Fan-Produktion oder Verlags-Produkt - wie schwer ist das Selbstherausgeben?

sma

0101010
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Ein bisschen OT, aber wäre es wirklich so schwer, ein Projekt wie BoL es war, komplett selbst zu stemmen?

Wenn ich da so die US-Kleinstverlage sehe, die wahrscheinlich alle auch nur aus einem Menschen mit zu viel kreativer Energie bestehen, der nach der Arbeit noch ein bisschen etwas malt und schreibt, ein PDF daraus macht und dann vielleicht noch das ganze auf lulu.com als Book-on-Demand anbietet, dann erscheint mir die Hürde jetzt nicht so groß.

Ein Problem könnte sein, auch den den Rollenspiel-Läden präsent zu sein. Lulu sagt, 160 Seiten s/w A5 kosten 5,90€. Ordert man selbst davon 100 Stück, um sie vielleicht mit Hilfe eines Großhändlers an Läden zu verteilen, sinkt der Preis auf 4€. Die 400€ "Risiko"-Kapital sind jetzt durchaus möglich, finde ich (und schon bei 50 Büchern kostet es nur noch 4,43€). Um ein eBook (PDF oder EPUB) kümmern sie sich auch, wenn man will. Allerdings scheinen sie weder Kindle noch Apples iBook Store zu unterstützen und damit verliert man hier die beiden größten Märkte.

Aber, ganz naiv gefragt, was braucht es noch (neben Grafiken, Titelbild und der kreativen Leistung für eigenen Content oder eine Übersetzung)?

Stefan
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

Ein bisschen OT, aber wäre es wirklich so schwer, ein Projekt wie BoL es war, komplett selbst zu stemmen?
Jein. - Ein Projekt, wie das ORIGINAL-BoL auf RPGnow bzw. Lulu als PDF plus PoD-Option zu erstellen, das geht auch als "Ein-Mann-Job".

Jedoch: Ist solch eine Neuentwicklung eines Rollenspiels jemals WIRKLICH ein "Ein-Mann-Job"? - Falls ja, dann taugt es meist nichts.

Warum? - Weil eine Neuentwicklung getestet, geändert, durch viel FEEDBACK VERBESSERT werden muß. Das macht man nicht einfach allein im stillen Kämmerlein.

Siehe BoL. Die erste Fassung war im Rahmen eines 24-Stunden-Wettbewerbs entstanden und entsprechend krude und - obschon manch einem bekannt - mit entsprechend wenig Aufmerksamkeit bedacht. - Erst die deutlich überarbeitete, mittels des Feedbacks zur alten, kostenlosen Wettbewerbs-Fassung verbesserte Version hatte einen ersten Achtungserfolg als PDF-Fassung bei RPGnow und PoD-Fassung bei Lulu.

Als Lulu dann für den europäischen Markt sich selbst ins Knie geschossen hat, indem ein 12$-Buch nur für 90$ Porto (Kein Witz!) nach Europa zu bekommen war, sah es so aus, als wäre eine PoD-Fassung nicht mehr sinnvoll.

Zwischenzeitlich hatte es zur überarbeiteten (revised) BoL-Ausgabe MASSIG Feedback gegeben und es wurde eine französische Übersetzung angefertigt, die NEUE Illustrationen aufwies.

Die alten Illustrationen waren teils von Simon selbst erstellt und wirklich SCHEISSE. Darüber wurde ständig gemäkelt. - Aber er hatte mit den Franzosen einen Deal ausgemacht, daß er die französischen Illustrationen in einer neuen Fassung, der Legendary Edition, verwenden durfte.

Diese wurde dann als PDF-Fassung angeboten mit PoD-Option (wie gehabt). Nachdem die LE aber erfolgreich genug wurde, hatte Simon mit Cubicle 7 einen Vertrag geschlossen und konnte so seine LE auch als normale Druckfassung anbieten, was er sonst nicht gemacht hätte und was sonst (siehe das Sich-selbst-ins-Knie-Schießen von Lulu) praktisch unerschwinglich für die Kunden gewesen wäre.

