Nepharite
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Tarot Band 1: Der Hexenkrieg
[User-Rezi] von Nepharite
Vor langer Zeit erschufen Hexen zwei Bücher: eines enthält Sprüche der Harmonie und des Lichts, das andere die der Zerstörung und des Bösen. Jahrhunderte lang wachten die Hexen der Schwarze Rose über die gefährlichen Folianten; bis heute! Eine aus ihren Reihen, Raven Hex, begeht den Verrat und stiehlt das dunkle Buch. Traumatisiert durch die Erfahrungen ihrer Kindheit, folgt sie dem Pfad des Bösen und will mittels der Macht der niedergeschriebenen Zaubersprüche eine Herrschaft der Hexen über den Rest der Menschheit errichten. Einzig ihre Schwester, Tarot -ebenfalls eine Hexe der Schwarzen Rose und eine treue Anhängerin des Weges der Harmonie-, ist in der Lage, diesen Plan zu vereiteln.
Als die Schergen Ravens die Leichen zweier Mädchen von Salems Friedhof stehlen, damit die Hexe an Samhain ein nekromagisches Ritual durchführen kann, stellt sich ihnen der Wächter diese Ortes, Jon, in den Weg. Allerdings vermag er trotz seine besonderen Fähigkeiten nichts gegen die mächtige Zauberkunst auszurichten, und obgleich ihm Tarot zu Hilfe eilt, gelingt es Ravens Dienern, mit den beiden toten Kindern zu entkommen. Da nur Jon in der Lage ist, die Leichname aufzuspüren, bietet er Tarot seine Unterstützung an. Zusammen dringen sie bis in die Festung der dunklen Hexe vor und tappen dort prompt in eine tödliche Falle.
Mit "Tarot - Witch of the Black Rose" vergrößert der Panini-Verlag sein Programm hochwertiger -so der von Verlagsseite formulierte Anspruch-, phantastischer Graphic Novels (respektive Tradepaperbacks) um eine weitere Serie. Band 1, "Der Hexenkrieg" -im US-Original 200/2006 bei BroadSword Comics erschienen- beinhaltet die ersten fünf Bände der Reihe, von denen #1 bis #4 in Deutschland bereits im Magazin "Mystik & Entertainment" veröffentlicht wurden, sowie die Kurzgeschichte "Maiden and Monster", eine Galerie sowohl der regulären als auch der variant Cover-Versionen und einige Pin-Ups.
Kommen wir zurück auf das "Hochwertig". Guten Gewissens kann ich dieses Attribut lediglich der Aufmachung des TPB zugestehen: Sowohl die Qualität des Papiers (glänzend gestrichen; 80g/m^2 -falls ich mich mein Tastsinn nicht täuscht-) als auch die Brillanz des Druckbildes sind -wie nicht anders zu erwarten- dem relativ hohen Preis des Comics angemessen.
In Bezug auf die Güte des Artworks jedoch muss das Werturteil deutlich zurückhaltender formuliert werden, um schließlich in Hinblick auf die Story -die Ausarbeitung der Charaktere, der Handlungsbögen und des generellen Hintergrundes- in einem "Unbefriedigend" zu münden.
Das zentrale graphische Thema dieses Comics sind Brüste. Sehr, sehr große Brüste! Da aber Brüste, die im luftleeren Raum schweben, nicht Jedermanns Sache sind, hat Jim Balent notgedrungen zwei -einschließlich Brandi, Jons toter intriganter Freundin, sogar drei- extrem wohlproportionierte Frauen -quasi Brusthalterinnen- eingeführt, die sich auf zahlreichen Seiten als Eye-Catcher und optischer Bildmittelpunkt in lasziven bis devoten Posen räkeln. Um diese Figuren herum bzw. "dahinter" sind die mehr oder weniger offenen Panels angeordnet, sofern diese sich nicht sogar ganz auflösen. Einzelne Seiten wirken zum Teil opulent und barock überladen, während andere wiederum zeichnerisch eine klarere Struktur aufweisen. Ein weiteres, fast durchgängig vorhandenes Gestaltungsmerkmal sind die großen, oft komplementären Farbkontraste, durch die Szenen und Bilder zum Teil sehr bunt erscheinen, wobei die dominierenden Farben Grün-, Grün/Blau-, Gelb/Orange- und Violett-Töne sind.
Alles in allem muss man konstatieren, dass sowohl hinsichtlich des Seitenaufbaus und dem Detailreichtum der Zeichnungen als auch der Farbgebung über alle Seiten hinweg eine gewisse Strukturlosigkeit bzw. Beliebigkeit vorherrscht, womit das narrative Element der Gestaltung eher zufällig wirkt und gegenüber dem Posing an Bedeutung verliert.
