Nicht alle Hellfrost Abenteuer sind Dungeon Crawls. Wobei: Irgendwelche "Dungeons" (lies: Behausungen, Höhlen, Wildnisgegenden), die es zu erkunden gibt, kommen OFT vor.
Was jedoch fast immer vorkommt: VIELE und HARTE Kämpfe. Nicht so schlimm wie die Encounter-Nummern-Show von D&D 4E, aber durchaus oft (mir selbst sogar ZU OFT) als Spannungselement eingesetzt.
Wiggy verschenkt hier massiv Potential, welches das detailreiche und an Möglichkeiten für kulturelles Spiel gut ausgestattete Hellfrost-Setting hergäbe.
Die Hellfrost-Abenteuer-Reihe, von denen ich als Spieler eine ganze Reihe selbst erlebt habe und als Spielleiter andere selbst geleitet habe, zeichnet sich leider durch recht schnell hingeschluderte Ideen aus, die dann mit Kämpfen und mehr Kämpfen aufgebohrt werden. - Dabei sind so manche Ansätze BESSER als sie nachher im Szenario umgesetzt werden.
So hat man bei vielen Situationen zu Szenario-Beginn ein wenig das "Glorantha-Feeling". Die mythologischen Ereignisse scheinen wirklichen Einfluß auf das Leben der Bewohner Rassilons zu haben. Denkt man aber in Glorantha-Maßstäben und versucht eine Lösung der Probleme auf der Ebene der Religionen, Kulte, der spirituellen Seite Rassilons zu finden, kommt man nicht weiter. Man muß in einen Dungeon und dort den McGuffin holen oder zerstören und Monster kloppen.
Wie gesagt: Das POTENTIAL des Hellfrost-Settings und der Rassilon-Spielwelt ist VIEL HÖHER als das, was die oft von Railroading und unausgegorenen "Gründen" bestimmten Abenteuer so hergeben.
Aber: Als EINSTIEG in die Welt und das Setting ist das Verminlord-Abenteuer dennoch interessant. Denn: Es ist zwar im Kern ein Dungeon-Crawl, aber einer, der tatsächlich durchaus gelungenen Art! - Dieser Dungeon ist ja nicht "unmotiviert" in die Landschaft gesetzt worden. Er hatte früher, vor den diversen Katastrophen in der Welt eine klare Funktion, welche die Spieler entdecken können. Das hilft folgerichtig mit manchen Herausforderungen umzugehen und bestimmte Dinge im (auch mythologischen) Kontext zu sehen. (Und ein paar unmotivierte Kämpfe kann man als SL auch besser streichen, statt sie auf Teufel komm raus durchzufighten - gerade der mit den Erdelementarwesen war leider völlig unsinnig.) - Der "Dungeon" im Verminlord bietet somit zwei Ebenen von Entdeckungen: die alte Funktion der Örtlichkeit und die aktuelle Funktion als Unterschlupf der Hintermänner des Szenarios.
Wenn es bei Dir ein deutschsprachiges Szenario sein MUSS, dann würde ich den Verminlord schon heranziehen. Du kannst (und solltest!) den Einstieg mit der Wagenlieferung um das elendige Deprotagonisieren (Wiggys Spezialität) beschneiden und den Spielern eine echte CHANCE im ersten Teil die Siedlung zu retten einräumen (vermasseln können sie es immer noch - nur daß sie laut Skript KEINERLEI Chance haben sollen, war für mich als Spieler echt beschissen und - ich hatte das auch zwei Mal geleitet - als Spielleiter einfach unbefriedigend den Spielern bei JEDER guten Ideen immer eins drauf geben zu müssen, damit ja das Ende wie geskriptet paßt; habe ich dann auch beim zweiten Mal mit der anderen Gruppe nicht mehr gemacht, weil es einfach ZU frustrierend für die Spieler und MICH war).
Dann könntest Du den Ermittlungsteil deutlich erweitern. Hier mußt Du selbst überlegen, wieviele falsche Fährten und wieviel mehr Zeitrahmen Du dafür einplanen möchtest.
Der Dungeon kann um ein paar unsinnige (Erdelementarwesen) Kämpfe gekürzt werden, ist aber an sich gut gelungen. (Anders als andere Dungeons in dieser Abenteuer-Reihe! Da sind schon echt ÖDE Teile dabei, die sich durch sinnlose Muß-Fights auszeichnen, welche die Spieler und die Charaktere aber völlig kalt lassen, da so unmotiviert und nicht wirklich emotional berührend. Das geht besser - und komischerweise HATTE Wiggy das auch schon mal besser hinbekommen. Als er noch für Pinnacle schrieb und nicht für seinen eigenen Geldbeutel.)
Für mehr stimmungsvolles Lokalkolorit wäre das Szenario "Das Eostre-Fest" (keine Ahnung ob und wann das übersetzt werden wird) sicher ideal geeignet.
Ansonsten habe ich alte D&D-Abenteuer, Harn-Abenteuer (Die Toten des Winters - meine Empfehlung!) und RuneQuest-Abenteuer problemlos nach Hellfrost verlagern können. Das wäre als Einstieg auch kein so schlechter Weg, meine ich.