Wenn ich da so die US-Kleinstverlage sehe, die wahrscheinlich alle auch nur aus einem Menschen mit zu viel kreativer Energie bestehen, der nach der Arbeit noch ein bisschen etwas malt und schreibt, ein PDF daraus macht und dann vielleicht noch das ganze auf lulu.com als Book-on-Demand anbietet, dann erscheint mir die Hürde jetzt nicht so groß.
Du unterschätzt da etwas den Aufwand. - Wenn jemand WIRKLICH VIEL ZEIT aufbringen kann, und wenn er selbst auch noch im Zeichnen und Layouten fit genug ist, aktuellen Mindestansprüchen zu genügen, dann kann er das vielleicht alleine hinbekommen.

Meist ist es aber so, daß die Leute, die fit im Texten sind, nicht unbedingt auch gleichzeitig noch begnadete Zeichner sind. - Daher ist es normalerweise so, daß man Zeichner braucht (sich also um Leute kümmern muß, die idealerweise kostenlos ihre Bilder zur Verfügung stellen - ansonsten muß man die Illustrationen halt bezahlen, also Geld reinstecken). Beim Layout ist das ähnlich. - Und das unterschlägt alle Lektorats- und Redaktionsarbeiten, die besser NICHT derjenige, der die Texte verfaßt hat, machen sollte (man ist verdammt schnell bei eigenen Texten "betriebsblind" und sieht einfach Fehler und Ungeschicktheiten im Ausdruck nicht mehr).

Wie ich schon sagte: Wenn jemand wirklich ALLES selbst gemacht hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß das Ergebnis nichts taugt!


Ein Problem könnte sein, auch den den Rollenspiel-Läden präsent zu sein.
Das war ja beim BoL-Fan-Übersetzungsteam eine wichtige Überlegung. Wir waren (und sind!) von BoL so begeistert, daß wir es einem möglichst großen Kreis an Interessenten bekannt machen wollten.

Da hilft es in der Vertriebsstruktur eines großen Verlages präsent zu sein. - Gleiche Überlegung war ja auch bei Simon mit seinem Deal mit Cubicle 7 vorhanden.

UNBEKANNT im letzten virtuellen Eck eines Online-Shops dahinvegetierend bekommt ein noch so gutes Rollenspielprodukt leider nicht die Aufmerksamkeit, die es bekäme, wenn es bei einem größeren Verlag unterkommt.

Siehe z.B. Stars without Number, das auf altem B/X-D&D basierende Science-Fiction-Rollenspiel von sine nomine, welches nun bei Mongoose erscheint. Den Entwicklern ist das sehr recht, da sie zwar bei RPGnow mit PoD-Soft- und Hardcover-Bänden Achtungserfolge erzielt haben, aber erst bei Mongoose SWN wirklich "in Zirkulation" kommen wird, wirklich in die Läden und Online-Shops gelangen wird.

Bei der BoL-Übersetzung kam noch hinzu, daß natürlich der Autor Simon Washbourne für die Übersetzung auch GELD sehen wollte. Was genau zwischen ihm und Ulisses vereinbart wurde, ob z.B. Folgeprodukte überhaupt im Vertrag einbezogen wurden, usw., das alles ist mir unbekannt.

Eine Fan-Übersetzung ins Spanische erfolgte OHNE seine Zustimmung (genauer: Ohne ihn zu fragen!) und davon war er - verständlicherweise - alles andere als begeistert.

Man kann nicht einfach alles nach Belieben übersetzen und es dann - egal ob kostenlos, zum Selbstkostenpreis oder kommerziell - anbieten!

Bei Übersetzungen hat man es daher IMMER mit Lizenzfragen zu tun. Und da geht es nicht nur um Textübersetzung, sondern auch um sonstige Änderungsmöglichkeiten (wie z.B. das Einarbeiten von Errata, oder die Übernahme von Illustrationen - gerade da hat der eigentliche Autor des Originals oftmals nicht das Recht diese weiterzugeben).

Das ist eine Projektleitungs- und Redaktionsaufgabe, die nicht ganz so streßfrei und spaßig ist, wie das Übersetzen selbst. - Anders ausgedrückt: Das muß jemand WOLLEN und machen KÖNNEN!