Ohne Jim Balents graphisches Talent in Abrede stellen zu wollen, fehlt mir persönlich zudem eine deutlich eigenständige Handschrift des Künstlers, welche sein Werk aus der Masse ähnlicher Produkte herausragen lässt.
Kann man dem Artwork durchaus noch positive Aspekte abgewinnen, so ist dieses in Bezug auf die Story und die Charakterisierung der Protagonisten schlechterdings nicht mehr möglich. Klischees aus der Klamottenkiste der Fantasy, trivialste Trivial-Psychologie (böse Kinder haben klein Hexenmädchen mit Teinchen gewerft, Hexen-Papa so böse worde, dass er dann toddegangen) und ansonsten Unbestimmtheit und oberflächliche Erklärungen bilden den Rahmen, der die Brüste .. äh ... Bilder zusammenhält. Salem als Handlungsort, Samhain als mystischer Übergangszeitpunkt, fliegende Kürbisse, dazu einige Sprüche aus dem Almanach für moderne Wikka-Kultistinnen -"Tu, was immer dir beliebt, doch verletzte niemanden"- haben den Unterhaltungswert vertrockneten Pumpernickels. Geradezu satirisch wird es, wenn Balent Tarot ihre äußerst knappe "Hexenrüstung" dadurch rechtfertigen lässt, dass sie mystische Symbole aufweist. Hey, auf einem Jogginganzug wäre Platz für viel, viel mehr coole Symbole gewesen. Apropos Tarot: auf 144 Seiten sind mir gerade mal 3 Tarot-Karten aufgefallen, die zudem in ihrer Dummie-Bedeutung interpretiert werden; "Ritter der Schwerter" für Jon, "Die Liebenden" fürs Poppen und "Der Turm" für eben einen Turm.
Unterm Strich bieten sowohl Raven Hex als auch Tarot außer Riesen-Ballons zu wenig Originelles, um als Kult-Charaktere in die Annalen der Comic-Geschichte einzugehen. Die einzige Figur, der ich diese Potenzial zugestehen würde, ist Geisterfreund Jon. Allerdings bedarf es noch größerer Anstrengungen, um ihn aus dem Schatten der zweibeinigen Brüste ins rechte Licht zu rücken.
Fazit: Wer daran Gefallen findet, kaum bekleideten Comic-Heldinnen beim Posen und Räkeln zuzusehen, der ist mit diesem Comic gut bedient. Wer darüber hinaus Wert auf eine auch nur ansatzweise originelle Story legt, der sollte sich nach etwas Anderem umschauen.Den Artikel im Blog lesen
[User-Rezi] von Nepharite
Vor langer Zeit erschufen Hexen zwei Bücher: eines enthält Sprüche der Harmonie und des Lichts, das andere die der Zerstörung und des Bösen. Jahrhunderte lang wachten die Hexen der Schwarze Rose über die gefährlichen Folianten; bis heute! Eine aus ihren Reihen, Raven Hex, begeht den Verrat und stiehlt das dunkle Buch. Traumatisiert durch die Erfahrungen ihrer Kindheit, folgt sie dem Pfad des Bösen und will mittels der Macht der niedergeschriebenen Zaubersprüche eine Herrschaft der Hexen über den Rest der Menschheit errichten. Einzig ihre Schwester, Tarot -ebenfalls eine Hexe der Schwarzen Rose und eine treue Anhängerin des Weges der Harmonie-, ist in der Lage, diesen Plan zu vereiteln.
Als die Schergen Ravens die Leichen zweier Mädchen von Salems Friedhof stehlen, damit die Hexe an Samhain ein nekromagisches Ritual durchführen kann, stellt sich ihnen der Wächter diese Ortes, Jon, in den Weg. Allerdings vermag er trotz seine besonderen Fähigkeiten nichts gegen die mächtige Zauberkunst auszurichten, und obgleich ihm Tarot zu Hilfe eilt, gelingt es Ravens Dienern, mit den beiden toten Kindern zu entkommen. Da nur Jon in der Lage ist, die Leichname aufzuspüren, bietet er Tarot seine Unterstützung an. Zusammen dringen sie bis in die Festung der dunklen Hexe vor und tappen dort prompt in eine tödliche Falle.
Mit "Tarot - Witch of the Black Rose" vergrößert der Panini-Verlag sein Programm hochwertiger -so der von Verlagsseite formulierte Anspruch-, phantastischer Graphic Novels (respektive Tradepaperbacks) um eine weitere Serie. Band 1, "Der Hexenkrieg" -im US-Original 200/2006 bei BroadSword Comics erschienen- beinhaltet die ersten fünf Bände der Reihe, von denen #1 bis #4 in Deutschland bereits im Magazin "Mystik & Entertainment" veröffentlicht wurden, sowie die Kurzgeschichte "Maiden and Monster", eine Galerie sowohl der regulären als auch der variant Cover-Versionen und einige Pin-Ups.
