Fallen Vampire zu leicht in Raserei?

Magnus Eriksson

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Selbst Beleidigungen und bedrohliche Situation koennen einen Vampir in Raserei fallen lassen (Schw 4). Koerperliche Provokationen haben sogar schon Schwierigkeit 6 und man muss 5 Erfolge auf Selbstbeherrschung sammeln, um die Kontrolle zu behalten.
Brujah Clansschwaeche oder andere Nachteile koennen die Raserei-Wahrscheinlichkeit noch deutlich erhoehen.

Z.B. muesste jeder Kampf eigentlich mit einem Wurf auf Selbstbeherrschung beginnen und von mehreren Charakteren wird bestimmt jedesmal einer patzen. Also endet auch jeder Kampf damit einen durchgedrehten Charakter wieder einzufangen und ruhig zu stellen.
Aber selbst wenn die Harpyien zu frech werden oder der Malkavianer zu sehr nervt kann es schon eng werden.

Zieht ihr das so streng durch oder fallen eure Vampire nur aus dramaturgischen Gruenden in Raserei?
 
So 'ne Mischung aus beidem, würde ich sagen. Wir würfeln die Raserei Regeln nicht streng nach Liste, aber wir orientieren uns daran. Wenn wir denken, dass es gerade irgendwie sinnig wäre, mal auf Raserei zu würfeln, dann tun wir das....auch dann, wenn's die Szene komplett auf den Kopf stellen könnte. Prinzipiell funktioniert das wie mit allen anderen Regeln: Wir dienen nicht den Regeln, sie dienen vielmehr uns. Und tatsächlich flippen die meisten auch einfach aus, ohne, dass man extra würfeln müsste. Wie sie das halt gerade gut finden.

Auf Würfe bestehen würde ich als SL nur dann, wenn ich wirklich das Gefühl habe, der/die Spieler/in versucht, das komplett unter den Tisch fallen zu lassen und eigentlich 'nen ausgeglichen Zen Master mimt, statt ein Monster, ohne wertetechnisch auch nur das geringste getan zu haben, um das zu rechtfertigen. Aber so ein Problem hatten wir schon seit Jahren nicht mehr.
 
Es ist schon lange her, das ich Masquerade gespielt habe. Aber soweit ich mich erinnere haben wir eine gute Mischung aus hohen werten kombiniert mit auto erfolgen gespielt. Rötschreck war dagegen immer so eine Sache.

Wir dienen nicht den Regeln, sie dienen vielmehr uns.
Frei nach Jesus Christus. Hätte ich dir garnicht zugetraut.
 
Mein Leitungsstil ist da etwas diktatorischer. Wenn es passt lass ich würfeln, wenn es nicht passt, dann verzichte ich darauf.
 
Das Ganze wird noch einmal problematischer, wenn du Charaktere mit Instinkt hast, die automatisch der Raserei verfallen, sobald die Schwierigkeit ihren Instinkt-Wert übersteigt, auch wenn sie die Raserei zumindest in gewisser Weise lenken können.

Wir machen das ähnlich wie Halloween Jack. Es ist bei uns allerdings schon okay, wenn die potentielle Gefahr einer Raserei relativ omnipräsent ist. Der Kontrollverlust kann zwar in manchen Fällen erwünscht sein, stellt jedoch für die meisten eine unmittelbare Konfrontation mit ihrer Natur dar und funktioniert auch als Erinnerung daran, dass man letztlich den Gesetzen dieser Natur unterworfen ist.
 