Ein Übersetzungsprojekt braucht eine gewisse Koordination, damit es nicht im Sande verläuft. - Sogar Mini-Projekte wie die SW-Fan-Übersetzungen benötigen immer wieder einen gewissen "Anschub", weil sie ansonsten versanden.

Ein Vertrag mit einem Verlag, eine harte Deadline, eine Projektleitung, die sich kümmert - das garantiert zwar nicht die Fertigstellung, macht sie aber WESENTLICH wahrscheinlicher.


Lulu sagt, 160 Seiten s/w A5 kosten 5,90€. Ordert man selbst davon 100 Stück, um sie vielleicht mit Hilfe eines Großhändlers an Läden zu verteilen, sinkt der Preis auf 4€. Die 400€ "Risiko"-Kapital sind jetzt durchaus möglich, finde ich (und schon bei 50 Büchern kostet es nur noch 4,43€). Um ein eBook (PDF oder EPUB) kümmern sie sich auch, wenn man will. Allerdings scheinen sie weder Kindle noch Apples iBook Store zu unterstützen und damit verliert man hier die beiden größten Märkte.
Ich kenne einige "Selbstentwickler", die ihren Keller voll eingeschweißter Druckwerke in den Hunderten liegen haben. - Oft überschätzen sich solche Enthusiasten für ihre eigenen (oftmals ihre ersten und einzigen!) Werke und lassen mehr drucken, als absetzbar ist.

Siehe die Ephoran-Geschichte, wo einerseits Selbstüberschätzung des Entwicklers vorlag, andererseits die Realität der Absetzbarkeit eine Größenordnung WENIGER Exemplare verkaufen ließ, als das der Entwickler erwartet hatte. Nach anderthalb Jahren endet die Buchpreisbindung und man kann dann versuchen den Keller wieder durch Billigangebote leer zu bekommen. Unterm Strich bleibt ein Minus, aber wenigstens ist der Keller wieder frei. (Näheres dazu im Tanelorn-Forum - such bitte selbst nach den entsprechenden Threads, ist schon eine Weile her.)

Ein "richtiger" Verlag bietet einfach den Vertriebskanal, der die SICHTBARKEIT eines Produktes deutlich hebt. Es steht im Verlagsprogramm an prominenterer Stelle, die Läden ordern es, die Kunden SEHEN es oft erstmals, wenn es im Laden rumsteht.

PoD auf Basis von PDFs ist hierzulande immer noch eine Micro-Nische eines Nischen-Marktes.

Zwar ist so gut wie JEDER Rollenspieler, den ich kenne, regelmäßig und länger im Internet unterwegs, aber die allermeisten treiben sich NICHT in Rollenspielforen oder bei PDF-Shops herum, wo das Internet doch mit Online-Spielen und Cyber-Porn viel Interessanteres zu bieten hat, als sich über Pen&Paper-Produkte zu informieren.

Aber, ganz naiv gefragt, was braucht es noch (neben Grafiken, Titelbild und der kreativen Leistung für eigenen Content oder eine Übersetzung)?
Man braucht ein TEAM und einen LANGEN ATEM.

Viele Projekte gehen ein.

Viele zurecht.

Sie sind nicht gut. Nicht interessant. Nur lahmer Aufguß ohne eigenen Charme.

Manche gehen LEIDER ein, weil die Entwickler keine Zeit mehr hatten, weil es an Engagement und an Feedback mangelte, oder weil andere Rollenspielprodukte etwas ähnliches, aber "in besser" oder einfach nur früher herausgebracht hatten.
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

Ergänzend zu Zornhaus Ausführung muss man auch noch bedenken, dass man durch die Verlagspublikation auch ein Budget für eine graphische Aufwertung hatte, gerade was björn Lensing da beigesteuert ist erste Sahne und auch das Cover von Karsten schreuers ist vielleicht etwas dunkel, aber doch gut gelungen. Das hätte man selbst gar nicht finanzieren können (also, nicht um dann ohne Verlust rauszugehen jedenfalls), weil man da nicht mit 100 Exemplaren mit leichtem Aufschlag auskommt.
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

Na ja, hier muss ich mal einhaken. Das, was die beiden da beigesteuert haben, geschah aus reiner Begeisterung, nicht aufgrund des bereit gestellten Budgets.
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

Wie üblich hat Zornhau umfangreich geantwortet, aber mir ging es nicht um den Aufwand, das Werk erst einmal zu erstellen (egal ob etwas eigenes oder eine Übersetzung, die natürlich u.U. Lizenzgebühren nach sich zieht), sondern was der Unterschied zwischen einer Selbstpublikation und der über einen Verlag ist.

