AW: Freelancer Hexxagon
Naja, ich warte mal ab, bis es kommt und sich irgendwer das ganze dann anschaut.
Gute Einstellung.
Gut die Hälfte hab ich durch. Das Buch hat nur 170 Seiten, wirkt aber dicker, was wohl an der polnischen Druckerei liegt, die schon für den "Tractatus contra Daemones" verantwortlich war.
Christian Lonsing hat laut Impressum/Credits dieses Werk weitestgegehend alleine geschaffen (bis auf die Illus). Wenn man vielleicht nur einen potenziellen Illustrator zur Verfügung hat, und der vielleicht nur Manga kann, dann sehe ich da kein Problem. Die im Buch genutzten japanischen Wortschöpfungen finde ich deshalb trotzdem unpassend.
Aber ich will gar nicht meckern, da man diesem Buch deutliche Designgedanken anmerkt. Es bereitet dem Spieler einem sehr einfachen Einstieg ins Rollenspiel, eben weil das Setting kontemporär ist und weil man Charaktere verkörpert, die eben Fähigkeiten haben, die jeder von uns sich wünschen könnte. Hinzu kommt, dass der Freelancer-Aspekt hervorgehoben wird, der also ganz klar mit reiner Auftragnehmer-Mentalität bricht. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Christian Lonsing stark bei Shadowrun verwurzelt ist.
Das Setting und der Fluff sind wirklich vorbildlich. Leider setzt sich das in den Regeln nicht so durchgängig fort. So passt sehr gut die Initiativeregelung dazu, nach der die Freelancer immer beginnen und die Reihenfolge unter sich ausmachen können oder sich einfach am GE-Wert orientieren. Der Rest der Regeln ist aber sehr crunchy und das wird meines Erachtens nicht dadurch herausgerissen, dass das Buch versucht mehrere Spielstile abwechselnd zu bedienen. Hauptsächlich wird hier zwischen Erzählspiel und Strategiespiel unterschieden, "geschmacklich" wird aber auch noch Rififi und wie soll ich sagen "Dungeon-Hindernisparcours" forciert.
Das Regelwerk hätte ich mir wirklich schlanker gewünscht, dann hätten wir ein neues deutsches Einsteigerspiel am Himmel. Zumal die 170 Seiten verschwenderisch layoutet sind, sodass man hier dann etwas schön kompaktes hätte.
So haben wir "nur" ein sehr schönes Setting und schöne Designgedanken, die aber doch recht regelintensiv sind.
Eins noch: Es gibt sehr deutliche Übereinstimmungen zu Scion:Hero - halt nur ohne Götter (ein Freelancer braucht die nicht, der arbeitet quasi für sich).
Gespannt bin ich auf die beinhaltete Kampagne. Wenn die so wird, wie ich mir das jetzt vorstelle, ist das ein einziger Dungeon aber eben mit Erzähl-, Konflikt-, Hindernisparcours-, und Rififi-Stationen. Fraglich wäre für mich noch, wie man aber danach weiterspielt, weil zum Setting eben eher eine freie Spielweise "ich spiele mein Leben" (wie in der WoD) passen würde. Mal sehen.