AW: Jagen - Wie tötet man das Tier richtig ?
Praktische Erfahrungen zur Jagd hab ich keine, aber ich kenne ein paar Jäger und lese seit 15 Jahren diverse Waffenzeitschriften.
- Bogenjagd über 30m ist Glücksspiel, der Pfeil fliegt langsam genug, das sich das Wild bewegen und so die Zielzone aus dem Einschlagsbereich geraten kann. Armbrüste würde ich auf etwa die doppelte Entfernung schätzen, von meiner eigenen(210lbs Zuggewicht, das ist 3-4mal so viel, wie bei einem Bogen) fliegt der Bolzen etwa so schnell, wie die Kugel aus einer Vorderladermuskete.
- "Handgun Hunter" in den USA und anderswo benutzen entweder starke Revolver(.454 Casull hat an der Mündung etwa die gleiche Energie, wie eine .30-30 Winchester. Es gibt auch Revolver, die Büchsenpatronen z.B. .45-70 Government, oder .444 Marlin verschießen), oder gleich einschüssige Pistolen(Kipplauf, Blockverschluss, oder Zylinderverschluss) in Büchsenkalibern. Man könnte mit ZF, oder Rotpunktvisier, auf 100m treffen, realistisch würde ich die Hälfte annehmen. Bei Selbstladern wird die Auswahl abseits der Desert Eagle auf Kleinstserien(Wildey, ein paar langrohrige Exemplare in 10mm Auto, für kleineres Viehzeug: Automag in .30 Carbine, eine präzisere Version der FN Five-Seven, falls jemals PDW-Patronen auf dem Zivilmarkt üblich werden).
- .223 aka 5.56 Nato ist IIRC als Jagdpatrone eigentlich nur für Niederwild zugelassen, Repetierbüchsen in dem Kaliber werden in USA ja nicht umsonst als "Varmint" vermarktet. Ein Reh könnte drin sein, aber meiner Erfahrung nach führen die meisten Jäger Patronen mit 7mm Geschossdurchmesser aufwärts(leistungsmäßig etwa von der oben erwähnten .30-30, bis .300 Winchester Magnum). Auch nicht unwichtig, aber in Rollenspielen meist nicht erfasst: Im Wald lassen sich kleine, schnelle Geschosse gerne mal von Blättern und Zweigen ablenken. Der aus Vietnam zitierte Regentropfen, oder Grashalm mag übertrieben sein, aber im Prinzip ist jede High Velocity Patrone anfälliger für Hindernisse in der Flugbahn, als langsamere und dafür schwerere Sorten.
- Wehrhaftes Wild, also bei uns vor allem Wildschweine, jagt man mit starken Büchsenpatronen(Flintenlaufgeschosse sind eher eine Notlösung, wenn gerade keine Büchse verfügbar ist. IIRC in den meisten Ländern höchstens auf Rehe erlaubt). Alles, was ungefähr die Leistung der .30-06 Springfield erreicht(ca. 4000 Joule, aber ich kann mich irren, evtl. ist .308 Win = 3.500 Joule die Untergrenze und meine Bekannten haben gerne etwas Reserve für weite Schüsse vom Ansitz aus). Kleine Anekdote, vom Vater meines Hausarztes, dazu: Keiler angeschweißt, zwoter Schuss aus der Doppelbüchse(8mm Randpatrone, vergleichbar mit der 8x57 aus dem K98) sitzt nicht gut. Wildschwein nimmt Jäger an, schlitzt den Oberschenkel bis zum Knochen auf, schluckt 6 Schuss .357 Magnum(~ 1.000 Joule/Schuss) aus nächster Nähe, läuft nochmal an und verendet erst Minuten später(der Jäger hatte sich mit Mühe auf einen Baum geflüchtet). Übrigens der Grund, warum mein Hausarzt mit einem Garand(Magazin bei 2 Patronen + 1 im Lauf blockiert, wegen sinnlosen deutschen Gesetzen) und einige andere Jäger mit Unterhebelrepetierern(z.B. .45-70 Government, oder .375 Winchester) losziehen: Mehr Munition, schneller wieder feuerbereit als ein Zylinderverschluss und führig genug für Nachsuche & Fangschuss.
- Kleiner Nachsatz: Jagen mit Vorderladern ist durchaus erlaubt, aber wie bei der Armbrust muss der erste Schuss sitzen und mangels Geschwindigkeit braucht das Geschoss Masse. Auf einen berühmten Afrikajäger geht der
Taylor KO Faktor zurück. Ich kenne nur 1 Jäger mit Safari-Erfahrung, aber der bestätigt, das bei der Jagd der KO-Faktor wichtiger ist, als die pure ballistische Leistung in Joule, oder die Trefferleistung auf mehr als 100-150m.