Die Hoffnung ist also laut Zornhau, dass ein Verlag bessere Werbung macht und seine etablierten Vertriebskanäle nutzt und daher die Bücher in vielen Läden landen. Er kann ebenfalls Lizenzkosten vorstreckt. Schließlich hilft er, den notwendigen Druck aufzubauen, auch fertig zu werden. Dann ist da die Beobachtung, dass Lulu zu hohe Versandgebühren hat.

Ich erwähnte den Großhändler, weil ich dachte, dass man dort auch einen Stapel Bücher in das System "einsplicen" könnte. Wenn die Marge vielversprechend ist, sollte doch auch ein Großhändler nicht abgeneigt sein. Vielleicht kann man ja sogar Amazon hier nutzen.

Bei einer Lizenz gäbe es ja vielleicht auch die Möglichkeit, nicht im Vorfeld sondern anteilig zu zahlen. Ich habe leider so gar keine Vorstellung davon, was diese kostet. Zufällig weiß ich, was Pegasus, als es noch klein und jung war, für die deutsche GURPS-Lizenz gezahlt hat, aber das ist ja schon fast 20 Jahre her. Zudem wäre BoL doch eine andere Liga als GURPS - selbst GURPS vor 20 Jahren.

Das mit den 400€ für 100 Bücher erwähnte ich, weil das eine Größenordnung ist, die einen noch nicht arm macht, wenn das Projekt scheitert - insbesondere wenn es von mehreren Fans zusammengelegt wird. Die Arbeit, die sie da eh hineinstecken werden, wird diese Summe deutlich übertreffen.

Bleibt der innere Schweinehund, der einem immerzu einflüstert, dass morgen ja auch noch ein Tag sei, an dem man anfangen könnte. Dagegen weiß ich dann auch keine Rat :)

Stefan
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

Wie üblich hat Zornhau umfangreich geantwortet, aber mir ging es nicht um den Aufwand, das Werk erst einmal zu erstellen (egal ob etwas eigenes oder eine Übersetzung, die natürlich u.U. Lizenzgebühren nach sich zieht), sondern was der Unterschied zwischen einer Selbstpublikation und der über einen Verlag ist.
Das hat durchaus miteinander zu tun.

Verlage (manche jedenfalls) wissen um die Wichtigkeit von sachgerechtem Lektorat und einem ansprechenden Layout. Viele "Do-it-yourself"-Entwickler sind da mit geringeren Ansprüchen zufrieden - zulasten deren, die ihre Werke lesen müssen.

Das trifft auch durchaus auf die englische Originalfassung von BoL zu, sowie auf viele der Old-School-Nostalgie-Klone, die leider nicht nur die Fehler, die "Kaffeeflecken und Eselsohren" der alten Originale kopieren, sondern auch noch eigene Schludrigkeiten hinzufügen.



Generell gibt es Gründe, die FÜR die Zusammenarbeit mit einem Verlag sprechen, und es gibt Gründe, die DAGEGEN sprechen.

Warum ist DungeonSlayers bei einem kommerziellen Verlag gelandet?
Warum ist SpacePirates NICHT bei einem kommerziellen Verlag gelandet?

Die Gründe hierfür sind vielfältig und oft einfach die persönlichen Gründe der Macher, weniger "knallharte Business-Case-Kalkulationen".

Das ist aber jetzt inzwischen ein eher ALLGEMEINES Thema geworden, somit für das BoL-Unterforum off-topic.

@Moderation: Eventuell die letzten Beiträge hier ab #9 in ein eigenes Thema "Fan-Produktion oder Verlags-Produkt - wie schwer ist das Selbstherausgeben?" verschieben. Ich glaube, das Thema gibt durchaus auch Diskussionsanreiz für Leute, außerhalb der BoL-Fan-Gemeinde.