Kommen wir zurück auf das "Hochwertig". Guten Gewissens kann ich dieses Attribut lediglich der Aufmachung des TPB zugestehen: Sowohl die Qualität des Papiers (glänzend gestrichen; 80g/m^2 -falls ich mich mein Tastsinn nicht täuscht-) als auch die Brillanz des Druckbildes sind -wie nicht anders zu erwarten- dem relativ hohen Preis des Comics angemessen.
In Bezug auf die Güte des Artworks jedoch muss das Werturteil deutlich zurückhaltender formuliert werden, um schließlich in Hinblick auf die Story -die Ausarbeitung der Charaktere, der Handlungsbögen und des generellen Hintergrundes- in einem "Unbefriedigend" zu münden.
Das zentrale graphische Thema dieses Comics sind Brüste. Sehr, sehr große Brüste! Da aber Brüste, die im luftleeren Raum schweben, nicht Jedermanns Sache sind, hat Jim Balent notgedrungen zwei -einschließlich Brandi, Jons toter intriganter Freundin, sogar drei- extrem wohlproportionierte Frauen -quasi Brusthalterinnen- eingeführt, die sich auf zahlreichen Seiten als Eye-Catcher und optischer Bildmittelpunkt in lasziven bis devoten Posen räkeln. Um diese Figuren herum bzw. "dahinter" sind die mehr oder weniger offenen Panels angeordnet, sofern diese sich nicht sogar ganz auflösen. Einzelne Seiten wirken zum Teil opulent und barock überladen, während andere wiederum zeichnerisch eine klarere Struktur aufweisen. Ein weiteres, fast durchgängig vorhandenes Gestaltungsmerkmal sind die großen, oft komplementären Farbkontraste, durch die Szenen und Bilder zum Teil sehr bunt erscheinen, wobei die dominierenden Farben Grün-, Grün/Blau-, Gelb/Orange- und Violett-Töne sind.
Alles in allem muss man konstatieren, dass sowohl hinsichtlich des Seitenaufbaus und dem Detailreichtum der Zeichnungen als auch der Farbgebung über alle Seiten hinweg eine gewisse Strukturlosigkeit bzw. Beliebigkeit vorherrscht, womit das narrative Element der Gestaltung eher zufällig wirkt und gegenüber dem Posing an Bedeutung verliert.
Ohne Jim Balents graphisches Talent in Abrede stellen zu wollen, fehlt mir persönlich zudem eine deutlich eigenständige Handschrift des Künstlers, welche sein Werk aus der Masse ähnlicher Produkte herausragen lässt.
Kann man dem Artwork durchaus noch positive Aspekte abgewinnen, so ist dieses in Bezug auf die Story und die Charakterisierung der Protagonisten schlechterdings nicht mehr möglich. Klischees aus der Klamottenkiste der Fantasy, trivialste Trivial-Psychologie (böse Kinder haben klein Hexenmädchen mit Teinchen gewerft, Hexen-Papa so böse worde, dass er dann toddegangen) und ansonsten Unbestimmtheit und oberflächliche Erklärungen bilden den Rahmen, der die Brüste .. äh ... Bilder zusammenhält. Salem als Handlungsort, Samhain als mystischer Übergangszeitpunkt, fliegende Kürbisse, dazu einige Sprüche aus dem Almanach für moderne Wikka-Kultistinnen -"Tu, was immer dir beliebt, doch verletzte niemanden"- haben den Unterhaltungswert vertrockneten Pumpernickels. Geradezu satirisch wird es, wenn Balent Tarot ihre äußerst knappe "Hexenrüstung" dadurch rechtfertigen lässt, dass sie mystische Symbole aufweist. Hey, auf einem Jogginganzug wäre Platz für viel, viel mehr coole Symbole gewesen. Apropos Tarot: auf 144 Seiten sind mir gerade mal 3 Tarot-Karten aufgefallen, die zudem in ihrer Dummie-Bedeutung interpretiert werden; "Ritter der Schwerter" für Jon, "Die Liebenden" fürs Poppen und "Der Turm" für eben einen Turm.
Unterm Strich bieten sowohl Raven Hex als auch Tarot außer Riesen-Ballons zu wenig Originelles, um als Kult-Charaktere in die Annalen der Comic-Geschichte einzugehen. Die einzige Figur, der ich diese Potenzial zugestehen würde, ist Geisterfreund Jon. Allerdings bedarf es noch größerer Anstrengungen, um ihn aus dem Schatten der zweibeinigen Brüste ins rechte Licht zu rücken.
Fazit: Wer daran Gefallen findet, kaum bekleideten Comic-Heldinnen beim Posen und Räkeln zuzusehen, der ist mit diesem Comic gut bedient. Wer darüber hinaus Wert auf eine auch nur ansatzweise originelle Story legt, der sollte sich nach etwas Anderem umschauen.Den Artikel im Blog lesen