Feste Grupenzusammenstellung = Nachteil?

Skar

Dr. Spiele
#StandWithUkraine
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16. Januar 2003
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Bei Engel ist es ja so, dass in einer Schar (Spielgruppe) möglichst einen Michaeliten, einen Gabrieliten, einen Urieliten, ein Raphaeliten und ein Ramieliten haben sollte.

Die Spieler werden dadurch ja in ein Schema gepresst, dass ihnen unter Umständen gar nicht gefällt.

Nachteil? Oder Chance sich auf andere Charaktere einzulassen?
 
Ich denke zweiteres! Zum einen ist ja möglichtst viel Diversität in der Gruppe immer schön, zum anderen bietet es von vorneherein einfach einen soliden Ansatz.
Ich bin ja eh einer von den Spielern die im Prinzip alles spielen können und Spass dran haben.
 
Das mit "in ein Schema gepresst" ist ja tatsächlich das, was die Kirche mit den Engeln tut.

Da wird nicht unbedingt der beste Taktiker und Psychologe zum Michaeliten, da ist nicht der härteste Kämpfer immer gleich auch im Gabrielis-Orden.

Das finde ich schön. Die Spieler sollen die von außen aufgezwungene Rolle innerhalb der Schar erfüllen, und müssen aber im Rahmen des Zueinanderfindens und der wirklichen Scharbildung erst herausbekommen, wer was wie gut drauf hat, wer mit seinen Begabungen gegen den Stereotypen, gegen die Erwartungshaltung an seinen Orden angeht.

Das macht richtig Spaß. Viel mehr als man auf den ersten Blick meinen möchte. Man muß es einfach spielen, um zu merken, wie die unterschiedlichen Begabungen und Interessen (der Spieler) durchkommen und alle ihren Platz in der Schar finden. (Anmerkung: Skar, wenn man nach d20-Regeln spielt, dann ist solch eine Freiheit der Entwicklung etwas schwieriger, da bestimmte Regelwerte wie Attackebonus, Rüstungsklasse etc. mit den Charakterklassen "hart verdrahtet" sind, und man nicht einfach so wechseln kann. Nach Arkana-System kann aber auch ein Ramielit ein wüster und gefürchteter Nahkämpfer sein, der seine Gegner vom Himmel putzt, während der durch seine Mächte eigentlich besser ausgestattetere Gabrielit im Nahkampf nichts blickt und permanent unschlüssig herumfliegt, dafür aber z.b. Fragen der Logistik richtig gut beherrscht und einen ganzen Feldzug planen könnte.)
 
Zornhau schrieb:
Nach Arkana-System kann aber auch ein Ramielit ein wüster und gefürchteter Nahkämpfer sein, der seine Gegner vom Himmel putzt, während der durch seine Mächte eigentlich besser ausgestattetere Gabrielit im Nahkampf nichts blickt und permanent unschlüssig herumfliegt, dafür aber z.b. Fragen der Logistik richtig gut beherrscht und einen ganzen Feldzug planen könnte.)
Wobei diese Fähigkeiten weniger seiner Ausbildung entsprechen dürften. :)
 
Sogar die Kirche kann nicht jegliches Anzeichen von Hobbies und anderweitigen Interessen unterdrücken.

Cifer, mit dem Urieliten, der sich noch irgendwann ne Glatze scheren lässt und nach Nürnberg umzieht...
 
Grundsätzlich finde ich auch, dass die feste Konstellation nur oberflächlich einschränkt. Denn auch wenn die Engel der verschiedenen Orden zu bestimmten Dingen hin "gedrillt" werden, bleibt ihnen jan immer noch ihre Persönlichkeit. Ich mussta ja auch Mathe in der Schule belegen...
Und gerade diese fünf Fächer, in die die Engel äußerlich gesteckt werden bieten, zumindest für meine Gruppe, einen sehr hohen Anreiz wirkliche Persönlichkeiten zu entwickeln. Wenn alle Gabrieliten schwarz tragen, wird es einfach irgentwann nicht mehr wichtig und die Charaktere definieren sich viel mehr über ihre Person selbst. Woanders hätte man wohl eher den düsteren oder tristen Charakteren schwarz zugeordnet. Aber hier tragen auch die Gabrieliten mit Lebensfreude und Optimismus diese (Nicht-) Farbe.