Edit: Danke für das Heraustrennen dieses eigenständigen Themas.
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

Na ja, hier muss ich mal einhaken. Das, was die beiden da beigesteuert haben, geschah aus reiner Begeisterung, nicht aufgrund des bereit gestellten Budgets.
Was die beiden für ihr Budget gezeichnet haben, ist auch außerordentlich und sicher stand auch bei ihnen nicht das Geld im Vordergrund (oder gar im Gegenteil).

Aber sicher ist auch, dass man dieses Buget nicht mit den vom sma beispielhaft erwähnten 100 Exemplaren wieder hätte einspielen können. Darauf wollte ich hinaus.
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

Das mit den 400€ für 100 Bücher erwähnte ich, weil das eine Größenordnung ist, die einen noch nicht arm macht, wenn das Projekt scheitert - insbesondere wenn es von mehreren Fans zusammengelegt wird. Die Arbeit, die sie da eh hineinstecken werden, wird diese Summe deutlich übertreffen.
Bei einer Eigenpublikation ist das sicher richtig.

Schwieriger wird es, wenn Du eine Übersetzung hast, da musst du ja auch Rechte aushandeln - und ggf. als Privatperson gegenüber einem Verlag, dazu noch in einer Fremdsprache. Und man darf nicht vergessen, es gibt auch Unstimmigkeiten,ich erwähne mal als jüngstes Beispiel den DnD-Entzug bei WotC/F&S oder die eingestampften Cthulhu-Werke bei Ars Ludi (?) wegen fehlerhaft Unterlizenz. Auch wenn die Produktionskosten in dem Beispiel bei 400 Euro liegen kommen ggf. Lizenzkosten und anderes dazu - und ggf. auch eine Haftung über eine noch größere Summe.
 
AW: Fan-Produktion oder Verlags-Produkt - wie schwer ist das Selbstherausgeben?

Gerade bei Übersetzungsprojekten von im Original bereits als KOMMERZIELLE Produkte vorhandenen Rollenspielen hat man es so gut wie immer mit rechtlich (und damit auch finanziell) relevanten Lizenzverträgen zu tun, da auch der Original-Ersteller bzw. der Verlag, unter dem die Original-Lizenz hängt, eben GELD sehen will.

Reine Freebies, kostenlose Werbeträger und Unterstützungsmaterialien, darf man meist - nach NACHFRAGE! - auch "einfach so" übersetzen und ins Netz stellen. - Aber sobald die Lizenzlage nicht eindeutig ist (und dazu reicht oft schon die Verwendung von Original-Schriften, -Bildern, usw.), kann das zu echten Problemen führen.

Leichter hat man es wirklich nur bei VOLLKOMMEN aus der EIGENEN Feder stammenden Texten und Bildern.

Das mag auch ein Grund für manche Selbstverlagsaktivitäten sein: Man behält die KONTROLLE über das eigene Produkt. Und zwar VOLLSTÄNDIG!

Ich würde ja GERNE mehr für z.B. BoL machen - gerade auch Übersetzungen kommerzieller Produkte oder (hier reines Wunschdenken!) NEUE deutsche BoL-Bände zum Beispiel zu Tharun, der Welt der Schwertmeister, die sich geradezu AUFDRÄNGT als Sword&Sorcery-Welt bespielt zu werden. - Doch letzterer Wunsch wird nie etwas werden, weil hier gleich mehrfache Lizenzlagen und mehrere Verlage auf einmal betroffen sind. Solch ein Knäuel so zu entwirren, daß man dann tatsächlich die Erlaubnis erhält, an einem solchen Projekt zu arbeiten, ist schier unmöglich. (Wer es hinbekommt: Ich wäre gerne mit im Team!)

Normalerweise gibt es eigentlich wenig Grund ständig neue Regelsysteme zu entwickeln, nur weil jemand eine tolle Idee für eine Spielwelt, ein Setting hat. Hier ist auch die Frage nach der Lizenzlage, wenn man generische Regelsysteme wie Savage Worlds oder andere verwenden möchte. - Derartige - für Nichtjuristen meist eher "unspaßige" - Klärungen kann man sich sparen, wenn man einfach das nächste W%, W10-Pool-System, 2W6-Zielwert-System usw. zusammenschustert. Das ist dann was "Eigenes" und taugt meist nicht wirklich was, aber die Besitzer der generischen Grundregeln können sich ja selbst eine Conversion des tollen Settings auf ihr Lieblingssystem machen.

