AW: Jetzt wird alles gesagt!
Nehmt lieber mal die Nase aus euren Büchern und schaut euch um. pen&paper hat ausgedient. Ihr könnt das ja gerne weiterspielen, aber zu Missionieren gibts da nichts mehr.
Weit gefehlt!
Pen&Paper als SPIELFORM wird es auch noch lange weiter geben.
Die "digitale Revolution" im Buch-Sektor ist der FALSCHE Blickwinkel auf Pen&Paper-Rollenspiele. Sie sind zwar in Buchform erhältlich, aber sie sind KEINE Bücher im klassischen Sinne. Sie sind DATENSPEICHER für "Betriebssysteme", mit denen man seine Spielrunden betreiben kann.
Und hier setzt die eigentliche Revolution an.
Ein Ausschnitt aus meinem Beitrag in dieser SEHR interessanten Diskussion im RSP-Blogs-Forum:
[hoch ist gut] Die SPIEL und die Gleichgültigkeit
Konnte man in den Achtzigern noch generell sagen, daß viele Spieler an mehr Details und mehr Simulationstiefe ihre Begeisterung finden konnten, so hat sich das gewandelt. Damals war Simulation auf Basis der CoSims (weniger der Tabletops!) ein wichtiger Einfluß, der in die Rollenspiele die hochgradig involvierten, aufwendigen, simulationsintensiven Kampfsysteme gebracht hat (inklusive - oft - die Hex-Feld-Karten, direkt von den CoSims übernommen).
Aber das Simulieren können heute die Computerspiele wirklich BESSER und überzeugender und OHNE den Spieler mit lauter Buchhaltungstreß zu belästigen. Die erfolgreichen Genres in Echtzeitstrategiespielen usw. lassen ja erkennen, wie beliebt diese Spiele bei den Simulationsinteressierten sind.
Wer ROLLENSPIEL als Charakterspiel haben möchte, der wird jedoch von diesen Computersimulationen ziemlich im Stich gelassen. Diese sind zu abtrakt und zu "technisch".
Aber auch das ändert sich. Mehr und mehr wird überzeugende Mimik bei NSCs im Computerspiel geboten, es gibt Sandbox-Spiele, in denen die Entscheidungsfreiheit der Spieler ausgesprochen groß ist (größer als bei einem typischen Railroading-Plot-Einschienenbahn-"Abenteuer" im Pen&Paper-Umfeld!).
Hier BLUTET die Pen&Paper-Spielerschar in benachbarte Hobbys. Erst wird parallel beides betrieben, aber ich kenne genug Pen&Paper-Aussteiger, die sich voll und ganz auf die Konsolen bzw. MMORPGs gestürzt haben und damit ihre Spiellust befriedigen.
Somit bleiben die Pen&Paper-Interessierten sowieso eher als der BODENSATZ derjenigen, die nicht mit neuen Medien und neuen Spielformen mithalten können oder wollen.
Und für diese Verbliebenen produzieren die Pen&Paper-Verlage ihre Produkte - statt mehr Geld mit Computerspielen, flachen Apps oder dergleichen zu machen.
Es ist ein STRUKTURWANDEL, der sich von den frühen 70ern bis 2011 vollzogen hat (und immer noch im Rahmen der Allgegenwart und Allzeitverfügbarkeit neuer technologischer Möglichkeiten in Händen der Spielenden voranschreitet).
Ich mag nicht einmal mit dem Notebook am Spieltisch leiten, sondern "unelektronisch". - Aber es ist inzwischen schon ganz selbstverständlich, wenn, wie letztes Wochenende auf dem ReuCon Jürgen "Space Pirates" Mang seine Runde vom Tablet aus geleitet hat. Das geht und es ist immer noch "klassisches" Rollenspiel - trotz Würfel-Apps und sonstiger settingspezifischer Apps. Es ist immer noch ein Gesellschaftsspiel.
Und solange die Technik nur UNTERSTÜTZT statt die Hauptrolle zu spielen, halte ich das für eine zeitgemäße Form dieses alte Hobby zu spielen.
Mit mehr Rechenpower im Spiele-Tablet, könnte auch die Buchhaltung von sehr simulativen Verwaltungsregelmonster-Systemen wieder für den Spielenden handlicher und weniger lästig werden. - Wartet nur ab:
Ich sehe hier einiges an bislang in telefonbuchdicken Regelschwarten aufgeführten Regelbleiwüsten in Form handlicher, benutzerfreundlicher Apps vom Tisch und unter die Finger kommen. Und dann wird die Simulation auch nicht mehr solch ein "Schmerz im Arsch" für diejenigen, welche sich nicht so viel Zeit für aufwendige Herumrechnereien nehmen können, sondern sie wird einfach als GEGEBEN hingenommen und als "unauffällig" erwartet.
Pen&Paper-Inhalte bleiben erhalten, aber was man alles im Gameplay wirklich "per Hand und Rechenschieber" machen mußte, das können einem neue Medien wirklich gut abnehmen, meine ich.