Automatisch?
Wer sagt etwas von automatisch?
Entschuldige, die untenstehende Stelle hatte bei mir stark den Eindruck hinterlassen, dass für dich Horrorelemente sehr stark auf Torture-Porn rauslaufen, und du daher generell Horror im Rollenspiel nicht magst.
Falls ich dich da missverstanden habe, tut mir das Leid.
Den Schrecken wenn man das Brechen der Knochen der kleinen Kinderlein des Dorfschulzen hört, weil der wahnsinnige Schwarzmagier sie für seine Nekromantenrituale braucht. Die verzweifelten Schreie der Mutter die sich und ihre ältere Tochter jedem anbietet der bereit ist die Qualen der kleinen zu beenden? Die ihre Schmerzen nicht herausschreien können weil man ihren Mund zugenäht hat?
Etc. pp.
Für Gewalt-Porno nimmt man bitte lieber einen Roman, etc. ich BRAUCHE das nicht
Die eher detaillierte und farbenfrohe Beschreibung inquisitorischer Peinlicher Befragungen bei einem SL mit leicht sadistischer Ader hat mir den Spaß daran verdorben.
Auch das akribische Schwärmen eines NSC Folterers fürs Pfählen muss nicht sein
Berichte mir gerne wo Horror anders erzeugt wurde. Also nicht Hearsay, sondern 1ste Hand.
Danke!
In unseren Runden kommt der Horror eher durch das Ungewisse, und die oftmals schlimmen Konsequenzen und Implikationen. Da kann mir als Spielerin schon der Schweiß auf die Stirn treten, weil mein SC in einer für ihn unausweichlich scheinenden Situation (wegen drohender Konsequenzen für andere) ein ernstes, tadelndes Gespräch mit einem mächtigen, nicht gerade freundlichen Wesen hat. Dabei kann dieses Gespräch höflich bei einem Glas Limonade in einem Opernhaus geführt werden, der gesamte Aufbau der Situation und der Kontrast zu den zu befürchtenden Konsequenzen nach dem Gespräch reicht schon, um ein Gefühl des Schreckens zu bringen.
Unterschiedliche Wahrnehmungen der gleichen Situation bei verschiedenen SCs tun ein Übriges dazu, da keiner zu sicher sein kann, "die Wahrheit" wahrzunehmen.
Erstens weiß man nicht immer VORHER was einem auf den Keks geht und zweitens ist auch eine Session Zero kein Garant oder Freifahrtschein dafür das man etwas macht. Das sollte man immer zusammen mit den Spielern im Auge behalten und bei uns war viel mehr implizite Vereinbarung dabei als explizite
Drittens ist eine Prise dessen was einem auf den Keks geht oft genau das, was den Spaß ausmachen kann.
Ich finde persönlich, dass ein explizites Gespräch da tatsächlich sinnvoller ist, als nur Annahmen.
Aber ja, man weiß im Vorfeld nicht immer, was einem vielleicht zu weit geht oder Spaß raubt. Dazu können Sicherheitstools wie die X-Card (für Horror durchaus eine Überlegung wert) oder Feedbackrunden, Unterbrechungen bei unangenehmen Situationen usw. sinnvoll sein.
Durch Ampelsysteme und dergleichen hat man dann auch die Möglichkeit zu signalisieren, wenn eine heftige Ingame-Situation gerade richtig gut ist, oder der Druck sogar noch erhöht werden kann. Da kann ich als SL sehr viel einfacher in die Vollen gehen, als wenn ich solche Signale nicht hab.
Wenn ich so tue als hätte mein SC panische Angst vor dem Ertrinken dann ist das simulierter Horror.
Dann ist das nicht das gleiche wie zu fürchten das entführte Familienmitglied wurde vom Oger gefressen. Wo auch ich als Spieler eine Verlustangst erleben kann. Es zu "spielen". Kein Thema. Aber es zu "fühlen", das ist dann schon schwerer. Und die Frage ist dabei, ist das überhaupt Erstrebenswert?
Wenn ich einen Horrorfilm schaue, oder ein mit Horrorelementen versetztes Buch lese, dann fühle ich die Spannung. Schrecken und Erleichterung.
VIEL mehr, als wenn ich das gleiche in der RPG Umgebung vorgesetzt kriege.
Das liegt dann sicher auch an der Darreichungsform oder an der ungeschickten Dosierung
Ich denke, dass Menschen da einfach sehr unterschiedlich ticken. Natürlich ist alles, was man beim Rollenspiel fühlt, erstmal ein Abklatsch. Die errungenen Erfolge sind genauso nur gespielt wie Grusel. Und auch die Anspannung bei einer Horror-Session ist zum Glück nicht mit realer Todesgefahr vergleichbar. Alles nicht echt. Und das ist ja auch okay.
Aber für mich wirkt Horror im Rollenspiel sehr viel intensiver, als er das in Büchern oder Filmen vermag. Einfach weil das Erlebnis durch das reinfühlen in die Figur sehr viel stärker ist, und mir dagegen die Figuren in Romanen und Filmen, wo ich nicht in der Interaktion bin, nicht so nah kommen. Das ist weniger intensiv. Da kommen für mich nicht die gleichen Emotionen hoch.
Es ist vollkommen legitim, dass dir Horrorelemente im Rollenspiel nichts geben.
Für mich persönlich würde da aber was fehlen. Erst gestern eine super heftige Session gehabt, wo ich tatsächlich extrem angespannt war, weil alle Register gezogen wurden, und wir einen fiesen Cliffhanger haben. Find ich einfach genial. Mir macht das eine Menge Spaß.