Nur eine Schwäche sehe ich in diesem System. Diese liegt allerdings auf angelitisch-politischer Ebene. In unserer Runde gibt es leider keine fünf oder vier Spieler so dass ich als (einziger Engels-) eSeL immer mindestens zwei Schargeschwister übernehmen darf. Allerdings kommt es oft ein wenig doof für die Spieler, wenn die Spielleitung den Michaeliten mimt. Das nimmt ihnen besonders bei Interaktionen mit anderen Angeliten einfach eine Menge an Selbständigkeit. Gerade als junge Schar will man sich ja doch irgentwie an die "Etikette" halten und nciht einfach den von Gott auserwählten Scharführer bei einer kleinen Debatte mit einem Ab oder Ählichem übergehen.
Ergo muss sich in einer kleinen Gruppe meist einer einfach dazu bereit erklären dann doch den holden Goldengel zu spielen, was manchmal etwas schade ist. Und mal Hand aufs Herz. So eine komplette Schar rockt doch um einiges mehr als die drei verlohren Schäfchen oder das geflügelte SEK, welches sich auf verdeckte Missionen spezialisiert.
 
*g* in unseren Runden im Verein hatten wir das gegenteilige Problem, dass unser eSeL oftmals anderthalb Scharen verwalten durfte (und dann gabs noch den einen One-Shot im wahrsten Sinne des Wortes: Für einen Abend eine Todesschar aus 5 Gabrieliten...). Prinzipiell lassen sich meiner Erfahrung nach jedoch auch Scharen mit weniger Mitgliedern spielen, wenn auch ein vorhandener Michaelit hilfreich ist und wir bisher noch jedesmal das fehlende Scharmitglied gespürt haben (O-Ton Mitspieler: Wozu brauchen wir einen Raphaeliten?)
 
Bei weniger als fünf verfügbaren Spielern kann ich nur empfehlen den Michaeliten und den Ramieliten UNBEDINGT von einem Spieler und NIE als NSC spielen zu lassen. Am leichtesten sind Urieliten und Gabrieliten "NSC-fähig". Eventuell auch Raphaeliten, aber die haben als Spirer (= Psycho-Experten) manche interessante Nuance, die sich nicht als NSC richtig gut rüberbringen läßt.

Das ist nur meine Einschätzung, da ich bislang mit ausreichend Engeln für mehrere Scharen gesegnet war.
 
@Cifer: Für den O-Ton würd ich glatt nochmal Karma vergeben. Lollig.

@Zornhau: Na, also ich weis nicht. Unsere NSC-Ramielitin ist schon ganz ok. Warum sollte man gerade Urieliten und Gabrieliten so gut reduzieren können?
 
@Lynx: eigentlich auch Raphaeliten. Warum? Weil Urieliten, Gabrieliten und Raphaeliten im Normalfalle nicht diese Menge an "Außenkontakten" und damit an Bindungen in die Spielwelt haben werden. Die Frontfigur zu den Menschen hin ist der Michaelit, der zumeist auch mehr als nur einen Common-Dialekt beherrscht, während die meisten anderen Engel sich auf Latein und damit Kommunikation mit Kirchendienern beschränken müssen. Der Ramielit hat mit seiner Kathedrale der Gedanken eine solche "Gabe", die nicht wirklich im Spiel zu würdigen wäre, wenn der Charakter nicht durch echtes Erspielen ihre Eigenschaften erfährt. Natürlich kann man Beziehungen insbesondere zu Logen, Geheimbünden etc. auch bei den anderen Engelsorden einführen, und eine reine Todesschar oder ein reines Ramieliten-Szenario zu leiten hat auch was für sich.

Doch wenn ich mir vorstelle, welche Engelsorden ich nach meinen Erfahrungen mit ausschließlich vollständigen (z.T. zeitweilig ein klein wenig überbesetzten) Scharen auf keinen Fall als SCs missen möchte, dann sind dies Michaelit und Ramielit. Beider Orden sind enorm politisch-motiviert, was sie ihren Engeln auch schon als Postulanten nahebringen - und das ist der Unterschied zu den anderen drei Orden. Michaeliten sind Führungskräfte und Politiker. Ramieliten sind Geheimniskrämer (aka Stasi) und ebenfalls Politiker. Andere Engel "können" diese Richtung auch einschlagen, werden aber nicht von klein auf dazu angehalten.