1.) Ich sehe darin kein Problem. Vampire die ständig kämpfen - und das nicht nur gegen irgendwelche Pfeifen, die man im Vorbeigehen erledigt oder in bewusst geplanten Kampfsituationen - die fallen dann eben auch immer mal wieder in Raserei. Unter "körperliche Provokation"verstehe ich nicht, dass man gezielt in ein Sabbatnest vordringt und dort alles wie erwartet zum erwarteten Kampf führt, der ohne besondere Zwischenfälle abläuft.
Und unter "Beleidigung" verstehe ich nicht, dass irgendwer auf der Straße mal eben von der anderen Straßenseite rüberpöbelt.
Ich verstehe darunter Situationen die ernsthafte Angriffe auf die Gelassenheit eines Menschen darstellen. Wenn ich mir unsicher bin, lasse ich vor der Raserei-Probe noch eine Selbstbeherrschungsprobe würfeln. Wenn die gelingt, dann juckts den Charakter überhaupt nicht. Wenn sie scheitert, ist er gereizt und muss eine Rasereiprobe ablegen. Wenn er patzt, erschwere ich die Rasereiprobe.

2.) Sooo schwierig sind Raserei-Proben nicht zu bestehen. In den ersten Wurf sollte man, wenn die Raserei gerade besonders schädlich wäre auf jeden Fall einen Willenskraftpunkt einsetzen. Damit ist einer von 5 Erfolgen schonmal geschafft...

3.) Am Ende steht dann natürlich noch immer die nicht eindeutig zu beantwortende Frage, wie man Rasereien auslegt. Viele scheinen das ja als großen Amoklauf zu zelebrieren, wo alles und jeder zerfetzt wird.
Ich hingegen bevorzuge es die Raserei als ultimative rücksichtslose Triebbefriedigung auszuspielen, d.h. der SC stürzt sich mit allem was er hat darauf, die Quelle der Provokation zu beseitigen bzw. wenn das nicht möglich ist, dann alles zu beseitigen, was ihn daran hindert.
Insofern wäre ein "vom Sabbat angeschossen werden und durch die lebensbedrohliche Situation in Raserei geraten" nur insofern doof, weil der SC nicht mehr rational taktisch vorgeht, sondern sich wie wahnsinnig auf den Feind stürzt.
Wenn in einem echt bedrohlichen Kampf einer von vier Charakteren patzt, durchdreht und mit Klauen und gefletschten Zähnen brüllend nach vorne stürmt, finde ich das durchaus vampirisch stimmungsvoll.
 
Wie sehen eure "Triebbefriedigungen" bzw. Rasereien denn so aus, wenn es nicht das krallenbewerte, zähnefletschende Vorstürmen ist?
Spielt ihr Rasereien auch mal anders als das klassische "Tier bricht aus und let's fetz"? Bei uns war es leider immer das typische...entweder man lässt dann machen und braucht regelmäßig neue Charaktere oder man interagiert.
 
Gerade dann ists ja besonders witzig.
Immer nur würfeln, damit was passiert, was eh schon eingeplant war, ist ja langweilig.

Ist bei Sachen, die mit "Immer nur...." beginnen, ja oft so. :D

Mein größtes Problem bei dieser Rasereiwurf-Nummer ist ja wieder, dass die Notwendigkeit zu subjektiven Entscheidungen quasi bereits in die Regeln implementiert worden ist. So, wie du sagst halt. Wann bin ich denn beleidigt? Wann muss ich denn würfeln? Einfach immer 'nen Rasereiwurf zu machen, sobald jemand "Hurensohn" bellt, kann's ja nicht sein. Wir spielen da schließlich Vampire, keine Schulhofproleten.

Mir ist es da lieber, alle entscheiden das so, wie sie gerade Bock haben. Und wer gerade kein Bock hat, obwohl's richtig richtig richtig Sinn machen würde (2 BPs noch übrig und man brennt wie 'ne Fackel), den kann man ja immer noch mit Chips bewerfen und ausbuhen, bis er's sich anders überlegt.
 
Was ich eigentlich am spannendsten finde, ist ja, wie sich das auf das Verhalten der Vampire untereinander auswirkt. Das man andere Vampire einfach immer wie rohe Eier behandeln muss, weil man weiss ja nie, was bei denen die Raserei triggern koennte.
Ein Anarch wird nicht einfach oeffentlich Ahnen beleidigen koennen, wenn er nicht total lebensmuede ist und selbst das neue Kunstwerk des Toreadors muss man mit hoeflichen Interesse zur Kenntnis nehmen und Kritik sehr zurueckhaltend formulieren.

