Rezension Tarot - Hextrem Edition Band 1 [B!-Rezi]

Odin

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Tarot - Hextrem Edition Band 1


Tarot – Witch of the Black Rose, gezeichnet von Jim Balent (hat unter anderem Batgirl für DC gezeichnet) und koloriert von dessen Frau Holly Golightly, erscheint seit 1999 im amerikanischen Broadsword Comic Verlag.
In Deutschland erscheint die Serie seit 2006 beim Panini-Verlag in Bänden, die jeweils 5 bis 6 der amerikanischen Originalhefte enthalten. Da gerade die ersten Bände schon lange nicht mehr erhältlich sind, legt der Verlag die Serie jetzt in einer Reihe von
Hardcover-Sammelbänden als sogenannte Hextrem-Edition wieder von vorne neu auf.

Inhalt:
Dieser erste Sammelband enthält die ursprünglichen deutschen Ausgaben Nummer 1 und 2, die wiederum die amerikanischen Nummern 1 bis 5 und 7 bis 11 umfassten.
Im einzelnen sind die beiden längeren, jeweils mehrere Kapitel umfassenden Geschichten „Der Hexenkrieg“ und „Rückkehr der dunklen Hexe“ sowie die normallange Story „Die Drachenhexe“ und die 8-seitige Kurzgeschichte „Maiden und Monster“ enthalten.
Der Hexenkrieg stellt zunächst die namensgebende Hauptprotagonistin der Serie vor, Tarot eine Hexe der schwarzen Rose, die als Schwertmaid mit dem heiligen Schwert der schwarzen Rose im Namen der Hexengöttin gegen Bedrohungen der Hexenschaft und magische Gefahren aus anderen Welten kämpft. Dazu zählt auch ihre bleiche Schwester Raven Hex, die sich im Gegensatz zu Tarot mit den dunklen Seiten der Magie beschäftigt und daran arbeitet eine Herrschaft der Hexen über die normalen Menschen zu errichten. Zu diesem Zweck lässt sie einen Leichnam von einem Friedhof stehlen, was Jon Webb, den Skeleton-Man und selbsternannten Wächter der Toten auf den Plan ruft, einen jungen Mann, der nach einem Verkehrsunfall eine Nahtoderfahrung hatte und seit dem mit Geistern kommunizieren kann. Gemeinsam mit Tarot nimmt er den Kampf gegen Raven auf und zusammen dringen sie in Ravens Turm ein. Dort können sie jedoch nicht verhindern, dass Raven mit Hilfe ihrer Kürbismonster an Helloween den Kampf gegen die sterblichen Menschen beginnt und Angst und Schrecken in Salem, dem Hauptort der Handlung verbreitet. Anschließend versucht sie, mit Hilfe des entführten Leichnams ihren und Tarots Vater wiederauferstehen zu lassen, der vor Jahren umkam. Dabei erhält sie Hilfe von Krypt Chick, Jons Exfreundin, die bei dem Verkehrsunfall starb und seitdem als Geist eine Weg sucht ebenfalls wieder unter die Lebenden zu kommen. Das Ritual verläuft nicht wie erwartet und statt dem Vater erscheint ein unförmiges Monster, das Jon und die beiden Schwestern in einem anschließenden Kampf mit Müh und Not besiegen können. Bei dem Kampf wird allerdings die Mutter von Tarot und Raven schwer verletzt, so dass Raven schließlich ihre Taten bereut und Tarot dabei hilft, ihre Mutter mittels Magie wieder zu heilen. Von ihren Grundsätzen will sie aber schließlich doch nicht abweichen.
In Die Drachenhexe muss Tarot sich im magischen Garten des Anwesens ihres Covens gegen eine eben solche zur Wehr setzen, die es auf ihren geflügelten Vertrautenkater Pooka abgesehen hat. Drachenhexen sind uralte, magisch stark begabte Kreaturen, die die Fähigkeit haben, neben ihrer Drachengestalt noch eine menschenähnliche anzunehmen. Nach einem schweren Kampf gegen diese übermächtige Gegnerin stellt sich am Ende jedoch heraus, dass die Auseinandersetzung lediglich auf einem Missverständnis beruht, dass Tarot schließlich aber ausräumen kann.
Die Kurzgeschichte Maiden und Monster schildert zwischenzeitlich Tarots erotische Abenteuer mit einem Einhorn in ihrer Jugend.
Rückkehr der dunklen Hexe erzählt die Geschichte aus Der Hexenkrieg dann weiter. Jon und Tarot haben mittlerweile eine Beziehung begonnen und stellen fest, dass sie von höheren Mächten für einander bestimmt zu sein scheinen. Währendessen hat Raven mit der Junghexe Willowry einen Lehrling angenommen und brütet über neuen Plänen. Während Jon, Tarot und ihre Mutter einem Monster nachjagen, das nachts sein Unwesen in der Stadt treibt und Willowry gelangweilt von ihrer langsamen Ausbildung mit Kräften spielt, die sie noch nicht beherrschen kann und sie schließlich vernichten, erhebt Raven die Insel Neu-Avalon aus dem Meer, auf der ein Refugium für alle Hexen entstehen soll, die genug von Anfeindungen und Verachtung der normalen Menschen haben. Jon, Tarot und ihre Mutter schaffen es zwischenzeitig den kopflosen Reiter zu stellen, der in der Stadt sein Unwesen treibt. Nach einem harten Kampf ist der Reiter zwar besiegt, aber Tarot lebensgefährlich verletzt, woraufhin ihre Mutter und Jon sie nach Neu-Avalon bringen, da sie dort die besten Chancen auf Heilung hat. Während Tarot dort im Koma durch eine mystische Traumwelt reist und ihr inneres Selbst wiederfinden muss, wird Jon von vier Drachenhexen, Ravens Verbündeten, kreuz und quer über die Insel gejagt und muss dort schwer um sein Leben kämpfen. Schlussendlich gelingt es Tarot jedoch wieder zu sich selbst zu finden und den Drachenhexen Einhalt zu gebieten. Auch Raven scheint diesmal durch die Sorge um ihre Schwester endlich zur Vernunft gekommen zu sein und verfolgt ihre zerstörerischen Pläne nicht weiter.
Am Ende des schicken Hardcovers finden sich noch sämtliche Cover der enthaltenen Ausgaben.