Das funktioniert prächtig! - Ich kaufe oft interessant aussehende Spielwelten und schaue mir das Regelsystem meist nicht einmal näher an, weil es mich nicht interessiert, sondern ich einfach das Setting auf mich wirken lasse und eine Hauruck-SW-Conversion dazu zusammenschustere.

Arbeitet man mit einem Verlag zusammen, dann begibt man sich auch durchaus in eine Abhängigkeit. Entscheidet die Verlags-Politik, daß z.B. eine Produktreihe, die das eigene Arbeitsergebnis enthält, nicht mehr fortgeführt wird, dann ist man halt gearscht, wenn man gerne Folgeprodukte produzieren möchte (weil ja vor allem das Grundbuch, auf das diese aufsetzen müßten, irgendwann nicht mehr verfügbar sein wird und auch nicht nachgedruckt werden wird!).
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

Aber sicher ist auch, dass man dieses Buget nicht mit den vom sma beispielhaft erwähnten 100 Exemplaren wieder hätte einspielen können. Darauf wollte ich hinaus.
Alles klar, hatte ich missverstanden.

Wie üblich hat Zornhau umfangreich geantwortet, aber mir ging es nicht um den Aufwand, das Werk erst einmal zu erstellen (egal ob etwas eigenes oder eine Übersetzung, die natürlich u.U. Lizenzgebühren nach sich zieht), sondern was der Unterschied zwischen einer Selbstpublikation und der über einen Verlag ist.

Die Hoffnung ist also laut Zornhau, dass ein Verlag bessere Werbung macht und seine etablierten Vertriebskanäle nutzt und daher die Bücher in vielen Läden landen. Er kann ebenfalls Lizenzkosten vorstreckt. Schließlich hilft er, den notwendigen Druck aufzubauen, auch fertig zu werden. Dann ist da die Beobachtung, dass Lulu zu hohe Versandgebühren hat.

Ich erwähnte den Großhändler, weil ich dachte, dass man dort auch einen Stapel Bücher in das System "einsplicen" könnte. Wenn die Marge vielversprechend ist, sollte doch auch ein Großhändler nicht abgeneigt sein. Vielleicht kann man ja sogar Amazon hier nutzen.
Großhändler bestimmen die Margen, denn sie wissen genau, wie wichtig sie sind. Die Topmarge im echten Buchhandel liegt bei rund 52,5 %. Im Rollenspielsegment aufgrund der kleinen Auflagen und gewachsener Strukturen, ist sie sogar noch höher. Nur mal so als Rahmeninfo.

Bei einer Lizenz gäbe es ja vielleicht auch die Möglichkeit, nicht im Vorfeld sondern anteilig zu zahlen. Ich habe leider so gar keine Vorstellung davon, was diese kostet. Zufällig weiß ich, was Pegasus, als es noch klein und jung war, für die deutsche GURPS-Lizenz gezahlt hat, aber das ist ja schon fast 20 Jahre her. Zudem wäre BoL doch eine andere Liga als GURPS - selbst GURPS vor 20 Jahren.
Eine Lizenz liegt im Schnitt zwischen 2,5 bis 10 Prozent des NVP. Je nachdem, wie gut der Lizenzgeber verhandelt UND welches Material enthalten ist (Bilder, Layout, etc.). Im Normfall wird auf die jeweilige Auflage der Abschlag im Voraus bezahlt.

Das mit den 400€ für 100 Bücher erwähnte ich, weil das eine Größenordnung ist, die einen noch nicht arm macht, wenn das Projekt scheitert - insbesondere wenn es von mehreren Fans zusammengelegt wird. Die Arbeit, die sie da eh hineinstecken werden, wird diese Summe deutlich übertreffen.
Kommst Du nicht mit hin, wenn Du einigermaßen Qualität haben willst. Denn etwas, das billig aussieht, durchscheinendes Papier hat und schnell auseinander fällt, verkauft sich nicht.

