Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

AW: Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

Bedeutet Gonzo, wie in Gonzo-Porno fast dasselbe.

Das stimmt nicht ganz. Da gibt es nämlich zwei vom Ansatz her doch recht unterschiedliche Gonzodefinitionen (auch wenn es in der Praxis keinen grossen Unterschied macht).

Und der grosse Mr. Jordan ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. :]

mfG
bca
 
AW: Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

Skyrocks Frage dreht sich ja um Spielpraxis. Ich glaube nur, dass seine Fragestellung etwas problematisch ist.

In Bezug auf die Konstruktion des Settings und der magischen Weltsicht von UA gibt es einen starken postmodernen Einfluss von Seiten der Autoren aus. Dabei sollte man den starken Noir-Einfluss in UA nicht vergessen.

Ich denke auch, dass viele UA Spielleiter ihre Ideen aus diesem postmodernen Kulturanspruch ziehen - am Spieltisch aber der popkulturelle und subjektive Aspekt viel stärker ist und sich das Spiel sehr viel stärker in Richtung Gonzo manifestiert.

Nur am Rande: Gonzo bezeichnet ja, wenn man bei der Definition des Begriffs bleibt, den starken subjektiven Einfluss des Autors auf das Dargestellte. Der Begriff kommt va von Gonzo-Journalismus, wie ihn Hunter S. Thompson geprägt hat. Und das passt ja sehr gut zu UA (vor allem, wenn man weiß, dass die Figur des Dirk Allen in UA sehr stark auf dem guten Hunter beruht).

Letztendlich sehe ich keinen so starken Widerspruch zwischen diesen beiden Sichtweisen. Spieler können in UA sehr stark auf den postmodernen Einfluss verzichten und ersetzen diesen durch einen sehr subjektiven Ansatz. Spielleiter profitieren von den postmodernen Ideen, nutzen diese aber weniger verkopft, sondern schauen einfach, was passiert, wenn man diese Ideen in die Spielwelt einbaut - denn die meisten Figuren im Setting von UA können mit den hochgeistigen Aspekten eh kaum was anfangen - die machen ihr eigenes Ding draus - Gonzo halt.

Naja, und die andere Bedeutung von Gonzo - die aus der Spielart der Pornofilme - passt auch ganz gut... Fresh Amateurs from the Street or Next Door... Aber das nur nebenbei
 
AW: Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

Danke an alle die sich zum Thema gemeldet haben, das war wirklich erhellend für mich. UA ist immer noch nichts was mich persönlich reizt (Gonzo kann ich auch woanders haben), aber es ist verständlicher für mich was Leute dazu treibt es zu spielen.

Falls du Hunter S. Thompson damit meinst - da ist "Gonzo" (wie in "Gonzo-Journalismus") dann doch etwas anderes
Ich beziehe mich auf Diskussionen auf theRPGsite wo das der gemeinsame Nenner für Gonzo-Fantasy war. Ob da irgendwie Thompson und verwackelte Handkamera-Pornos eingeflossen sind, keine Ahnung. Kann auch gut sein dass hier einfach die reine Wortbedeutung von "verrückt, exzentrisch" genommen wird - beides Adjektive die gut zu oben skizziertem OD&D-Setting mit Hades in Tatooine passen würden.
 
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(vor allem, wenn man weiß, dass die Figur des Dirk Allen in UA sehr stark auf dem guten Hunter beruht).

and i just thought it was the dirty ol' bastard...

malcalypse, bukowskianer
 
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Derrida-Referenzen

Wo? Könnte erklären warum ich mit dem Spiel meine Probleme habe.

Das sie Umschreibungen und Beschreibungen benutzen, die zwar aus einem hoch-kulturellen Kontext entnommen wurden aber den darin enthaltenen Kunstanspruch nicht zwangsläufig übernehmen?

Ist ein Spiel, das sich selbst als postmodern bezeichnet, nicht in der selben Lage wie der kretische Lügner?

Gonzo? Was soll das in diesem Zusammenhang sein? Okay, Skyrock hat eine Definition geliefert - aber warum muß/sollte man das so bezeichnen? Ich bewege mich nicht erst seit gestern in der Rollenspieler-Szene, und doch kannte ich den Begriff bis dato nun nicht. Genauso wie der "Erwin" von Settembrini.