Bewertung:
Bei einem ersten Blick auf die Tarot-Reihe fällt sofort auf, dass der Schöpfer der Reihe als Säugling vermutlich nicht gestillt wurde. Hervorstechendstes Merkmal der Reihe sind die mindestens üppigen, manchmal auch einfach nur übertrieben aufgeblähten Oberweiten der weiblichen Charaktere. Dazu haben sie noch die Angewohnheit ständig halbnackt herumzulaufen, sich zu allen passenden oder unpassenden Gelegenheiten auszuziehen oder ausziehen zu lassen und sich dann noch in lasziven oder devoten Posen zu räkeln. Der Jugendschutz bleibt aber doch gewahrt, Geschlechtsteile sieht man nicht und auch Brustwarzen sind meistens, wenn auch nur sehr notdürftig verdeckt.
Beim Zeichenstil und der Koloration ist Masse scheinbar Trumpf. Knallbunte, mit Farben und Details völlig überfrachtete Seiten geben sich die Klinke in die Hand mit Seiten, auf denen die einzelnen Panels so stark aufgelöst sind oder ineinander verschwimmen, dass es stellenweise schwer fällt, der Handlung zu folgen.
Die Handlung der Geschichten zeichnet sich nicht durch übermäßige Tiefe aus. An allen Ecken und Enden tauchen Klischees aus der Wicca-, Pagan- und Neuhexenszene auf und werden lustig durcheinandergemischt und bis zum letzten ausgereizt. Die Verwendung der namensgebenden Tarotkarten beschränkt sich stets auf die offensichtlichsten Bedeutungen (Der Turm für Ravens Turm, Die Liebenden für Jon und Tarot, der Tod für den kopflosen Reiter, etc. ), da hätte es wesentlich subtilere und vielschichtigere Möglichkeiten gegeben. Auch die Erzählstränge sind recht schlicht, vorhersehbar und nutzen alles, was an Standards scheinbar noch gerade über war. Eine gute und eine böse Schwester; Böse Hexe richtet sich gegen die Menschen, weil diese ihren Vater in den Tod getrieben haben; böse Schwester besinnt sich schließlich, weil sie fast Leute umgebracht hätte, die ihr nahe stehen, und so weiter sind alles Motive, die man in dieser oder ähnlicher Form schon hundertmal gesehen oder gelesen hat.
Alles in allem ist Tarot – Hextrem Edition nichts überwältigendes, aber für Wiccajünger oder Liebhaber erotischer Comics (oder möglichst großer Möpse) eventuell einen Blick wert.Den Artikel im Blog lesen
 
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