Bleibt der innere Schweinehund, der einem immerzu einflüstert, dass morgen ja auch noch ein Tag sei, an dem man anfangen könnte. Dagegen weiß ich dann auch keine Rat :)
Schlachte ihn.
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

Was mir noch eingefallen ist - und da es jetzt im allgemeinen Bereich verschoben ist, passt es auch noch.

Labyrinth Lord mit seiner limitierten RPC-Auflage von 200 Stück ist komplett in Eigenregie entstanden, bevor sie bei Mantikore unterkam. Aber natürlich hatte Moritz da sehr gute Kontakte, schon eigene englische Werke vorliegend und es war eine Art Sahnehäubchen zur kostenlosen .pdf-Ausgabe. Im Prinzip war da letzteres auch ausschlaggebend - da es das Original als kostenloses .pdf gab, konnte man hier ansetzen und eine deutsche Version als zusätzliches Bonbon anbieten.

Mir fallen da noch zwei Projekte eines Freundes ein, da geht es dann allerdings in der Tat innerer Schweinehund.

Und noch ein Beispiel, wo das läuft: im 3w20-Blog, der übersetzt ja oft kleine Indygeschichten, angefangen von Fiasko-Settings bis hin zu ganzen Büchern. Aber auch hier dürfte das so gut klappen, weil er es kostenlos anbietet und man zu Fiasco weiterhin das Grundbuch benötigt, zumindest theoretisch.

-> 3w20 | Freie moderne Rollenspiele auf Deutsch
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

Eine Lizenz liegt im Schnitt zwischen 2,5 bis 10 Prozent des NVP. Je nachdem, wie gut der Lizenzgeber verhandelt UND welches Material enthalten ist (Bilder, Layout, etc.). Im Normfall wird auf die jeweilige Auflage der Abschlag im Voraus bezahlt.

Das ist ein Problem, finde ich. Natürlich ist es fair, wenn die Urheber von Texten und Bildern am Ertrag beteiligt werden. Aber sollte man wirklich im Voraus bezahlen? Wir wissen ja schon, dass es mit diesen Kleinstauflagen kein Geld zu verdienen gibt, sondern höchstens ein Schmerzensgeld für die Beteiligten (und die Verhinderung von Verlusten). Unter diesen Bedingungen wäre es fair, wenn die Urheber/Übersetzer/Zeichner sich darauf verständigen würden, ihre Beteiligung erfolgsabhängig abzurechnen.

D.h.nach Abzug der Druck- und Vertriebskosten wird einmal im Jahr (oder ähnlich) ermittelt, ob und wieviel Gewinn das Produkt gemacht hat. So würde das finanzielle Risiko begrenzt, was dazu beitragen könnte, dass es mehr mutige Kleinstprodukte geben kann. Kann man die Washburnes und Lensings von diesem Modell überzeugen?
 
AW: Ist Weiteres BoL-Material geplant?

D.h.nach Abzug der Druck- und Vertriebskosten wird einmal im Jahr (oder ähnlich) ermittelt, ob und wieviel Gewinn das Produkt gemacht hat.
Über wieviele Jahre will man denn hier noch stets seine Abrechnungen machen? - Bis die letzten der 500, 1000 oder 1500 Exemplare verkauft sind? Da kommen dann am Schluß Cent-Beträge zusammen, die sogar die eigentlichen Verwaltungskosten für die Abrechnung unterschreiten dürften.

Zudem sind die "großen" Rollenspielverlage längst nicht so groß aufgestellt, wie RICHTIGE Buchverlage, in denen auch hunderte oder tausende Autoren mit deren individuellen Abrechnungsvereinbarungen geführt werden können.

Einmal für ein bestimmtes Auflagenvolumen Geld zu zahlen bedeutet EINMAL den Abrechnungs- und Verwaltungsaufwand dafür zu haben. Je nach Vertrag z.B. einmal 500 Euro für eine 500er-Auflage statt dieses Jahr 113, nächstes Jahr 98, übernächstes 78, das darauffolgende 54 - macht 343 Euro nach vier Jahren, noch 157 Euro ausstehend. - Solch eine Zahlungsweise ist nicht sinnvoll.
 