Sicherlich bedeutet es fuer Ahnen Statusverlust, wenn sie sich nicht unter Kontrolle haben, aber dass troestet den Neugeborenen ohne Kopf wenig.
 
Aber ich verstehe die Vampirgesellschaft genau so. Weil der Ahn eben weiß, dass es ihm erhebliche Nachteile bringen kann, bleibt der Neugeborene am Unleben. Die Raubtiere umkreisen einander und warten darauf zuschlagen zu können, wenn sie dadurch keine Nachteile zu erwarten haben.
 
Ist bei Sachen, die mit "Immer nur...." beginnen, ja oft so. :D

Mein größtes Problem bei dieser Rasereiwurf-Nummer ist ja wieder, dass die Notwendigkeit zu subjektiven Entscheidungen quasi bereits in die Regeln implementiert worden ist. So, wie du sagst halt. Wann bin ich denn beleidigt? Wann muss ich denn würfeln? Einfach immer 'nen Rasereiwurf zu machen, sobald jemand "Hurensohn" bellt, kann's ja nicht sein. Wir spielen da schließlich Vampire, keine Schulhofproleten.

Mir ist es da lieber, alle entscheiden das so, wie sie gerade Bock haben. Und wer gerade kein Bock hat, obwohl's richtig richtig richtig Sinn machen würde (2 BPs noch übrig und man brennt wie 'ne Fackel), den kann man ja immer noch mit Chips bewerfen und ausbuhen, bis er's sich anders überlegt.
Das Storyteller-System ist eben wirklich nicht gut um Dinge wirklich zu verregeln. Wenn am Spieltisch Uneinigkeit besteht, wird nach dem Blick ins Buch noch viel mehr Uneinigkeit bestehen. Aber wenn man offen damit umgeht, klappt es sehr gut.

SL: "Der Typ nennt dich Arschloch - und beschimpft deine Mutter."
Spieler: "Meine Mutter??? Verdammt, und das ausgerechnet heute - da sollte ich jetzt eine Raserei-Probe würfeln, oder?"
SL: "Ja, denk ich auch. Schwierigkeit 6."
Spieler: "Naja, auf der anderen Seite hatte ich das ja schon kommen sehen als ich zu dem gegangen war."
SL: "Ja, hast recht. Das kennst du inzwischen und kommst damit in der Regel immer gut klar. Machen wir 5."
 
Wir haben das bei unserem letzten Vampire Experiment tatsächlich mal so durchgezogen wie es im Buch stand. Das Ergebnis war eigentlich ganz interessant - Vampire die auf Eierschalen umeinander tänzeln, versuchen nichts zu sagen was andere provozieren könnte - und Neugeborene, die so eine Art Pulverfass sind dass droht zu explodieren.

Ich fand's gar nicht schlecht. Der Unterschied zwischen Vampiren und Menschen und die Unmöglichkeit eine normale Beziehung zu führen wird dadurch betont. Und als ein Schläger tatsächlich das Feuer auf den Tremere(!) eröffnet hat, ist dieser unter Einsatz aller Kräfte über den Kerl hergefallen und hat ihn wirklich zerrissen (was Menschlichkeitswürfe nach sich zog). Danach wurden auch die Spieler vorsichtiger, weil sie das Tier in sich bemerkten.

Man muss natürlich in dem Fall wirklich acht geben wie man das mit dem Tier anfängt - für eine Gun&Action Kampagne würde ich das vermutlich bleiben lassen, weil die Charaktere hier ausbrennen werden wie die Kometen.
 
Ich habe hier irgendwann mal was über ein Cthulhu/Vampire Crossover in Arkham geschrieben, und nach dem Post hatte ich soviel Lust auf Maskerade, das ich an einem Tag wo die übliche Runde nicht komplett da war, eine Runde Maskerade in Arkham eingeschoben habe. Und da wir in den letzten Jahren einen gewissen Hang dazu haben die Regeln mal tatsächlich zu LESEN und erstmal so zu probieren wie sie im Buch stehen, kamen die Rasereiregeln sehr heftig rüber. Aber als der erste Schock verdaut war ("Wie? Der Bücherwurm springt dem Typen an den Hals und zerreisst ihm die Kehle? Oh!"), hatten wir alle einen Heidenspaß damit. Passte aber auch gut zu der bedrohlichen Atmossphäre in Arkham und die angespannten Nerven.
 