Hat auch mit Rollenspiel nichts zu tun. Stichwort Hunter S. Thompsen ist ja schon gefallen. Interessant ist aber, dass Gonzo ein Phänomen der Postmoderne ist... Von daher, Anspruch und Wirklichkeit finden zu einander, auch wenn Skyrock das bis jetzt noch nicht sieht.

In Bezug auf die Konstruktion des Settings und der magischen Weltsicht von UA gibt es einen starken postmodernen Einfluss von Seiten der Autoren aus.

Postmoderne Einflüssen von welcher Seite? Woher? Wer? Wieso? Verdammt noch mal, die Postmoderne ist ein weites Feld...

Ich denke auch, dass viele UA Spielleiter ihre Ideen aus diesem postmodernen Kulturanspruch ziehen - am Spieltisch aber der popkulturelle und subjektive Aspekt viel stärker ist und sich das Spiel sehr viel stärker in Richtung Gonzo manifestiert.

Popkultur ist postmodern... Gonzo ist postmodern. Das Problem ist vielmehr: Mit postmodern wird ein gewisser intellektüller Anspruch erwartet, den UA einfachnicht befriedigen kann, so wie Mage... *hust hust*

Letztendlich sehe ich keinen so starken Widerspruch zwischen diesen beiden Sichtweisen. Spieler können in UA sehr stark auf den postmodernen Einfluss verzichten und ersetzen diesen durch einen sehr subjektiven Ansatz. Spielleiter profitieren von den postmodernen Ideen, nutzen diese aber weniger verkopft, sondern schauen einfach, was passiert, wenn man diese Ideen in die Spielwelt einbaut - denn die meisten Figuren im Setting von UA können mit den hochgeistigen Aspekten eh kaum was anfangen - die machen ihr eigenes Ding draus - Gonzo halt.

Was ist denn dieses ominöse Postmoderne in UA? Der Gonzo? Oder stekct doch noch mehr dahinter?
 
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Aber das war ja schon immer das Problem der Postmoderne.

Warum? Die Postmoderne hat keine Angst vor der Trivialität, so gesehen ist es garnicht so abwegig, dass UAs Postmodernitätsanspruch durch die Gonzospielweise seiner Anhänger erfüllt wird. Ich möchte in dem Zusammenhang aber gerne wissen, welche Einflüsse die Autoren gehabt haben.
 
AW: Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

Was ist denn dieses ominöse Postmoderne in UA? Der Gonzo? Oder stekct doch noch mehr dahinter?

Ein Beispiel: Adepten und ihre Wahrnehmung der Wirklichkeit und damit einhergehend ihre (Ohn-)Macht.

Nur wieso muss Popkultur notwendigerweise postmodern sein ... ?

Grüße
Hasran
 
AW: Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

Die Postmoderne hat keine Angst vor der Trivialität, (...)

Keine Angst vor der Trivialität ist ein fantastischer Euphemismus. Damit kann man sowohl Derrida als auch youtube-Kommentare treffend beschreiben. Das sagt dann auch schon alles Wissenswerte über die Postmoderne aus.
 
AW: Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

Danke an alle die sich zum Thema gemeldet haben, das war wirklich erhellend für mich. UA ist immer noch nichts was mich persönlich reizt (Gonzo kann ich auch woanders haben), aber es ist verständlicher für mich was Leute dazu treibt es zu spielen.

Wirklich interessieren würde mich jetzt aber: Welches Spiel erfüllt einen derartig hochstehenden Kunstanspruch dass du es interessant findest? Könnte nicht auch noch gegen das allerkünstlerischste Spiel das Argument ins Felde geführt werden, dass seine Spieler nicht Kunst schaffen sondern eben einfach nur Spaß haben? Und: Wie kann ein Spiel jemals Kunst sein, wo es doch bloß von den Spielern, nicht aber von einem Publikum erlebt wird? Ist Kunst ohne Publikum Kunst?

Aber zurück zur ersten Frage: Welches Rollenspiel ist Kunst?
 
AW: Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

Wirklich interessieren würde mich jetzt aber: Welches Spiel erfüllt einen derartig hochstehenden Kunstanspruch dass du es interessant findest? Könnte nicht auch noch gegen das allerkünstlerischste Spiel das Argument ins Felde geführt werden, dass seine Spieler nicht Kunst schaffen sondern eben einfach nur Spaß haben? Und: Wie kann ein Spiel jemals Kunst sein, wo es doch bloß von den Spielern, nicht aber von einem Publikum erlebt wird? Ist Kunst ohne Publikum Kunst?