AW: Fan-Produktion oder Verlags-Produkt - wie schwer ist das Selbstherausgeben?

Hier geht es um die Frage, wer das wirtschaftliche Risiko tragen soll. 500 Euro aus der hohlen Hand zu zahlen, ist ein erhebliches Risiko. Wer ist bereit, das zu übernehmen? 113 Euro zu zahlen, wenn man dieses Geld tatsächlich bereits eingenommen hat, ist dagegen schmerzlos. Das spricht bei Liebhaberprojekten (die von einer verschworenen Interessengemeinschaft betrieben werden müssen!) für das letztere Modell. Dann geht es praktisch nur noch um die Frage, wie oft man die Abrechnung macht, damit es nicht im von Dir beschriebenen Klein-Klein endet.
 
AW: Fan-Produktion oder Verlags-Produkt - wie schwer ist das Selbstherausgeben?

Oder man macht es - wie es ja aktuell ganz modern ist - per "Ransom"- bzw. "Kickstarter"-Modell.

Also: ERST das Geld durch die Fans eintreiben, DANN sich an die Übersetzung oder die Erstellung machen.

Mittels Kickstarter könnte man durchaus 500+ Euro zusammenbekommen, die man dann dem Lizenzgeber übergeben könnte. Man kann - wie Kickstarter-Projekte zeigen - sogar noch DEUTLICH MEHR Geld mobilisieren, so daß auch Druckkosten und eventuell ein kleines Budget für neue Zeichnungen drin sein könnten.
 
AW: Fan-Produktion oder Verlags-Produkt - wie schwer ist das Selbstherausgeben?

Stimmt, das ist auch ein tolles Modell. Wahscheinlich würde ich versuchen, beide Modelle zum kombinieren: per Kickstart vorher etwas Spielged einsammeln, um mich hinsichtlich der Druckkosten abzusichern und den Kreativen eine (gedeckelte) Erfolgbeteiligung anbieten.
 
AW: Fan-Produktion oder Verlags-Produkt - wie schwer ist das Selbstherausgeben?

Crowdfunding a la Kickstarter scheint in den USA recht gut zu funktionieren (als ich eben guckte, gab es da ein Kartenspiel, das 21.000$ einsammeln wollte und jetzt bei 68.000$ steht). Gibt es einen vergleichbaren Dienst auch für Deutschland? Um Kickstarter zu nutzen, muss man US-Bürger sein.

Stefan
 
AW: Fan-Produktion oder Verlags-Produkt - wie schwer ist das Selbstherausgeben?

@Topic:
Wenn man das in der Freizeit macht, braucht man vor allem gute Freunde, wenn man mehr als ein gratis Hobby PDF anbieten will.
Und das ist dann auch die größte Hürde.
 
AW: Fan-Produktion oder Verlags-Produkt - wie schwer ist das Selbstherausgeben?

Crowdfunding a la Kickstarter scheint in den USA recht gut zu funktionieren (als ich eben guckte, gab es da ein Kartenspiel, das 21.000$ einsammeln wollte und jetzt bei 68.000$ steht). Gibt es einen vergleichbaren Dienst auch für Deutschland? Um Kickstarter zu nutzen, muss man US-Bürger sein.

Stefan
Ja, startnext.de - darüber realisiert F&S gerade ein Buchprojekt.
 
AW: Fan-Produktion oder Verlags-Produkt - wie schwer ist das Selbstherausgeben?

Crowdfunding a la Kickstarter scheint in den USA recht gut zu funktionieren (als ich eben guckte, gab es da ein Kartenspiel, das 21.000$ einsammeln wollte und jetzt bei 68.000$ steht). Gibt es einen vergleichbaren Dienst auch für Deutschland? Um Kickstarter zu nutzen, muss man US-Bürger sein.

Stefan
Ich glaube nicht, dass Daniel Lieske US-Bürger ist. The Wormworld Saga App by Daniel Lieske — Kickstarter

Bzw kann man ihn einfach mal fragen, wie er es gemacht hat auf Kickstarter. Ist ja ein netter Mensch.
 
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