Das meine Motivation für meine Empfehlung. Aber wie gesagt, ich hatte bislang stets vollständige Scharen oder habe alternativ eben reine Templer/Monachen/Beginen-Szenarien durchgezogen.
 
Michaeliten sind Führungskräfte und Politiker. Ramieliten sind Geheimniskrämer (aka Stasi) und ebenfalls Politiker. Andere Engel "können" diese Richtung auch einschlagen, werden aber nicht von klein auf dazu angehalten.

Und genau damit beschränkst du die Orden weider ein wenig auf die Stereotype. Ich will auch gar nichts dagenen sagen, ganz im Gegenteil. Wobei ich die Stärke des Ramieliten halt weniger im Politischen, sondern eher als aktive universale Verständigungsmaschine, sehe. Es kommt hierbei wirklich auf die Gruppe drauf an und vor allem, wie weit die Charaktere von den kirchengegebenen Stereotypen abweichen. Es ist halt letztendlich eine Frage, a) wie viele Spieler zur Verfügung stehen und b) wie stark sie sich an die Ordensideale halten.

Aber vielleicht liegt auch daran, dass meine lieben Spieler absolut nicht gerne Anführer spielen. In der ganzen Zeit, ind der wir spielten, hatten wir sage und schreibe eine einzige Schar mit einem "funktionierenden" Michaeliten. (Ok, was meine Gabrielitin dazu sagte, lasse ich mal außen vor)

Zornhau, du erwähntest überbesetzt. Wie schaut es bei euch aus, habt ihr schon mal einen Sarieliten in einer Schar gehabt? Die kleinen Trällerlis sind unter den Spielern so etwas wie ein geheimer Renner, doch wollte beisher keiner eine neue Schar bilden, weil unsere Hauptcharaktere uns so ans Herz gewachsen waren. Klar weichen die Sraieliten ja auch ziemlich vom standart ab. Laut Regelwerk werden ja nur sehr selten Scharen durch einen solchen Engel ersetzt. Selbsterstellte Gaben wurden ja schon mal im alten F&S-Forum gepostet, nur sind die spielbar?
 
Den Ramieliten kann man auch meiner Meinung nach zum NSC machen, dann betont man seine Rolle eben nicht ganz so stark. Dafür betont man dann aber eben den Gabrieliten/Raphaeliten/Urieliten, je nach dem, wer anstelle des Ramieliten zum SC wurde - und auch die haben Massen an Potential.
Den Michaeliten kann man aber wirklich nicht ersetzen. Wenn der Spielleiter den Spielern die Entscheidung abnimmt, ist das ganze Setting im Eimer. Höchstens könnte ich mir vorstellen, einen tyrannischen Michaeliten als NSC zu nehmen, denn dann müssen die Spieler letztlich trotzdem wieder selbst entscheiden.

Zurück zum Thema:
Auch ich denke, dass die Eingeschränktheit sehr wichtig ist. Die nächste Engelkampagne, die ich leiten werde, wird auf jedenfall so aussehen, dass die Spieler ihre Engel erstellen - und danach gesagt bekommen, zu welchem Orden sie gehören. Vielleicht würfle ich das sogar aus - obwohl, ich denke, ich werde wieder auswählen, je nach dem, was mir das meiste Potential zu bieten scheint.
 
Die Einschränkung hat noch einen enormen Vorteil für die Einfachheit des (Arkana-) Spielsystems.

Die Charakterbögen sind deswgen (zu Beginn) so leer und schnell ausgefüllt, weil man nicht den ganzen SC modelliert, sondern nur seine Abweichungen bezüglich des Stereotyps. Damit hat man sehr schnell einen spannenden Ausgangspunkt und kann das im Spiel durch weitere Besonderheiten ergänzen, die sich aus Spielsituationen ergeben. Die Entwicklung eines SCs ist also nicht (nur) "größer, schneller, mächtiger", sondern auch auch eine Entfernung (Degenerierung?) vom Stereotyp.

@Nick-Nack: ich halte den Ramieliten auch für einen hervorragenden SLC, wenn einem Spieler fehlen. Man kann ihn etwas stiller spielen, und er gibt genau die Informationen heraus, von denen man als SL will, dass die Spieler sie haben.

Natürlich macht auch ein politisch motivierter SC-Ramielit großen Spass in der Gruppe. Aber das kriegt man mit jedem Orden hin (Stichwort: Sonderaufträge).
 
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