Art lies in the eye of the beholder. Anders gesagt: einen starren Kunstbegriff gibt es nicht.

Aber zurück zur ersten Frage: Welches Rollenspiel ist Kunst?

Ich schätze, darüber könnte man trefflich disputieren. Und wahrscheinlich zu einem Ergebnis kommen, daß man a) über Geschmack nicht streiten kann und b) jede(r) einen anderen Favoriten hat.
 
AW: Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

Nur wieso muss Popkultur notwendigerweise postmodern sein ... ?

Weil Popkultur vor der Postmoderne nicht existent war?

Keine Angst vor der Trivialität ist ein fantastischer Euphemismus. Damit kann man sowohl Derrida als auch youtube-Kommentare treffend beschreiben. Das sagt dann auch schon alles Wissenswerte über die Postmoderne aus.

Ich meine damit eher Dinge wie Ecos Name der Rose. Die Postmoderne hat keine Angst trivial zu erscheinen. Trash ist zwar scheinbar trivial, aber hinter dem offenkundigen Gonzo kann ja noch was stecken.

Aber zurück zur ersten Frage: Welches Rollenspiel ist Kunst?

Was ist denn ein Rollenspiel? Das Buch, der Fluff, der Crunch, die Illustrationen oder das was am Spieltisch entsteht? Alles kann Kunst sein, muss aber nicht. Denn Rollenspiele sind in erster Linie Unterhaltung.
 
AW: Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

Die Postmoderne hat keine Angst trivial zu erscheinen.

Wenn das so wäre, dann gäbe es diesen Thread nicht. Das Problem ist doch, dass Leute wie Auster, Delillo oder Baudrillard sich strikt weigern irgend etwas als trivial durchgehen zu lassen. Es wird allein gemessen ob etwas nicht-trivial sein könnte, um es umgehend als nicht-trivial zu klassifizieren. Womit die inhaltliche Auseinandersetzung mit Texten zu einem rhetorischen Spiel verkommt. Denn in der Postmodene lässt sich alles als selbst-reflektives, intertextuelles, bedeutungsoffenes und in die Unendlichkeit ironisiertes Werk verstehen.

Anders gesagt: UA ist Kunst, wenn man irgendwie argumentieren kann, dass es unter irgendwelchen Umständen vielleicht Kunst sein könnte.

Wenn man gewillt ist so weit zu gehen, werden jedoch auch sämtliche Eigenschaften, die man aufzuzeigen versucht, bedeutungslos. Welchen Sinn hat es etwas als Kunst zu bezeichnen, wenn alles Kunst sein kann (triviale Einsicht) und demnach auch Kunst ist (Argument der Postmoderne)?

Was bleibt ist ein Haufen rhetorischer und literarischer Techniken, die zwar effektiv und ansprechend sind, aber keine Bewegung ergeben, die Zusammenhang oder Substanz hat. Viel heiße Luft mit nix dahinter.

Trash ist zwar scheinbar trivial, aber hinter dem offenkundigen Gonzo kann ja noch was stecken.

Dann ist es offenkundig kein Gonzo mehr. Gonzo definiert sich ja gerade aus der fehlenden Reflektion und Hintergründigkeit. Ansonsten siehe oben.
 
AW: Gonzo oder postmoderner Kunstanspruch?

Wirklich interessieren würde mich jetzt aber: Welches Spiel erfüllt einen derartig hochstehenden Kunstanspruch dass du es interessant findest?
Du kennst mich falsch. Ein "Echte Kunst!"-Aufbepper ist für mich der erste Grund ein System wieder wegzulegen und nach etwas zu suchen das wie im Anhang aussieht:
 

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[...] UA ist Kunst, wenn man irgendwie argumentieren kann, dass es unter irgendwelchen Umständen vielleicht Kunst sein könnte. [...]

Darf ich diesen Thread ausbuddeln und wiederbeleben [Ein einfacher Nekromantie-Wurf dürfte reichen]?

Postmoderne, so meine neue Lieblingsdefinition, ist völlige Begriffslosigkeit. Da mir UA doch sehr starr einrscheint, ist es wohl eher Gonzo ;)
 
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