Ich persönlich verstehe die Regeln so das man sie dann nutzt wenn das Ergebnis innerhalb des Kontext (Atmosphäre / Spielverständnis) interessant ist bzw. passend kann.

Das heißt es wird nicht bei jeder Beleidigung, bei jedem Rempler und nicht zwingend im Kampf gewürfelt.
Meines Erachtens sind die Regeln schließlich nicht mit der Intention geschrieben worden die Welt (vollständig) zu simulieren.

Es wird dann gewürfelt wenn man der Ansicht ist das die Provokation tatsächlich zu einem vampirischen Kontrollverlust, zu dem hervorbrechen des Tiers führen kann. Hierbei wird sich dann an denn vorgeschlagenen Schwierigkeiten orientiert.
 
("Wie? Der Bücherwurm springt dem Typen an den Hals und zerreisst ihm die Kehle? Oh!")

Wenn man das konsequent nach Regeln spielt, habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass der Bücherwurm sich lächerlich macht weil er tobt und wütet und außer Sachbeschädigung doch nichts zu bewirken weiß.

Ich handhabe das in meiner Runde gerade so, dass ich würfeln lasse wenn ich meine, dass es für die Situation angemessen. Dabei lasse ich allerdings auch nicht für jede Pöbelei oder Spitzfindigkeit würfeln, außer der entsprechende Charakter hat niedrige Menschlihkeit oder einen niedrigen Blutvorrat. Es ist also vieles situationsabhängig.
 
Wie sehen eure "Triebbefriedigungen" bzw. Rasereien denn so aus, wenn es nicht das krallenbewerte, zähnefletschende Vorstürmen ist?
Spielt ihr Rasereien auch mal anders als das klassische "Tier bricht aus und let's fetz"? Bei uns war es leider immer das typische...entweder man lässt dann machen und braucht regelmäßig neue Charaktere oder man interagiert.
Eigentlich ist "Das Tier" eben genau das - "das Tier", nicht ein bestimmtes Tier (allzu keine Art Totem oder sowas). Trotzdem habe ich schon manchmal so ein Bild vor Augen, daß mein Tier eher einem Bären entspricht, der, wenn gereizt, dann auch ordentlich mit den Pranken um sich schlägt (eben "let's fetz"). Eine unserer Toreador-Spielerinnen empfand ihr Tier eher als Schlange, als kalt, berechnend, hinterhältig, gefühllos. Als ihr Tier einmal ausbrach, verwandelte sich unsere herzallerliebste Chanteuse plötzlich in eine Art Hannibal Lecter und begann, geradezu methodisch, aber nicht minder blutig als bei anderer Leute Raserei, ihre gerade anwesenden Gegner zu eliminieren. Mit einem Schlag zeigte die Torrie, daß auch sie eine sehr, sehr dunkle Seite hatte, die sich nun ihre Bahn brach.
 
So wörtlich habe ich "das Tier" ehrlich gesagt nie genommen. Für mich war das immer eine Art (im christlich-abrahamitisch konnotierten Hintergrund des Spiels) "dämonische" Urkraft, wie eben auch hier und da im Kontext beschrieben. Das ist etwas "Urböses" und gleichzeitig instinktgesteuertes, das Mordlust, Hinterlist, Bösartigkeit und Blutdurst vereint. In der Raserei kommt das in der extremsten Form hervor, stillt die persönliche Gier und vernichtet, was im Weg steht. Da kommt dann auch schonmal mehr der irre lachende, gefräßige Teufel zum Vorschein, als nur die hirnlose, schreiende Bestie, die um sich schlägt. Je nach Charakter und Situation.
 
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