Als ihr Stuhl zu Boden fiel versperrte sie ihm den Weg, wie eine unsichtbare Mauer. Dein Bereich, mein Bereich. So schätzte er es zumindest ein. Kim atmete tief durch und bemühte sich ihr Zittern nicht anmerken zu lassen. Sie verlor einfach den Verstand. Sie sah ihn einem wildfremden Menschen ihren zukünftigen Ehemann. Der junge Arzt lachte selbstgefällig und griff nach der Zigarette die er hinter sein Ohr geklemmt hatte. Nur um sie zu entzünden und einen tiefen Zug zu nehmen. Als er den Rauch ausblies hatte Kim sich zumindest wieder soweit gefasst, dass sie wieder Farbe ins Gesicht bekam. "Ich weiß ja das mir Frauen nicht wiederstehen können...aber so wurde ich noch nie begrüßt." er grinste und das grün seiner Augen blitze verschwörerisch auf. Noch immer war Kim nicht in der Lage sich zu rühren. Doch die "Bestandsaufnahme"...die klappte. Ein einfaches T-Shirt, dazu eine Designerjeans die verdammt noch mal viel zu knapp auf den Hüftknochen saß. Dunkelblondes Haar, dass ihm in Strähnen in die Stirn fiel und grüne Auge...diese Augen...Joels Augen. Sofort straffte Kim ihre Schultern. Abwehr! Mit jeder Faser, mit jeder Gestik, mit jeder Miene signalisierte sie ihm Abwehr. Wieder atmete sie tief ein und beugte sich um den Stuhl auf zu heben, vielleicht um ihre Stimme zudem auch noch wieder zu finden. Noch immer grinsend lehnte er sich an die Brüstung und nahm erneut einen tiefen Zug von seiner Zigarette. "Jacquin... ich bin der Psychologe." stellte er sich vor. Wusste er eigentlich dass die untergehende Sonne ihn gerade einrahmte und ihm so den Anschein gab er sei ein Engel? Noch immer sagte Kim nichts, sah ihn nun missbilligend an. Doch Jacquin wäre nicht Jacquin wenn er nicht ebenfalls anfangen würde sein gegenüber zu mustern und zu analysieren. Hübsche Auge, bessere Figur. Kratzbürste. Schoss es ihm durch den Kopf und er lachte tonlos auf. "Wunderbar" antwortete sie mit ihrer tiefen Stimme, die irgendwie nicht ganz zu einer Frau gehören wollte. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und in ihren blauen Augen züngelten die altbekannten blauen Flammen. "Sie mögen keine Fremden und am liebsten würde sie mir jetzt die Augen auskratzen. Allerdings habe ich sie irgendwie erschreckt, so dass sie sich zunächst einmal sammeln müssen." er sprach leise und in seiner Stimme klang eine Spur von Häme, die Zigarette hatte er locker in den Mundwinkel und stützte sich nun mit beiden Händen hinter sich auf dem Gelände ab. Er lachte leise als er sah was seine Worte bei ihr auslösten. Sie versteifte sich nur noch mehr und die Wut auf ihn ließen ihre Augen von neu entfachen. Wenn so ihre Rage war, wie war es dann wohl wenn er sie im Bett hatte? Natürlich hatte er den Verlobungsring gesehen und auch ihren Bauch. Es war ein Grund, aber für ihn ganz bestimmt kein Hindernis. "Sterben sie doch einfach" zischte Kim, was fiel diesem Kerl eigentlich ein? Sie zu analysieren? Idiot. Mit wenigen Handgriffen packte sie ihren Block und ihren Stift und baute sich vor ihm auf. Was ein gutaussehender Mistkerl. Gutaussehend? Hatte sie das gerade wirklich gedacht. Sie klemmte den Block unter ihrem Arm und holte ohne Vorankündigung aus um ihn zu ohrfeigen. Jacquin fühlte sich bestens unterhalten und ohne große Mühe fasste er ihren arm in der Luft und hielt sie so von der Ohrfeige ab. "Temperamentvoll und durchschaubar." grinste er und registrierte mit Belustigung die Veränderung in ihren Augen. Auch ihre linke Hand fing er mitten in der Luft und lachte leise, während er von seiner Zigarette im Mundwinkel zog. Doch den Tritt...den sah er zu spät. Mit aller Wucht hieb ihm Kim ihr Knie ins Gemächt. Nun freute sie sich als ihm alle Farbe aus dem Gesicht wich und er sie, vor schmerzkrümmend seinen Griffen entließ. "Willkommen" zischte sie boshaft und rauschte an ihm vorbei.
 
Zurück
Oben Unten